Voraussetzungen für den Aufbau eines Kalenders

Um einen Kalender zu erstellen, sind drei Zeitgeber notwendig:

  1. Die Umdrehung der Erde um ihre eigene Achse als Zeitangabe für den Tag.
  2. Für die Zeitspanne eines Monats bot sich der Mond an und seine Phasen. Zunehmender Mond – Halbmond – abnehmender Mond – Neumond waren eine Grundlage für die Einteilung in 4 Wochen = ein Monat.
  3. Für die Länge des Jahres wurde die Dauer der Umdrehung der Erde um die Sonne als maßgeblicher Zeitgeber.

Der Kalender der Ägypter

Der ägyptische Kalender war ein Mondkalender. Die Ägypter legten dem Jahr 365 Tage zugrunde. Sie rechneten mit drei Jahreszeiten von je 120 Tagen oder 12 Monaten mit je 30 Tagen. Das entsprach etwa der Zeitspanne von Vollmond zu Vollmond. An jedes Jahr wurden 5 Tage angehängt, die sogenannten Epagomen (Hinzugefügte), um auf 365 Tage zu kommen. Für die Ägypter war die Einteilung der Zeit nach dem Sonnenjahr lebensnotwendig. Jährlich musste der genaue Zeitpunkt der Nilüberschwemmung bestimmt werden, weil der Ernteertrag von der Nilüberflutung abhing. Priesterastronomen berechneten diesen Tag und erwarben sich damit hohes Ansehen und Belohnung. Die Berechnung war erforderlich, weil ein Sonnenjahr 365,25 Tage (exakt 365,2563578 Tage) dauerte. Um die Berechnung zu erleichtern, ordnete König PTOLEMAEUS III., auch ENERGETES genannt, im Jahre 238 v. Chr. an, alle 4 Jahre statt der 5 Tage 6 Tage anzuhängen. Im Edikt von Canopus wurde das festgehalten. Diese Regel rief den Widerstand der Priesterastronomen hervor, da sie ihre Vormachtstellung bedroht sahen. Ihre Berechnungen wären überflüssig geworden, da nun die Nilüberschwemmung immer am gleichen Tag des Sonnenjahres stattfinden würde.

Der römische Kalender

Der römische Kalender begann ursprünglich mit dem 1. März. Die Jahre wurden gezählt seit der sagenhaften Gründung Roms durch Romulus und Remus 753 v. Chr. Damit der Frühlingsbeginn immer im März war, wurden relativ planlos Schaltmonate eingefügt. Diese oft willkürlichen Schaltungen hatten mitunter sogar politische Gründe, um beispielsweise Amtsperioden künstlich zu verlängern. Gegen Ende der römischen Republik war so das Kalenderwesen in völlige Unordnung geraten.
Als CAESAR nach seinen siegreichen Schlachten nach Rom zurückgekehrt war, musste er den römischen Kalender gründlich reformieren. Aus Alexandria hatte er den griechischen Astronomen und Mathematiker SOSIGENES nach Rom kommen lassen, der ihn bei der Kalenderreform beriet. CAESAR hatte kompromisslos das Sonnenjahr eingeführt und im Einzelnen Folgendes bestimmt:

  1. Der Jahresbeginn wird auf den 1. Januar festgelegt.
  2. Die Jahreslänge wird dem Sonnenlauf angeglichen. Jedes Jahr hat 365 Tage. Gemäß der Regel des ägyptischen Königs PTOLEMAEUS III. wird jedes vierte Jahr ein Schalttag eingeschoben, sodass ein Schaltjahr 366 Tage umfasst.
  3. Sechs Monate haben jeweils eine Länge von 31 Tagen, fünf Monate umfassen jeweils 30 Tage, und der Februar besitzt nur 29 Tage.
  4. Der Schalttag wird im Februar eingeschoben, sodass dieser Monat im Schaltjahr auf 30 Tage kommt. Dabei wurde aus religiösen Gründen der 24. Februar zum Schalttag, indem er zweimal gezählt wurde. In der römischen Datierung war der 24. Februar der sechste Tag vor den Kalenden des März (vor Märzbeginn). Somit erhielt der Schalttag die Bezeichnung „der zweite sechste Tag vor Märzbeginn“ (dies bisextilis). Die Franzosen nennen noch heute das Schaltjahr „année bisextile“.
  5. Das Jahr 46 v. Chr., in dem CAESAR die Kalenderreform veranlasste, erhielt zusätzlich zum Schaltmonat Februar noch weitere 12 Schalttage und zwei weitere Schaltmonate mit zusammen 67 Tagen. Dadurch umfasstre dieses Jahr 445 Tage und war somit das längste Jahr in der Geschichte der Zeitrechnung.

