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- 5 Räumliche Gliederungen
- 5.1 Arten räumlicher Gliederungen
- 5.1.3 Wirtschafts- und sozialräumliche Gliederung
- Wirtschafts- und sozialräumliche Struktur der Französischen Republik
Die Französische Republik ist nach Russland und der Ukraine das flächenmäßig und nach Russland und Deutschland auch von der Einwohnerzahl her das drittgrößte Land Europas.
Das westeuropäische Land wird im Westen vom Atlantik und im Nordwesten vom Ärmelkanal begrenzt. Im Nordosten sind Belgien und Luxemburg, im Osten Deutschland, die Schweiz und Italien die Nachbarländer. Im Süden grenzt Frankreich schließlich an das Mittelmeer, an Spanien und Andorra (Bild 1). Zu Frankreich gehört neben dem festländischen Gebiet im Westen des europäischen Kontinents auch die Insel Korsika im Mittelmeer.
Daten zur Landes- und Wirtschaftsstruktur von Frankreich | |
Daten zur Landesstruktur | |
Fläche: | 543 965 km² |
Weltrangplatz: | 47 |
Bevölkerung: | 65,5 Mio. Einw. |
Bevölkerungsdichte: | 97 Einw./km² |
Lebenserwartung: | 79 Jahre (2003) |
Säuglingssterblichkeit: | 0,4 % (2003) |
Kindersterblichkeit: | 0,6 % (2003) |
Bevölkerungswachstum: | 0,5 %/Jahr |
Analphabetenrate: | 1 % (2003) |
Städtische Bevölkerung: | 75,9 % (2003) |
Daten zur Wirtschaftsstruktur | |
Bruttosozialprodukt | |
gesamt: | 1 493,7 Mrd. US-$ (2003) |
pro Einwohner: | 24 730 US-$ (2003) |
Bruttoinlandsprodukt | |
gesamt: | 1757,6 Mrd. US-$ (2003) |
durchschnittlicher realer Zuwachs 2003 bis 2004: | 0,5 % |
Anteil der Bereiche am BIP: | Landwirtschaft 3 %, Industrie 24 %, Dienstleistungen 73 % (2003) |
Erwerbstätigkeit: | Landwirtschaft 4,1 %, Industrie 25,4 %, Dienstleistungen 70,5 % (2002) |
Arbeitslosigkeit: | durchschnittlich 9,7 % (2004) |
Import | |
Gesamtwert: | 354,4 Mrd. US-$ (2004) |
Importgüter: | Investitionsgüter 21 %, Konsumgüter 17 %, Halbfertigwaren 31 %, Nahrungsmittel, Agrargüter 9 %, Energie 4 % |
Importländer: | Deutschland 17 %, Italien 9 %, USA 6 %, Großbritannien 7 %, Belgien/Luxemburg 8 %, Spanien 8 % |
Export | |
Gesamtwert: | 335,9 Mrd. US-$ (2004) |
Exportgüter: | Investitionsgüter 23 %, Konsumgüter 15 %, Halbfertigwaren 31 %, Nahrungsmittel 12 %, Fahrzeugteile 16 % |
Exportländer: | Deutschland 15 %, Italien 9 %, Spanien 10 %, Großbritannien 8 %, Belgien/Luxemburg 8 % |
Tourismus | |
Einnahmen: | 28 Mrd. US-$ (2001) |
Auslandsgäste: | 70 Mio. (2001) |
Noch bis zum Zweiten Weltkrieg war die französische Wirtschaft hauptsächlich von der Landwirtschaft geprägt. Erst nach Kriegsende vollzog Frankreich einen enormen wirtschaftlichen Aufschwung und schaffte es, in nur wenigen Jahren zur Weltspitze aufzusteigen. Heute belegt das Land unter den weltgrößten Industrienationen den fünften Rang. Frankreich gehörte zu den Gründungsstaaten der Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft (EWG) und gilt heute in der Europäischen Union (EU) auf wirtschaftlicher und politischer Ebene als stabiler Partner.
Frankreich
Strukturbestimmend für den französischen Industriesektor war etwa ein Jahrhundert lang die Kohle-, Eisen- und Stahlindustrie. Diese Industrien hatten sich schon im 19. Jahrhundert, bedingt durch die unmittelbare Nähe großer Steinkohlen- und Eisenerzlagerstätten, hauptsächlich im Norden des Landes um Lille, in Lothringen sowie im Becken zwischen Valenciennes und Cambrai ansiedelten.
Nach 1960 wurden Maßnahmen einer gezielten Regionalentwicklung unternommen, um die Wirtschaft räumlich und sektoral zu dezentralisieren. Damit verloren traditionelle Industriestandorte an Bedeutung, während vorzugsweise im ländlichen Raum und an der Küste neue Betriebe mit staatlicher Hilfe geschaffen wurden, wie z. B. die Hüttenwerke in Dünkirchen und in Fos bei Marseille. Doch die Krise der Schwerindustrie führte auch in Frankreich zu einem langsamen Sterben der Montanindustrie. Obwohl das Land nach wie vor reich an Kohle und Eisenerzvorkommen ist, haben diese Industriezweige ihre frühere Bedeutung verloren.
