Die ältesten bisher gefundenen Schriftzeugnisse stammen aus der Zeit 3500 bis 3000 v. Chr. Sie wurden vor allem bei Ausgrabungen in der antiken Stadt Uruk gefunden. Mit ihrer Hilfe kann eine wichtige Epoche in der Entwicklung von Zahl und Schrift erforscht werden.
Wesentlich für das Entwickeln der Schrift war das Sesshaft werden. In dem fruchtbaren Gebiet zwischen Euphrat und Tigris boten sich dafür beste Voraussetzungen. Hier wurde der Pflug entwickelt. Mit seinem Einsatz und dem der Tiere konnten in der Feldwirtschaft hohe Erträge erzielt werden, d. h. mehr als für das Überleben notwendig war. Für die Vorratshaltung wurden Tongefäße gefertigt, für die Bearbeitung und Verarbeitung der Ernte Geräte. Es entstanden neue Gewerke.
Das war ein Grundstein für den Beginn der Arbeitsteilung, die Ausprägung verschiedener Berufe und später mit der Entwicklung des Handels und der Verwaltung die Entstehung von Städten. Zwangsläufig setzten damit erste Berechnungen und „Buchführungen“ ein. In Mesopotamien führte das zur Entwicklung der ältesten Schrift.
Im alten Mesopotamien wurden etwa ab dem 9. Jahrtausend v. Chr. tönerne Rechensteine benutzt. Es gab vier Grundformen: Kugel, Kegel, Zylinder und runde Scheiben.
Diese Rechensteine waren etwa 500 Jahre lang fast unverändert im Gebrauch. Sie hatten noch viele Nachteile, z. B. konnten Steine verloren gehen und sie waren leicht manipulierbar.
Als Verbesserung dieser Methode galt die Einführung von hohlen eiförmigen Tonbörsen. In diese wurden die Rechensteine gefüllt und anschließend mit Ton verschlossen. Auf ihrer Außenseite wurden Steinsiegel angebracht. So waren die Rechensteine fälschungssicher.
Als nächste Stufe wurden nicht nur Siegel angebracht, sondern auch Abdrücke, die die Anzahl der Steine angaben. Später wurden die Steine durch abgerundete Tonplatten ersetzt, die auf ihrer Vorderseite Siegel und Zahlabdruck enthielten. Sie gaben Informationen über die Anzahl der Objekte, sagten aber nichts über deren Art, oder ob es sich um einen Kauf, Verkauf oder Tausch handelte. Auf dieser Stufe war so eine Zahlschrift entstanden.
In der letzten Stufe vor der eigentlichen Schriftentwicklung enthielten diese Tontäfelchen bereits bildhafte Darstellungen, die die gezählten Gegenstände benannten. Es wurden auch Tonkugeln mit piktografischen Zeichen gefunden. Daraus kann man schließen, dass Tonbörsen und Tontäfelchen parallel im Gebrauch waren.
Die ältesten Schriftdokumente, die in der Stadt Uruk gefunden wurden, sind rechteckige Tontafeln. In ihre noch feuchte Oberfläche wurden Zeichen mit einem Griffel eingeritzt bzw. eingedrückt. Dazu wurden die Tontafeln in gleichmäßige Kästchen eingeteilt. Schreibgeräte waren zylindrische Griffel, die angespitzt wurden.
Die Analyse der gefundenen Tontäfelchen ergab, dass es sich bei den Texten vorwiegend um wirtschaftliche Aufzeichnungen handelte. Diese Texte enthielten keine Pronomen und generell keine sich wiederholenden Informationen. Allgemein bekannte Informationen wurden weggelassen.
Einige der gefundenen Tafeln enthielten Summenbildungen verschiedener Produkte. Dabei wurde auf der Vorderseite aufgeführt, was zu addieren war und auf der Rückseite findet sich das Ergebnis. Es waren immer Summen von konkreten Objekten, reine Rechnungen fand man nicht.
Die erste Form der Schrift in Mesopotamien ist die piktografische Wortschrift. Sie enthält sowohl naturalistische Bilder von Tieren, Pflanzen, Geräten usw. als auch abstrakte Symbole ohne unmittelbar erkennbaren Bezug zu realen Gegenständen. Einige der Piktogramme zeigen Abbilder von Rechensteinen, z. B. einen Kreis mit einem eingeritzten Kreuz.
Die Schriftzeichen (Bilder) wurden ohne vorgegebene Reihenfolge in die eingezeichneten Kästchen geritzt. Dies steht im Gegensatz zu Zahlzeichen, die nach ihrer Wertigkeit geordnet wurden. Die Tafeln wurden von rechts nach links und von oben nach unten beschriftet.
Der Einsatz von Piktogrammen hat mehrere Nachteile: Jedes Zeichen bezog sich immer auf einen konkreten Gegenstand. Das hieß, es musste eine große Anzahl von Zeichen verwendet werden.
Ein größerer Nachteil aber war die Ungenauigkeit der Schrift. Sie enthielt viele Mehrdeutigkeiten, da ein Zeichen für eine Reihe von Begriffen stand. In diesem Stadium war die sumerische Schrift eher eine Gedankenstütze als ein Mittel, um etwas zu dokumentieren und zu archivieren. Diese Schrift diente also nicht dazu, jenen etwas mitzuteilen, die keine Kenntnis von dem Vorgang hatten. Mit einer piktografischen Schrift war es nicht möglich, komplexe Gedankengänge zu formulieren.
Trotzdem finden sich in den sumerischen Texten bereits erste Phonetisierungsansätze. So werden einige Zeichen bereits als Silbenzeichen benutzt. Damit wurde versucht, genauere Bestimmungen von Gegenständen zu ermöglichen.
In Ägypten entwickelten sich so die Hieroglyphen, die ein Zeichensystem mit piktografischen, ideografischen und phonetischen Merkmalen sind.
Eine entscheidende Veränderung der sumerischen Schrift vollzog sich durch den Übergang zur Keilschrift. Dieser fand etwa 2700 bis 2600 v. Chr. statt. Er ging einher mit der Veränderung des Schreibgerätes und dem Anstieg der Anzahl von notwendig werdenden Texten.
Indem die Zeichen nicht mehr eingeritzt, sondern eingedrückt wurden, war ein bequemeres und schnelleres Schreiben möglich. Dieses Eindrücken führte dazu, dass die Rundungen in den sumerischen Schriftzeichen durch Winkel (Keile) ersetzt wurden. Das bewirkte eine sehr starke Abstraktion der ursprünglichen Schrift.
Stand: 2010
Dieser Text befindet sich in redaktioneller Bearbeitung.
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