Der militärische Sieg über das nationalsozialistische Deutschland war nur durch eine gewaltige gemeinsame Anstrengung verschiedener Staaten möglich gewesen.
In der Antihitlerkoalition einte der gemeinsame Feind Deutschland Staaten mit unterschiedlichen Gesellschaftssystemen, wie die sozialistische Sowjetunion einerseits und die kapitalistischen USA und Großbritannien andererseits. Auch nach dem Sieg über Hitlerdeutschland versuchten diese Staaten zunächst noch gemeinsam, eine friedliche Nachkriegsordnung zu planen, zum Beispiel auf der Konferenz von Potsdam im Juli und August 1945.
Bald jedoch waren aus den ehemaligen Verbündeten entschiedene Gegner geworden. Nicht einmal ein Jahr nach der deutschen Kapitulation im Mai 1945 hielt der ehemalige britische Premierminister WINSTON CHURCHILL in Anwesenheit des amerikanischen Präsidenten TRUMAN eine Rede, in der er davon sprach, dass quer durch Europa ein Eiserner Vorhang verläuft, der den Kontinent teilt.
Auf der einen Seite des Vorhangs befänden sich die westeuropäischen freiheitlich-demokratisch verfassten Staaten. Auf seiner anderen Seite entstünde in Osteuropa ein von der Sowjetunion dominierter Block sozialistischer Staaten mit unfreien Gesellschaftsordnungen. CHURCHILL äußerte bezüglich dieses Staatenblocks wörtlich:
„das ist sicher nicht das befreite Europa, für dessen Aufbau wir gekämpft haben. Es ist nicht ein Europa, dass die unerlässlichen Elemente eines dauernden Friedens enthält.“
Die von CHURCHILL festgestellte Gegnerschaft unterschiedlicher gesellschaftlicher und politischer Ordnungen waren eine wesentliche Ursache des Kalten Krieges. In ihm standen sich seit etwa 1947 für fast ein halbes Jahrhundert nicht nur einzelne Staaten, sondern zwei gewaltige Staatenblöcke mit gegensätzlichen Gesellschaftssystemen gegenüber.
Der westliche Block unter Führung der USA repräsentierte eine kapitalistisch-individualistische Gesellschaftsordnung, und die ihm angehörenden Staaten waren freiheitlich-demokratisch verfasst. Der andere Block, der vom Westen als Ostblock bezeichnet wurde, stand unter der Führung der Sowjetunion und für ein sozialistisch-kollektivistisches Gesellschaftssystem.
Weil in Europa die sozialistischen Staaten auf der östlichen Seite des Eisernen Vorhanges und die kapitalistischen auf seiner westlichen Seite lagen, sprach man im Zusammenhang mit dem Kalten Krieg auch vom Ost-West-Konflikt.
Die beiden Blocksysteme konkurrierten weltweit aber nicht nur um die für die Menschen bessere gesellschaftliche Ordnung, sondern auch um Macht und Einfluss im internationalen Staatensystem.
Das Hauptmittel dieses Konkurrenzkampfes war der Kalte Krieg. Im Unterschied zum „heißen Krieg“ führte er zwar auch immer wieder zu ernsthaften Spannungen und Konflikten zwischen den Blöcken. Die wurden aber nie militärisch ausgetragen, sondern im Regelfalle politisch gelöst. Die Auseinandersetzungen zwischen den Blöcken konnten folglich, nicht selten nur mit höchster Anstrengung, unterhalb der Schwelle eines offenen heißen Krieges gehalten werden.
Dabei darf allerdings nicht übersehen werden, dass in vielen außereuropäischen Regionen der Welt immer wieder heiße Kriege geführt wurden, die letztlich auf den Kalten Krieg zwischen den beiden Blocksystemen zurückzuführen waren. Beispiele dafür sind der Koreakrieg von 1950 bis 1953 und der Vietnamkrieg der USA. Insgesamt prägte der Kalte Krieg die Weltpolitik bis zum Zusammenbruch des sozialistischen Weltsystems ab 1989.
Die Eingliederung der osteuropäischen Staaten in den Einflussbereich der Sowjetunion vollzog sich vielerorts mit Zwang und Gewalt. Das erzeugte im Westen Zweifel hinsichtlich der Absichten der Sowjetunion.
Besonders besorgt war man im Westen, als man den Eindruck gewann, die Sowjetunion wolle ihren Einflussbereich noch über die Grenze des Eisernen Vorhang hinaus nach Westen ausdehnen. Man befürchtete folglich die weitere Expansion des sowjetisch dominierten Lagers.
In diesem Sinne wurde zum Beispiel die intensive Unterstützung interpretierte, die die griechischen Kommunisten im seit Frühjahr 1946 andauernden blutigen Bürgerkrieg von den mit der Sowjetunion verbündeten Ländern Albanien, Bulgarien und Jugoslawien erhielten.
Diese Vorgänge um Griechenland und andere Länder nahm der amerikanische Präsident TRUMAN am 12. März 1947 zum Anlass für eine Rede vor dem amerikanischen Kongress. Deren wesentliche Inhalte wurden später allgemein als Truman-Doktrin bezeichnet. Die Doktrin bzw. Leitlinie der amerikanischen Außenpolitik bot allen Völkern und Nationen die Unterstützung der USA an, die sich innenpolitischen Bedrohungen durch bewaffnete Gruppierungen, vor allem aber Angriffen und der Einflussnahme von außen ausgesetzt sahen. Die wirtschaftliche und finanzielle Hilfe der USA für solche Länder sollte zu ihrer politischen und wirtschaftlichen Stabilisierung beitragen.
