Pyramidenbau

Mit König DJOSER (2690–2670 v. Chr.), dem zweiten Pharao des Alten Reiches und seinem Wesir und Baumeister IMHOTEP begann die Geschichte des ägyptischen Pyramidenbaus. Die letzte Königspyramide Ägyptens errichte AHMOSE I. (1550–1525 v. Chr.), der Gründer des Neuen Reiches.
Pyramiden als Königsgräber stellen die bekanntesten und eindruckvollsten Bauten altägyptischer Kultur dar. Sie gelten geradezu als deren Symbole.

Formen und Entwicklung des Pyramidenbaus

Für DJOSER war ursprünglich ein Grab in der traditionellen Gestalt einer über 60 Meter langen und mehr als 4 Meter hohen Steinbank, einer sogenannten Mastaba, geplant. Sein Baumeister IMHOTEP baute das Grab aber in zwei Schritten zu einer 60 m hohen Stufenpyramide mit 6 Stufen um.
Pharao SNOFRU (2639–2604 v. Chr.) versuchte ihr dann annähernd die klassische geometrische Form der späteren Pyramiden mit geraden Kanten zu geben. Das gelang ihm aber erst bei seinem drittem Pyramidenbau, der „roten Pyramide“, die dann den später erbauten Pyramiden wahrscheinlich als Vorbild diente. Dazwischen experimentierte Snofru mit dem Überbauen und Verkleiden von Stufenpyramiden und mit einer Knickpyramide, die unterschiedliche Neigungswinkel der Kanten im Basis- und im Spitzenteil hatte.

Sein Sohn CHEOPS (2604–2581 v. Chr.) führte den Pyramidenbau, was Qualität und Größe betrifft, zum Gipfel. Sein Grabbau, die Cheopspyramide bei Giseh, ist mit 230 m Kantenlänge die größte aller 38 begonnenen Königspyramiden. Erst die chinesische Mauer übertraf sie an Masse und erst 1889 der Eiffelturm an Höhe.

Technik des Pyramidenbaus

Mit DJOSERs Stufenpyramide und dem dazugehörigen Kultkomplex verließ IMHOTEP den traditionellen Lehmziegelbau und errichtete das erste steinerne Königsmonument Ägyptens. IMHOTEP füllte den mächtigen Pyramidenkern zur Stabilisierung mit nach innen geneigten Lagen grob behauener Felsblöcke. Den Kern umgab er mit einer Mörtelschicht und einem dünnen äußeren Pyramidenmantel aus fein geglättetem Kalkstein. Spätere Pyramidenbauer, z. B. die des Mittleren Reiches, füllten den Kern mit Lehmziegeln.

Zur Ziegelherstellung wurde Nilschlamm mit Sand und Stroh gemischt, dann zu Ziegeln geformt und luftgetrocknet.
Die Gesteinsbearbeitung war dagegen schwieriger, da im Alten und Mittleren Reich zum Brechen und zur Gesteinsbearbeitung noch Kupferwerkzeuge verwendet werden mussten. Die weichen Meißel aus diesem Metall verformten sich schnell und mussten ständig nachgeschliffen und neu geschmiedet werden. Auch die Sägeblätter aus Kupfer litten unter schnellem Abrieb. Als Bohrer dienten harte Feuersteine. Zum Glätten des Pyramidenmantels wurden Schmirgel aus Sand und hartem Nilgeröll verwendet. Die Mantelplatten wurden dabei erst nach dem Absetzen auf dem in der Pyramiden vorgesehenen Platz dem Neigungswinkel entsprechend abgeböscht und geglättet.
Kernstücke aller Pyramiden bilden die Grabkammern für die Königsbestattung. Zu ihnen führen Gangsysteme und von innen unten nach oben zu den Pyramidenwänden hin führende enge Schächte. Mit von den Decken herabgelassenen Fallsteinen wurden die Gänge nach der Bestattung zum Schutz vor Grabraub verschlossen. Die Grabkammern selbst befanden sich z. T in den Pyramidenkernen, z.T. aber auch im anstehenden Gestein unter den Pyramiden.

