- Lexikon
- Geschichte
- 3 Frühe Hochkulturen
- 3.1 Mesopotamien
- 3.1.3 Die Großreiche der semitischen Völker
- HAMMURAPI und seine Zeit
In sinnvoller Verknüpfung von Bündnispolitik und Feldzügen gelang es ihm, alle Teilherrscher Mesopotamiens zu unterwerfen und ein Reich zu schaffen, das fast das gesamte Mesopotamien zwischen Euphrat und Tigris umfasste. Im Inneren schuf HAMMURAPI mit Unterstützung seiner Beamten einen zentralisierten Staat mit der Hauptstadt Babylon.
Unter HAMMURAPIS Königsherrschaft blühen die Städte, Landwirtschaft, Handwerk und Handel auf, und auch die Wissenschaften, z. B. die Astronomie, Medizin und die Mathematik, erleben einen großen Aufschwung. Der eigentliche Ruhm HAMMURAPIS wurde aber durch eine Gesetzessammlung begründet.
Aus der altbabylonischen Zeit sind eine ganze Reihe Gesetzestexte, königliche Erlasse und Rechtssammlungen überliefert worden. Sie vermitteln häufig einen sehr genauen Eindruck, wie sich die Herrscher die rechtliche Situation in ihrem Lande wünschten.
Die bekannteste und zweifellos umfangreichste Gesetzessammlung ist die von HAMMURAPI, der sogenannte „Codex Hammurapi“.
In ihrem oberen Teil zeigt die Stele HAMMURAPI in ehrfurchtsvoller Haltung vor Schamasch, der ihm den Herrscherstab als Insignie der Macht überreicht. Schamasch war der babylonische Gott der Sonne und des Lichts. Die Babylonier glaubten, die Sonne bringe alles auf der Erde ans Licht. Deshalb war Schamasch nicht nur der Gott der Sonne und des Lichts, sondern auch der Hüter bzw. Gott des Rechts. Darunter befinden sich dann drei Textblöcke in Keilschrift:
Alle Regelungen, Historiker bezeichneten sie später als Paragrafen, sind entsprechend dem Prinzip der Wiedervergeltung formuliert: Sie beginnen mit „wenn (dieses oder jenes so geschieht), dann (wird das mit dieser oder jener Strafe vergolten)“. Dieses Prinzip soll an einigen Paragrafen auf der Gesetzesstele verdeutlicht werden, die auch den Rechtsgrundsatz „Auge um Auge, Zahn um Zahn“ verständlich werden lassen:
Die Gesetze HAMMURAPIs berührten nicht alle Bereiche des Lebens. Sie waren vor allem Fragen des Zusammenlebens in der Gemeinschaft und der Beziehungen der Menschen zum König zugewandt, die im Reich HAMMURAPIS von besonderer Aktualität und Brisanz waren.
Unter diesen Gesichtspunkten wurden Rechtsfälle im Kodex behandelt, wie solche
Neu war der „Codex Hammurapi“ nicht nur wegen des Umfangs und der Vollständigkeit der Sammlung, sondern auch wegen seiner Verbreitung über das ganze Land. Fragmente, d. h. Reste von Stelen mit Zeilen der Gesetzessammlung HAMMURAPIS wurden nämlich auch an anderen Orten Babyloniens ausgegraben. Es muss folglich mehrere gleichartige Exemplare der Gesetzesstele gegeben haben, mit denen wahrscheinlich die Gesetze im ganzen Reich verbreitet werden sollten, um die Willkür der Richter und der Rechtsprechung einzuschränken.
Die Gesetzessammlung wirkte aber auch in der Zeit. So wurden Abschriften von Gesetzestexten HAMMURAPIS auf Tontafeln gefunden. An diesen Funden, die zu Lehrzwecken oder auch aus literarischem Interesse angefertigt wurden, konnte nachgewiesen werden, dass der „Codex Hammurapi“ wenigstens 1500 Jahre lang für die Rechtsprechung von Interesse war.
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