Als am 8.Juni des Jahres 793 das auf einer Insel vor der nordostenglischen Küste gelegene Kloster Lindisfarne völlig überraschend von skandinavischen Seeräubern geplündert und zerstört wurde, erregte dieser erste zweifelsfrei belegte Überfall von Skandinaviern sofortige Aufmerksamkeit in den höchsten politischen und kirchlichen Kreisen. Denn ein ehemaliger Bruder des Klosters, kein Geringerer als ALKUIN, Gelehrter am Hofe KARLs DES GROSSEN, machte diesen Überfall in mehreren Briefen bis hin nach Rom bekannt und gab dabei auch schon vor, wie zukünftige Chronisten die Invasoren darzustellen hätten: als Strafgericht Gottes und als das Böse schlechthin. Nun waren der englischen Bevölkerung kriegerische Ereignisse keineswegs fremd, diesmal aber hatte der Überfall eine andere Dimension:
Die Angreifer kamen von der offenen See her, womit man nach der gewohnten Schiffsbautechnik nicht rechnen konnte, und obwohl es voll bemannte, hochseetüchtige Schiffe waren, konnten sie dennoch mühelos in den flachen Küstengewässern um Lindisfarne manövrieren.
Schon nach den ersten Überfällen im Westen, auf den Britischen Inseln und im Frankenreich, war den Chronisten bekannt, dass die räuberischen Seefahrer aus den nördlichen Gebieten jenseits der Nordsee kamen, etwa aus
In den Quellen jedenfalls werden sie pauschal
genannt.
Neben „Normannen“ hat sich in der Neuzeit, vermittelt über die skandinavischen Sprachen, „Wikinger“ als Bezeichnung für vor allem kriegerische skandinavische Seefahrer eingebürgert.
Herkunft des Wortes Wikinger
Im Altnordischen ist das Wort als vikingr (Plural vikingar) belegt und heißt wahrscheinlich so viel wie „Buchtenlagerer“, „Seeräuber“. Auch die Form viking „auf Wikingfahrt gehen“ ist in den altnordischen Texten belegt. Es ist also gut möglich, dass sich „Wikinger“ (richtiger wäre „Wiking“ und „Wikinge“) auch bisweilen selbst sogenannt haben.
Gegen Ende des 8. Jahrhunderts begann eine gut 250 Jahre andauernde Periode skandinavischer Expansion. Im Westen unterlagen
im Osten vor allem
dem Zugriff skandinavischer Seefahrer, die zugleich als Räuber, Kaufleute und Siedler auftraten. Einzelne Raubzüge richteten sich gegen das Kalifat von Córdoba (Sevilla 844) und Küstenstädte des Mittelmeers (859–862).
Um die Mitte des 11.Jahrhunderts kam diese skandinavische Expansionsbewegung zu einem allmählichen Ende. Im Jahr 1066 versuchte zum letzten Mal ein norwegischer König, HARALD III., DER STRENGE, ernsthaft, England zu erobern, wurde von einem englischen König aus anglodänischem Haus, HAROLD II. GODWINSON, besiegt und getötet, und dieser englische König fiel einige Monate später in der berühmten Schlacht bei Hastings gegen den Herzog der Normandie, WILHELM I., DEN EROBERER, einen Nachkommen dänisch-norwegischer Wikinger. Damit war eine äußerst bewegte Phase der nordeuropäischen Geschichte abgeschlossen, die als „Wikingerzeit“ einen eigenen Platz in der historischen Epocheneinteilung vor allem der skandinavischen Länder und Englands eingenommen hat.
Sie bedeutete für die Nord- und Ostseeregion eine nachhaltige Veränderung der politischen Landkarte, einen intensiven Kulturaustausch zwischen Skandinavien und Westeuropa, eine Öffnung weiter geografischer Horizonte und schließlich die endgültige Einbindung
in die kulturellen, wirtschaftlichen und politischen Strömungen des Kontinents. Aus skandinavischer Perspektive war die Wikingerzeit eine Phase gewaltsamer, aber auch friedlicher Expansion und komplexer innerer Umwälzungen, an deren Ende die Christianisierung des Nordens und die Konsolidierung der drei nordischen Königreiche stand.
