- Lexikon
- Geschichte
- 3 Frühe Hochkulturen
- 3.4 Die Hochkulturen Asiens
- 3.4.1 Erste Hochkulturen in China
- Anfänge der chinesischen Zivilisation
Bis heute wird in China ein alter Mythos von der Erschaffung der Welt weitererzählt:
Am Anfang sei die Welt ein Ei gewesen. Pan Gu soll aus dem Chaos, einer feuchten Finsternis innerhalb des riesigen Eies, geboren sein und 18 000 Jahre geschlafen haben, schließlich die Gestalt eines beleibten Mannes angenommen und dann die Eierschale mit Hammer und Meißel zerschlagen haben. Die leichten Teile der Schale – Yang – seien nach oben gestiegen, während die schweren Teile – Yin – nach unten sanken und die Erde bildeten.
So stellen sich die Chinesen die Schöpfung der Welt vor. Der Himmel ruhte auf seinem Kopf, und mit den Füßen stand er auf der Erde. Pan Gu wuchs und wuchs, und mit ihm wuchsen Himmel und Erde.18 000 Jahre lebte Pan Gu. Als er gestorben sei, hätte sich sein Fleisch in den Erdboden, sein Blut in Seen und Flüsse, seine Augen in Sonne und Mond, sein Atem in Wind, seine Stimme in Donner verwandelt. Zähne und Knochen wurden zu Metallen und Steinen und sein Knochenmark und der Samen wurden zu kostbaren Perlen und Jade. Die Parasiten, die sich von seinem Körper ernährt hätten, wären zu den Vorfahren der Menschen geworden. Nach einer anderen Überlieferung soll Pan Gu aus Lehm die ersten Menschen geformt haben. Einem Teil von ihnen habe er die weibliche Eigenschaft Yin und dem anderen Teil die männliche Eigenschaft Yang gegeben. So seien Mann und Frau entstanden.
Tatsächlich ist China bereits sehr früh besiedelt gewesen. Die ältesten menschlichen Knochen des „Yuanmou-Menschen“, die man hier fand, waren 1,7 Millionen Jahre alt. Sie wurden 1976 gefunden. 1920 entdeckte man in Zhoukoudian, in der Nähe von Peking, Überreste des sogenannten „Peking“-Menschen, der vor etwa 250 000 bis 500 000 Jahren lebte.
Aus der Altsteinzeit (10 000 v. Chr.) stammen steinerne Werkzeuge. Während jedoch in Europa vor allem Faustkeile gefunden wurden, waren es in China wie auch in anderen Teilen Asiens besonders Hau- und Schabgeräte aus Steingeröllen (Choppers), die als Werkzeuge Verwendung fanden. Hier ist auch der Übergang von der mittelsteinzeitlichen Jägerkultur zum sesshaften Bauerntum mit Ackerbau und Viehzucht zu beobachten. Er fand im 8./7. Jahrtausend vor Christus statt. Bereits im 5./4. Jahrtausend vor Christus kultivierten die Menschen in China den Reis. Im Jungneolithikum gab es bereits große Siedlungsräume in China. Die größten sind:
Nachgestaltung eines „Orakelknochen", hier ein beschrifteter Schildkrötenpanzer.
Die sogenannte Hemudukultur in Jiangsu und im nördlichen Zhejiang kannte Verfahren, wie man Holzgefäße durch das Aufbringen von Lackchichten gegen verschiedene Umwelteinflüsse resistent machen konnte. So konnte keine Feuchtigkeit ins Holz eindringen, es gelang, die Gefäße auf 100 Grad zu erhitzen.
In das 2. Jahrtausend vor Christus fallen die Anfänge der Metallbearbeitung in China. Priester und Schamenen errangen die Vorherrschaft. Die sogenannte Longshan-Kultur (Longshanwenhua) breitete sich immer weiter aus und zwischen den Siedlungen entfaltete sich ein reger Handel. Sie wurde in Longshan in der Provinz Jinan entdeckt und ist durch glänzende schwarze Keramik gekennzeichnet. Deshalb wird sie auch „Schwarze-Keramik-Kultur“ genannt. Des Weiteren bildete sich in ihr das Jade-Handwerk heraus. Aus dieser Kultur ging das erste chinesische Königtum hervor, das klassisch in Dynastien eingeteilt wird. Auf KONFUZIUS geht die Einteilung der Dynastien der chinesischen Frühzeit zurück. Er benutzte dafür den Begriff San-dai („drei Dynastien“):
Ins 21. Jahrhundert vor Christus fällt die Xia-Dynastie (21.–16. Jahrhundert v. Chr.), deren Existenz aber nicht bewiesen ist. Archäologisch lässt sich die ins 19. Jh. v. Chr. fallende Erlitou-Kultur (ca. 19. Jahrhundert bis ca. 16. Jahrhundert v. Chr.,) nachweisen, die an den Flüssen
siedelte.
Hauptstadt der Xia-Dynastie soll das legendäre Yangcheng sein.
In jene Zeit fallen wichtige kulturelle Leistungen:
Begründer der Xia-Dynastie war der konfuzianischen Überlieferung nach YU DER GROSSE. Er wird auch als der GUTE YU bezeichnet, als weiser Herrscher, als Himmelssohn. Er wird in der Historiker-Fachwelt als halbhistorische Persönlichkeit anerkannt. Seine Lebenszeit wird zwischen etwa 2207 und 2198 vor Christus gelegt. In dieser Zeit wurden auch die bisher ältesten Schriftzeichen Chinas entwickelt, die jedoch nur in Form von Orakelknochen (Bild1) belegt sind. Die meisten dieser auch als „Drachenknochen“ (longgu) bezeichneten Funde stammen jedoch aus der Shang-Dynastie (16.–11. Jahrhundert v. Chr.).
