- Lexikon
- Geografie
- 7 Regionen
- 7.1 Die Erdteile und ihre Länder
- 7.1.2 Europa
- Republik Ungarn
Im Norden grenzt Ungarn an die Slowakei, im Nordosten an die Ukraine. Der östliche Nachbar Ungarns ist Rumänien. Slowenien, Kroatien und Serbien schließen sich im Süden an das Land an. Im Westen ist Österreich das Nachbarland Ungarns (Bild 1). Die Landeshauptstadt Budapest befindet sich an der Donau.
Ungarn und Nachbarländer
Ungarn liegt größtenteils im Pannonischen Becken.
Es umfasst hauptsächlich das Ungarische Tiefland, das sich westlich und östlich der Donau erstreckt. Das Ungarische Mittelgebirge teilt die Tiefebene in das Kleine Ungarische Tiefland, das sog. Kisalföld, und das Große Ungarische Tiefland, das Alföld, im Osten und Süden des Landes.
Die steppenartige Landschaft der Puszta, die ehemals weite Teile des Großen Ungarischen Tieflands einnahm, ist bis auf wenige Reste verschwunden.
Im Westen an der Grenze zu Österreich hat Ungarn Anteil an den Ausläufern der Alpen. Höchster Berg ist hier der Kékes mit 1015 m.
Hauptfluss des Landes ist die Donau, die Ungarn auf einer Länge von rund 420 km durchfließt. Der Fluss ist auf seiner ganzen Länge schiffbar. Die wichtigsten ungarischen Nebenflüsse der Donau sind Raab und Theiß.
Der Plattensee (Balaton) zählt neben der Hauptstadt Budapest zu den wichtigsten touristischen Anziehungspunkten des Landes.
Der Balaton ist mit Abstand der größte See Ungarns. Seine Fläche (600 km²) gleicht etwa der des Bodensees (572 km²). Er wird häufig als „Ungarisches Meer“ bezeichnet. Der Balaton ist allerdings mit nur 6 bis 14 km Breite recht schmal. Da der See außerdem durchschnittlich nur drei Meter tief ist und sich schnell erwärmt, kann seine Wassertemperatur im Sommer bis zu 28 °C betragen.
Ungarn hat ein gemäßigtes Kontinentalklima mit warmen Sommern und kalten Wintern. Von Westen nach Osten nehmen die kontinentalen Einflüsse zu. Dazu kommt die geschützte Beckenlage Ungarns zwischen den Alpen, Karpaten und dem Dinarischen Gebirge, die sich in höheren Temperaturen äußert (Bild 4).
Die Niederschläge sind dagegen geringer. Mit nur 500 mm Niederschlag ist das östliche Alföld weitaus trockener als der Westteil, sodass im Sommer Dürreperioden vorkommen.
Im Süden des Landes machen sich bereits mediterrane Einflüsse bemerkbar.
Ungarn ist ein waldarmes Land. Weniger als ein Fünftel des Landes ist bewaldet. Der Westteil des Landes mit seinen Hügelländern und Mittelgebirgen ist allerdings waldreicher als der Osten.
Fläche: | 93 030 km² |
Einwohner: | 9,8 Mio. |
Bevölkerungsdichte: | 105 Einw./km² |
Bevölkerungswachstum: | –0,5 %/Jahr |
Lebenserwartung: | 73 Jahre |
Landeshauptstadt: | Budapest |
Staatsform: | demokratische Republik |
Sprachen: | Ungarisch |
Religionen: | römisch-katholisch 64 % |
Klima: | gemäßigtes Kontinentalklima |
Bodennutzung: | Ackerland 57 %, Weideland 13 %, Wald 18 % |
Wirtschaftssektoren: (Anteil der Beschäftigten) | Landwirtschaft 6,2 %, Industrie 34,1 %, Dienstleistungen 59,7 % |
Exportgüter: | Maschinen, Fahrzeuge, Nahrungsmittel, Textilien, Getreide, Wein |
Bruttoinlandsprodukt: | 82 732 Mio. US-$ (2003) |
Bruttosozialprodukt: | 6 350 US-$/Einw. (2003) |
Klimadiagramm von Budapest
Mit einem Anteil der Magyaren von 97 % ist die Bevölkerung Ungarns relativ homogen zusammengesetzt. In Ungarn leben darüber hinaus einige Minderheiten. Die größte Gruppe stellen die Ungarndeutschen mit rund 200 000 Angehörigen. Die meisten von ihnen leben im Raum Budapest und an der Westgrenze des Landes.