Die Seefahrten der Wikinger zeitigten einige spektakuläre Entdeckungen, die das Ausdehnungsgebiet der Skandinavier beträchtlich erweiterten. Die Färöer sind wahrscheinlich schon um 800 von Norwegen aus besiedelt worden. Das in der 2. Hälfte des 9. Jahrhunderts entdeckte Island wurde ab 870 von Norwegern besiedelt. Als erster Siedler gilt INGÓLFUR ÁRNASON. Die eigentlichen Entdecker der Färöer und Islands waren indessen keltische Mönche, die sich allerdings niemals dauerhaft auf diesen Inseln niedergelassen hatten.
Von Island aus setzte sich die Reihe der Entdeckungen im Nordatlantik fort: 986 ließ sich ERICH DER ROTE auf Grönland nieder, das er 982 entdeckt hatte. Kurz nach dem Jahr 1000 begann sein Sohn LEIF ERIKSON die Küsten östlich der Davisstraße (Labrador und Neufundland) zu erforschen, die um 986 erstmals von skandinavischen Seefahrern gesichtet worden waren. In der Folgezeit kam es von Grönland aus zu mehreren Besiedlungsversuchen auf amerikanischem Boden. Skandinavische Siedlungsreste sind bei L'Anse-aux-Meadows auf Neufundland gefunden worden, die aber, vermutlich wegen kriegerischer Auseinandersetzungen mit Indianern oder Eskimo, abgebrochen werden mussten. Die skandinavischen Siedlungen an der Südostküste Grönlands wurden um 1350 bzw. 1500 wieder aufgegeben.
Zu Hause, in den Heimatländern der Wikinger
bildeten Ackerbau und Viehhaltung die wichtigste Lebensgrundlage. Fischerei wurde in dieser Zeit allenfalls für den Eigenbedarf betrieben und begann wohl erst um 1100 gewerbsmäßige Formen anzunehmen. In den nördlichsten Randzonen des skandinavischen Siedlungsraumes war die Jagd ein bedeutender Erwerbszweig, denn Pelze und Häute waren von jeher ein wichtiges Handelsgut der Skandinavier.
Über die Ursache der Wikingerzüge sind zahlreiche Theorien entwickelt worden. Neben der häufig genannten
eine gewichtige Rolle gespielt haben. Nach dem Zerfall des Weströmischen Reiches und nach dem Vordringen der Araber nach Nordafrika und Spanien hatte der Mittelmeerraum seine Bedeutung als zentrales Wirtschaftsgebiet verloren. Mit der Etablierung des Frankenreiches verlagerten sich zunehmend politische und religiöse Zentren nach Norden, ersichtlich etwa an der Bedeutung Aachens für das Karolingerreich. Der seit der Römerzeit hoch entwickelte Wirtschaftsraum im Gebiet zwischen Rhein, Mosel, Seine und Loire suchte nach den Brüchen der Völkerwanderungszeit unter Umgehung des Mittelmeerraumes gangbare Handelsrouten in den östlichen Teil des Mittelmeeres. Es eröffnete sich eine Fernhandelsroute mit Ausgangspunkt im Rheinmündungsgebiet (mit Dorestad als Zentrum), die entlang der friesischen Küste die südjütische Landenge zwischen Elbmündung und Schlei überwand (mit dem späteren bedeutenden Umschlagplatz Haithabu/Schleswig), weiter durch die Ostsee (mit Stützpunkten im Bereich des schwedischen Mälarsees, in der Wikingerzeit vor allem Birka) und den Finnischen Meerbusen nach Altladoga am Ladogasee führte, um dort über den Dnjepr und Kiew nach Konstantinopel und damit zum östlichen Mittelmeer zu gelangen. Diese vielleicht schon im 7./8. Jahrhundert eröffnete Handelsroute zog das südliche Skandinavien mit besonderem Nachdruck in den westöstlichen Warenverkehr ein und eröffnete neue Möglichkeiten, Reichtum und politische Macht zu gewinnen.
