Das Tal der Könige

Nekropolis=Totenstadt

Am westlichen Nilufer, gegenüber der Stadt Theben (ägypt.: Waset), befindet sich Thebens Nekropolis: das Tal der Könige (arab.: Wadi Biban el-Moluk). Theben war während der 18. Dynastie die Hauptstadt des Neuen Reiches und wurde 663 v.Chr. von ASSURBANIPAL zerstört. Heute befinden sich auf dem Territorium der einstigen Pharaonenstadt die Touristenstadt Luxor (arab.: Al Uksur, 40 000 Einwohner) und das Dorf Karnak.

„In diesem ausgetrockneten Flusstal haben ägyptische Arbeiter unter der sengenden Wüstensonne im zweiten Jahrtausend v. Chr. im Schatten eines der Göttin Hathor geweihten pyramidenförmigen Naturgipfels Gräber von berückender Schönheit und ehrfurchtgebietender Größe in den Fels geschlagen.“ (NICHOLES REEVES / RICHARD H. WILKINSON)

Reich des Westens

Das Gebiet um das Tal der Könige, auch Theben West genannt, liegt im sogenannten „Reich des Westens“, dem Totenreich. Dem Lauf der untergehenden Sonne folgend, soll, so der altägyptische Glaube, der Verstorbene am Tage des Totengerichts durch den Gott Osiris hier aufgenommen werden. Osiris trug auch deshalb den Beinamen „Herr des Westens“.

Berg Qurn

500 Jahre lang war das Tal der Könige Begräbnisstätte für Pharaonen. Über dem Tal erhebt sich der pyramidenförmige Berg El-Qurn. An seinem Fuße befinden sich die Gräber. Sie wurden in den Kalkfelsen geschlagen.

„Topographisch besteht das Tal der Könige eigentlich aus zwei getrennten Tälern: dem östlichen Talzweig, in dem die meisten Königsgräber liegen, und dem breiten Westzweig, in dem bislang nur wenige Gräber gefunden wurden. (...) In ferner Vorzeit war das Niltal ein Gebiet intensiver Landentstehung und Landbewegungen. Über Jahrtausende hatten schwankende Meereshöhen zur Folge, dass das Mittelmeer wiederholt ins Tiefland eindrang und einen Großteil des heutigen Ägypten bis zum heutigen Assuan im Süden bedeckte.“ (NICHOLES REEVES / RICHARD H. WILKINSON)

THUTMOSIS I. (18. Dynastie) war der erste Pharao, der sich im Tal der Könige beisetzen ließ. Außerdem befinden sich u.a. die Gräber der Pharaonen SETHOS I., RAMSES II., RAMSES III. und TUT-ANCH-AMUN (dt.: „hold an Leben ist Amun“, Bild 2) dort. Im Laufe der Zeit wurden hier insgesamt 64 Grabstätten von Königen und ihren Angehörigen freigelegt (selbst die lieb gewordenen Haustiere wurden hier bestattet). Die größten Gräber bestehen aus über 110 Kammern und Korridoren.

Plünderungen

Griechische und lateinische Graffiti zeigen, dass diese Grabanlagen bereits in vorchristlicher Zeit, trotz des Plünderungsverbots und der Androhung schwerster Strafen, ausgeraubt worden sind. Ein Graffito lautete:

„Ich habe die höchst exzellente Arbeit der Gräber gesehen; eine solche Qualität ist für uns unvorstellbar.“

Der amerikanische Autor WARREN R. DAVIDSON äußerte bezüglich des vermutlichen Reichtums der ausgeraubten Gräber:

„Angesichts der Unmassen wertvoller und edler Gegenstände im kleinen und bescheidenen Grab Tutanchamuns, der ein relativ obskurer König war und nur kurze Zeit regierte, versagt unsere Vorstellungskraft, wenn wir uns die Reichtümer und Schätze auszumalen versuchen, von denen die riesigen Gräber von Königen wie Setoy I. und Ramses II. überquollen, die lange und üppig herrschten...“ (Warren R. Davidson)

Lange Zeit vergaß man schließlich das Geheimnis des Tals der Könige. Seit 1743 wusste man erneut um diese Gräber, um 1881 wurden die ersten geöffnet. Sie waren fast ausnamslos leer.

