Marco Polos Reisen

MARCO POLO (1253–1324) war ein Kaufmannssohn aus Venedig, der nicht selten als berühmtester Reisender des Mittelalters gilt. Über seine Reisen im 13. Jh., u. a. nach China, verfasste POLO einen berühmten Reisebericht. Dieser Bericht erweiterte das Wissen der Europäer über die Länder im Osten Asiens wesentlich und hatte großen Einfluss auf die geografischen Vorstellungen im 14./15. Jh. Insofern gilt POLO auch als ein Wegbereiter des Zeitalters der Großen Geografischen Entdeckungen.

Reisen nach China

Der Vater MARCO POLOS und dessen Bruder waren wohlhabende und sehr weit gereiste Fernkaufleute auf der Osthandelsroute. Dieser Handelsweg führte von Genua bzw. Venedig aus über das Schwarze Meer bis in die Mongolengebiete und nach China hinein, das damals ebenfalls von den Mongolen beherrscht wurde.
Im 13. Jh. erleichterten die Mongolen-Khane das Reisen und gestatteten Kaufleuten die Benutzung ihrer Kurierstraßen in Zentralasien. Deshalb dehnten auch die Brüder POLO ihre Handels- und Reisetätigkeit um 1260 bis nach Peking aus, das Residenz des mongolischen Herrschers KUBILAI-KHAN war. Nach guten Geschäften kehrten sie nach 9-jähriger Reise in die Heimat zurück.
Der gebildete und an Kontakten mit dem Westen interessierte KUBILAI-KHAN hatte sie aber zum Wiederkommen aufgefordert und ihnen außerdem Erleichterungen und Schutz für eine erneute Fernreise zugesagt.
Deshalb brachen die Kaufleute 1271 wieder nach China auf. Diesmal begleitete sie der junge MARCO POLO. Die Reise sollte 24 Jahre dauern, von denen MARCO 17 Jahre in China verbrachte (Bild 2).

Verlauf der ersten Reise POLOS

Die Reise ging zunächst auf dem Seeweg bis Persien (das heutige Iran). Dann reiste man auf dem Landweg durch Persien zur alten Karawanenstadt Balch im heutigen Afghanistan. Dort musste aus Gesundheitsgründen lange gerastet werden, ehe auf Hochpässen der Pamir bezwungen werden konnte. Die Reise wurde dann auf der berühmten Seidenstraße (Bild 1) fortgesetzt. Nach der Durchquerung der Lop-Nor-Wüste unter dem Schutz einer Eskorte des Großkhans trafen die Venezianer 1275 in der Sommerresidenz des Khans in Yunnan nördlich von Peking ein, das damals Kambalu bzw. Shangdu hieß.

Beim Großkhan in China

MARCO POLO machte beim Khan seinen Antrittsbesuch, über den berichtet wird:

„In der Halle des Palastes wartete MARCO auf die Audienz beim Großkhan Kubilai. Wie alle anderen Besucher hat er Lederpantoffels mitgebracht, die er anziehen musste, damit er nicht die herrlichen Teppiche in den kaiserlichen Gemächern mit Straßenkot beschmutzte. Und wie die anderen hält er ein elegantes Gefäß in den Händen, in das sie spucken können, solange sie sich im Vorzimmer befinden.
Schließlich erzählt MARCO dem Khan, was er auf seiner Reise nach Yunnan alles gesehen hat. Die Genauigkeit des Berichts beeindruckt den Khan so sehr, dass der junge Mann in kaiserliche Dienste aufgenommen wird. Seinen eigenen Worten zufolge wurde ihm der Titel „Messer“ verliehen, wie er den eigentlichen mongolischen Titel „Nöyök“ ins Venezianische übersetzte. So begann eine Laufbahn, die 17 Jahre dauern sollte ...“