Unumstritten ist indessen, dass es eine einzige technische Neuerung war, die die weit ausgreifenden, häufig über offenes Meer führenden Seefahrten der Skandinavier überhaupt erst möglich machte: das Wikingerschiff. Charakteristisch für dieses war
sodass es auch bei voller Bemannung nur einen äußerst geringen Tiefgang aufwies. Die Ruderer waren nicht etwa Sklaven, sondern die freie Schiffsmannschaft, die an den Kriegs- und Handelsaktionen teilnahm, häufig als Anteilseigner des Schiffes mit Anspruch auf den entsprechenden Anteil an Beute oder Handelsgewinnen.
Das Wikingerschiff, dieser wohl erst Ende des 8. Jahrhunderts voll ausgereifte Schiffstyp, bot somit die besten Voraussetzungen für die Kampftaktik der Wikinger, die auf überraschender Annäherung und schnellem Rückzug basierte. Diese Taktik befähigte zu den ausgedehnten Raubzügen, die für die Anfangsphase der Wikingerzeit bis etwa 830/840 typisch waren. Bevorzugte Ziele waren den Quellen nach zu schließen zunächst Klöster und Kirchen, da hier am leichtesten Reichtümer zu holen waren.
Obwohl solche Angriffe wohl nur von wenigen Schiffen unternommen wurden, müssen die Nordleute schon bald als ernsthafte Bedrohung angesehen worden sein, denn bereits vor 800 ließ König OFFA VON MERCIA Verteidigungsanlagen gegen die „heidnischen Seefahrer“ bauen, und in den fränkischen Reichsannalen wird berichtet, dass KARL DER GROSSE im Jahre 800 Küstenbefestigungen, Signalfeuer und dergleichen zwischen Rhein-/Scheldemündung und Seinemündung kontrollierte oder neu errichten ließ und auch „Flotten“ an der Loiremündung, an der Garonne und nach einem dänischen Angriff auf Friesland 810 auch in Gent und Boulogne stationierte. Diese ersten Abwehrbemühungen scheinen anfangs durchaus Erfolge gezeitigt zu haben, denn es sind bis in die ersten Jahrzehnte des 9. Jahrhunderts auch Niederlagen der Wikinger überliefert.
Die große Wende setzte nach dem Tod KARLs DES GROSSEN 814 und mit dem Zerfall des Karolingerreiches ein. Nachdem der bedeutende Handelsplatz Dorestad an der Scheldemündung mehrfach (834, 835, 836) geplündert worden war, konnte Kaiser LUDWIG I., DER FROMME, durch Anlage von Rundburgen an der Küste Flanderns die Einfälle dort eindämmen. In England, Irland und Westfrankreich dagegen stießen wikingische Scharen bis in die Binnenregionen vor. Nach LUDWIGs Tod im Juni 840 und der Reichsteilung von 843 war das westliche Frankenreich nahezu ungeschützt wikingischen Angriffen ausgesetzt. Zum ersten Mal drangen Wikinger 841 über die Seine nach Süden, und 845 wurde ein Angriff auf Paris nur durch Zahlung der ungeheuren Summe von 7000 Pfund Silber abgewendet.
In dieser Phase vollzog sich eine entscheidende Veränderung der Kriegführung: Die Wikinger zogen sich in den Wintermonaten nicht mehr in ihre Heimatländer zurück, sondern überwinterten in den von ihnen heimgesuchten Gebieten, zuerst in Irland ab 841, 851 auf der Themseinsel Thanet und ebenfalls 851 zum ersten Mal auf einer Seineinsel, 859 auf der Insel Noirmoutier in der Loiremündung, ferner auf Walcheren und sogar in einem befestigten Lager bei Löwen. Von solchen Basen aus wurden in der Folgezeit systematisch auch die Einzugsgebiete der Mittel- und Oberläufe der jeweiligen Flüsse angegriffen. Neben westfränkischen Städten wie Nantes, Bordeaux, Toulouse, Rouen und Paris traf es mittel- und ostfränkische Küstenplätze wie Dorestad und Hamburg ebenso wie Aachen, Köln und Trier im Binnenland.