Das Grab des TUT-ANCH-AMUN

Deshalb war der Beginn des 20. Jahrhunderts mit einer besonderen Sensation verbunden: Hier hatte HOWARD CARTER (1873–1939) am 4. November 1922 das Grab des TUT-ANCH-AMUN entdeckt. Es war bestückt mit den reichhaltigsten Grabbeigaben. Auch die Mumie selbst sowie der Sarkophag waren unversehrt. Die Grabkammer wurde von zwei lebensgroßen Wächtern aus schwarzem Holz bewacht. TUT-ANCH-AMUNs goldener Holzschrein war fünf Meter lang, 3,30 Meter breit und knapp 2,75 Meter hoch.

Das Tal der Könige wird von gewaltigen Memnonskolossen bewacht. Diese sind die Überreste des Grabes von AMENOPHIS III., das während eines Erdbebens zerstört worden war. Die nördliche Statue wurde durch das Beben ebenfalls beschädigt, so dass sie bei Sonnenaufgang klagende Töne von sich gab. So wurde die Stätte schon in vorchristlichen Zeiten zu einem Besuchermagneten. Der römische Kaiser SEPTIMUS SEVERUS ließ die Statue im Jahr 199 n. Chr. reparieren. Seitdem blieb sie stumm.

RAMSES (meriamun) II. (altägypt.: „Re hat ihn begünstigt, Geliebter des Amun“) regierte unter seinem Thronnamen User-maat-re Setepen-re („Machtvoll ist die Gerechtigkeit des Re, Auserwählter des Re“). Er lebte von 1304 bis 1213 v. Chr. Seine Eltern waren SETHOS I. und TUJA. Er regierte von 1279 bis 1213 v. Chr., war mit neun Frauen verheiratet und hatte mindestens 90 Kinder. Das Grab von RAMSES II. (Bild 3) hat eine Fläche von mehr als 820 m² und gehört somit zu den größten Gräbern im Tal der Könige. Die Grabkammer des Pharaos misst eine Fläche von 181 m².
Der Eingang zum Grab liegt besonders tief im Tal. So war er den jährlichen Überflutungen des Nil ungeschützt ausgesetzt und mit einer dicken Geröllschicht bedeckt. Über dem Türsturz befindet sich eine reliefartige Sonnenscheibe, die von Isis und Nephtys flankiert wird. An den Seiten der Eingangstür finden sich Abbildungen der Maat, auf den Wappenflanzen Ober- und Unterägyptens kniend. Die Korridore sind u. a. mit Szenen aus der Mundöffnungszeremonie verziert. Die Pfeilerhalle ist mit Abbildungen aus dem „Buch der Pforten“, einem Werk der sogenannten Totenliteratur, bemalt. Eine der Grabkammern enthält u.a. den 1. und 2. Abschnitt aus dem „Buch der Pforten“ sowie den 1. und 2. Abschnitt aus dem „Amduat“, ebenfalls einem Werk der Totenliteratur. „Amduat“ bedeutet „das, was in der Unterwelt ist“ und wurde zur Gattungsbezeichnung für die gesamte Totenliteratur. Zu ihr gehören

  • die „Schrift des Verborgenen Raumes“ (das eigentliche Amduat),
  • das „Buch der Pforten“,
  • das „Buch von der Erde“,
  • die „Litanei des Re“.

Das „Amduat“ erschien erstmals im Grab THUTMOSIS I. Es schildert die Reise des Sonnengotts Re durch die Nacht, die im Westen beginnt und im Osten endet. Re wird täglich mit dem Sonnenaufgang im Osten wiedergeboren.

Stand: 2010
Dieser Text befindet sich in redaktioneller Bearbeitung.

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