- Lexikon
- Geschichte
- 8 Das Zeitalter bürgerlicher Revolutionen
- 8.3 Gesellschaftliche und politische Veränderungen in Europa
- 8.3.2 Die preußischen Reformen
- Herausragende Reformer – Stein, Hardenberg
Die Katastrophe Preußens im Krieg gegen NAPOLEON von 1806/07 war zwar militärisch und politisch total. Der Staat Preußen blieb aber nach dem Frieden von Tilsit obzwar stark verkleinert im Kern erhalten. Andererseits zog der Zusammenbruch des Landes auch fortschrittliche Beamte, Staatsmänner und Offiziere an. Diese strebten eine grundlegende Erneuerung des Staates an, in der sie eine wesentliche Voraussetzung für den Fortbestand, den Wiederaufbau und die Befreiung des Landes von der napoleonischen Fremdherrschaft sahen.
An der Spitze dieser Reformbewegung standen zwei überragende Gestalten:
Reichsfreiherr VOM STEIN wurde 1807 auf Betreiben NAPOLEONS Erster preußischer Minister. Unter ihm wurden die preußischen Reformen durchgesetzt, die er in einer von ihm schon früher verfassten Denkschrift zur Erneuerung des preußischen Staates dargelegt hatte:
Beide Reformgesetze widerspiegelten Grundüberzeugungen VOM STEINS. Die persönliche Freiheit, die Selbstverwaltung und Vermögensbildung sollten den mündigen Bürger an den Staat binden. Dieser wiederum sollte seinen Bürgern die gewährten Rechte garantieren und sie beschützen. Damit wurde nicht erzwungener Gehorsam, sondern aus eigener Überzeugung gespeiste Vaterlandsliebe zum eigentlichen Reformziel. NAPOLEON und die altpreußische Adelsopposition betrieben jedoch die Entlassung VOM STEINS. Im November 1908 entließ der preußische König seinen Reformminister.
Sein Weggefährte, Fürst VON HARDENBERG, setzte die Reformbewegung in Preußen fort. Seit 1790 im preußischen Staatsdienst tätig, übernahm HARDENBERG 1810 als Staatskanzler die Regierungsgeschäfte Preußens.
Die große Stunde seiner Bewährung schlug, als NAPOLEON den preußischen König FRIEDRICH WILHELM III. vor die Wahl stellte, entweder die im Frieden von Tilsit auferlegten Kriegsentschädigungen zu zahlen oder die Provinz Schlesien abzutreten. HARDENBERG gelang es jedoch, die geforderten 80 Millionen Franc zu beschaffen und damit Schlesien für Preußen zu erhalten.
HARDENBERG führte die Verwaltungsreform fort, hob den Zunftzwang in den Städten auf und führte dafür 1810/11 die Gewerbefreiheit ein. Außerdem regelte er die endgültige Ablösung der Gutsherrenrechte am Boden und brachte damit die Bauernbefreiung zu einem relativen Abschluss. Mit der bürgerlichen und wirtschaftlichen Gleichstellung der Juden in Preußen schloss HARDENBERG 1812 das Reformwerk in Preußen zunächst ab.
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