Die ständige Präsenz im Lande führte zu intensiveren Kontakten mit den jeweiligen lokalen Machthabern und der Bevölkerung. Zunehmend verlegten sich einzelne Wikingerheere darauf, von Städten, Klöstern, Landesherren Tributzahlungen zu verlangen mit der Zusage, von Plünderungen und Zerstörungen abzusehen. Diese oft erheblichen Tributforderungen in England später Danegeld (Dänengeld, Dänensteuer) genannt wurden seit dem 9. Jahrhundert nahezu regelmäßig erhoben.
In einem nächsten Schritt ging man dazu über, den Wikingern auf der Grundlage von Verträgen Land an der Küste abzutreten und als Gegenleistung zu fordern, andere Wikingerheere von Plünderungen in dieser Region abzuhalten. Das Modell wurde an verschiedenen Stellen versucht, so auf Walcheren und an der Rheinmündung bei Dorestad, doch waren die ersten Siedlungen recht kurzlebig. Am dauerhaftesten erwies sich die Präsenz der Seinewikinger um Rouen unter ihrem norwegischen Anführer ROLLO, die nach dem Vertrag von Saint-Clair-sur-Epte 911 mit dem westfränkischen König KARL III., DEM EINFÄLTIGEN, ihr Siedlungs- und Herrschaftsgebiet ständig ausweiteten und damit die Grundlagen für das später so bedeutsame Herzogtum Normandie legten.
In England begannen sich seit 865 mehrere Wikingerheere zusammenzuschließen, um Land in ihren Besitz zu nehmen. Ab 871 beherrschten sie weite Teile Ostenglands, ab 876 begannen sich einzelne Gefolgschaften zwischen York und London dauerhaft anzusiedeln. Allein das angelsächsische Königreich Wessex unter König ALFRED DEM GROSSEN konnte seine Unabhängigkeit bewahren. 878 besiegte ALFRED ein Dänenheer unter der Führung des Wikingerfürsten GUTHRUM, mit dem er 886/890 einen Vertrag über die Aufteilung der Machtbereiche abschloss. Grenzlinie war die Watling Street, eine zwischen London und Chester verlaufende Römerstraße. Östlich davon lag das autonome Herrschaftsgebiet der Dänen, das Danelaw oder (altnordisch) Danelagh. Es erhielt Zuzug vor allem aus den irischen Wikingersiedlungen sowie aus Dänemark und Norwegen selbst. In Northumbria mit dem Hauptort York etablierte sich eine norwegische Herrschaft.
Die Präsenz von Skandinaviern jenseits der Ostsee, im Baltikum, in Karelien, in Russland, dort vor allem entlang der Flüsse Dnjepr und Wolga, im Chasarengebiet am Unterlauf der Wolga und im Umkreis des Kaspischen Meeres sowie schließlich im byzantinischen Schwarzmeergebiet und in Konstantinopel selbst, ist durch archäologische Quellen, insbesondere durch eine Vielzahl von Depotfunden in Gotland und Schweden mit Tausenden von Silbermünzen aus Byzanz und dem Kalifat von Bagdad, ferner aus byzantinischen und russischen Chroniken sowie durch Berichte arabischer und persischer Kaufleute gut belegt. Die Aktivitäten der Skandinavier im Osten vor allem der Schweden und Gotländer konzentrierten sich auf den Fernhandel in einer sehr komplexen Form, denn dazu gehörte die aktive Erbeutung der beiden wichtigsten skandinavischen Handelsgüter: Sklaven und Felle. Die Sklaven wurden ins Kalifat von Bagdad verkauft, im Westen über Zwischenhandel auch ins Kalifat von Córdoba.
