Der Geschichtsbegriff wird sowohl in der Wissenschaft als auch umgangssprachlich häufig in einem doppelten Sinne gebraucht. Gemeint ist
Diese Doppeldeutigkeit des Begriffes widerspiegelt das komplizierte Verhältnis zwischen Geschichte als objektivem, d. h. tatsächlichem Entwicklungsprozess der menschlichen Gesellschaft, und seiner subjektiven Wahrnehmung durch Wissenschaftler oder Betrachter. Die Kompliziertheit dieses Verhältnisses ist vor allem dadurch bedingt, dass Geschichte als tatsächliches Geschehen in der Vergangenheit stattfand und es nur durch die Erinnerung noch lebender Zeitzeugen, durch seine Widerspieglung in Kunstwerken oder durch ideelle und materielle Quellen zugänglich gemacht werden kann. Insofern ist Geschichte so etwas wie ein großes Gedächtnis der Menschheit über ihre Vergangenheit. Geschichte kann in diesem Sinn auch als ein Bild von ihr – als ein Geschichtsbild – definiert werden. Ein solches entsteht, wenn sich wissenschaftliche oder auch andere (z. B. religiös begründete) Vorstellungen von Einzelnen oder ganzen Menschengruppen über das gesellschaftliche Geschehen in der Vergangenheit zu bestimmten Auffassungen über die Geschichte verdichten.
Alte Nationalgalerie Berlin
Das Verhältnis von Geschichte als realer Prozess der Menschheitsentwicklung in der Vergangenheit und als Auffassung von ihm wirft die Frage auf, ob es ein objektives Geschichtsbild überhaupt geben kann. Diese Frage wird auch von heutigen Geschichtswissenschaftlern unterschiedlich beantwortet. Viele von ihnen halten sich an den bedeutenden deutschen Historiker LEOPOLD VON RANKE (1795–1886), der forderte, zu „zeigen, wie es eigentlich gewesen“ ist.
Diese genial einfache Formulierung kann als eine grundlegende Zielstellung für die geschichtswissenschaftliche Forschung und darüber hinaus für jegliche Beschäftigung mit Geschichte gelten.
Geschichte ist die Gesamtheit der Veränderungen der menschlichen Gesellschaft oder einzelner Teilbereiche, wie sie durch das Denken und Handeln Einzelner oder gesellschaftlicher Gruppen in der Vergangenheit erfolgte, sich in der Gegenwart fortsetzt und auch in der Zukunft erfolgen wird.
Geschichte vollzieht sich in Raum und Zeit. Das schlägt sich auch in einer Periodisierung des Geschichtsprozesses nieder.
Zumeist wird die Geschichte in vier große Epochen aufgeteilt. Man unterscheidet:
Diese Aufgliederung ist vor allem für die europäische Geschichte charakteristisch. (In anderen Regionen der Welt werden oft andere Begriffe und Periodisierungen verwendet.)
Neben der Periodisierung des Geschichtsprozesses wird auch eine Einteilung nach inhaltlichen Bereichen vorgenommen. Damit wird die Vielschichtigkeit und Vielseitigkeit der geschichtlichen Entwicklung unterscheidbar gemacht. Solche Teilbereiche der Geschichte sind:
Die Frage nach dem Nutzen der Geschichtsbeschäftigung
hat sowohl allgemein praktische wie auch gesellschaftliche und sogar sehr individuelle Gründe.
Geschichtsbewusstsein ist somit die Grundlage und zugleich Veranlassung, die Aufforderung des großen deutschen Philosophen IMMANUEL KANT zu verwirklichen: „Habe Mut, dich Deines eigenen Verstandes zu bedienen!“
Für Geschichtswissenschaftler und Geschichtslehrer ist die Beschäftigung mit der Geschichte berufliche Tätigkeit, Neigung und Hobby.
Aber auch für einen Fußballfan, eine Chorsängerin oder für einen Bankangestellten kann die Beschäftigung mit Geschichte interessant sein. So kann es einem Fußballfan durchaus wichtig sein und Freude bereiten, die Geschichte des Vereins genauer zu erkunden, dessen Anhänger er ist. Und es gibt nicht wenige Menschen, die sich mit der Geschichte ihrer Familie, ihres Betriebes oder Berufszweiges, der Kirche ihres Heimatortes oder ihrer Theatergruppe beschäftigen – aus Erkenntnisfreude und mit Spaß.
Stand: 2010
Dieser Text befindet sich in redaktioneller Bearbeitung.
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