Neben der Türkei und Griechenland hatte der amerikanische Präsident dabei 1947 besonders auch den wegen seines Ölreichtums wichtigen Nahen Osten im Auge.
Überhaupt wurden schon zu Beginn des Kalten Krieges erkennbar, dass die Spannungen zwischen Ost und West nicht nur Europa erfassten, sondern globalen Charakter besaßen:
So kämpften seit Sommer 1946 im chinesischen Bürgerkrieg von der Sowjetunion unterstützte Kommunisten gegen antikommunistische Kräfte. Diese sogenannten Nationalchinesen wurden wiederum von den USA favorisierte.
Korea war nach der Befreiung durch alliierte Truppen von japanischer Herrschaft in zwei Besatzungszonen geteilt worden. Der Süden des Landes war amerikanische Besatzungszone, der Norden stand unter sowjetischer Besatzung. Es dauerte nur wenige Jahre, dann standen sich die beiden Teile des Landes feindlich gegenüber. Das führte dann ab 1950 zum Koreakrieg, in dem Millionen Koreaner beider Seiten umkamen.
Die Truman-Doktrin war daher Bestandteil einer weltweiten amerikanischen Strategie, die nach dem englischen Wort für Eindämmung als Politik des Containment bezeichnet wurde. Ihr Ziel war es, den Einfluss der Sowjetunion einzudämmen, ihr keine weitere Ausdehnung über die schon bestehende Einflussphäre hinaus zu gestatten.
Einer der Wegbereiter dieser Politik, der amerikanische Historiker KENNAN, begründete diese 1946 damit, dass der Kommunismus geradezu missionarisch auf Expansion hin angelegt sei. Daher nehme die Sowjetunion, für die der Kommunismus Staatsideologie sei, alle Mittel und jede Gelegenheit zur Expansion wahr. Der USA empfahl er als Gegenmittel eine Politik der Stärke zur Festigung eines eigenen Einflussbereiches gegen den sowjetischen Expansionswillen.
Die Politik der Stärke schloss den Aufbau eines westlichen Blocks von befreundeten und verbündeten Staaten ein.
Dem dienten auch die wirtschaftlichen Hilfen, die mit dem amerikanischen Marshallplan in die meisten westeuropäischen Staaten zur Überwindung der Kriegszerstörungen und zum Wiederaufbau flossen. Zwar richtete sich das Angebot der Amerikaner formal auch an einige osteuropäische Staaten. Deren Beteiligung konnte man realistischer Weise aber nicht annehmen. Die Vermutung liegt also nahe, dass der Marshallplan von vornherein nur an die Westeuropäer gerichtet war.
Dadurch, dass die westeuropäischen Staaten bei der Verteilung und Verwendung der Gelder Mitspracherecht erhielten, wurde durch den Marshallplan auch ihr Zusammenhalt gestärkt. Aber auch in Osteuropa wurde seit 1947 das Bündnis der sozialistischen Staaten im Zusammenhang mit der Stalinisierung der Ländern immer fester. Wer dem nicht folgte, dem drohte, wie Jugoslawien 1948 nach Meinungsverschiedenheiten mit der Sowjetunion, der Ausschluss aus der sozialistischen Staatengemeinschaft.
Es gibt wenigstens drei verschiedene Ansätze, Begründungen für den Kalten Krieg zu finden. Die Traditionalisten sehen die Sowjetunion und ihre Verbündeten als allein Schuldige an. Ihre Erklärung nimmt die Gedanken von KENNAN auf. Sie verweisen folglich auf die zum Wesen des Kommunismus gehörende offensive Expansionspolitik der Führungsmacht der sozialistischen Staaten als Hauptursache für den Kalten Krieg.
Genau umgekehrt argumentieren die Revisionisten. Sie sehen den Hauptschuldigen am Kalten Krieg in den USA. Der Kapitalismus tendiert nach ihrer Auffassung seinem Wesen nach zur Beherrschung der ganzen Welt, was ihn zum Imperialismus macht. Insofern kann für Revisionisten die kapitalistische Führungsmacht USA in Gänze für den Kalten Krieg verantwortlich sein. Mindestens ist es aber eine Gruppe von Politikern der USA, deren auf Expansion zielende Politik den Beginn des Kalten Krieges verursachte.
Beide Ansätze widerspiegeln letztlich den grundsätzlichen weltanschaulichen Gegensatz zwischen den Blöcken und ihren beiden Führungsmächten.
Ein dritter Ansatz, der der Postrevisionisten zielt hingegen stärker auf Probleme der gegenseitigen Wahrnehmung der konkreten Politik durch die jeweils anderen Seite als Ursache des Kalten Krieges. Nach diesem Ansatz waren es falsche Einschätzungen der Absichten der jeweiligen Gegenseite, die zu einer immer größeren Entfremdung der beiden ehemaligen Kriegsverbündeten und schließlich zum Kalten Krieg führten.
Die Postrevisionisten belegen ihre Deutungen durch eine Reihe Beispiele:
Umgekehrt hätten auch die Politiker in Moskau die amerikanischen Reaktionen auf ihre Politik in Osteuropa als gegen sie gerichtete aggressive Maßnahmen empfunden und missdeutet. Auf diese Weise hätte sich der Kalte Krieg also durch gegenseitige Fehldeutungen der Politik beider Lager gleichsam „hochgeschaukelt“.
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