Die Herrschaft der Skandinavier, die im Osten „Waräger“ oder „Rus“ genannt wurden, konzentrierte sich auf die Sicherung der Handelsrouten und der wichtigsten Stützpunkte wie Nowgorod, Altladoga, Isborsk, Beloosero, Smolensk, Jaroslawl, Kiew, Tschernigow. Der an der mittleren Wolga im Gebiet der Bulgaren gelegene Handelsplatz Bolgar wurde häufig von Skandinaviern besucht und war zugleich der wichtigste Anlaufpunkt arabischer und persischer Kaufleute. Einige von ihnen sind auf den warägischen Handelsrouten bis nach Haithabu gelangt und haben Beschreibungen dieses Handelsortes hinterlassen. Insbesondere in Kiew gelang es den Rus Mitte des 9. Jahrhunderts, wohl auch im Zusammengehen mit slawischen Fürsten, eine weiträumige Herrschaft zu errichten und eine anfangs skandinavisch geprägte Kiewer Fürstendynastie zu gründen.
Nach Angriffen der Kiewer Rus auf Konstantinopel (ab 860) setzten sie 907 beim byzantinischen Kaiser Handelsprivilegien durch. Ab etwa 970 begann die Aufnahme skandinavischer Söldner in die kaiserliche Palastgarde („Warägergarde“). Der wohl bekannteste von ihnen war der spätere norwegische König HARALD III., DER STRENGE.
Während sich im Westen die häufig unbekannten Anführer wikingischer Heere wohl eher aus der Schicht regional bedeutender Familien rekrutiert haben dürften, traten in den letzten Jahrzehnten des 10. Jahrhunderts verstärkt norwegische und dänische Könige als Führer und Initiatoren von Wikingerzügen auf ein deutliches Zeichen dafür, dass sich im Laufe der Wikingerzeit in den skandinavischen Ländern ein zentrales Königtum auf Kosten kleinräumig-regionaler Herrschaften zu entwickeln begann.
So erkämpfte in Norwegen der Kleinkönig HARALD I. SCHÖNHAAR (860–930) erstmals ein landesumfassendes Königtum. In Dänemark bezeichnete sich der getaufte König HARALD BLAUZAHN (935/940 bis etwa 987) auf einem der beiden Runensteine von Jelling als König aller Dänen, und die Ende des 10. Jahrhunderts entstandenen vier großen Rundburgen („Trelleburgen“) in Jütland und auf Fünen weisen auf Machtzentren eines sich landesweit konsolidierenden Königtums. Umgekehrt gelang es jetzt einzelnen Wikingerführern, in ihrem Heimatland Thronansprüche durchzusetzen, so im Falle der norwegischen Könige OLAF I. TRYGGVASON (995–1000) und OLAF II. HARALDSSON (1015–30).
Die mit großen Flotten und unter königlicher Führung vor- getragenen Angriffe auf England sollten schließlich zur gänzlichen Eroberung der nichtdänischen Teile Englands und zur Einsetzung dänischer Könige auch als Könige von England führen. Erster Dänenkönig auf dem englischen Thron war 1013/14 SVEN GABELBART. Sein Sohn KNUT II., DER GROSSE, wurde Ende 1016 Alleinkönig über England und errichtete, seit 1019 und 1028 auch König von Dänemark und Norwegen, ein „Nordseeimperium“, das aber über seinen Tod (1035) hinaus keinen Bestand hatte. 1040 bis 1042 war auch sein Sohn HARDKNUT noch einmal König von England.
Mobilität und kluge Anpassung an fremde Lebens- und Herrschaftsverhältnisse, Hunger nach Land und Beute konstituierende Kräfte der Wikingerzeit zeigten sich noch einmal deutlich am zupackenden Engagement normannischer Gruppen aus dem Herzogtum Normandie in Süditalien und Sizilien. Noch während der Ausweitungs- und Konsolidierungsphase des Herzogtums im 10. Jahrhundert, nach der Übernahme romanischer Sprache und Kultur, griffen Teile des neu formierten Adels, zunächst als geworbene Söldner, in die Machtkämpfe Unteritaliens ein und errangen dort mit verblüffender Zielstrebigkeit die Herrschaft.
Die Normannen begaben sich im südlichen Italien auf ein komplexes und schwankendes politisches Terrain, in dem die wichtigsten Mächte der Zeit,
ihre Ambitionen hatten. Dazwischen lagen die untereinander zerstrittenen langobardischen Fürsten- und Herzogtümer Capua, Salerno, Benevent, Amalfi, Sorrent, Neapel und Gaeta.
