- Lexikon
- Geografie
- 7 Regionen
- 7.1 Die Erdteile und ihre Länder
- 7.1.1 Amerika
- Vereinigte Staaten von Amerika
Die USA nehmen den mittleren Teil des Kontinents Nordamerika ein. Der Staat grenzt im Norden an Kanada und im Süden an Mexiko. Die größte Nord-Süd-Entfernung beträgt rund 2700 km, die größte Entfernung zwischen der Pazifik- und der Atlantikküste rund 4500 km. Neben den 48 Bundesstaaten innerhalb der Landesgrenzen gehören noch einige weitere Territorien zu den USA. Neben den Bundesstaaten Alaska im Nordwesten des Kontinents und Hawai im Pazifik sind das noch mehrere Inseln, u. a. Puerto Rico und Guam.
Landeshauptstadt ist Washington an der Atlantikküste.
Vereinigte Staaten von Amerika
In den USA kann man vier Großlandschaften unterscheiden, die annähernd parallel zu den Längenkreisen verlaufen: die Ketten der Kordilleren im Westen, die Inneren Ebenen im Zentrum und im Süden, die Appalachen im Osten und die vor den Appalachen liegende atlantische Küstenebene (Bild 2). Die beiden Hauptstränge der Kordilleren, die Rocky Mountains mehr im Zentrum und die parallel laufenden Gebirgsketten an der Pazifikküste, umschließen große hoch gelegene Beckenlandschaften, z. B. das Große Becken mit dem Großen Salzsee (Bild 3).
Im Süden spalten sich die pazifischen Gebirge in das Küstengebirge und die Sierra Nevada auf und schließen das Kalifornische Längstal ein. In diesem Raum driften an der mehr als 1000km langen San Andreas Spalte zwei Großplatten, die Pazifische und die Nordamerikanische Platte, aneinander entlang. Er gehört deshalb zu den aktivsten Erdbebenzonen unseres Planeten. Östlich der Kordilleren fallen die zu den Inneren Ebenen gehörenden Great Plains mit ihren weiten Grasländern, den Prärien, in mehreren Stufen zum Zentralen Tiefland ab. Südlich der Großen Seen geht dieses zum Mississippitiefland über, das sich zum Golf von Mexiko hin ausweitet.
Landschaftliche Gliederung Nordamerikas
Profil durch Nordamerika
Im Osten erheben sich die Appalachen, bis zu 600 km breit und insgesamt rund 3000 km „lang“, aus dem Zentralen Tiefland. Ihre bis zu 2000 m hohen Gebirgszüge besitzen allerdings mehr Mittelgebirgscharakter. Im Osten bildet das flachhüglige Piedmont-Plateau den Gebirgsfuß der Appalachen. Teile des Plateaus gehören bereits zu den im Süden versumpften Küstenebenen an der buchtenreichen Atlantikküste. Die Ebenen öffnen sich im Süden zur Halbinsel Florida und zum Mississippitiefland.
Der Breitenlage entsprechend besitzen die USA überwiegend gemäßigtes Klima.
Kalifornien im Südwesten und Florida im Südosten gehören zur subtropischen Klimazone und besitzen subtropisch-trockenes bzw. subtropisch-feuchtes Klima.
In weiten Teilen des Landesinneren herrscht ausgeprägtes Kontinentalklima mit heißen Sommern und kalten Wintern. Sehr charakteristisch sind plötzliche Temperaturstürze. Das hängt mit den fehlenden „Quergebirgen“ zusammen. Dadurch kann sowohl polare Kaltluft als auch tropische Warmluft weit in den Süden bzw. Norden vordringen, wobei sich im Grenzbereich heftige Stürme bilden können, beispielsweise die gefürchteten Tornados. Die Vegetation des Landes ist sehr vielgestaltig:
Die Küstenebenen und die Appalachen sind von Natur aus bewaldet, je nach der Höhenlage von Misch- oder Nadelwäldern. Nach Westen verwandeln sich die Waldregionen mit der zunehmenden Trockenheit zunächst in die baumlosen Grasländer der Prärien. Weiter westlich gibt es im Regenschatten der Gebirge auch wüstenhafte Regionen, beispielsweise im Großen Becken.
Alle großen Gewässer der USA befinden sich in der östlichen Landeshälfte. An der Grenze zu Kanada liegen die Großen Seen, die zu zwei Drittel zu den USA gehören. Oberer See, Huron-, Michigan-, Erie- und Ontariosee bilden die größte zusammenhängende Süßwasserfläche der Erde und sind über den Sankt-Lorenz-Strom mit dem Atlantischen Ozean verbunden.
