Gestaltung in der Architektur: Licht

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Licht

Licht ist ein wesentliches Element in der Architektur und der Gestaltung von Räumen. Bestimmte Architekten benutzen es so, als ob es sich um einen Baustoff handelt.

In den Felsentempeln des Alten Ägypten, in den Kirchen des Mittelalters bis in die Gegenwart diente der gut berechnete Einfall von Tages- bzw. Sonnenlicht zur Verstärkung bestimmter kultischer oder religiöser Absichten.

Das nur Minuten dauernde mystische Lichtwunder der Tempel von Abu Simbel in Südägypten materialisierte die Gottheiten im Allerheiligsten für einen kurzen Moment, bevor sie für ein weiteres halbes Jahr in „ägyptischer Finsternis“ verschwanden. Der gigantische Tempel, der aus einem einzigen Felsblock herausgehauen wurde, ist in den 1960er-Jahren, während der Errichtung des riesigen Staudammes von Suez, in seine Einzelteile zerlegt und an höherer Stelle wieder errichtet worden.

Den Baumeistern gelang es, das mystische Lichtwunder zu bewahren: Der Tempel wurde so zur Sonne ausgerichtet, dass das Sonnenlicht nur zwei Mal im Jahr für einen Moment die im Innern befindlichen Pharaonenstauen erreicht und anstrahlt.

Wichtigste Kontraste zum Licht sind Halbdunkel und Schatten. Seit der Antike benutzt man Kanneluren (das sind senkrechte, aufrechte runde Vertiefungen) an Säulen, Pfeilern und Pilastern zur Licht-Schatten-Wirkung und als Mittel der optischen Erzeugung von Schlankheit. Jedes Architekturdetail wird erst durch den erzeugten Schatten deutlich sichtbar. Gleichförmige Ausleuchtung, z.B. durch grelles Mittagslicht, verringert die Plastizität des Bauwerkes.

„Achitektur ist das kunstvolle, korrekte und großartige Spiel der unter dem Licht versammelten Baukörper; unsere Augen sind geschaffen, die Formen unter dem Licht zu sehen: Lichter und Schatten enthüllen die Formen“, sagte LE CORBUSIER (1887–1965).

  • Der Grad der Beleuchtung,
  • die Lichtfarbe,
  • Schattenwirkung und
  • der Wechsel von Hell und Dunkel

nehmen Einfluss auf Wohlbefinden, Lebensrhythmus und Stimmung des Menschen. So führt z. B. auch dauernder Aufenthalt in einem schattenlosen, gleichmäßig und künstlich ausgeleuchteten Raum zu Dauerschäden am Gesamtorganismus. Dagegen ist ein räumlich unterschiedliches Hell und Dunkel gesundheitsfördernd.

Licht-Raum, Licht-Objekt, Oberflächenlicht, Illumination

Licht-Raum, Licht-Objekt, Oberflächenlicht, Illumination sollen die unterschiedlichen architektonischen Möglichkeiten verdeutlichen:

  • Der Licht-Raum ist ein fiktiver Raum, der entsteht, wenn ein Abschnitt eines Raumes hell beleuchtet wird, während der Rest im Halbdunkel oder Dunkel bleibt. Er ist z. B. dazu geeignet, Bühnensituationen zu gestalten (Theater, Zirkus). In einem großen Büro erlaubt der kleine Licht-Raum, der durch eine Tischlampe entsteht, einen Rückzug des Einzelnen zum Lesen oder Arbeiten. Lichträume, die durch eindringende Sonnenstrahlen erzeugt werden, „wandern“ mit der Sonne weiter.
     
  • Zum Licht-Objekt kann ein einzelnes Fenster, eine gotische Rosette, eine Lampe, eine Kerze u. a. werden. Das Licht von Objektreihen (Obergaden, Strahler, usw.) ist gerichtet. Es erzeugt eine sakrale Stimmung oder beleuchtet punktuell bestimmte Gegenstände (Kunstwerke, Schmuck usw.). Zur Verteilung mehrerer Lichtquellen im Raum ist wiederum Komposition nötig.
     
  • Mit Oberflächenlicht sind nicht nur das von Objekten und Flächen reflektierte Licht gemeint, sondern auch die erhellten Objekte und Flächen, die damit selbst zur „Lichtquelle“ werden (Alhambra, Granada).
     
  • Im Außenraum werden mit der Illumination die Formen bestimmter Gebäudeteile hervorgehoben oder historische Bauwerke angestrahlt.

In der Architektur erfüllt Licht vielfältige Aufgaben. Es wird

  • als Allgemeinbeleuchtung,
  • als Akzent- und Präsentationsbeleuchtung,
  • als Arbeitsplatzbeleuchtung,
  • als Leitsystem,
  • als Anstrahlung

eingesetzt. Es dient der

  • Orientierung,
  • Sicherheit,
  • Kennzeichnung von besonderen Arealen,
  • Repräsentation,
  • Anregung,
  • Erholung und
  • Schaffung von Atmosphären.

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Die Möglichkeiten der Lichtgestaltung werden immer vielfältiger. Lichtinszenierungen von Gebäudekomplexen (Messen, Industriebauten, Museen, Centren usw.) übernehmen spezielle Lichtdesigner. Diese haben mithilfe von Lichtsteuer- und Lichtregelsystemen komplexe und dennoch wirtschaftliche Beleuchtungskonzepte zu gestalten. Statt althergebrachter Raumbeleuchtung wird beim sogenannten „Lichtmanagement“ Beleuchtung in mehreren Schalt- und Dimmzuständen vorausgesetzt. Das Licht im Raum wird dynamisch und Energie wird gespart.

Die Ausnutzung von Tages- und Sonnenlicht sind in der Gegenwart Teil des architektonischen Konzeptes und oft mit Klimaprojekten gekoppelt. Die zunehmende Verwendung des Baustoffes Glas macht eine künstliche Abschattung nötig. Glasfronten benötigen einen Sonnenschutz, der angenehme Raumtemperaturen und trotzdem optimale Beleuchtung gewährleistet.

Stand: 2010
Dieser Text befindet sich in redaktioneller Bearbeitung.

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