- Lexikon
- Geschichte
- 2 Vor- und Frühgeschichte
- 2.3 Die Kulturen der Bronze- und der Eisenzeit in Europa
- 2.3.1 Der Mensch in der Bronzezeit
- Bronzezeit in Europa – Deutschland
Die Geschichte der Metallverarbeitung reicht über 6000 Jahre zurück. Sie war in der Ur- und Frühgeschichte so wichtig, dass zwei Epochen nach Metallen benannt wurden: die Bronzezeit und die Eisenzeit. Im Rahmen der Epochenbestimmung geht dieser Kulturperiode die Kupferzeit voraus, für die sich wegen der schwierigen Datierbarkeit im wissenschaftlichen Sprachgebrauch der Ausdruck Kupfer verwendendes Neolithikum durchgesetzt hat.
Deshalb ist die Bronzezeit die geschichtliche Epoche, die der Jungsteinzeit folgt.
In der Bronzezeit von 1700 bis 800 v. Chr. finden wir in Norddeutschland, Dänemark und Südskandinavien Großsteingräberbauern, Streitaxtleute und Schnurkeramiker, in Ostdeutschland die Lausitzer Kultur, die den Illyrern zugewiesen wird, und in Süddeutschland die keltische.
In südlichen Teilen Europas verbreitete sich die Kenntnis der Legierung des Kupfers mit Zinn etwa seit 2000 v. Chr., nachdem in der Mitte des 3. Jahrtausends v. Chr. in Mesopotamien und Anatolien die Vorteile dieser Legierung erkannt worden waren. Obwohl Bronzegegenstände zunehmend das tägliche Leben beherrschten, brach die traditionelle Herstellung und Nutzung von Steingeräten in den folgenden Jahrhunderten nicht ab.
Die meist unbefestigten Siedlungen und jahrhundertealte Traditionen und Jenseitsvorstellungen wurden allmählich aufgegeben. An strategisch günstigen Plätzen entstanden befestigte Siedlungen. Das waren vor allem Anhöhen oder Seeufer. Vielfach wurden die Verstorbenen zusammen mit ihrem persönlichen Besitz verbrannt, die Asche in Urnen beigesetzt und Urnenfelder mit bis zu mehreren Tausend Gräbern angelegt.
Große Mengen wertvollster Metallobjekte wurden vor allem gegen Ende der mittleren Bronzezeit (10. bis 9. Jh. v. Chr.) als Horte (verborgener Schatz) in der Erde oder im Wasser versenkt. Hierzu zählt z. B. der 1913 geborgene Goldfund von Eberswalde nordöstlich von Berlin. Dieser Goldfund zählt zu den größten und bedeutendsten Entdeckungen der Bronzezeit in Mitteleuropa. In einem bauchigen Tongefäß waren acht goldene Schalen enthalten, in denen sich wiederum 73 weitere Goldgegenstände befanden, wie Hals- und Armringe, Barren und Drähte.
Kultgeräte, Schwerter, Bronzegeschirr gelangten ebenfalls wahrscheinlich zur Huldigung unbekannter Gottheiten unter die Erde.
In Europa sind religiöse und weltliche Macht in der jüngeren Bronzezeit besonders ausgeprägt. Kennzeichen hierfür sind Burgen mit starken Befestigungsanlagen wie sie bis ins Mittelalter hinein errichtet wurden (Bild 2). Im Umfeld solcher Anlagen konnten oft kleinere unbefestigte Siedlungen oder Einzelhöfe nachgewiesen werden, die eine Wirtschafts- und Sozialeinheit gebildet haben könnten.
Ein Beispiel für ein jungbronzezeitliches Königsgrab ist das berühmte Grab von Newgrange/Irland (Bild 3). Es ist etwa 4500 Jahre alt und besteht aus einem herzförmigen Stein- und Erdhügel von ca. 90 Meter Durchmesser und einer Höhe von fast 11 Meter. Rundherum befinden sich Felsblöcke, von denen noch 12 erhalten sind. Im Umfeld der Grabanlage befand sich eine Siedlung der Glockenbecherkultur.
Die zweite Hälfte des 3. Jahrtausends vor Christi wird in den chinesischen Mythen als eine Zeit großer Veränderungen beschrieben. Der Übergang vom Neolithikum zur Bronzezeit war von steter Weiterentwicklung gekennzeichnet. Die Longshan-Kultur breitete sich immer weiter aus, und zwischen ihren Siedlungen entfaltete sich ein reger Handel.
In dieser Gesellschaft, die sich immer differenzierter entwickelte, entstand die politische Vorherrschaft der Priester und Schamanen. Die Fortschritte in der Technik wurden intensiver für die Herstellung ritueller Gegenstände benutzt, als zur Verbesserung der landwirtschaftlichen Techniken. Vor diesem Hintergrund entwickelte sich auch die Metallbearbeitung, und es entstanden die ersten Formen eines organisierten Staates.
