- Lexikon
- Geschichte
- 2 Vor- und Frühgeschichte
- 2.2 Der Mensch in der Steinzeit
- 2.2.2 Sesshaftwerdung in der Jungsteinzeit
- Befunde der Ausgrabungen
Erstmals 1952 bis 1958 wurden von KATHLEEN KENYON die frühesten Siedlungsschichten von Jericho am Rande der Jordansenke in Jordanien untersucht, während die ersten Ausgrabungen schon im Jahre 1907 erfolgten. In diesen Schichten, die aus der Zeit um 9000 v. Chr. stammen, ließen sich domestizierte, kontinuierlich angebaute Pflanzen wie Einkorn, Emmer, Gerste, Erbsen, Linsen und Flachs nachweisen. Außerdem wurden einfache Klingengeräte sowie kleine Steinbeile für Zimmermannsarbeiten gefunden.
Diese ältesten Besiedlungsspuren verdeutlichen den Übergang des Menschen vom Jägerdasein zur Sesshaftigkeit. In diese Zeit gehört eine Anlage, die als ältester Tempel der Welt zu interpretieren ist. Auffallend war ein 9 Meter hoher und 10 Meter dicker, nach oben leicht verjüngter Turm mit Innentreppe. Die Funktion dieses Turms konnte bisher nicht völlig geklärt werden. Er könnte der Mittelpunkt einer größeren Holz- oder Lehmziegelkonstruktion (Tempel) gewesen sein. Dieser Bau ist nur als Gemeinschaftswerk denkbar.
Aus Lehmziegeln gebaute Rundhäuser nahmen etwa eine Fläche von 4 ha ein und waren durch eine 3 m dicke Steinmauer mit Gräben befestigt. Diese Befestigung stammt aus der Jungsteinzeit, etwa um 8000 v. Chr., und bot nicht nur Schutz vor Angreifern, sondern auch gegen plötzliche Murgänge (Bergrutschen).
Die frühe Entwicklung Jerichos zur ältesten Stadt im syrisch-palästinensischen Raum und damit auch zur wahrscheinlich ältesten Stadt der Welt liegt in Jerichos Reichtum aus dem Handel mit Salz, Asphalt und Schwefel aus dem Toten Meer begründet. Während der frühen Bronzezeit blühte Jericho als Stadt mit mächtigen Verteidigungsanlagen. Um 1350 v. Chr. wurde die Stadt von einem ägyptischen Heer zerstört.
Nachdem Jericho 150 Jahre unbesiedelt blieb, wurde es 1400 und 1325 v. Chr. in einem kleinen, unbefestigten Dorf wieder besiedelt. Zur Zeit der israelitischen Landnahme (13.–12. Jh. v. Chr.) war Jericho unbesiedelt. Die Israeliten bauten die Stadt unter König AHAB in der Mitte des 9. Jh. weiter aus. Unter König JOSIA kam Jericho zum Reich Juda.
Das westlich hiervon gelegene hellenistisch-römische Jericho wurde von HERODES DEM GROSSEN im Jüdischen Krieg 68 n. Chr. von den Römern erobert. Es bestand als byzantinische Stadt und Bischofssitz bis zur arabischen Eroberung im 7. Jh. Im 6. Jh. endete die Besiedlung.
In hellenistisch-römischer Zeit wurde die Siedlungsgeschichte im Ortsbereich der heutigen Stadt fortgesetzt. Westlich der alten Stadt Jericho wurde von den Hasmonäern (Priestergeschlecht nordwestlich von Jerusalem) eine Palastanlage errichtet, die HERODES DER GROSSE weiter ausbaute.
In Schichten der jüngeren Altsteinzeit wurden kopflose Skelette gefunden, die in Häusern begraben waren. Oft wurden die Schädel mit aus Ton geformten Maskenbildern bedeckt und separat aufbewahrt. Die Aufbewahrung der Schädel sollte wohl der Erinnerung an die Ahnen und ihrer hilfreichen Seelen dienen. Es handelt sich hier um einen jungsteinzeitlichen Ahnenkult. Haustiere sowie Keramik konnten bei der Ausgrabung von Jericho nicht gefunden werden.
Im 13./12. Jh. v. Chr. wanderten die Israeliten in Jericho ein und fanden den Ort fast verödet vor. Dass sie die Stadt durch den „Schall der Trompeten von Jericho“ einnahmen, ist eine Legende. Die heutige Stadt Jericho ist eine arabische Oasenstadt und Kurort im unteren Jordantal unweit des Toten Meeres. Die Stadt hat etwa 15 000 Einwohner. 1967 bis 1994 war die Stadt von Israel besetzt. Seit 1994 ist sie Sitz der Verwaltung des autonomen palästinensischen Gebietes.
Stand: 2010
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