Im Westen sind die größeren Seen meist Salzseen. Ihr größter ist der Große Salzsee im Staat Utah.
Der längste und wasserreichste Fluss der USA ist der Mississippi, der in den Golf von Mexiko mündet. Zusammen mit seinem größten Nebenfluss, dem Missouri, umfasst sein Einzugsgebiet 3,3 Mio. km² (Australien 7,6 Mio km²). Die bedeutendsten Flüsse des Westens sind der Colorado und der Columbia. Beide Flüsse sind von großer wirtschaftlicher Bedeutung: der Colorado, der den beeindruckenden Grand Canyon geschaffen hat, für die Bewässerung der Trockengebiete, der gefällereiche Columbia mit den größten Wasserkraftwerken der USA für die Energieerzeugung.
Fläche: | 9 629 091 km² |
Einwohnerzahl: | 297 Mio. |
Bevölkerungsdichte: | 31 Einw./km² |
Bevölkerungswachstum: | 1,0 % |
Lebenserwartung: | 77 Jahre |
Staatsform: | Präsidiale Bundesrepublik |
Hauptstadt: | Washington D.C. |
Bevölkerungsgruppen: | Weiße 73,7 % (Einwanderer vor allem aus Europa), Schwarze 12 % (Afrikaner, Nachkommen ehem. Sklaven), 10,3 % Hispanics (Einwanderer aus Lateinamerika), Asiaten 3,3 % (Einwanderer vor allem aus China), Indianer, Inuit 0,7 % |
Sprachen: | Amerikanisches Englisch, im Staat New Mexiko Spanisch als zweite Amtssprache, Sprachen der Minderheiten |
Religionen: | Katholiken 21 %, Baptisten 16 %, Methodisten 6 %, Lutheraner 3,7 %, Anglikaner, Angehörige orthodoxer Kirchen, Juden, Muslime, Buddhisten, Sikhs u. a. |
Klima: | im Norden gemäßigt, im Südwesten subtropisch-trocken, im Südosten subtropisch-feucht, Alaska überwiegend subpolar; Durchschnittstemperaturen in New York im Januar 0,7 °C, im Juli 24,9 °C |
Bodennutzung: | Wald 33,1 %, Wiesen und Weiden 26,2 %, Ackerland 20,9 % |
Hauptexportgüter: | Maschinen, Fahrzeuge, Flugzeuge, elektrotechnische Erzeugnisse, Chemieprodukte, industrielle Rohstoffe, u. a. Erze, Erdöl und Mineralölprodukte, Weizen, Mais, Fleisch, Obst und weitere Nahrungsmittel |
Bruttoinlandsprodukt: | 10 948 547 Mio. US-$ (2003) |
Wirtschaftssektoren: (Anteil am BIP 2003) | Landwirtschaft 0,9 %, Industrie 19,7 %, Dienstleistungen 79,4 % |
Bruttosozialprodukt: | 37 870 US-$/Einw. (2003) |
Das Territorium der heutigen USA war bis ins 16. Jahrhundert nur von wenigen Millionen Indianern bewohnt. Der im frühen 17. Jh. einsetzende Zustrom von europäischen Siedlern in den Osten, die Einfuhr schwarzer Sklaven aus Afrika für die Plantagen im Süden, die Einwanderung aus asiatischen Staaten in die Pazifikregion sowie aus Mexiko in die angrenzenden Staaten änderten diese Situation gründlich.
Während zweier großer Einwanderungswellen aus Europa kamen bis 1890 vor allem Engländer, Iren, Deutsche und Skandinavier. In der zweiten Welle bis 1910 waren es dann meist süd- und osteuropäische Einwanderer.
Insgesamt wanderten von 1820 bis 1996 rund 63 Mio. Menschen aus den genannten Staaten und Regionen in die USA ein, darunter etwa 7 Mio. Deutsche und 5,4 Mio. Italiener. Die Nachkommen dieser Einwanderer bilden heute mit etwa 99 % Anteil an der Gesamtbevölkerung die absolute Bevölkerungsmehrheit der USA.
Die USA sind außerordentlich ungleichmäßig besiedelt. Fast menschenleer mit weniger als 10 Einw./km² sind die polaren und subpolaren Weiten Alaskas, die wüstenhaften Trockengebiete im Westen sowie die Hochgebirgsregionen.
Ausgesprochene Ballungsräume sind dagegen das Gebiet der Großen Seen, Teile der mittelatlantischen Staaten sowie Teile von Texas und Kalifornien.
