- Lexikon
- Kunst
- 6 Architektur
- 6.5 Gestaltung
- 6.5.4 Farbe
- Gestaltung in der Architektur: Farbe
Die Farbgestaltung in und am Bauwerk gehört zu den großen kulturellen Leistungen der Gesellschaft. Dabei hatten jede Zeit und jede Epoche ihr spezifisches Verhältnis zur Farbe – schon im Altertum waren Bauten farbig gestaltet. Über die verschiedenen Epochen hinweg wurden dazu die unterschiedlichsten Materialien und Methoden genutzt. Bei der Gestaltung mit Farbe spielen zudem Kompositionsprinzipien und die Farbkontraste eine Rolle. Zu den ästhetischen Aufgaben der Farbgestaltung im Außenraum gehören u. a. die Zusammenfassung von Gebäuden zu Ensembles, Vorhangfassaden, das Hervorheben von Einzelbauwerken oder besonderen Bauteilen.
Die Farbgestaltung in und am Bauwerk gehört zu den großen kulturellen Leistungen der Gesellschaft. Jede Zeit und jede Epoche hatten ihr spezifisches Verhältnis zur Farbe in der Architektur.
¹ Sgraffito (ital. Kratzputz): mehrere Schichten verschiedenfarbiger Putze werden auf die Wand aufgetragen. Durch Abkratzen der oberen Schicht legt man die darunter liegende frei.
Farbanstrich auf Ziegelstein: Schabbelhaus in Wismar: Renaissance
Nach dem Ersten Weltkrieg entwickelte BRUNO TAUT (1880–1938) unter dem Einfluss des Expressionismus seine „Farbige Stadt“, und versuchte, Teile des Großstadtbildes durch starkfarbige Anstriche zu verändern (Magdeburg, 1921-1923). Auch ERNST MAY (1886–1970) setzte für die Siedlungen des Neuen Frankfurt Farbsysteme ein (1927–1928).
In London sticht vor allem der Picadilly Circus durch überdimensionierte Leuchtrekklame hervor, der so zum Touristenmagneten wurde.
Farbe kann auch durch Werbung wirken: Picadilly Circus, London
Der International Style hatte das vorherrschende Weiß zum Dogma erhoben. Bereits im Nationalsozialismus und bis Ende der 1950er-Jahre fand Naturstein zur Verkleidung öffentlicher Bauten Verwendung. In den 1960er-Jahren wurde das Grau des unverkleideten Betons (Sichtbeton) hoffähig. Zunehmend gestalteten Architekten Vorhangfassaden mit Glas, Kunst- oder Natursteinplatten.
In der Gegenwartsarchitektur existiert die Farbe im Außenraum als Anstrich (Wohnhäuser in Berlin-Lichtenberg, Quartier Schützenstraße des Architekten ALDO ROSSI), als Vorhangfassaden aus verschiedenen Materialien (Holz, Stein, Metall, Glas etc.), als massives Ziegel- und verschiedenfarbiges Klinkermauerwerk, als Keramik usw. (am Potsdamer Platz in Berlin wurde u. a. mit Stahl-Beton-Glas, mit unterschiedlichen Klinkern usw. gebaut).
Ästhetische Aufgaben der Farbgestaltung sind z. B.:
Wie im Außenraum erfuhr die Farbe im Innenraum durch die Jahrtausende einen Bedeutungswandel.
In der Gegenwart wird Farbe im Innenraum
Die Anwendung bestimmter Farben und Farbkombinationen in Arbeits-, Wohn-, Schul- und Praxisräumen stützt sich auf die Erfahrungen, dass sogenannte
Dabei sind diese Eigenschaften immer in Abhängigkeit von den Nachbarfarben zu sehen. Deshalb spielen auch bei der Gestaltung mit Farbe wiederum Kompositionsprinzipien und die Farbkontraste eine Rolle (Komplementär-, Hell-Dunkel-, Intensitäts-, Qualitäts-, Mengen-, Simultan- und Farbe-an-sich-Kontrast).
„Die Griechen, deren Tempel aus einem glasklaren, zuckerartigen Marmor waren, transparent und wunderschön, zweifelten nicht einen Augenblick und gaben diesen Tempeln bunte Farben. Farbe ist Leben und wir sollten dieses Element nicht gering schätzen, um es in unsere Werke eindringen zu lassen“ (ANTONI GAUDI).
Stand: 2010
Dieser Text befindet sich in redaktioneller Bearbeitung.
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