Materialtransport

Um die Vielzahl der gigantischen Blöcke, Einzelexemplare wogen bis zu 80 t, auf der Baustelle vertikal bewegen zu können, verwandten die Ägypter Rampen aus den beim Bau entstehenden Kalksteinabfällen. Über die Formen dieser Rampen, die parallel zum Voranschreiten des Baus ständig erhöht werden mussten, streiten die Ägyptologen noch.
Transporte zur Baustelle wurden so weit wie möglich mit Schiffen bewerkstelligt. Kaianlagen befanden sich in der Nähe jeder Pyramidenbaustelle.
An Land wurden die Steinblöcke dann von jeweils Hunderten von Arbeitern auf Holzschlitten oder -rollen zur Baustelle gezogen. Ungefähr für 0,3 t Gesteinsmasse war dabei die Zugkraft eines Arbeiters erforderlich.
Als Schwellen für die „Schlittenbahnen“ dienten Hölzer ausgedienter Schiffe. Die Bahnen wurden ständig mit befeuchtetem Nilschlamm bestrichen, um die Reibung zu reduzieren.

Die Mathematik des Pyramidenbaus

Die Pyramiden wurden erstaunlich exakt vermessen. Und ihr Stand wurde genauestens nach den Himmelsrichtungen ausgerichtet.
Zum Bestimmen der ausschlaggebenden Nordrichtung bediente man sich beispielsweise astronomischer Kenntnisse. Zur Konstruktion der rechten Winkel an den Ecken und Kanten der Pyramide standen mehrere Verfahren zur Verfügung. So dürfte dabei mittels eines Knotenseiles schon der Satz des PYTHAGORAS angewendet worden sein. Damit gelang es den Baumeistern der Pyramiden vor mehr als 3000 Jahren, die Abweichung der rechten Winkel auf maximal 2 Bogenminuten zu reduzieren. Das entspricht auch den schärfsten heutigen Normen. Nur diese exakten Winkel und das peinlich genaue Einhalten des Böschungswinkels der Achsen und Diagonalen waren andererseits aber die Voraussetzungen für die Geometrie der Pyramidenspitze.

Die Berechnung der Volumina und Höhen von Pyramiden und von Pyramidenstümpfen mit unterschiedlichen Böschungswinkeln gehörte bereits zur Grundausbildung höherer ägyptischer Beamter; waren doch nur unter diesen Voraussetzungen der Arbeitskräfteeinsatz, die Materialversorgung und die Bauzeit von Pyramiden für die leitenden Architekten plan- und berechenbar.

Die Organisation des Pyramidenbaus

Die Verantwortung für den Pyramidenbau lag beim königlichen Bauamt, das dem Wesir unterstand. Im Alten Reich wirkten aber auch königliche Prinzen als federführende Pyramidenbauleiter.

Der Bau der größten aller Pyramiden, der Cheopspyramide bei Giseh, dürfte ca. 20 Jahre gedauert haben. Am Bau wirkten hoch spezialisierte Techniker und Arbeiter mit. Der Status der Arbeiter ist Gegenstand der Forschung. Entgegen früher vorherrschenden Vermutungen, dass die Masse der Arbeiter aus zeitweise zur Zwangsarbeit rekrutierten Bauern bestand, wird heute angenommen, dass es sich bei ihnen mehrheitlich um bezahlte oder anderweitig honorierte Arbeitskräfte handelte. Gebaut wurde vor allem in der Trockenzeit und während der Nilschwemme, wenn in der Landwirtschaft die geringste Arbeit anfiel. Gewaltige Menschenmassen mussten für den Pyramidenbau mobilisiert werden:

  • Für den Transport der Blöcke vom etwa 1 Kilometer entfernten Kalksteinbruch mussten täglich ca. 1500 Arbeiter eingesetzt werden. Im Steinbruch arbeiteten wahrscheinlich ebenfalls ungefähr 1500 Arbeiter, und auf dem Bauplatz selbst waren rund 1000 Steinsetzer und Steinmetze tätig. Die Arbeiter waren in 2 Kolonnen zu je 2000 Mann eingeteilt. Jede Kolonne wiederum war in 2 Tausendschaften und in 5 Stämme zu je 200 Mann untergliedert.
  • Um die Infrastruktur für den Bau der Cheopspyramide zu schaffen und zu erhalten, bedurfte es aber noch Tausender zusätzlicher Arbeiter. Sie mussten z. B. die Transportwege und die Rampen anlegen, die hölzernen Steinschlitten sowie die Gerüste und Hebewerkzeuge bauen.
  • In den fernen Granitsteinbrüchen Oberägyptens und den Kupferminen auf der Halbinsel Sinai waren ebenfalls tausende Arbeiter für die Pyramidenbaustellen im Einsatz.
  • Für alle großen Lager der Pyramidenarbeiter gab es darüber hinaus Service-Teams zur Versorgung.

Insgesamt dürften damit ungefähr 45000 Arbeitskräfte ständig beim Bau einer der großen Pyramiden im Einsatz gewesen sein.

Die Cheopspyramide:

Höhe:146,6 m
Seitenlängen:230,4 m
Neigung51° 52´
Bauvolumen:2 600 000 m³
Baumaterial:2300000 Kalkstein- und Gneisblöcke á 2,5 t (einzelne bis 80 t)
Arbeiter:ca. 5000 Steinmetz-, Bau- und Transportarbeiter an der Pyramide
ca. 10000 Steinbrucharbeiter
ca. 30000 –Service-Arbeiter zur Versorgung und Logistik
Baubeginn:ca. 2600 v. Chr.
Bauzeit:ca. 20 Jahre

Pyramide und Pyramidenkomplex

Die Pyramiden waren keine isolierten Gräber, sondern Bestandteile komplexer einheitlich ummauerter Architekturensembles. Zur Pyramide gehörte im Regelfall ein Taltempel am Nil, der über einen verdeckten Weg mit dem Totentempel unmittelbar an der am Wüstenrand stehenden Pyramide verbunden war. Die klassischen Pyramiden sind von kleineren Nebenpyramiden für die Königinnen und Prinzessinnen und von Schiffsliegestellen umgeben, wo sich die Barken für die Jenseitsfahrten des Königs befanden.
Außerdem befinden sich in ihrer Umgebung Totenstädte, sogenannte Nekropolen. In ihnen liegen die Grabstätten der privilegierten Königsverwandten und Oberbeamten.
In der Nähe der Tempelanlagen lag zur Zeit der Pharaonen meist noch eine Pyramidenstadt. Deren Einwohnern oblag der Kult im Pyramidenkomplex und die Pflege der Anlage.

Zweck und Funktion der Pyramiden

Alle Pyramiden waren Manifestationen der Macht, Status- und religiöse Symbole in einem. In diesen Monumentalbauten fand die einzigartige Macht der ägyptischen Gottkönige ihren sichtbarsten Ausdruck. Sie personifizierten für die Ägypter den toten Herrscher.
Auch ihre Form entsprach dem religiösen Zweck. Die Ägypter nannten die Pyramide „mer“, d. h. Platz des Aufstiegs. Sie sahen also in ihr die irdische Rampe für den Himmelsaufstieg des toten Königs. Zu diesem Aufstieg musste die Seele des Königs die von der Grabkammer aufsteigenden Schächte benutzen.
Die sich von der Spitze nach unten verbreiternde Pyramidenform galt als Doppelsymbol:

  • Zum einen erblickten die Ägypter darin den Leben spenden Strahlenfächer der Sonne,
  • zum anderen das Fundament aller kosmischen Ordnung, den festen Urhügel im Chaosmeer des Schöpfungsmythos.

Im Taltempel wurde der tote Pharao mumifiziert und für Bestattung und Jenseitsreise vorbereitet. Im Totentempel fanden die Kulthandlungen der Priester statt. Die täglich von ihnen dargebrachten Opfer sollten den Pharao im Jenseits mit allem Luxus versorgen, den er auch irdisch genossen hatte.

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