FRANZ VON SICKINGEN wurde am 2. März 1481 auf der Ebernburg bei Bad Kreuznach geboren. Er war der einzige Sohn des Ritters SCHWEIKARD VON SICKINGEN. Nach dem Tode seines Vaters erbte er einen umfangreichen nicht territorialen Streubesitz, der Burgen zwischen Nahe, Unterelsass und dem Nordschwarzwald umfasste. Er war erst 24 Jahre alt und seit 1499 mit HEDWIG VON FLÖRSHEIM verheiratet. Mit HEDWIG hatte er sechs Kinder. Bei der Geburt des siebten Kindes starb seine Frau. FRANZ hatte sich, unterstützt von seiner Frau, bis 1515 vor allem um die Festigung und Erweiterung seines Besitzes gekümmert. Damit hatte er sich eine wirtschaftliche Basis geschaffen, die es ihm gestattete, seine späteren ehrgeizigen Unternehmungen durchzuführen.
Nach dem Tode seiner Frau im Jahre 1515 begannen die unruhigen Jahre der Fehden. Durch den Landfrieden von 1495 standen Fehden unter Verbot und wurden hart bestraft. FRANZ brach dieses Verbot und stellte seine Dienste und die seiner Soldaten zunächst jedem zur Verfügung, der ihm wirtschaftlichen Gewinn versprach. FRANZ war bemüht, diesem Tun stets eine rechtliche Grundlage zu geben. Da er das seit dem Ende des 15. Jh. im Reich dominierende „Römische Recht“ ablehnte, galt für ihn nach wie vor das „altdeutsche Fehderecht“, ein Faustrecht.
FRANZ hatte schnell eine eindrucksvolle Streitmacht aufgestellt, die taktisch sehr klug vorging. Es kam selten zu blutigen Auseinandersetzungen, sodass für die Truppe meist nur ein geringes Risiko bestand, aber hohe Gewinne. Meist führte SICKINGEN seine Fehden mit Duldung seines Landesherrn, des Pfalzgrafen, und auch im Sinne der habsburgischen Reichspolitik, obwohl er den verkündeten Reichsfrieden brach.
Als SICKINGEN bei den Habsburgern in Ungnade fiel, stellte er seine Dienste dem französischen König zur Verfügung.
Im Jahre 1519, nach dem Tode Kaiser MAXIMILIANS beeinflusste er die Wahl des Habsburgers KARL V., indem er, finanziert vom Handelshaus FUGGER, mit seiner Streitmacht die Wahl in Frankfurt abschirmte. Hier entschied er sich, der nationalen Grundstimmung in Deutschland zu folgen, und lehnte ein lukratives Angebot des Thronbewerbers FRANZ von Frankreich ab. Er wandte sich voll dem Hause Habsburg zu und hatte zunächst aufgrund seiner früheren Erfolge Handlungsfreiheit für seine Aktionen. Durch verlorene Investitionen geriet er jedoch in Finanznot. Außerdem verlor er aufgrund des misslungenen Feldzuges in Nordfrankreich, den er im Dienste des Kaisers führte, den Ruf als stets erfolgreicher Heerführer.
Im Jahre 1519 traf SICKINGEN ULRICH VON HUTTEN. Dessen utopischer Geist hatte einen großen Einfluss auf FRANZ VON SICKINGEN. HUTTEN eröffnete SICKINGEN eine Welt des nationalen Humanismus, eine Welt, die sich gegen die römische Hierarchie wendete. SICKINGEN erfuhr im Kreise HUTTENS auch von dem Begehren vieler Deutscher nach einer Reformation der Kirche. So fanden in den Jahren 1521/22 viele von der Amtskirche entlassene Geistliche wie MARTIN BUTZER, KASPAR AQUILA, JOHANNES OEKOLAMPAD, JOHANNES SCHWEBEL Aufnahme und Unterstützung im Herrschaftsbereich SICKINGENS. Seine Burgen in Ebernburg und Nanstein wurden so für einige Zeit Zentren des reformatorischen Strebens im Südwesten des Reichs.
SICKINGEN war noch von der Reformation der bestehenden Kirche überzeugt und glaubte nicht an eine Glaubensspaltung. Bei aller Aufgeschlossenheit konnte er das Streben MARTIN LUTHERS nicht verstehen.
1521 wählten ihn Vertreter des niederen Adels zu ihrem Hauptmann. Dieser Adel, der seine Macht durch die zunehmende Geldwirtschaft der aufblühenden Städte und die Machtpolitik der Territorialherren zunehmend verlor, setzte sich nun zur Wehr.
Im Spätsommer 1522 versuchte SICKINGEN, mit seinem Zug nach Trier die Reformation mit Gewalt voranzutreiben und ein eigenes Fürstentum zu erwerben. Er scheiterte einerseits an der Haltung des Erzbischofs von Trier, RICHARD VON GREIFFENKLAU, der sich auf die Gesamtheit seiner Untertanen, auch auf die Ritter und Befürworter einer Kirchenreformation, stützen konnte, und letztlich an der Fürstenkoalition.
Der Kurfürst von Trier, Landgraf PHILIPP VON HESSEN und Kürfürst LUDWIG VON DER PFALZ stellten sich ihm mit einem schlagkräftigen Heer entgegen. Am 14. September 1522 musste FRANZ VON SICKINGEN die Belagerung Triers einstellen und den Rückzug antreten. Kurpfälzische und hessische Truppen verfolgten den sich zurückziehenden SICKINGEN und zerstörten im Gegenzug im April 1523 mehrere Burgen, darunter auch Nanstein bei Landstuhl. In dieser letzten Auseinandersetzung zeigte sich, wie beschränkt die Mittel des einst erfolgreichen Ritters waren. Er hatte es nicht verstanden, den verarmten Adel zu einigen und sich mit den unterdrückten Bevölkerungsschichten, vor allem den Bauern, zu verbünden.
Ende April 1523 wurde SICKINGEN in seiner Burg Nanstein (Landstuhl) eingeschlossen. Diese Festung brach unter dem Ansturm der Belagerer, ihrem konzentrierten Beschuss, in wenigen Stunden zusammen. SICKINGEN musste kapitulieren und starb an den Folgen seiner Verwundung am 7. Mai 1523.
Acht Jahre hatte SICKINGEN versucht, Einfluss in einer entscheidenden Phase des Umbruchs und der Neuordnung in Süddeutschland zu nehmen. Obwohl SICKINGEN scheiterte, hat er Generationen bis in unsere Zeit zum Nachdenken angeregt. Voller Respekt wurde er zum Ideal des Mittelalters erhoben und mit dem Titel „Letzter Ritter“ geehrt. Den Untergang des Rittertums konnte er nicht aufhalten.
(Die Informationen aus diesem Artikel stammen von der Homepage www.landstuhl.de und werden hier mit freundlicher Genehmigung des Autors, Erich Bader, veröffentlicht.)
Ein Angebot von