Märzkämpfe in Berlin

Am 27. Februar 1848 ereichte Berlin die Kunde von der Pariser Februarrevolution. Die Nachricht schlug wie eine Bombe ein, da sie die Welle der europäischen Revolutionen der Jahre 1848/49 einleitete. Zu Zentren der Opposition gegen die preußische Monarchie wurden im Nu die Lesekabinette in der Stadt, in denen auch außerpreußische Zeitungen auslagen. Als die Meldungen von der Ausbreitung der Revolution nach Oberitalien und Süddeutschland immer zahlreicher wurden, ging von einem dieser Lesekabinette die Initiative zur Einberufung einer Volksversammlung in Berlin aus. Das Treffen fand am 6. März 1848 in den Zelten, das war ein Gaststättenkomplex im Tiergarten vor dem Brandenburger Tor, statt. In der Versammlung berieten die Teilnehmer Forderungen der Bürger an den preußischen König. Das Ergebnis des Volkstreffens war ein schriftlicher Katalog an FRIEDRICH WILHELM IV.

Forderungen an den preußischen König

Die versammelten Bürger formulierten folgende Forderungen:

  • Pressefreiheit,
  • Redefreiheit,
  • Amnestie für alle politischen Gefangenen,
  • freies Versammlungs- und Vereinigungsrecht,
  • politische Gleichberechtigung für alle Konfessionen und Besitzklassen,
  • Geschworengerichte und unabhängige Richter,
  • Verminderung des stehenden Heeres und allgemeine Volksbewaffnung,
  • unverzügliche Einberufung des Vereinigten Landtages.

Dieses eindeutige Programm fasste die Wünsche des Bürgertums zusammen. Die schriftlich vorliegenden Forderungen kursierten in wenigen Tagen unter vielen Berlinern, die mit ihrer Unterschrift das berechtigte Anliegen an den Monarchen unterstützten. Am 10. März meldeten die Arbeiter der Stadt sich mit einem Flugblatt an Berlins Einwohner zu Wort, in dem sie auf ihre miserable Lage hinwiesen und mit ihren Forderungen in die Diskussion eingriffen. Sie verlangten, dass der König ein Ministerium für Arbeiter schaffen sollte, um eine eigene Interessenvertretung zu erhalten.

Beginn der Zusammenstöße zwischen Volk und Militär

Am Abend des 13. März 1848 kam es zu den ersten Zusammenstößen zwischen der Berliner Bevölkerung und dem Militär. Auf dem Schlossplatz der Stadt hieb Kavallerie auf heimkehrende Versammlungsteilnehmer ein und verwundete mehrere schwer. In der Innenstadt (Grünstraße) entstand die erste Barrikade. in den nachfolgenden Tagen kam es immer wieder zu Auseinandersetzungen zwischen dem preußischen Militär und den Einwohnern der Stadt. Am 15. März 1848 gab es auf dem Opernplatz Unter den Linden die ersten Todesopfer, als die Soldaten in die aufgeregte Menge geschossen hatten.
Die Nachricht vom Sturz METTERNICHs in Wien führte am 18. März zu einer Massenkundgebung. 10 000 Berliner fanden sich auf dem Schlossplatz ein. Sie wollten einer Bürgerabordnung, die im Schloss vorsprechen und vom König die Zurückziehung des Militärs, die Aufstellung einer Bürgergarde, Pressefreiheit sowie die Einberufung des Vereinigten Landtages verlangen wollte, den nötigen Rückhalt geben. Die beiden zu letzt formulierten Forderungen hatte der Monarch bereits erfüllt. Die Kunde davon löste allgemeinen Jubel bei den Versammelten aus. Nur einige Mitglieder des ebenfalls aufmarschierten Handwerkervereins äußerten Zweifel an den Zusagen des Königs. Denn die Forderung nach Zurückziehung des seit Tagen wütenden Militärs hatte gar keine Beachtung gefunden. Als nun der Ruf „Militär zurück!“ immer lauter ertönte, gingen die im Schlosshof bereitgestellten Truppen gegen die Teilnehmer der Kundgebung vor. Als gar Soldaten auf die Versammelten schossen, kannte die Enttäuschung und Wut des Volkes keine Grenzen mehr.

Aufruf zum bewaffneten Kampf

Empört eilten die Versammlungsteilnehmer durch die Straßen der Stadt und riefen die Einwohner zu den Waffen.
In wenigen Stunden entstanden in der Innenstadt etwa 150 Barrikaden. Als Baumaterial dienten zumeist Bretter, Fässer und Pflastersteine, die häufig um einen Wagen oder Karren aufgeschichtet waren. Die Bewaffnung der Aufständischen war allerdings sehr dürftig. Am besten war eine Barrikade dann besetzt, wenn unter der Besatzung Angehörige der Berliner Schützengilde waren; aber die gesamte Schützengilde verfügte nur über 150 Büchsen. Dachziegel und Pflastersteine dienten vorwiegend als Wurfgeschosse gegen das anrückende Militär.
Vom 18. März 1848 bis zum nächsten Morgen dauerten die erbitterten Barrikadenkämpfe. Selbst in der Nacht bei Mondschein gingen die blutigen Scharmützel weiter. Trotz der Einnahme vieler Barrikaden durch die Truppen sah sich das Militär immer wieder neuen Straßensperren gegenüber. Die Berliner besetzten Eckhäuser an den Straßeneinmündungen und verhinderten so das Vordringen der preußischen Soldaten. Entnervt, ohne Hoffnung auf einen militärischen Sieg, ordnete der König am Morgen des 19. März 1848 die Einstellung der Angriffe an. Er gab schließlich allen Forderungen der Berliner seine Zustimmung und befahl dem Militär, die Stadt zu verlassen. Die unorganisiert und schlecht ausgerüsteten Einwohner Berlins hatten der preußischen Monarchie eine schwere Niederlage beigebracht. Die Revolution hatte in Berlin vorerst einen Sieg errungen. Die feierliche Beisetzung der Revolutionsopfer erfolgte am 22. März 1848.

Das Denkmal der Märzgefallenen in Berlin-Friedrichshain

Das Denkmal der Märzgefallenen in Berlin-Friedrichshain

Stand: 2010
Dieser Text befindet sich in redaktioneller Bearbeitung.

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