- Lexikon
- Geografie
- 7 Regionen
- 7.1 Die Erdteile und ihre Länder
- 7.1.1 Amerika
- Südamerika im Überblick
Südamerika ist der südliche Teil des Doppelkontinentes Amerika. Mit Nordamerika ist er durch die Land- und Inselbrücke Mittelamerika verbunden. Die geografische Grenze zu Mittelamerika bildet die Landenge von Panama.
Südamerika nimmt mit knapp 18 Mio. km² Fläche etwa 12 % des Festlandes der Erde ein. Vom nördlichsten Punkt bis zur Südspitze Südamerikas sind es mehr als 7600 km. Die größte West-Ost-Ausdehnung beträgt fast 5000 km.
Die Westküste Südamerikas ist wenig gegliedert. In die Ostküste schneiden die Mündungstrichter der großen Ströme tief ein. Im Süden löst sich die Festlandmasse in Tausende von Inseln auf (Bilder 1 und 2).
Oberflächenformen Südamerikas
Die Staaten Südamerikas
Der westliche Teil Südamerikas wird durch die Anden geprägt, die die Fortsetzung der nordamerikanischen Kordilleren sind.
Das etwa 8000 km lange und bis zu 700 km breite junge Faltengebirge erreicht mit dem Aconcagua (6960 m) seine größte Höhe.
Es ist durch eine Vielzahl von Gebirgsketten mit tiefen Längstälern stark gegliedert. Von den Gebirgsketten eingeschlossen sind häufig wellige Hochländer oder Hochebenen, wie der 200 km breite Altiplano Boliviens.
Die Anden steigen mauerartig aus den schmalen Küstenebenen des Westens auf.
Parallel zur Westküste Südamerikas verläuft andererseits ein lang gestreckter Tiefseegraben, der bis 8066 m tiefe Atacamagraben. Damit betragen die Höhenunterschiede in diesem Raum bis zu 15000 m. Sie sind Resultat der seit dem Tertiär wirkender gebirgsbildender endogener Kräfte.
Eine Vielzahl aktiver Vulkane sowie immer wiederkehrende Erdbebenkatastrophen in den Andenländern deuten darauf hin, dass die Erdkruste nach wie vor in Bewegung ist.
Im Osten Südamerikas überwiegen Mittelgebirge und Tafelländer.
Das Brasilianische Bergland ist mit 5 Mio. km² Fläche halb so groß wie Europa. Obwohl es bis zu 3000 m ansteigt, trägt es weitgehend den Charakter eines Mittelgebirges.
Nördlich davon, nur durch Amazonien getrennt, liegt das wesentlich kleinere Bergland von Guayana. Wie das Patagonische Tafelland an der Südspitze des Kontinents sind beide Bergländer Bruchstücke des Urkontinents Gondwana (Bild 4). Zwischen den Bergländern liegen ausgedehnte Beckenlandschaften, die wie das Tiefland des Amazonas von den großen Strömen Südamerikas durchflossen werden.
Die Hauptströme des Kontinents sind der Amazonas, der Orinoco, der Paraguay und der Paraná, die alle zum Atlantik fließen. Mit ihren Nebenflüssen ermöglichen sie die Verbindung großer Teile Südamerikas auf dem Wasserweg.
Der Amazonas ist der wasserreichste und mit rund 6500 km nach dem Nil der zweitlängste Fluss der Erde. In den Pazifik münden dagegen nur kurze Flüsse, da die die Wasserscheide zwischen Atlantik und Pazifik bildenden Anden den Kontinent weit im Westen durchziehen.
Vor allem auf den Andenhochflächen befinden sich die größten Seen Südamerikas, so der Titicacasee und der Pooposee in Bolivien.
Die Urkontinente Gondwana und Laurasia vor etwa 150 Mio. Jahren.
Weite Teile Südamerikas liegen in den Tropen (Bild 6). Hier herrschen ganzjährig hohe Temperaturen. Im Amazonastiefland werden bei hohen Niederschlagsmengen im Jahresmittel bis zu 27 °C erreicht. Deshalb dominieren hier tropische Regenwälder die Vegetation.
Die Niederschlagsmengen nehmen vom Äquator nach Norden und Süden ab. In den Bergländern von Brasilien und Guayana sind deshalb Savannen (Feucht-, Trocken- und Dornstrauchsavannen), lichte Trockenwälder und Buschland verbreitet.
Die sich anschließenden Subtropen umfassen weite Teile Argentiniens und Uruguays mit Grassteppen (Pampas) im argentinischen Tiefland und Trocken- bzw. Wüstensteppen im Osten Patagoniens. Der Südteil des Kontinents reicht in die gemäßigten Breiten, Feuerland sogar in die subpolare Klimazone hinein.
Diese zonale Gliederung von Klima und Vegetation wird durch die Anden abgewandelt:
Die Anden wirken einmal als Klimascheide.