Drei Viertel der Amerikaner leben heute in Städten. Diesem hohen Verstädterungsgrad verdanken die USA den Namen „Stadtland“. Die großen städtischen Agglomerationen dehnen sich mitunter über Hunderte von Kilometern aus, z. B. von Baltimore über New York bis Boston an der Atlantikküste, um Los Angeles und San Francisco an der Westküste oder an den Großen Seen um Chicago, Detroit und Cleveland.
In den Stadtzentren amerikanischer Städte konzentrieren sich die öffentlichen und privaten Dienstleistungen. Es gibt aber auch Slums mit meist farbiger Bevölkerungsmehrheit und hoher Bevölkerungsdichte. Die sozial besser gestellten Amerikaner leben in den vielen Vorstädten der meisten Städte.
Besonders in den großen Städten polarisieren sich aber auch die sozialen Probleme des Landes: große Gegensätze zwischen Arm und Reich bzw. zwischen den Angehörigen unterschiedlicher Hautfarben, verbreitete Armut und Obdachlosigkeit, hohe Kriminalitätsraten, frappierende Mängel in der Bildung und Ausbildung.
Spätestens seit dem Ersten Weltkrieg sind die Vereinigten Staaten von Amerika der wirtschaftlich stärkste Staat der Erde und seit dem Zusammenbruch der Sowjetunion und dem Ende des Kalten Krieges auch die einzige Weltmacht. In den USA wird auf etwa 7 % der Landfläche der Erde von rund 5 % der Weltbevölkerung derzeit gut ein Viertel des Sozialprodukts der Menschheit erzeugt.
Der Reichtum bzw. die wirtschaftliche Stärke des Landes ist zu einem nicht geringen Teil auf günstige natürliche Faktoren zurückzuführen (Bilder 7 und 8):
Trotz nur geringen Anteils am BIP sind in der Landwirtschaft mehr als 20 Mio. Menschen beschäftigt. Die landwirtschaftlich nutzbare Fläche umfasst fast die Hälfte der Landesfläche, einschließlich der künstlich bewässerten Flächen in den Trockengebieten des Westens.
Bis vor wenigen Jahrzehnten gab es in der Landwirtschaft der USA noch relativ einheitliche Landwirtschaftszonen, die sogenannten Belts, in denen der Anbau eines Hauptprodukts (Monokultur) dominierte, z. B. Weizen im Mittleren Westen oder Baumwolle im südlichen Mississippitiefland. Mittlerweile sind aber die Grenzen zwischen den ehemaligen Belts verwischt, und die Produktion ist vielfältiger geworden.
USA - Landnutzung und Bodenschätze (s. auch Bild 9)
USA - Landnutzung und Bodenschätze (s. auch Bild 8)
Die sehr ertragreiche Landwirtschaft konzentriert sich östlich des 100. Längenkreises, der sogenannten Trockengrenze:
Hier werden im Regenfeldbau vor allem Getreide, Mais, in den südlichen Regionen auch Baumwolle, Sojabohnen und Zuckerrohr angebaut und Rinder und Schweine gezüchtet. In den Prärien westlich der Trockengrenze ist nur extensive Weidewirtschaft möglich.
Obst, Gemüse und andere Sonderkulturen, wie Zitrusfrüchte, Tabak, Weintrauben, werden in den klimatische günstigen Gebieten Kaliforniens, an der Golfküste und auf Florida sowie um die städtischen Agglomerationen an der Ostküste und an den Großen Seen angebaut.
In der Landwirtschaft der USA dominiert die industriemäßige Produktion. Die traditionelle Familienfarm wird immer mehr von agrarindustriellen Unternehmen verdrängt, die die Landwirtschaftsprodukte nicht nur erzeugen, sondern auch verarbeiten und vermarkten.
Die hoch produktive Landwirtschaft erzeugt große Überschüsse. Deshalb sind die USA ein bedeutender Agrarexporteur von globaler Bedeutung.
So kommen zwei Drittel des auf dem Weltmarkt angebotenen Maises aus den USA. Bei Weizen sind es ein Drittel, bei Sojabohnen mehr als zwei Drittel und bei Fleisch rund ein Fünftel.
Nahrungsmittel wurden deshalb in der jüngeren Geschichte von den USA auch mehrfach als politische Waffen eingesetzt.