CAESAR zu Ehren und zu seinem Andenken wurde der Kalender julianischer Kalender genannt. Kurz nach seiner Einführung des Kalenders traten nochmals Fehler auf, da bereits nach dem 3. Jahr der Schalttag eingeschoben wurde. Erst Kaiser AUGUSTUS (63 v. Chr.–14 n. Chr., Großneffe und Adoptivsohn von JULIUS CAESAR) beseitigte 8 v. Chr. endgültig die letzten Fehler. Der römische Senat beschloss in Anerkennung der Verdienste CAESARS und AUGUSTUS' den fünften Monat (gezählt nach dem ursprünglichen Jahresbeginn März in Julius zu benennen und den sechsten Monat auf Augustus zu taufen.
Um die Monate gleichwertig erscheinen zu lassen, erhielten beide je 31 Tage. Deshalb nahm man dem Februar einen weiteren Tag, sodass er von da an nur noch 28 Tage im Gemeinjahr und 29 Tage im Schaltjahr hatte. Die Tageszahlen der übrigen Monate wurden beibehalten.
Der julianische Kalender war und ist ein reiner Sonnenkalender. Jahreslänge und Jahresbeginn werden allein durch den Sonnenlauf bestimmt und sind vom Mondlauf unabhängig. Das führte später zu Konflikten mit dem erstarkenden Christentum. Für die Christen wurde 325 n. Chr. im Konzil von Nicäa festgelegt, dass das Osterfest am Sonntag nach dem ersten Frühlingsvollmond zu feiern sei. Dabei gingen sie davon aus, dass der Frühling auf den 21. März fällt. Im Lauf der Zeit wich der zyklisch berechnete Vollmond immer mehr vom wahren Vollmondtermin ab. Grund dafür war, dass das Jahr 11 Minuten und 14 Sekunden kürzer ist als das julianische. Im 16. Jahrhundert war diese Differenz auf 10 Tage angewachsen.