Die erste Gruppe normannischer Ritter muss in der Zeit zwischen 1000 und 1015 von einem langobardischen Fürsten zur Unterstützung gegen Byzantiner und Sarazenen angeworben worden sein. Die Truppe hatte mit ihrer neuartigen ritterlichen Kampftaktik, dem konzentrierten Reiterangriff mit eingelegter Lanze, nicht nur militärische, sondern offenkundig auch politische Erfolge, denn bereits 1038 wurde der normannische Anführer RAINULF I. DRENDOT mit der Grafschaft Aversa belehnt.
Mit der Ankunft der Brüder HAUTEVILLE, Angehörigen einer Adelsfamilie aus der Normandie, begann die normannische Reichsbildung endgültig Gestalt anzunehmen. Eine wichtige Voraussetzung dafür war die gegen Byzanz gerichtete, nicht immer problemlose Beziehung der Normannen zum Papst und die Anerkennung des Kaisers als oberstem Lehnsherrn. Bereits 1042 wurde WILHELM EISENARM, einer der HAUTEVILLE-Brüder, als Anführer (comes) aller normannischen Söldner anerkannt. Sein Bruder DROGO erhielt von Kaiser HEINRICH III.1047 als Herzog Apulien und Kalabrien zu Lehen. Nach der für die Normannen siegreichen Schlacht von Civitate 1053 gegen Byzantiner, Langobarden und ein päpstliches Heer musste auch Papst LEO IX. die normannischen Eroberungen in Süditalien anerkennen. ROBERT GUISCARD, ebenfalls ein HAUTEVILLE und seit 1046 in Italien, eroberte Kalabrien und ließ sich 1059 von Papst NIKOLAUS II. mit Sizilien belehnen, das indessen erst noch erobert werden musste. Während ROBERT GUISCARD in Unteritalien Krieg führte, begann sein Bruder ROGER I. 1061 mit der Eroberung Siziliens, die 1091 abgeschlossen war. BOHEMUND VON TARENT, ein Sohn ROBERT GUISCARDs, nutzte seine Teilnahme am 1. Kreuzzug zur Errichtung des normannischen Fürstentums Antiochia in Syrien (ab 1098). ROGER II., Sohn ROGERs I., wurde 1130 König über das normannische Unteritalien und Sizilien. Das Königreich beider Sizilien blieb bis zur Eroberung durch die Staufer in normannischer Hand.
Nach der Unterwerfung der Sachsen geriet auch Skandinavien ins Blickfeld der fränkischen Mission. Bereits 829 unternahm ANSGAR, der spätere Bischof des Missionsbistums Hamburg-Bremen, seine erste Missionsreise nach Birka im Mälarsee und errichtete dort 830/831 eine Missionsstation. 948 wurden dort und in Århus Bistümer gegründet. Um 960 nahm der Dänenkönig HARALD BLAUZAHN, Vater SVEN GABELBARTs, das Christentum an.
In Norwegen war die angelsächsische Mission stärker vertreten. Die endgültige Initiative zur landesweiten Einführung des Christentums ging hier, der Überlieferung nach, um die Jahrtausendwende von den Wikingerfürsten und später „Missionskönigen“OLAF I. TRYGGVASON, getauft auf den Scillyinseln, und OLAF II. HARALDSSON, getauft in der Normandie, aus. In ihrem Gefolge führten sie angelsächsische Geistliche mit. Der Tod OLAF II. HARALDSSONs in der Schlacht von Stiklestad (bei Trondheim) 1030 wurde von der jungen norwegischen Kirche sogleich als Märtyrertod gedeutet, und der bald einsetzende Heiligenkult und die Heiligsprechung OLAFs boten die Grundlage für den Aufbau der norwegischen Kirchenorganisation. Island führte erst im Jahr 1000 durch Beschluss des zentralen Allthings das Christentum als offiziellen Kultus landesweit ein.
Stand: 2010
Dieser Text befindet sich in redaktioneller Bearbeitung.
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