Die Hälfte des industriellen Potenzials der USA konzentriert sich im Norden und Osten der USA zwischen den Großen Seen und der Atlantikküste, im sogenannten Manufacturing Belt:
Umfangreiche Steinkohlen- und Eisenerzvorkommen trugen hier zur Entwicklung der Eisen- und Stahlindustrie mit ihren Schwerpunkten um Pittsburgh und am Südufer der Großen Seen bei. Die größten Industriestädte sind hier Chicago, Detroit und Cleveland. Neben der Schwerindustrie sind an diesen Standorten noch die Metall verarbeitende Industrie, z. B. der Fahrzeugbau, die chemische und die Konsumgüterindustrie konzentriert.
Seit den 70er Jahren des vergangenen Jahrhunderts haben sich im Süden und Westen der USA weitere Industrieregionen entwickelt. Gründe für diese Entwicklung waren billige Arbeitskräfte, preiswerte Elektroenergie, Steuervorteile, hohe staatliche Beihilfen und die günstigen natürlichen Bedingungen im sogenannten Sunbelt (Sonnengürtel):
Die Industrie der USA steht gegenwärtig vor großen Strukturproblemen. Sie betreffen u. a. die Rüstungsindustrie, die sich angesichts der Abrüstung auf die Produktion ziviler Güter umstellen muss.
Sie betreffen aber auch die elektronische sowie die Automobil- und Flugzeugindustrie. Diesen Industrien ist in Übersee, in Europa und Asien, starke Konkurrenz erwachsen, gegen die sich die Unternehmen der USA auf dem Weltmarkt zunehmend schwerer durchsetzen können.
Als KOLUMBUS 1492 Amerika betrat, lebten auf dem Territorium der heutigen USA etwa 2 Mio. Ureinwohner. Die Indianer waren Jäger, Sammler und Bauern. Als Folge der Kolonisierung durch europäische Einwanderer wurden die Büffel vernichtet, die Lebensgrundlage vieler indianischer Stämme waren. Das, die brutale Ausrottung ganzer Stämme, Zwangsarbeit und eingeschleppte Krankheiten dezimierten die Indianer auf 250000 im Jahre 1870. Heute leben wieder 2 Mio. Indianer in den USA, größtenteils in Reservationen.
Von 1607 bis 1776 waren die heutigen USA Kolonie Großbritanniens. Die ersten Siedler, die sich in den 13 englischen Kolonien an der Ostküste niederließen, waren vor allem Engländer. Durch die sich entwickelnde Selbstständigkeit der Kolonien spitzten sich die Konflikte zum bewaffneten Kampf mit dem Mutterland zu. Am 4. Juli 1776 wurden in Philadelphia die Unabhängigkeitserklärung verabschiedet und, nach dem Sieg über die Kolonialarmee, die USA gegründet.
Bis Mitte des 19. Jahrhunderts erweiterten die USA ihr ursprünglich auf die 13 Neuenglandstaaten beschränktes Territorium auf das heutige Kerngebiet. Die Erweiterung des Territoriums geschah durch den Kauf oder die Annexion riesiger Gebiete im Ergebnis bewaffneter Auseinandersetzungen mit Franzosen, Spaniern und Mexikanern. So gewannen die USA beispielsweise die späteren Bundesstaaten Arizona, Kalifornien, Nevada, New Mexiko und Utah für 35 Mio. $ von Mexiko.
Zwischen 1861 und 1865 entluden sich aufgebrochene Konflikte zwischen den Nord- und den Südstaaten der USA im Amerikanischen Bürgerkrieg: Im Norden blühte nach der Unabhängigkeit die Wirtschaft auf. Dieser wirtschaftliche Aufschwung und die Abschaffung der Sklaverei waren Kennzeichen der Nordstaaten.
In den Südstaaten wurde dagegen nach wie vor auf riesigen Plantagen mithilfe von schwarzen Sklaven Baumwolle für England angebaut. Neben der moralischen Frage der Sklaverei war es diese fremdorientierte Wirtschaft des Südens, die letztlich zum Bürgerkrieg zwischen beiden Lagern führte, der am 9. April 1865 mit der Kapitulation des Südens endete.
Nach dem Unabhängigkeitskrieg begann dann die eigentliche Masseneinwanderung aus Europa. Oft gegen heftigen Widerstand der Indianer wurden die westlichen Territorien bis zur Pazifikküste durch Siedler Schritt um Schritt besiedelt und erschlossen. Im Jahre 1890 erklärte die Regierung der USA dann die Zeit der Landnahme endgültig für beendet.
Die Entwicklung der USA zur stärksten Wirtschaftsmacht der Welt an der Schwelle des 20. Jh. konnte sich fortsetzen.
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