Die Entwicklung der NS-Bewegung

Gründung der NSDAP (1920–1921)

Die Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei, kurz NSDAP, wurde 1920 vom 35-jährigen Werkzeugschlosser ANTON DREXLER und dem 30-jährigen Postkartenmaler und ehemaligen Gefreiten der Wehrmacht ADOLF HITLER gegründet.
Beide Gründer gaben der Partei auch ihr Programm. Es vermischte in 25 Punkten

  • antidemokratische,
  • antikommunistische,
  • antiparlamentarische,
  • revisionistische,
  • rassistische und
  • antisemitische

Forderungen auf eine Weise, wie sie in der Geschichte von Parteien bis zu diesem Zeitpunkt noch nicht da gewesen war.

Hauptziele der Partei waren:

  • die restlose Zerschlagung der Weimarer Republik,
  • die Aufhebung des Versailler Vertrages mit all seinen beschränkenden Bestimmungen für eine deutsche Expansion und
  • die Beseitigung des Weltjudentums und des Weltbolschewismus als Schuldige an der Wirtschaftskrise.

Als am 29. Juli 1921 HITLER zum Vorsitzenden der Partei gewählt wurde, formte er die NSDAP zu einer Partei neuen Typs.
Dieser neue Typus, durch den sich die NSDAP von den alten Parteien unterschied, bestand darin, dass

  • sich die Partei als Kampfgemeinschaft verstand,
  • weshalb sie auch nach militärischen Grundsätzen aufgebaut war und geführt wurde.

An ihrer Spitze stand ein Einzelner, der sogenannte Führer.
Politisch verfolgte die Partei die, notfalls gewaltsame, Eroberung einer allumfassenden Macht im Staat, gepaart mit der erklärten Absicht, diese nie wieder abzutreten.

Anfangsjahre und Hitlerputsch (1921–1924)

Ein Jahr nach ihrer Gründung verfügte die NSDAP bereits über eine eigene Zeitung, den „Völkischen Beobachter“, und über einen eigenen Wehrverband, die Sturmabteilungen, kurz SA.
Die Mitgliederzahl der NSDAP war anfangs noch relativ gering. Ende 1922 zählte die Partei nur rund 10 000 Mitglieder. Ende 1923 waren es aber bereits 55 000. Die meisten Mitglieder waren in der Anfangsphase in Bayern beheimatet, wo eine besonders republikfeindliche Stimmung herrschte.
Nach dem Abbruch der Ruhrkämpfe im September 1923 erklärte die sehr antidemokratisch gesinnte bayerische Landesregierung den Ausnahmezustand für Bayern. Außerdem erwog sie, militärisch gegen die Reichsregierung vorzugehen. HITLER gedachte, diese Situation auszunutzen und die bayerische Regierung zum Sturz der Reichsregierung zu veranlassen. Nach dem Vorbild der italienischen Faschisten um MUSSOLINI sollten die in Bayern stehenden Reichswehrverbände zusammen mit antidemokratischen Wehrverbänden nach Berlin marschieren und dort die Macht im Deutschen Reich übernehmen.
Der dilettantische Hitler-Putsch scheiterte am 9. November 1923 jedoch kläglich. Die bayerische Landesregierung ließ die durch München marschierenden Nationalsozialisten vor der Feldherrenhalle in der Stadtmitte durch die Polizei stoppen und auseinanderjagen. HITLER und weitere Mitglieder der NSDAP-Führung wurden verhaftet und zu Festungshaft verurteilt. Die NSDAP wurde verboten. Während der Festungshaft, die allerdings nur bis Ende 1924 dauerte, schrieb HITLER das Pamphlet „Mein Kampf“.

Jahre politischer Bedeutungslosigkeit (1925–1929)

