Die Entdeckung Ozeaniens durch James Cook

Entdeckung und Erforschung Australiens und der Südsee

Die pazifische Inselwelt, das heutige Ozeanien, die nahezu die halbe Erdkugel umschließt, wurde vor ihrer Erforschung in Europa nebulös als Südsee bezeichnet. Vor dem 16. Jh. waren den Europäern allerdings die Südsee und Australien ebenso wenig bekannt wie der amerikanische Kontinent.
Die vollständige Entdeckung und Erkundung dieses Raums der Erde bedurfte im Unterschied zur Erschließung der Neuen Welt des bedeutend längeren Zeitraums von über dreihundert Jahren. Sie begann im 16. Jh. und war erst Anfang des 19. Jh. abgeschlossen.
Beteiligt waren dabei alle bekannten europäischen Expansionsnationen, also zunächst die Spanier und Portugiesen, denen die Holländer, Briten und die Franzosen folgten.
Die Motive und Zielsetzungen der europäischen Ausbreitung in der Südsee sind die gleichen wie bei der Kolonisierung Amerikas:

  • die Ausdehnung des politischen und wirtschaftlichen Einflusses auf fremde Territorien, u. a. zur Ausweitung des Handels,
  • die Suche nach Gold, Silber und Diamanten bzw. die Entdeckung des sagenhaften Goldlandes Eldorado, dessen Suche in Südamerika immer wieder zu Enttäuschungen geführt hatte,
  • missionarischer Eifer und zivilisatorisches Sendungsbewusstsein zur Bekehrung der „primitiven Heiden“, aber nicht zuletzt auch
  • die Abenteuerlust und der wissenschaftliche Erkenntnisdrang bei vielen berühmten Forschern und Entdeckern.

Eine scheinbar wirklichkeitsnahe Grundlage erhielten die Hoffnungen auf ein Eldorado im Pazifik durch das Wiederaufleben der bereits aus der Antike bekannten Vorstellung von der Existenz einer terra australis incognita, eines bislang unbekannten Südlandes.
Der Glaube an dieses Südland gründete sich auf eine Vorstellung, die noch bis ins 18. Jh. hinein Allgemeingültigkeit besaß: Den wesentlichen umfangreichen Landmassen auf der Nordhalbkugel der Erde müsse auf der Südhalbkugel ein stabilisierendes Gegengewicht entsprechen, eben der Südkontinent.
Zur Untermauerung der Vermutung wurde häufig auch der im Alten Testament enthaltene Mythos vom Goldland Ophir auf die Inselwelt des Pazifik übertragen. Man hoffte, dort jenes Land zu finden, aus dem König Salomo ungeheure Mengen an Gold, Diamanten und Elfenbein für seinen Tempelbau in Jerusalem herbeigeschafft hatte.

Im 16. Jh. waren es vor allem Portugiesen und Spanier, z. B. der Weltumsegler MAGELLAN, die auf der Suche nach dem Südland Stück um Stück der pazifischen Inselwelt erkundeten.
Im 17. Jh. übernahmen dann die Holländer die Initiative. So erforschte der holländische Seefahrer ABEL TASMAN auf mehreren Reisen die Nordküste Australiens und entdeckte die nach ihm benannte Insel im Süden Australiens und die Küste Neuseelands. Im Pazifik erreichte er die Tonga- und Fidschiinseln und erkundete auch die Küste Neuguineas.
Ein anderer Holländer gelangte um die Südspitze Amerikas herum in den Pazifik. Hier entdeckte er am Ostersonntag 1722 die deshalb sogenannte Osterinsel, deren geheimnisvolle Kollossalstatuen den Wissenschaftlern noch heute Rätsel aufgeben.
Trotz vieler Entdeckungsreisen war bis Mitte des 18. Jh. die Südsee immer noch ein Meer voller Geheimnisse. Und zu den ungelösten Rätseln der Zeit gehörte immer noch die Frage nach der Existenz eines riesigen Südkontinents. Dieser Zustand sollte sich erst im Zusammenhang mit den Reisen des Briten JAMES COOK in die Südsee und um die Erde wesentlich verbessern.

James Cook und das Ende der terra australis incognita

Der britische Seefahrer JAMES COOK wurde am 27. Oktober 1728 in der Grafschaft Yorkshire geboren. Mit 18 Jahren wurde er Seemann und trat der Kriegsmarine bei, in der er es bis zum Seeoffizier brachte.
Der auch als Kartograf sehr begabte COOK unternahm im Auftrag der britischen Krone drei Weltreisen. Diese waren mit einer intensiven Forschungstätigkeit in der Südsee verbunden, deren Ergebnisse ihn bald berühmt machten.

