- Lexikon
- Geografie
- 3 Naturgeografische Grundlagen
- 3.7 Geografische Zonen
- 3.7.2 Kaltgemäßigte Nadelwaldzone
- Waldbrände in der borealen Nadelwaldzone
Die borealen Nadelwälder auf der Nordhalbkugel gehören neben den tropischen Regenwäldern zu den flächenhaft bedeutendsten Waldformationen der Erde.
Ihren Verbreitungsschwerpunkt haben sie eindeutig in der kaltgemäßigten Klimazone im nördlichen Nordamerika (Kanada), in Nordasien (West- und Ostsibirien) und Nordeuropa (Skandinavien, Westrussland). Sie umfassen einen breiten Streifen um 60° nördlicher Breite mit einer heutigen Fläche von etwa 10 bis 12 Mio km² (Europa 10,5 Mio. km²). Damit bedecken sie etwa die Hälfte der gesamten Zone.
Das größte zusammenhängende Waldgebiet der borealen Nadelwaldzone ist dabei die Taiga West- und Ostsibiriens.
Die Zusammensetzung der borealen Nadelwälder ist allerdings in den verschiedenen Regionen der Zone nicht gleich:
Der Unterwuchs besteht meist aus Zwergsträuchern (Preisel-, Heidel-, Trunkelsbeere) sowie aus Flechten und Moosen.
Die Pflanzen der Baum- und Strauchschicht in den borealen Nadelwäldern bilden zusammen eine Pflanzenmasse von 150 bis 300 t pro ha. Diese Masse ist zwar im Vergleich zu der nördlich benachbarten Zone der Tundren (etwa 28 t pro ha) bedeutend größer. Gegenüber der sich südlich anschließenden kühlgemäßigten Laub- und Mischwaldzone ist sie aber geringer (max. 400 t pro ha). Das hängt damit zusammen, dass die Produktion der Pflanzendecke durch die überall bestehende klimatische Ungunst, oft auch durch Nährstoffmängel der Böden eingeschränkt wird.
Die Pflanzen der Taiga produzieren eine nur schwer zersetzliche und nährstoffarme Streu, in der Nadeln der Nadelholzarten und die wachsüberzogenen Blätter der Zwergsträucher dominieren. Diese Streu kann den Waldboden bis zu 50 cm Höhe bedecken. Ihre mittlere Zersetzungsdauer beträgt 350 Jahre. Sie ist damit 100-mal so lang wie die in den sommergrünen Laubwäldern. Deshalb werden in der Taiga die in der toten Pflanzenmasse gespeicherten Nährstoffe auch nur sehr langsam wieder freigesetzt. Der Nährstoffkreislauf Pflanze-Boden-Pflanze ist also sehr gebremst. Insbesondere der Stickstoffmangel schränkt die Biomasseproduktion erheblich ein.
Waldbrände sind ein wesentliches Element aller borealen Wälder, also auch der Taiga. Von Waldbränden ist aber insbesondere die südliche Taiga betroffen, was mit der größeren sommerlichen Erwärmung, der entsprechenden Trockenheit sowie mit den dichteren Baumbeständen zusammenhängt.
Die meisten Feuer erfassen nur Flächen von wenigen Hektar. Allerdings sind auch schon Flächenbrände beobachtet worden, die 50000–200000 ha Taigafläche in Mitleidenschaft gezogen haben. Insgesamt fallen jährlich weltweit etwa 80 Mio. km² borealer Wald den Flammen zum Opfer.
Die Wirkung der Brände kann in Abhängigkeit von der Menge der entzündlichen Streu, der Mächtigkeit der Rohhumusauflage, des Feuchtigkeitsgehalts, der Dichte der Vegetation und der Witterung (vor allem Windgeschwindigkeit und Windrichtung) sehr unterschiedlich sein.
Auch die Folgen von Taigabränden sind sehr vielfältig:
Somit werden die sporadisch auftretenden Taigabrände heute nicht mehr allein als Unglücke angesehen. Vielmehr betrachtet man sie aus ökologischen Gründen als willkommene Ereignisse zur Beschleunigung des Nährstoffkreislaufs und zur Regeneration der borealen Nadelwaldgebiete der Erde.
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