Der schmale Küstensaum der Westküste wird deshalb vorwiegend durch den Pazifik beeinflusst. Das bringt dem Norden extrem hohe Niederschlagsmengen, an der Küste Kolumbiens jährlich durchschnittlich mehr als 5000 mm Niederschlag. An der Küste Chiles hat sich dagegen im Wirkungsbereich des kalten Humboldtstroms eine Küstenwüste, die Atacama, gebildet.
Klimazonen Südamerikas
Zum anderen wird das Klima im Bereich der Anden wesentlich stärker von der Höhenlage als von der Breitenlage bestimmt. Die Abnahme der Temperatur mit wachsender Höhe hat zur Bildung von Höhenstufen des Klimas (Bild 7) geführt, die ihrerseits eine Vertikalgliederung der Vegetation bewirken:
– „tierra caliente“ (heißes Land),
– „tierra templada“ (gemäßigtes Land),
– „tierra fria“ (kühles Land),
– „tierra helada“(kaltes Land).
Je nach Niederschlagshöhe können sich aber in einer Höhenstufe des Klimas unterschiedliche Vegetationsformen ausbilden. In feuchten Regionen der „tierra helada“ herrscht z. B. die Paramo-Vegetation mit Heiden und lorbeerähnlichen Sträuchern vor, in trockeneren dagegen die Puna-Vegetation mit Trockengräsern und Kakteen.
Höhenstufen des Klimas und der Vegetation
Mit fast 400 Mio. Einwohnern hat Südamerika einen Anteil von knapp 6% an der Weltbevölkerung.
Die Bevölkerung ist mit einer durchschnittlichen Bevölkerungsdichte von 21 Einw./km² sehr ungleich verteilt.
Obgleich es weite, wenig oder gar nicht besiedelte Territorien gibt, ist in Südamerika die Anziehungskraft der Ballungsräume und die damit ständig zunehmende Verstädterung sehr groß. Das hat dazu geführt, dass es heute in Südamerika 29 Millionenstädte gibt, allein 13 in Brasilien. Die großen Bevölkerungsballungen, wie São Paulo in Brasilien, Buenos Aires in Argentinien oder Santiago in Chile, liegen mehrheitlich am oder in der Nähe des Meeres.
Von den ursprünglichen indianischen Ureinwohnern leben unvermischte Restgruppen nur noch im Andenhochland und im Amazonasgebiet.
Der überwiegende Teil der heutigen Südamerikaner sind Nachkommen von den indianischen Ureinwohnern, eingewanderten Europäern und Asiaten sowie den Nachkommen aus Afrika verschleppter Sklaven.
Die Kolonialzeit Südamerikas hat auch bei den Sprachen Spuren hinterlassen:
In der Mehrzahl der Länder ist Spanisch, in Brasilien Portugiesisch Amtssprache. In jüngerer Zeit nimmt auch die Akzeptanz indianischer Sprachen wieder zu. So sind heute in Peru und Bolivien beispielsweise die indianischen Sprachen Ketschua und Aimara als weitere Amtssprachen zugelassen. Bei den Religionen dominiert auf dem Kontinent der Katholizismus mit einem Anteil von 90 %. Die altindianischen Religionen werden nur noch bei den isoliert lebenden Völkern in den Anden und Amazoniens praktiziert.
Der Lebensstandard hat sich in den letzten Jahrzehnten in den meisten Ländern vor allem im Hinblick auf die Gesundheitsversorgung und die Schulbildung positiv entwickelt.
Dennoch lebt der größte Teil der Bevölkerung noch immer in Armut, z. T. am Rand des Existenzminimums. Das trifft besonders für die städtische Bevölkerung zu. Die Landflucht hat sich in den letzten Jahren verstärkt.
In der Hoffnung auf bessere Lebensbedingungen strömen die Menschen in die großen Metropolen, die unkontrolliert wachsen und deren Zentren häufig von Elendsvierteln, in Brasilien Favelas genannt, umgeben sind.
Die tiefere Ursache der sozialen Notstände sind die traditionell ungleichen Besitzverhältnisse. In nahezu allen Ländern konzentriert sich der überwiegende Teil des Vermögens in den Händen einer verschwindend kleinen Oberschicht, die trotz einiger Demokratisierungserfolge nach wie vor auch die politische Macht ausübt.
Die Staaten Südamerikas sind mit Ausnahme von Argentinien und Brasilien Entwicklungsländer. Zusammengenommen sind sie die höchstverschuldete Region der Erde.
In vielen Staaten Südamerikas ist die Landwirtschaft der wichtigste Wirtschaftsbereich.