Der gregorianische Kalender

Papst GREGOR XIII. (geboren am 1. Januar 1502 in Bologna, gestorben am 10. April 1585 in Rom, übernahm im Jahre 1572 nach dem Tode von PIUS V. das Pontifikat. Jener hatte bereits 1568 vergeblich versucht, eine neue Regelung für die Schaltjahre einzuführen. Auch GREGOR XIII. war sich der Schwierigkeiten bewusst. Er setzte deshalb eine Kommission aus Fachleuten ein, zu denen neben dem Berater EGNATIO DANTI der deutsche Mathematiker und Astronom CHRISTOPHER CLAVIUS, der italienische Arzt und Mathematiker ALOIGI GIGLIO (ALOYSIUS LILIUS) und dessen Bruder, Erzbischof von Peruga, ANTONIN GIGLIO (ANTONIUS LILIUS) gehörten. Auf der Grundlage der Empfehlungen dieser Kommission ordnete Gregor XIII. die Reform des Kalenders an, die er am 24. Februar 1582 in der päpstlichen Bulle „Inter gravissimas“ bekannt gab. Die inzwischen aufgelaufene Unstimmigkeit von 10 Tagen wurde dadurch beseitigt, dass auf den 4. Oktober 1582 unmittelbar der 15. Oktober folgte. Das Jahr 1582 heißt deshalb auch das Korrektionsjahr. Der Frühlingsanfang wurde auf den 21. März festgelegt. Die neue Schaltregel bestimmte, dass Schaltjahre alle die Jahre sind, deren zwei letzte Jahreszahlen durch 4 teilbar sind, darüber hinaus aber im Verlauf von 400 Jahren jeweils 3 Schalttage auszufallen haben – es sind das die nicht durch 400 teilbaren Säkularjahre (alle 100 Jahre wiederkehrend) wie 1700, 1800 und 1900. Das Jahr 2000 war wieder ein Schaltjahr.
Damals stieß die Reform nicht auf große Begeisterung, weder bei der Bevölkerung noch bei den Gelehrten und am wenigsten in den protestantischen Ländern, wo man nicht nach der Devise „Rom hat gesprochen, die Sache ist entschieden“ verfuhr. Die päpstliche Bulle hatte die Befehlsform eines Dekrets und gab keine weitere Begründung. Diese wurde erst im Jahre 1603 durch die Schrift des CLAVIUS nachgeholt. JOHANNES KEPLER, der dem evangelischen Bekenntnis nahestand, begrüßte aus sachlichen Gründen den gregorianischen Kalender. Papst GREGOR XIII. wurde in zahlreichen Schriften angegriffen.
Er würde den Gestirnen vorschreiben wollen, sich nach seinem Kalender zu richten. Man steigerte sich bis zu der Behauptung, er sei der leibhaftige Antichrist, der sich anmaße, durch den neuen Kalender JESUS CHRISTUS derart zu verwirren, dass dieser nicht mehr wisse, wann der „Jüngste Tag“ sei.
In Italien, Spanien, Frankreich, Portugal, Luxemburg und Polen wurde der gregorianische Kalender im Jahr 1582 gemäß der päpstlichen Bulle eingeführt. Bayern folgte 1583, Österreich und die Schweiz 1584, Ungarn 1587 und Preußen 1610. Das protestantische Deutschland ließ erst am 18. Februar 1700 sofort den 1. März folgen, ebenso Norwegen und Dänemark.
In Großbritannien ließ man auf den 2. September 1752 gleich den 14. folgen und stellte damit auf den gregorianischen Kalender um. Ein Jahr später wurde auch in Finnland und Schweden der neue Kalender eingeführt. Japan folgte 1873 und China 1911. Russland stellte erst nach der Oktoberrevolution 1917 seinen Kalender um; auf den 31. Januar folgte der 14. Februar 1918. Griechenland ging 1924, die Türkei 1926 und Ägypten erst 1928 zum gregorianischen Kalender über. Heute wird der gregorianische Kalender international in Handel, Verkehr und Wirtschaft benutzt und ist auch in den meisten Ländern gesetzlich verankert.

Andere Kulturen – andere Zeitrechnungen

Neben den genannten Zeiteinteilungen gab es Kulturen mit anderen Zeitrechnungen und mit unterschiedlichen Anfangspunkten ihrer Chronologie.
Die Zählung im jüdischen Kalender beginnt z. B. mit der angeblichen Erschaffung der Welt, 3761 vor der christlichen Zeitrechnung, der islamische Kalender nimmt dagegen seinen Anfang mit der Auswanderung MOHAMMEDs aus Mekka nach Medina im Jahre 622 n. Chr. Der islamische Kalender ist ein Mondkalender. Eine Mondumdrehung der Erde beträgt danach 29,5 Tage. Pro Jahr nimmt man 12 Monate an, die abwechselnd 29 oder 30 Tage haben. Damit hat das Jahr 354 Tage, ist also um 11,2422 Tage unserem Jahr voraus. Wegen des Vorauseilens im reinen Mondkalender entsprach das Jahr 2000 dem Jahr 2421. Da der jüdische Kalender seine Zählung 3761 begann, war hier das Jahr 200 bereits das Jahr 5761.
Die Maya besaßen zwei Kalendersysteme, eines für kultische Zwecke und eines für den Alltag. Der kultische Kalender umfasste einen Zeitraum von 260 Tagen. Diese waren in 20 Einheiten zu je 13 Tagen eingeteilt, die je einer Gottheit entsprachen. Der Alltagskalender oder profane Kalender umfasste 365 Tage. Diese waren in 18 Monate mit je 20 Tagen und einen Monat mit 5 Tagen eingeteilt. Wahrscheinlich begann die Zeitrechnung der Maya im September 3114 v. Chr.

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