Zwei Drittel der Ungarn leben in Städten. Budapest ist die größte städtische Agglomeration. Jeder fünfte Ungar lebt im Ballungsraum Budapest. Wesentlich dünner besiedelt sind dagegen die landwirtschaftlich intensiv genutzten Gebiete des Kleinen und Großen Ungarischen Tieflandes.
Bedingt durch die politische Entwicklung der letzten Jahrzehnte, befindet sich die gesamte Wirtschaft Ungarns in der Umstrukturierung. Da Ungarn schon in der sozialistischen Ära ein recht liberales Wirtschaftssystem besaß, verlief seit 1989 der Übergang von der sozialistischen Planwirtschaft zur freien Marktwirtschaft recht zügig. Bereits Mitte der neunziger Jahre war Ungarn deshalb ein attraktives Land für Investitionen privater ausländischer Geldgeber.
Rund 70 % der Landesfläche werden landwirtschaftlich genutzt. Ungarn hat den höchsten Anteil an landwirtschaftlicher Nutzfläche unter den europäischen Flächenstaaten.
Etwa die Hälfte der Nutzfläche wird ackerbaulich genutzt. Weizen, Mais, Gerste und Sonnenblumen gedeihen vor allem auf den fruchtbaren Schwarzerdeböden in der Puszta.
Die Puszta war einst ein ödes Grasland, entstanden durch Waldrodung, (slawisch: pustina) und nur als Weideland nutzbar. Bereits vor 200 Jahren aber begann der Mensch, die Puszta in Ackerland umzuwandeln. Unübersehbare Felder mit einem weitverzweigten Netz von Kanälen und Stauseen für die Bewässerung prägen heute das Bild des Landes in der Ungarischen Tiefebene zwischen Donau und Theiß.
Eine lange Tradition seit römischer Zeit hat der Weinanbau. Berühmt sind die Tokajer Weine.
Trotz großer Leistungsfähigkeit geht allerdings die Bedeutung des Agrarsektors für die ungarische Gesamtwirtschaft stetig zurück.
Die Industrie hat mit 61 % den größten Anteil am BIP. Sie konzentriert sich vor allem auf den Ballungsraum um Budapest. Besonders die Schwerindustrie mit Stahl- und Hüttenwerken ist hier angesiedelt, daneben die Elektrotechnik und der Maschinenbau, die zusammengenommen ein Viertel der Exporterlöse des Landes erwirtschaften. Weitere traditionelle Exportprodukte Ungarns sind neben Lebensmitteln und Genussmitteln Textilien und Schuhe. Das Kernkraftwerk Paks hat seinen Standort südlich von Budapest an der Donau.
Bis 1989 war die Sowjetunion Haupthandelspartner. Heute sind es Deutschland und andere EU-Länder sowie die Staaten der GUS.
Der Tourismus ist ein wichtiger Devisenbringer.
Die jüngere Geschichte Ungarns ist sehr wechselvoll. Zum Ende des Zweiten Weltkrieges wurde Ungarn von sowjetischen Truppen besetzt. Ebenso wie in den anderen von der Sowjetunion befreiten Ländern Osteuropas wurde auch in Ungarn ein sozialistisches bzw. kommunistisches Regime installiert und das Einparteiensystem eingeführt. 1949 erklärte sich Ungarn zur Volksrepublik.
Die strenge stalinistische Herrschaft im Lande führte am 23.10.1956 zu einem Volksaufstand. Der konnte nur durch das Eingreifen der sowjetischen Streitkräfte niedergeschlagen werden. Fast 200000 Ungarn mussten daraufhin ins Ausland flüchten.
In den 80er Jahren beschleunigte die Reformpolitik GORBATSCHOWS in der Sowjetunion auch die Liberalisierung der Gesellschaft in Ungarn. 1989 änderte das Parlament den Staatsnamen. Ungarn ist seitdem demokratische Republik. Im Mai des gleichen Jahres begann Ungarn mit der Grenzöffnung zu Österreich, die zahlreichen Bürgern der damaligen DDR die Ausreise in den Westen ermöglichte. Das war ein erster wichtiger Schritt für den Zusammenbruch des sozialistischen Systems.
Nach dem Abzug der sowjetischen Truppen 1991 näherte sich Ungarn stark an Westeuropa an. Der erfolgreiche Übergang zur freien Marktwirtschaft, der mit weitreichenden wirtschaftlichen Reformen verbunden war, war eine wichtige Voraussetzung dafür, dass Ungarn in den Kreis der osteuropäischen EU-Kandidaten aufgenommen wurde. Außerdem wurde Ungarn 1999 Mitglied der NATO und trat im Jahre 2004 der EU bei.
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