Es setzte ein wirtschaftlicher Strukturwandel ein, in dessen Folge neue und moderne Industriezweige aufgebaut wurden. Ihre Standorte befinden sich vor allem in Südfrankreich um Grenoble, Marseille, Nizza, Bordeaux und Toulouse. Hier wird z. B. der „Airbus“, das bekannte Mittelstreckenflugzeug, endmontiert.
Die französische Industrie ist heute hoch spezialisiert. Besondere Stärken liegen im Bereich des Automobilbaus (z. B. Peugot und Renault), im Maschinenbau, in der chemischen Industrie, in der Elektrotechnik/Elektronik sowie in der Nahrungs- und Genussmittelindustrie. Außerdem hat die Rüstungsindustrie traditionell ein besonderes Gewicht. In vielen Ländern der Erde wurden die Armeen z. B. mit französichen Mirage-Jagdbomber oder Exocet-Raketen ausgerüstet. Das hat Frankreich vielfach auch internationale Kritik eingebracht, ebenso wie die breite Nutzung der risikobehafteten Kernenergie in derzeit rund 50 Reaktoren.
Aufgrund besonderer staatlicher Förderung der Entwicklung von Hochtechnologien, insbesondere der Mikroelektronik, entstanden ähnlich wie im kalifornischen Silicon Valey neue Forschungszentren. Diese sogenannten Technopoles leisten bedeutende Forschungsarbeit in der Informatik, der Kommunikationstechnologie und bei deren Anwendung beispielsweise in der Weltraum- und Flugzeugtechnik.
In der Landwirtschaft ist Frankreich europaweit Spitze bei der Produktion und dem Export von landwirtschaftlichen Erzeugnissen und landestypischen Spezialitäten. Etwa 31 Mio. ha Fläche werden landwirtschaftlich genutzt. Das sind rund 60 % der Landesfläche. Obwohl nur noch vier Prozent der Erwerbstätigen in der Landwirtschaft tätig sind, werden Menge und Qualität der Produkte durch moderne „industriemäßige“ Produktionsmethoden kontinuierlich erhöht. Die hochwertigen Erzeugnisse genießen weltweit einen hervorragenden Ruf. Nach den USA ist Frankreich zweitgrößter Agrarexporteur der Welt.
Große Bedeutung haben Spezialkulturen, insbesondere der Weinbau. Neben Italien gilt Frankreich als das wichtigste Weinland der Erde.
Exportiert werden vor allem Agrargüter wie Wein, Champagner, Molkereiprodukte (Käse), Zucker, Getreide und Fleisch.
Wie in den meisten industriell hoch entwickelten Ländern der Erde hat sich in den letzten Jahrzehnten auch in Frankreich der Wandel von der Industrie- zur Dienstleistungsgesellschaft vollzogen.
Im Dienstleistungssektor Frankreichs werden mittlerweile etwa 70 % des BIP erwirtschaftet. In den zahllosen Unternehmen dieses Wirtschaftssektors, Banken, Verwaltungen, Telekommunikation, Medien, Versicherungen, Transportwesen, Tourismus, arbeiten heute etwa zwei Drittel der Erwerbstätigen des Landes.
Im Dienstleistungssektor Frankreichs ist der Tourismus von besonderer Bedeutung für die wirtschaftliche Entwicklung und eine der wichtigsten Deviseneinnahmequellen des Landes: Etwa 67 Mio. Auslandsgäste sorgen jährlich für Einnahmen in Höhe von etwa 28 Mrd. US-$. Damit ist Frankreich das meistbesuchte Touristenland der Welt. Wie wichtig der tertiäre Bereich für die Schaffung von Arbeitsplätzen ist, zeigt das Beispiel des im Jahre 1992 eröffneten Freizeitparks von Disney bei Paris. Hier wurden mit einer Investitionssumme von 3,5 Milliarden Euro etwa 30000 neue Arbeitsplätze in der Region geschaffen.
Die großen wirtschaftlichen Erfolge gelten als Voraussetzung für ein fortschrittliches soziales Sicherungssystem (Gesundheitswesen, Sozialfürsorge, Rentensystem usw.). Auch der französische Bildungssektor ist beispielgebend. Die Bedeutung, die der französische Staat der Ausbildung beimisst, zeigt sich z. B. darin, dass der Bildungsetat etwa ein Fünftel der gesamten Staatsausgaben ausmacht. Schulpflicht besteht bis zum 16. Lebensjahr.
Prädestiniert für die Ausbildung der künftigen Wirtschafts- und Politik-Eliten sind die sogenannten „Grandes Ecoles“, die (bei Bestehen strenger Aufnahmeprüfungen) nach dem Abitur besucht werden können.
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