- Lexikon
- Geografie
- 7 Regionen
- 7.1 Die Erdteile und ihre Länder
- 7.1.4 Afrika
- Republik Kenia
Im Norden grenzt Kenia an die Republik Sudan und an Äthiopien, im Osten an Somalia, im Süden an Tansania und im Westen an Uganda (Bild 1).
Der Landesname leitet sich von dem Berg Kenia (Mount Kenia) ab. Die Hauptstadt Nairobi liegt im südöstlichen Landesteil in 1670 m Höhe.
Fläche: | 580 367 km² |
Einwohner: | 32,4 Mio. |
Bevölkerungsdichte: | 56 Einw./km² |
Bevölkerungswachstum: | 1,5 %/Jahr |
Lebenserwartung: | 45 Jahre |
Landeshauptstadt: | Nairobi |
Staatsform: | Republik |
Sprachen: | Kisuaheli, Kikuyu, Luo, Massai und weitere 30 Sprachen, Englisch |
Religionen: | Anhänger von Naturreligionen 19 %, Katholiken 54 %, Protestanten 7 %, Muslime 6 % |
Klima: | tropisches Klima |
Bodennutzung: | Ackerland 4,2 %, Weideland 6,6 %, Wald 4,2 % |
Wirtschaftssektoren: (Anteil der Beschäftigten) | Landwirtschaft 16 %, Industrie 20 %, Dienstleistungen 65 % |
Exportgüter: | Tee, Gartenbauerzeugnisse, Rohkaffee, Erdölprodukte, Lebensmittel |
Bruttoinlandsprodukt: | 14 376 Mio. US-$ (2003) |
Bruttosozialprodukt: | 400 US-$ /Einw. (2003) |
Lage Kenias
Die Landschaft Kenias umfasst vier Regionen. Die Küste am Indischen Ozean ist etwa 400 km lang. Das Küstentiefland ist etwa 20 bis 25 km breit und steigt nach Westen allmählich an. Weite Hochplateaus schließen sich im gesamten Norden und Osten an die Küstenregion an. Sie liegen etwa 1500 bis 2000 m hoch und werden von einzelnen erloschenen Vulkanen überragt. Die höchste Erhebung ist der Mount Kenia mit 5194 m. Er ist nach dem Kilimandscharo in Tansania der zweithöchste Berg Afrikas.
Die Gebirgskette fällt nach Westen steil ab zum Ostafrikanischen Graben, der den westlichen Teil des Landes durchzieht. Er gehört zum Ostafrikanischen Grabensystem, einer tektonischen Störungszone, die sich vom Jordangraben über das Rote Meer bis zum Sambesi in Ostafrika erstreckt.
Westlich des Grabens setzt sich das Hochland fort. Es senkt sich zum äußersten Westen hin zum Victoriasee, an dem Kenia nur einen geringen Anteil hat. Auch diese Ebene wird von Vulkanen unterbrochen. Der höchste ist der 4321 m hohe Elgon im Grenzgebiet zu Uganda.
Der längste Fluss Kenias ist der Tana. Er ist rund 800 km lang und mündet in zwei Armen in den Indischen Ozean. Der zweite große Fluss ist der Galana, der auch als Athi bezeichnet wird.
In der Ostafrikanischen Grabenzone liegen mehrere abflusslose Seen. Der größte ist der Turkansee (Rudolfsee) im Nordosten Kenias. Im Südwesten hat Kenia Anteil am Victoriasee.
Kenia liegt beiderseits des Äquators. Das Klima ist tropisch. Im Küstenbereich sind die Temperaturen sehr heiß. Im Landesinnern werden sie durch die Höhenlage gemildert.
Im größten Teil Kenias liegen die durchschnittlichen Niederschlagsmengen bei nur 500 mm pro Jahr. Die regionale Verteilung der Niederschläge im Land ist allerdings unterschiedlich. An den Aufwölbungen der Grabenzone, an den Luvseiten der Vulkane und im südlichen Küstengebiet fällt reichlich Regen. Die Niederschläge nehmen nach Norden und Nordosten hin ab. Kenia hat zwei Regenzeiten und zwei Trockenzeiten. Die Regenzeiten dauern in Äquatornähe von Oktober bis Dezember und von April bis Juni (Bild 4).
Klimadiagramme von Nairobi und Mombasa
Die Vegetation Kenias ist vielfältig. In den Gebieten mit hohen Niederschlägen bedecken dichter Regenwald und Feuchtsavanne das Land. Ein großer Teil des Hochlandes ist von Trockensavanne und Dornstrauchsavannen bedeckt. Der äußerste Norden ist Halbwüste.
Der Waldbestand Kenias ist wie in vielen anderen tropischen Ländern durch Brandrodung und Abholzung stark dezimiert worden. Nur noch etwa 4 % des Landes werden von Wald bedeckt, im Gegensatz zu 30 % im Jahr 1930. Die von Dürre betroffenen trockenen Gebiete sind damit auf 87 % der Landesfläche angewachsen. Durch Wiederaufforstungsprogramme versucht die Regierung, Erosionsschäden entgegenzuwirken.
Der größte Teil der Bevölkerung Kenias besteht aus Schwarzafrikanern. Sie teilen sich in etwa 40 ethnische Gruppen, die sich sprachlich und kulturell stark voneinander unterscheiden. Weit über die Hälfte gehört zu den Bantuvölkern, wie Kikuyu, Kukya, Kamba und Kisii. Daneben gibt es nilotische und hamitonilotische Gruppen. Eine starke weiße Siedlerschicht lebte vor der Unabhängigkeit Kenias 1963 in dem klimatisch begünstigten Hochland.
