- Lexikon
- Geschichte
- 8 Das Zeitalter bürgerlicher Revolutionen
- 8.5 Die industrielle Revolution
- 8.5.3 Die Herausbildung einer Arbeiterpartei
- Gründung der SAP - entscheidender Schritt zur Arbeiterpartei
Im Mai 1863 wurde in Leipzig der Allgemeine Deutsche Arbeiterverein gegründet. Dies bedeutete den Beginn einer organisierten Arbeiterwegung in Deutschland.
Der programmatische Wegbereiter dieses Arbeitervereins, FERDINAND LASSALLE, hatte anlässlich der Gründung erklärte:
„Der Arbeiterstand muss sich als selbstständige politische Partei konstituieren und das allgemeine, gleiche und direkte Wahlrecht zu dem prinzipiellen Losungswort und Banner dieser Partei machen. Die Vertretung des Arbeiterstandes in den gesetzgebenden Körpern Deutschlands - dies ist es allein, was in politischer Hinsicht seine legitimen Interessen befriedigen kann.“
GEORG HERWEGH textete die „Hymne“ des ADAV:Neben LASSALLEs Organisation wurde von WILHELM LIEBKNECHT und AUGUST BEBEL der Verband der deutschen Arbeitervereine ins Leben gerufen. Auf seinem Nürnberger Vereinstag gab sich 1868 dieser Verband ein sozialistisches Programm.
Dieses Programm stimmte weitgehend mit dem von KARL MARX für die Erste Internationale verfassten Programm überein.
Es formulierte u. a. als entscheidende Aufgabe für die fortgeschrittenen Kräfte der deutschen Arbeiterbewegung die Gründung einer eigenständigen Arbeiterpartei.
FERDINAND LASSALLE (1825–1864) gründete 1863 den Allgemeinen Deutschen Arbeiterverein in Leipzig.
AUGUST BEBEL war diese Notwendigkeit seit dem Frühjahr 1868 bewusst. Gründlich vorbereitet, tagte im August 1869 in Eisenach der bis dahin größte deutsche Arbeiterkongress. Insgesamt 262 Delegierte vertraten die Interessen von über 10 000 Arbeitern aus ganz Deutschland.
Die Delegierten des Kongresses einte das Bewusstsein, dass die schwierige politische und soziale Lage der Arbeiter nur von ihnen selbst, durch ihr gemeinsames aktives Handeln verändert und verbessert werden konnte. Aus diesem Grunde beschlossen die Kongressteilnehmer die Gründung der Sozialdemokratischen Arbeiterpartei, kurz SAP.
Für die Vorbereitung des Gründungskongresses der Partei scheute AUGUST BEBEL keine Anstrengungen. Den Entwurf für das Programm und die Statuten der neu zu gründenden Partei stellte er rechtzeitig fertig. Er sandte die Unterlagen an Kampfgefährten, um deren Meinung zu den Entwürfen zu erfahren.
AUGUST BEBEL (1840–1913
Vor allem die Hinweise und Anmerkungen von WILHELM LIEBKNECHT arbeitete er noch in das Programm und die Statuten ein. Das dem Eisenacher Kongress von BEBEL vorgelegte Programm ist als sogenanntes Eisenacher Programm (Text 1) in die Geschichte der Arbeiterbewegung eingegangen.
Es enthielt die weitestgehenden demokratischen und sozialen Orientierungen für die deutsche Arbeiterbewegung, die im damaligen Deutschland von einer Partei gegeben wurden:
·Es propagierte in seinem Hauptteil die Beseitigung aller Klassenherrschaft.·Weiter kennzeichnete es die ökonomische Abhängigkeit der Arbeiter von den Kapitalisten als Grundlage jeder Ausbeutung.
Es hob schließlich nachdrücklich hervor, dass die Arbeiterklasse einer revolutionären, nach den Prinzipien der Demokratie organisierten Partei bedurfte. In diesem Zusammenhang formulierte das Programm:
„In Erwägung, dass die politische und ökonomische Befreiung der Arbeiterklasse nur möglich ist, wenn diese gemeinsam und einheitlich den Kampf führt, gibt sich die sozialdemokratische Arbeiterpartei eine einheitliche Organisation, welche es aber auch jedem Einzelnen ermöglicht, seinen Einfluss für das Wohl der Gesamtheit geltend zu machen.“
Im Anschluss an die Kennzeichnung der Grundprinzipien legte das Eisenacher Programm die weiteren Aufgaben der Partei fest, die unter folgender Zielstellung standen:
„Die Sozialdemokratische Arbeiterpartei erstrebt die Errichtung des freien Volksstaats.“
Damit sollte die Unversöhnlichkeit der Partei gegenüber dem junkerlich-bourgeoisen preußischen Militärstaat zum Ausdruck gebracht werden; andererseits die Notwendigkeit, das ganze bestehende politische System, die Klassenherrschaft der Junker und der Großbourgeoisie sowie ihren Militärstaat zu zerschlagen und zu zertrümmern.
Das von BEBEL vorgelegte Programm und die Statuten der Partei wurden auf dem Eisenacher Kongress Punkt für Punkt freimütig erörtert. Die Kongressteilnehmer nahmen beide Dokumente als Grundlage für die politische Arbeit der SAP an. Nach ihrem Gründungsort wurden die Mitglieder der Partei fortan Eisenacher genannt.
Der Eisenacher Kongress bezeichnete einen Wendepunkt in der Entwicklungsgeschichte der deutschen Arbeiterbewegung. Sie besaß ab 1869 eine eigenständige sozialdemokratische Partei, die unaufhaltsam wuchs und vom marxistischen Geist geprägt war. Mit der SAP war das Fundament für eine proletarische Massenpartei gelegt worden.
Stand: 2010
Dieser Text befindet sich in redaktioneller Bearbeitung.
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