Die Staaten sind Großerzeuger und -exporteure von landwirtschaftlichen Rohstoffen und Nahrungsmitteln, wie Kaffee, Getreide, Fleisch, Wolle oder Zuckerrohr. Darüber hinaus gibt es in den Ländern Südamerikas bedeutende Lagerstätten vieler wertvoller Bodenschätze: Eisen und die Stahlveredler Antimon, Wolfram und Mangan, den Aluminiumrohstoff Bauxit, Kupfer, Zinn und Blei, Salpeter als Rohstoff für die Düngemittelherstellung und die chemische Industrie sowie Erdöl.
Viele südamerikanische Länder haben sich in den letzten Jahrzehnten von reinen Rohsstoffproduzenten zu Schwellenländern entwickelt.
Heute wird in den Ballungszentren der Industrie, z. B. in Brasilien, Argentinien oder Chile, eine breite Palette industrieller Produkte erzeugt, die allerdings auf dem Weltmarkt wenig konkurrenzfähig sind.
Hauptproblem der Wirtschaft Südamerikas ist zum einen der Mangel an qualifizierten Fachkräften. Zum anderen mangelt es an Kapital. Infolge der häufig instabilen politischen Verhältnisse und der schwachen Währungen finden sich nur wenige ausländische Kapitalanleger, die in die Industrie investieren. Dazu kommt die verbreitete hohe Verschuldung der meisten Länder. Ein kontinentales Verkehrsnetz gibt es in Südamerika nicht. Die natürlichen Bedingungen, wie die unwegsamen Urwälder in den Tropen oder die Kammlagen der Andenregion, sind für die verkehrsmäßige Erschließung sehr hinderlich.
Das hat beispielsweise das Transamazonica-Projekt gezeigt, der 1970 begonnene Bau einer 5600 km langen Verbindungsstraße zwischen der nordbrasilianischen Atlantikküste und der peruanischen Grenze am Fuße der Anden, der heute noch nicht völlig abgeschlossen ist.
Ansonsten ist das Verkehrsnetz nur in den Industrieregionen gut ausgebaut. Neben dem Straßen- und Schienenverkehr spielt auch die Küsten- und Fluss-Schifffahrt für den Personen- und Gütertransport eine bedeutende Rolle. In den großen Flächenländern Brasilien und Argentinien kommt noch das Flugzeug als gängiges Verkehrsmittel dazu.
Siedlungsspuren deuten darauf hin, daß Südamerika seit wenigstens 50000 Jahren besiedelt ist.
Vor mehr als 2000 Jahren begann im Westen des Kontinents die Entwicklung verschiedener Hochkulturen, wie der Parasca-Kultur in Peru (ab ca. 800 v. Chr.) oder der Moche-Kultur in Bolivien (um 200 n. Chr.).
Herausragende Bedeutung hatte ab 1200 das Reich der Inka. Es umfasste 1500 nahezu den gesamten Andenraum und reichte in das tropische Tiefland im Osten hinein. Damit war es das größte Reich im alten Amerika.
Nach der Entdeckung der „Neuen Welt“ im Jahre 1492 durch Kolumbus begann die Kolonialisierung Südamerikas (Bild 11). Vor allem Spanier und Portugiesen vernichteten die Hochkulturen binnen weniger Jahrzehnte. Die Sprachen und die Kulturen der Kolonialmächte verdrängten oder überlagerten die altamerikanischen Traditionen.
Durch die Eroberungen und ihre Folgen (z. B. eingeschleppte Krankheiten) wurde die indianische Bevölkerung stark dezimiert. Deshalb wurden aus Afrika schwarze Sklaven verschleppt.
Südamerika wurde bald vollständig unter den Kolonialmächten aufgeteilt:
Im 18. Jahrhundert kamen zwei spanische Vizekönigreiche dazu: Neugranada, zu dem die heutigen Staaten Ecuador, Kolumbien, Panama und Venezuela gehörten, und Rio de la Plata, das die Länder Argentinien, Bolivien, Paraguay und Uruguay umfasste.
Der Zerfall des Kolonialsystems begann in der Folge der Französischen Revolution. Durch Aufstände, Befreiungskriege, aber auch Verhandlungen entstanden bis Mitte des 19. Jahrhunderts die meisten der heutigen Staaten.
1948 wurde die OAS (Organization of American States) gegründet.
Sie trägt mit dazu bei, das Verhältnis der Mitgliedsstaaten zu den USA zu verbessern. Dieses Verhältnis ist seit Ende des 19. Jahrhunderts durch Interventionen der USA zur Gewinnung bzw. zum Erhalt ihres Einflusses in Südamerika stark belastet.
Die Diktaturen, die oft mit Unterstützung der USA in vielen Ländern herrschten, wurden zwar seit den 70er Jahren gestürzt oder zu demokratischen Zugeständnissen gezwungen. Doch oft verhinderten und verhindern bis heute Korruption, Missachtung der Menschenrechte, Guerillakämpfe, Drogenhandel und die damit zusammenhängenden wirtschaftlichen und sozialen Probleme eine echte Demokratisierung.
Die Aufteilung Südamerikas unter die Kolonialmächte
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