Am dichtesten besiedelt sind die niederschlagsreichen Gebiete des mittleren und westlichen Hochlandes und das südliche Küstengebiet. Etwa 10 % der Bevölkerung lebt nomadisch in den Savannen. Immer mehr Kenianer verlassen die ländlichen Gebiete, um in den Städten Arbeit zu finden. Jeder vierte Kenianer wohnt in der Stadt. Die Slumgebiete in den großen Städten wachsen rasch. Die Analphabetenrate beträgt rund 20 %. Die größten Städte sind Nairobi, eine Millionenstadt, Mombasa, Kisumu und Nakuri.
Der überwiegende Teil der Bevölkerung Kenias gehört christlichen Religionen an. Fast 20 % sind Anhänger von Naturreligionen.
Die Industrie Kenias ist gut entwickelt. Der Tourismus in die Nationalparks und Wildreservate ist zur Haupteinnahmequelle geworden. Kenia besuchten 1996 rund 770000 Touristen, die 465 Mio. US-$ ins Land brachten.
Dennoch ist die Landwirtschaft Hauptexistenzgrundlage der Bevölkerung. 70 % der Bevölkerung sind in der Landwirtschaft beschäftigt, auch wenn nur 15 % des Landes land- und forstwirtschaftlich nutzbar sind. Klimatische Unterschiede, dabei vor allem die unterschiedlich hohen Niederschläge, bedingen die landwirtschaftliche Nutzbarkeit des Landes.
Ein intensiver Regenfeldbau wird in den Höhenlagen um 1500 m betrieben. Kleinbauern versorgen sich dort auf 1 ha bis 4 ha großen Flächen durch traditionellen Hackbau selbst. Mais und Hirse, Bananen, Süßkartoffeln und verschiedene Gemüsearten werden angebaut. Größere Betriebe bauen Kaffee und Tee für den Export an. In den vom Monsun beeinflussten Küstenstreifen stehen Apfelsinen-, Zitronen-, und Pampelmusenpflanzungen. Daneben werden Baumwolle, Ananas, Zuckerrohr und Sisal angebaut.
Die natürlichen Weiden der Savanne können aufgrund der geringen Niederschlagsmengen nur extensiv durch Wanderviehzucht genutzt werden. Rinder und Schafe weiden hier. Es ist der Wirtschaftsraum der nomadisch lebenden Bevölkerung. Die herkömmliche Weidewirtschaft führt jedoch zunehmend zu Überweidung und Erosionsschäden. Wüstenhafte Landschaften breiten sich aus.
Durch die europäischen Einwanderer wurde Savannenland mithilfe der Einheimischen in Plantagen, Guts- und Weidewirtschaftsbetriebe umgewandelt. Die einheimischen Bauern begannen, neben der Selbstversorgung auf kleinen Flächen marktorientiert zu wirtschaften. Großfarmland wurde an kenianische Bauernfamilien verteilt.
In den Großbetrieben in niederschlagsbegünstigten Gebieten werden im Regenfeldbau Mais und Weizen angebaut. Plantagen produzieren Zuckerrohr, Kaffee, Tee und Sisal in den Grenzgebieten des Regenfeldbaus. Heute können auch Kleinbauern Kaffee anbauen, wenn sie einer Genossenschaft angehören. Sie berät die Bauern, organisiert die Bearbeitung und Vermarktung. Die kleinbäuerlichen Betriebe haben inzwischen einen Anteil von 50 % an der Kaffeeproduktion des Landes.
In der Industrie dominiert die Verarbeitung landwirtschaftlicher Erzeugnisse. Textil-, Zement-, Düngemittel- und Holz verarbeitende Industrie sind wichtige Wirtschaftszweige. Auch die Weiterverarbeitung von importiertem Erdöl ist bedeutend. Haupthandelspartner sind Großbritannien, Deutschland und die Vereinigten Arabischen Emirate. Der Haupthafen Mombasa am Indischen Ozean dient auch der Versorgung der Binnenstaaten Uganda, Burundi und Ruanda.
Ostafrika gilt als die Wiege der Menschheit. Knochenfunde eines Menschen im Gebiet des heutigen Kenia haben ein Alter von etwa 2,6 Mio. Jahren.
Im 5. Jh. v. Chr. berichteten römische und ägyptische Seefahrer bereits von den Siedlungen an der Küste des heutigen Kenia.
Arabische und persische Kaufleute errichteten vom 7. Jahrhundert bis zum 10. Jahrhundert Handelsniederlassungen . Nach der Entdeckung des Seeweges nach Indien im 15. Jh. erwachte in Europa das Interesse an Kenia. Bis in das 19. Jh. gab es Konflikte zwischen islamischen Fürsten und Europäern.
Im Jahre 1886 wurde Kenia britische Kolonie. 1920 wurde es Britisch-Ostafrika angegliedert.
Am 12. Dezember 1963 entließ Großbritannien die Kronkolonie in die Unabhängigkeit. Kenia wurde 1964 zur Republik im Commonwealth erklärt. Seitdem ist das Land innenpolitisch durch Stammeskonflikte, Unterdrückung, Korruption und Menschenrechtsverletzungen erschüttert. Zwischen 1991 und 1994 sowie 1997 und 1999 kam es zu schweren Unruhen und Vertreibungen im Land.
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