Das Staatsgebilde festigte sich, nachdem die kulturellen Gefüge, die um die Vorherrschaft in der zentralen Tiefebene kämpften, politisch und militärisch erfolgreich waren. Die Xia-Dynastie – hervorgegangen aus der Longshan-Kultur von Henan – konnte ihre Macht am Delta des Huanghe (Gelber Fluss) festigen und herrschte bis zum 16. Jh. v. Chr. Sie wurde von der Shang-Dynastie, den Erben der Longshan-Kultur von Shandong, abgelöst.
Ursprünglich im Osten der zentralen Tiefebene beheimatet, behaupteten die Shang ihre Vormachtstellung bis in das 11. Jh. v. Chr. Den Shang folgte die Zhou-Dynastie, die Nachkommen der Longshan-Kultur von Shaanxi, die bis 221 v. Chr. die Macht innehatte.
In der Bronzezeit schufen die Chinesen unzählige Gegenstände aus Bronze, stellten jedoch nur selten menschliche Figuren dar. Die Handwerkskunst erlebte eine große Blütezeit. In einem Grab aus dem 5. Jahrhundert entdeckte man fast 10 Tonnen Bronze. Enorme materielle und menschliche Ressourcen waren nötig, um diese immense Produktion in Gang zu halten.
1050 v. Chr. hatten griechische Völker den Süden der Balkanhalbinsel, die Inselwelt der Ägäis und die Westküste Kleinasiens (heutige Türkei) besiedelt. Seit dem 8. Jh. bildeten sich die für die griechische Antike typischen selbstständigen Stadtstaaten, die Poleis. Die Menschen hatten die ursprüngliche Monarchie der Aristrokratie abgelöst.
Auf der Insel Kreta hatte sich die minoische Kultur herausgebildet, die vom 3. Jahrtausend bis 1100 v.Chr. andauerte. Es war die Zeit der älteren Paläste (Knossos, Phaistos). Diese waren Mittelpunkte von Städten und dienten als fürstliche Residenzen der kultischen Oberherrschaft und einer zentralistischen Verwaltung. Eine bereits hoch entwickelte Technik erlaubte den Bau von Straßen, steinernen Brücken, Kanalisations- und Entwässerungsanlagen sowie Palast- und Schiffsbau.
Neben Kreta entwickelten sich in Ägypten und Mesopotamien frühe Hochkulturen.
Um 2300 bis 1600 v. Chr. bildeten sich in den Einzugsgebieten des Indus die sogenannten Harappa-Kultur und im Gebiet des Gelben Flusses (China) die Shang-Dynastie heraus (s.o.) In Mittelamerika bildeten die Maya (etwa 1500 v. Chr.–1540 n.Chr.) und die Azteken (seit ca. 1200–1521 n. Chr.) die frühen Hochkulturen.
Diese Hochkulturen hoben sich deutlich von den jungsteinzeitlichen Ackerbaukulturen ab. Sie entwickelten eine ausgeprägte Staatlichkeit, eine weitgehende soziale Differenzierung und hoch entwickelte Kulturtechniken wie Schrift, Mathematik, Astronomie, Medizin.
Während sich jungsteinzeitliche Gesellschaften noch dezentral über Verwandtschaftsgruppen organisierten, bildeten sich in der Bronzezeit hierarchisch strukturierte Gesellschaften mit ausgeprägten Status- und Besitzunterschieden heraus. An der Spitze der Gesellschaft, des Staates, stand ein König, der wie der Pharao oder Inkafürst die Inkarnation (Verkörperung) eines Gottes sein konnte oder auf andere Weise ausgezeichnet war. Darunter versammelten sich die Funktionsträger, die als Priester, Beamte oder Krieger die Elite bildeten. Bauern, Landarbeiter, Handwerker bildeten die Masse der Bevölkerung. In kriegerischen Gesellschaften waren die Sklaven das Ende dieser Hierarchie.
Die verbesserte Landwirtschaft brachte Überschüsse an Nahrungsmitteln und begünstigte eine zunehmende Arbeitsteilung mit der Herausbildung spezialisierter Berufe, wie Handwerker (Schmiede, Gießer) für Schmuck, Waffen, Geräte, Bergbauarbeiter, aber auch Ärzte, Künstler und Kaufleute. Sowohl die Produktion landwirtschaftlicher Güter als auch der Fernhandel unterstanden weitestgehend einer staatlichen Verwaltung.
Stand: 2010
Dieser Text befindet sich in redaktioneller Bearbeitung.
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