- Lexikon
- Kunst
- 2 Kunstgeschichte
- 2.5 Das 19. Jahrhundert
- 2.5.2 Bildhauerei
- Jugendstil in der Bildhauerei
Der Begriff „Jugendstil“ kommt aus Deutschland und ist von der Münchener Kunstzeitschrift „Jugend“ abgeleitet. In Frankreich wurde dieser Stil Art nouveau, in Italien Stile Liberty, in Großbritannien Modern Style und in Österreich Sezessionsstil genannt. Neben den Einflüssen aus der englischen Bewegung Arts and Crafts gab es durch die Öffnung Japans Mitte des 19. Jahrhunderts erstmals Einblicke in das Kunstschaffen Asiens. So wurde der Jugendstil auch von den asiatischen Holzschnitten beeinflusst.
In der Bildhauerei lassen sich sehr unterschiedliche Strömungen erkennen. Dabei ist zu beachten, dass meistens ein bestimmter Stil nicht rein auftritt, sondern mit Einflüssen anderer Stile behaftet ist. In vielen Fällen hängt das mit der Ausbildung und künstlerischen Herkunft der Künstler zusammen.
Im Jugendstil wurden selten monumentale Skulpturen geschaffen. Meist handelt es sich um kleinformatige Arbeiten, wobei die Künstler großen Wert auf Material und Oberfläche legten.
Ein häufiges Motiv waren idealisierte Frauengestalten, meist in lang fließenden Gewändern, verbunden mit pflanzlichen Ornamenten. Ein Beispiel dafür ist die Skulptur der „Weiblichen Figur“ im Stadtpark von Wien nach einem Entwurf von OTTO WAGNER (1841–1918). Diese Figur ist harmonisch gestaltet. Sie wirkt vornehm und ist im oberen Teil von einem Halbkreis aus Pflanzen umgeben.
Ganz anders die Gestaltung der Fassade der Österreichischen Postsparkasse, die ebenfalls von OTTO WAGNER geschaffen wurde. Diese zeigt einen rationalen Aufbau mit klar strukturierten Flächen, die mit Marmorplatten verkleidet sind und von Aluminiumbolzen gehalten werden. Seine Formensprache zeigt sich am deutlichsten am dekorativen Dachaufbau, dessen Ecken durch Viktorien, also wiederum idealisierten Frauenfiguren, mit Siegeskränzen akzentuiert werden.
Eine hohe Sensibilität für Lineamente und floral schwingende Ornamente drückt sich auch in dem „Brunnen mit fünf knienden Knaben“ (1898–1906) des belgischen Bildhauers GEORGES MINNE (1866–1941) aus. Fünf gleiche, auf dem Brunnenrand kniende Knabenfiguren aus Marmor – überschmale, sich je selbst umarmende, sinnend niederblickende Jünglinge mit stark stilisierten, in eine elegante S-Schwingung versetzten Körpern, zwar zusammen, dabei doch einzeln – eine seltsam traumverlorene Gruppe von hoher Künstlichkeit zeigt sich dem Betrachter.
Stand: 2010
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