Die erste Weltreise

Auf der Reise von 1768 bis 1771 mit dem umgebauten Kohlefrachter „Endeavour“ sollte er astronomische Berechnungen für die kartografische Aufnahme des Südpazifiks durchführen. Außerdem sollte er zur Mehrung der Seegeltung von Großbritannien bis zum geheimnisvollen Südkontinent vorstoßen.
Die Fahrt führte ihn um Kap Hoorn in den Stillen Ozean. Auf der Insel Tahiti beobachtete er den Durchgang der Venus vor der Sonne, um die Entfernung zwischen Erde und Sonne berechnen zu können. Auf der Suche nach dem Südkontinent entdeckte er den Charakter Neuseelands als Doppelinsel und fand die Durchfahrt zwischen der Nord- und Südinsel, die Cook-Straße. Dann segelte er westwärts und erreichte die Ostküste Australiens, die er als Erster erforschte, weil hier eine britische Strafkolonie entstehen sollte.
Was er aber nicht entdeckten konnte, war der gesuchte Südkontinent. Dafür war die Ausbeute an sehr präzisen topografischen und hydrografische Erkenntnissen über den bereisten Raum sehr groß.

Die zweite Weltreise

Auf dieser Reise wurde COOK von einer Gruppe bekannter Gelehrter, u. a. vom deutschen Naturforscher GEORG FORSTER, begleitet. Es war eine echte Weltumseglung. Dabei umrundete COOK, u. a. im Unterschied zu MAGELLAN, erstmals die Erde in östlicher Richtung:
Mit den Schiffen „Resolution“ und „Adventure“ stach er 1772 in See und segelte an der afrikanischen Westküste nach Süden. Vom Kap der Guten Hoffnung aus überquerte er den südlichen Polarkreis und näherte sich bis auf 75 Seemeilen den Landmassen der Antarktis. Anschließend kreuzte er auf verschiedenen Breiten im Pazifik, ohne auch nur Land, geschweige denn einen Kontinent zu finden. Damit war die Vermutung von einem Südkontinent endgültig widerlegt.
Dann nahm COOK Nordkurs, besuchte Tahiti und Neuseeland und stieß dann erneut über den südlichen Polarkreis nach Süden vor, bis auf 71° 10´ südliche Breite – so weit wie niemand zuvor. Hier wurde er von Packeis und einer meuternden Mannschaft gestoppt und zur Umkehr gezwungen. Auf der Rückfahrt entdeckte er noch die Inseln Neukaledonien und die Neuen Hebriden und traf nach etwa mehr als drei Jahren 1775 wieder in Großbritannien ein.

Die dritte Weltreise

Die von 1776 bis 1780 dauernde Reise stand ganz im Zeichen der Suche nach der Nordwestpassage, der Durchfahrt vom Pazifik zum Atlantik im Norden Nordamerikas.
COOK stach wiederum mit der „Resolution“ Richtung Pazifik in See und entdeckte dort zunächst Christmas Island, die Weihnachtsinsel, heute Kiritimati, und die Hawaiinseln.
Dann segelte er an der Küste Amerikas und Alaskas entlang nordwärts in die Arktis. In der Beringstraße zwang ihn Packeis jedoch wiederum zur Umkehr mit Zwischenstation auf Hawai.
Dieser zweite Besuch auf Hawai endete für ihn allerdings tragisch: Bei durch Tabubverletzungen der Mannschaft ausgelösten Kämpfen mit den Einwohnern fand er am 14. Februar 1779 den Tod.
Seine Mannschaft unternahm nach seinem Tod einen erneuten Vorstoß in die Arktis, scheiterte aber wiederum und kehrte 1780 nach Großbritannien zurück.

Fazit

JAMES COOKS Erforschung des pazifischen Raums bewies endgültig, dass der legendäre Südkontinent nicht existiert. Außerdem hatte er fast alle Inseln und Inselgruppen Ozeaniens besucht und viele neue entdeckt. Das und der Bericht GEORG FORSTERs über die zweite Reise erweiterten das „Bild“ der Europäer von Ozeanien gewaltig. Außerdem entkleideten sie es vieler Mystifizierungen.
Weitere Entdeckungsreisen nach COOK führten dazu, dass der pazifische Raum bis Mitte des 19. Jh. als nahezu bekannt gelten konnte und das Entdeckungszeitalter der Südsee zu Ende war.
Andererseits markierten diese Reisen auch einen Wendepunkt in der Geschichte Ozeaniens. Aus der Entdeckungsgeschichte wurde die Kolonialgeschichte.

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