Die Shang stürzten die Xia. Ihr Stammgebiet lag unweit der Xia-Residenz Yangcheng. Aus dieser Zeit stammen frühe Bronzefunde, Pferde- und Streitwagen. Auch die Seide war bereits bekannt.
Die Shang-Dynastie besaß bereits eine entwickelte Herrschaftsstruktur. Der Name der Dynastie leitet sich aus dem chinesischen Begriff für Schamane her. Das deutet stark auf die Organisationsform des Staates als Priester-Königtum hin. Die Priester-Könige waren Inhaber der politischen, militärischen und religiösen Macht.
Die Shang-Dynastie wird in zwei Perioden eingeteilt, die man nach Fundstätten in der Provinz Henan bezeichnet:
Während in der Zhengzhou-Periode (16.–-14. Jh. v. Chr.) die Thronfolge über die Brüder der Könige geregelt war, legte man in der Anyang-Periode (13.–11. Jahrhundert v. Chr.) die Vater-Sohn-Thronfolge fest. Der König vereinte die weltliche und geistliche Macht in seiner Person. Er ernannte seine Ratgeber, Statthalter und Heerfürsten, die meist aus der eigenen Familie stammten.
In der Shang-Zeit galten verstorbene Herrscher als vergöttlichte Wesen und nahmen ihren Platz neben Naturgöttern und Naturgeistern innerhalb der frühen chinesischen Religion ein (Ahnenkult). Es gab also bereits ein ausgeprägtes Jenseits-Denken.
Oberster Gott der Shang-Zeit war ein „di“ oder „shangdi“ („Gott in der Höhe“). Der Priester-König war religiöses Oberhaupt. Er befragte in einem religiösen Zeremoniell (Orakel) Ahnen und Götter zu folgenden Themen:
Das Orakel wurde mithilfe der pyromantischen Divination befragt, d.h. der göttlichen Weissagung aus dem Opferfeuer.
Unter der Zhou-Dynastie (11. Jahrhundert v.Chr.–221 v. Chr.) prägte sich in China der Lehensfeudalismus (Fengjian-System, von chinesisch Feng = dem Lehenfürsten ein Stück Land verleihen und jian = durch die Lehensfürsten einen Lehensstaat aufbauen) heraus. Der chinesische Staat stützte sich wirtschaftlich auf die Königsländereien (Domänen), die von Leibeigenen
„ zhong“ bzw. „zhongren“=„die Vielzahl der Menschen“ oder auch „das einfache Volk“
bewirtschaftet wurden. Sie waren
Es dominierte der Anbau von
Auffallend ist im Unterschied zur europäischen Leibeigenschaft die kollektive Bearbeitung des Bodens mit primitiven Gerätschaften aus Holz (Forke, Spaten), Stein (Sichel, Sense) oder Knochenmaterial durch die Zhongren. Verschiedene Amtsträger (die sogenannte Palastverwaltung) beaufsichtigten und kontrollierten die Feldarbeit. Während die Leibeigenen in Europa an ihre „Scholle“ gebunden waren und eigenes Gerät zum Bestellen des Feldes hatten, wurden die Arbeitsgeräte der Zhongren zentral gelagert.
Die Zhongren waren nicht nur leibeigene Bauern. Sie wurden auch bei der Förderung, dem Transport und der Verhüttung von Kupfer und Zinn zu Bronze eingesetzt. Den eigentlichen Bronzeguss erledigten dagegen Handwerker („duogong“=„die vielen Handwerker“, später „baigong“=„die hundert Handwerker“.
Perioden der Zhou-Dynastie waren die
Ihren Namen erhielt die Zhou-Dynastie von ZHOU WUWANG, der die Shang besiegte. Xi'an (auch: Chang'an) wurde die Hauptstadt des Reiches. Später residierten die Zhou-Kaiser in Luoyang, das 934 Jahre Hauptstadt des Reiches blieb. Da Xi'an westlich von Luoyang liegt, nennt man die Anfänge der Dynastie der Zhou auch Westliche Zhou und ihr Ende Östliche Zhou. Während der Zhou-Dynastie führten die Chinesen allmählich die Geldwirtschaft ein. Das Geld erhielt das Aussehen der Tauschware.
Auch in China kannte man Pyramiden als Grabstätten. So wurde ZHOU WUWANG in einer solchen ca. 15 Meter hohen Pyramide in Xi'an bestattet. In China soll sich auch die mit 300 Metern größte Pyramide der Welt befinden. Als der US-Pilot JAMES GAUSSMAN im Zweiten Weltkrieg ein bestimmtes Gebiet in der Nähe von Xi'an überflog, sah er das sagenhafte Bauwerk:
„Ich flog um einen Berg, und dann kamen wir über ein ebenes Tal. Direkt unter uns lag eine gigantische, weiße Pyramide. Es sah aus wie im Märchen. Die Pyramide war von schimmernden Weiß umhüllt. Es hätte auch Metall sein können oder irgendeine Art von Stein. Sie war an all ihren Seiten völlig weiß. Das Bemerkenswerteste daran aber war die Spitze: ein großes Stück edelsteinähnliches Material. Es war für uns unmöglich zu landen, obwohl wir es gerne getan hätten. Wir waren von der gewaltigen Größe dieses Dinges tief beeindruckt.“
Ein Angebot von