MARCO POLO, der in seiner Anmut und Eleganz dem Großkhan gefiel, wurde in dieser Zeit zahlreicher Gespräche gewürdigt und bald auch mit Kurierdiensten betraut. So konnte er das Riesenreich China gut kennenlernen, von dem man in Europa keinerlei Vorstellungen hatte. Außerdem erhielt er von Nachbarländern, sogar von Japan, zutreffende Kunde und konnte sich umfassende Sprachkenntnisse (Persisch, Mongolisch, Chinesisch) aneignen.
Wegen seiner Treue und Verlässlichkeit wurde er bald zu geheimen politischen Missionen herangezogen und erhielt sogar für drei Jahre den Gouverneursposten in der südchinesischen Stadt Yangzhou. In dieser Funktion musste er sogar einen Aufstand an der Grenze des heutigen Burma niederwerfen.

MARCO POLO entledigte sich aller Aufgaben zur großen Zufriedenheit von KUBILAI-KHAN. Der alte Herrscher wollte sich von ihm deshalb auch nicht mehr trennen. Selbst Vater und Onkel sollten durch die Eröffnung besonderer Verdienstmöglichkeiten zum Bleiben bewegt werden.
Doch die Reisenden zog es in die Heimat zurück:
Als eine Mongolen-Prinzessin als Braut nach Persien begleitet werden musste, nahmen die Venezianer diese Chance wahr und verließen 1292 China.
Die Reise führte sie durch das Südchinesische Meer und die Sundasee nach Sumatra, wo lange gerastet wurde. Von dort führte die Seereise schließlich in den Hafen von Ormuz (Hormus) im Persischen Golf, wo sie sich ihres Auftrags entledigten. Danach reisten die Venezianer zu Land weiter und kehrten 1295 über Konstantinopel nach Italien zurück.

Der Reisebericht ...

MARCO POLO erstattete in seiner Vaterstadt Bericht über seine Reisen und korrespondierte auch ausführlich mit dem Papst. Doch man nahm ihn zunächst nicht ernst. Er berichtete von Dingen, die einfach die damalige Vorstellungskraft überstiegen: von lebendigen Städten mit Millionen Einwohnern, von gut ausgebauten Straßen, blühendem Handwerk, entwickeltem Postverkehr mit Rasthäusern, von Papiergeld als Zahlungsmittel usw.
Seine Kenntnisse und Erfahrungen wären wohl weitgehend verloren gegangen, hätte er sie nicht in Genua dem RUSTIGHELLO VON PISA als Reisebericht diktiert.

... und seine Wirkung

Die Wirkung dieses umfangreichen und detailgenauen Reiseberichts, der 1477 auch gedruckt vorlag und das christliche Europa erstmals mit dem uralten Kulturland China bekannt machte, war riesengroß. Trotz der fehlerhaften Entfernungsangaben und manchen Übertreibungen machte er MARCO POLO zum berühmtesten Reisenden vor KOLUMBUS.
Das Buch erreichte schnell eine außerordentliche Verbreitung und wurde in alle Kultursprachen übersetzt. Als nach und nach andere Reisende Passagen des Buches, die zunächst bezweifelt worden waren, bestätigten, avancierte es bis ins 16. Jahrhundert hinein zur wichtigsten europäischen Quelle für Wissen über China. Viele Entdeckungsreisende und Forscher des 14. und 15. Jh., beispielsweise KOLUMBUS und MAGELLAN, stützten sich in der Folgezeit nachweislich auf die Aufzeichnungen des Venezianers.
MARCO POLO arbeitet aber nicht nur die Ergebnisse und Einsichten seiner eigenen Reisen auf, sondern lernte durch Mitreisende auch weitere bis dahin unbekannte Teile der Erde kennen, beispielsweise Hinterindien, Ceylon oder die Sunda-Inseln. Seine auf dieser Grundlage verfassten Berichte waren so genau, dass sich die Kartografie, u. a. der Katalanische Atlas von 1375, bis ins 15. Jahrhundert hinein auf seine Handschriften stützte.

MARCO POLO starb vermutlich am 8. Januar 1324 im Alter von 71 Jahren.

Stand: 2010
Dieser Text befindet sich in redaktioneller Bearbeitung.

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