Nachdem das Verbot de r NSDAP wieder aufgehoben worden war, gründete sich die Partei im Februar 1925 mit „altem“ Programm und „alter“ Zielsetzung neu. In der Weimarer Republik wurde die Partei auch nicht daran gehindert, die SA weiter zur Terrororganisation auszubauen, die ihre Gegner radikal verfolgte. Da die Weimarer Republik zwischen 1925 und 1929 jedoch eine deutliche wirtschaftliche und politische Stabilisierung erfuhr, konnte die NSDAP keine größeren Erfolge erzielen. Ihre Mitgliederzahl stieg zwar bis Ende 1928 auf immerhin etwa 100 000 Mitglieder an. Als sie 1928 zum ersten Mal an Reichstagswahlen teilnahm, errang sie auf Anhieb auch 2,6 % der Stimmen und damit 12 Sitze im Reichstag.
Dennoch blieb ihre politische Wirkung begrenzt, da sich die politische Willensbildung mehr durch den „Führer“ und ohne Mitwirkung der Parteibasis von oben nach unten vollzog.
Erst im Jahre 1929 zeigte sich erstmalig die propagandistische Macht der NSDAP. Gemeinsam mit anderen rechten Gruppierungen organisierte sie eine monatelange Hetzkampagne gegen die Annahme des Youngplanes durch Deutschland. Zwar brachte der Volksentscheid über den Youngplan eine Niederlage für die „nationale Opposition“. HITLER und seine Partei hatten jedoch bei ihren Anhängern an Ansehen gewonnen und waren überdies im ganzen Reich bekannt geworden.

Die NSDAP wird stärkste Partei (1930–1932)

Als am 14. September 1930 in Deutschland Wahlen zum Reichstag stattfanden, hatte die Weltwirtschaftskrise die Weimarer Republik bereits voll erfasst. Millionen Menschen hatten ihre Arbeit verloren und litten große Not.
Die Reichstagswahlen erreichten mit 82 % eine sehr hohe Wahlbeteiligung. Diese kam vor allem der NSDAP zugute, der es gelungen war, Nichtwähler und Jungwähler für sich zu mobilisieren.
HITLERS Wählerpotenzial rekrutierte sich jedoch vor allem aus der Mittelschicht. Diese gesellschaftliche Gruppierung vor allem sah sich durch die Krise vom sozialen Abstieg bedroht und sah in der NSDAP die junge und unverbrauchte Partei, die das verhindern konnte.
Aber auch eine zunehmende Anzahl von Arbeitern und Angehörigen der Oberschicht stimmten für die NSDAP.
Es waren vor allem die Versprechungen der Partei, u. a. die Versprechen,

  • Not und Elend in Deutschland zu beseitigen,
  • den Versailler Vertrag zu revidieren und
  • das Reich wieder zu alter Größe zu führen,

die ihr 18,3 % der Wählerstimmen einbrachten.
Die NSDAP zog deshalb nach den Wahlen von 1930 mit 107 Abgeordneten in den Reichstag ein und wurde dort zweitstärkste Fraktion.
Die politische Kultur und die Arbeit des Reichstags erfuhr durch die große Zahl nationalsozialistischer Abgeordneter eine grundlegende Veränderung.
Die Nationalsozialisten waren kaum an der ernsthaften parlamentarischen Mitarbeit interessiert. Vielmehr nutzten sie den Reichstag, um die Arbeit des Parlaments und der Regierung zu stören. Die damalige Reichsregierung unter Reichskanzler HEINRICH BRÜNING, die im Reichstag keine Mehrheit hatte und vom Reichspräsidenten HINDENBURG abhängig war, versuchte zwar die Nationalsozialisten in ihre Politik einzubinden; HITLER nutzte dies allerdings nur dazu, seine Partei in der Öffentlichkeit als verfassungstreu darzustellen.
Bereits 1932 war das Selbstbewusstsein der Nationalsozialisten so gewachsen, dass sie bei der Reichspräsidentenwahl ADOLF HITLER als Gegenkandidaten zu dem inzwischen 85-jährigen PAUL VON HINDENBURG aufstellten. Zwar unterlag HITLER im zweiten Wahlgang am 10. April 1932, aber es war ihm gelungen, fast 37 % der Wähler hinter sich zu scharen. Reichskanzler BRÜNING verbot nach der Wahl zwar SA und SS, konnte damit aber den Zulauf zu den beiden nationalsozialistischen Kampfbünden nicht verhindern. Ende 1932 marschierten schon knapp 500 000 Deutsche unter dem Banner der SA, die SS brachte es auf etwa 52 000 Mitglieder.
Das Verbot wurde jedoch schon nach zwei Monaten vom neuen Reichskanzler FRANZ VON PAPEN wieder aufgehoben.
Die Reichstagswahl vom 31. Juli 1932 brachte der NSDAP weitere Stimmengewinne. Die Partei eroberte jetzt fast 40 % der Wählerstimmen und stellte mit 230 Abgeordneten die größte Fraktion im Reichstag. Da die KPD knapp 15 % Prozent der Stimmen gewonnen hatte, konnten die beiden radikalen Parteien die Arbeit des Reichstages mit ihrer absoluten Mehrheit völlig blockieren.
Als stärkste Fraktion stellte die NSDAP mit HERMANN GÖRING zudem auch den Reichstagspräsidenten. HITLER unternahm außerdem bei Reichspräsident HINDENBURG noch einen Vorstoß, um für die NSDAP den Auftrag zur Regierungsbildung zu erhalten; HINDENBURG wollte jedoch den „böhmischen Gefreiten“ nicht zum Reichskanzler ernennen.
Als am 7. November 1932 wieder Reichstagswahlen nötig wurden, verlor die NSDAP schlagartig wieder rund vier Millionen ihrer Wählerstimmen, blieb aber stärkste Fraktion im Reichstag.
Die Stimmverluste waren durch den zunehmenden Terror der SA und die beginnende wirtschaftliche Erholung Deutschlands verursacht. Dazu kam der Ansehensverlust von HITLER durch die Weigerung HINDENBURGS, ihn zum Reichskanzler zu ernennen. Auch noch später lehnte HINDENBURG die Kanzlerschaft HITLERS ab, weil er vorhersah, dass sich ein Kabinett unter HITLER zur Parteidiktatur entwickeln würde.
Zum neuen Kanzler wurde General VON SCHLEICHER berufen. Dieser war allerdings politisch auf die Unterstützung der NSDAP angewiesen. Stimmte die NSDAP nicht für SCHLEICHER, konnte dieser nicht die Mehrheit im Reichstag erreichen.
Die Mitgliederzahl der NSDAP war Ende 1932 inzwischen auf 850 000 angewachsen. In den Landtags- und Kommunalwahlen am Jahresende erlitt die NSDAP dennoch überraschend einen dramatischen Verlust an Wählerstimmen.

