- Lexikon
- Kunst
- 3 Malerei
- 3.8 Bildform
- 3.8.2 Gestaltungsmerkmale der künstlerischen Form
- Gestaltungsmerkmale der künstlerischen Form
Die künstlerische Form wird nach dem Grad der Nachahmung der Realität, insbesondere der Gegenstände und ihrer Beziehungen zueinander in folgenden Gestaltungsmerkmalen beschrieben:
Alle abgebildeten Objekte wirken nicht wie gemalt, sondern wie wirklich existent mit dem Ziel, den Betrachter zu täuschen (Trompe-l´Œil; frz. trompe-l'œil = Augentäuschung; Darstellungsweise in der Malerei, bei der durch naturalistische Genauigkeit mithilfe perspektivischer Mittel ein Gegenstand so wiedergegeben wird, dass der Betrachter nicht zwischen Wirklichkeit und Gemaltem unterscheiden kann. Solche Täuschungsbilder (oft besonders aufwendig gestaltete Ölgemälde) erfreuten sich besonders im Barock großer Beliebtheit).
In der Ausführung der Malerei sind kaum Malspuren erkennbar. Die Detailgenauigkeit ist so hoch, dass auch scheinbar nebensächliche Dinge in ihren wirklichkeitsgetreuen Beziehungen abgebildet werden. Mithilfe des Hell-Dunkels bzw. des Licht-Schatten-Verhältnisses wird die Plastizität der Objekte betont und die Zweidimensionalität des Bildes scheinbar aufgehoben.
Deutscher Meister um 1650: „Stillleben mit Schrank für Flaschen und Bücher“;New York, Sammlung M. Brandt.
Die Abbildung erscheint wirklichkeitsgetreu, nicht Augen täuschend. Malspuren bleiben in der Weise sichtbar, dass sie aus der Nähe deutlich erkennbar sind und mit Abstand betrachtet, wieder die realistische Wirkung der Form ergeben. Obwohl die Detailtreue recht hoch ist, werden unwesentliche Dinge nur noch undeutlich gekennzeichnet bzw. weggelassen. Das Helldunkel betont die Plastizität der Formen, lässt sie aber nicht wirklich existierend erscheinen. Das Malerische bekommt einen eigenen Wert.
EDGAR GERMAIN HILAIRE DEGAS: „Der Amateur“;1866, New York, Metropolitan Museum of Art.
Die Abbildung der Form in der impressionistischen Malerei orientiert sich am Naturvorbild. Im Sinne der Gesamtwirkung spielt die Detailtreue nur noch eine untergeordnete Rolle. Mit einem geeigneten Farbauftrag und einem besonderen Farbmischungsverhältnis entsteht der Eindruck z. B. von Gräsern oder Blättern, obwohl diese nicht explizit als Gras oder Blatt ausgeführt werden. Dadurch bleibt der Malprozess sichtbar und der Duktus dient zur Formcharakterisierung. Licht und Schatten widerspiegeln nicht mehr die realen Hell-Dunkel-Verhältnisse, sondern werden aus gestalterischen Aspekten eingesetzt.
ALFRED SISLEY: „Garten im Louveciennes im Schnee“;1874; Washington (D.C.), Philips Memorial Gallery.
Bildmotive der Wirklichkeit sind in der kubistischen Malerei noch erkennbar, gewinnen aber durch individuelle Veränderung von Form, Farbe und Bezügen einen eigenen künstlerischen Ausdruck. Meist werden Formen auf das Wesentliche beschränkt, Details nur noch verwendet, wenn ihnen eine tragende inhaltliche Funktion zugesprochen wird. Der gestalterische Prozess ist deutlich sichtbar. Noch vorhandene räumliche Tiefenwirkung entsteht nicht durch Hell-Dunkel-Modulation, sondern durch die Eigenwirkung der Farben. Auch der Einsatz von Licht und Schatten kann sich vom Wirklichkeitsbezug völlig lösen und gestalterische Funktion übernehmen.
FRANZ MARC : „Caliban, Figurine für Shakespeares ;Sturm'“, 1914
Freie künstlerische Formen weisen für den Betrachter keinen erkennbaren Wirklichkeitsbezug auf, selbst wenn der Malerei vorhandene Modelle zugrunde liegen. Die Zweidimensionalität wird betont, die Perspektive stark vernachlässigt bzw. überwunden. Die Farben erscheinen losgelöst von Linie und Fläche und ihr Eigenwert kommt vollständig zum Tragen. Großer Wert wird auf die Komposition und Struktur gelegt.
Die Entscheidung für eine bestimmte Bildform (starke Nachahmung, geringe Nachahmung) ist abhängig von verschiedenen Faktoren, wie:
Stand: 2010
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