HITLER wird Reichskanzler

Im Januar 1933 spitzten sich die Ereignisse zu:
Der greise Reichspräsident HINDENBURG war von einer Clique Personen aus Politik, Bürokratie, Armee, Großindustrie und Großgrundbesitz umgeben. Die intrigierten zunehmend gegen Kanzler SCHLEICHER, der den Staatsnotstand ausrufen wollte.
HINDENBURG entließ SCHLEICHER daraufhin am 28. Januar 1933.
Bereits zwei Tage später gab er dann dem wachsenden Druck nach und ernannte HITLER zum neuen Reichskanzler.
HITLER schwor den Eid auf die Weimarer Verfassung. Mit HERMANN GÖRING und WILHELM FRICK holte er noch zwei weitere Nationalsozialisten in die Regierung. Die anderen Ministerposten wurden mit konservativen Politikern besetzt.
Nun glaubten die konservativen Kreise um HINDENBURG, sie hätten HITLER „gezähmt“ und die NSDAP würde sich in der Regierungsverantwortung rasch politisch „abnutzen“. Das war ein fataler, für Deutschland tragischer Irrtum.
Die letzten halbwegs demokratischen Reichstagswahlen fanden schon am 5. März 1933 statt. Sie brachten der NSDAP, die ihren gesamten Propagandaapparat umfassend zur Wirkung gebracht hatte und mit massivem Terror gegen SPD und KPD vorgegangen war, rund 44 % der Wählerstimmen und damit 288 Sitze im Parlament ein.
Das war jedoch nicht die erhoffte absolute Mehrheit, um allein regieren zu können. Mithilfe der deutschnationalen Parteien und der Parteien des Zentrums gelangten HITLER und die NSDAP dennoch zur Alleinherrschaft im Staat. Mit Zweidrittel-Mehrheit brachten sie das sogenannte Ermächtigungsgesetz im Reichstag durch. Dieses Gesetz versetzte der Demokratie den entscheidenden Todesstoß, indem es die nationalsozialistische Regierung ermächtigte, Gesetze ohne Abstimmung im Reichstag zu erlassen. Die NSDAP war damit zur alleinherrschenden Partei im Deutschen Reich geworden.

Stand: 2010
Dieser Text befindet sich in redaktioneller Bearbeitung.

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