- Lexikon
- Geografie
- 7 Regionen
- 7.1 Die Erdteile und ihre Länder
- 7.1.2 Europa
- Republik Italien
Norditalien grenzt im Westen an Frankreich, im Norden an die Schweiz und an Österreich, im Osten an Slowenien. Im Süden umgeben das Mittelmeer und seine Randmeere das übrige Staatsgebiet (Bild 1).
Italien und Nachbarländer
Das Relief wird überwiegend von Gebirgen geprägt.
Nur die etwa 46000 km² große Poebene und die sich nach Osten anschließende Ebene Venetiens sind größere Tieflandgebiete. Die Landgrenze im Norden verläuft meist auf den wasserscheidenden Kämmen der Alpen. Nur die Schweiz reicht mit dem Tessingebiet bis dicht an die Poebene heran.
Auch die höchsten Regionen Italiens liegen in den Alpen. Dort hat das Land u. a. Anteil an den Südhängen von Montblanc (4807 m) und Monte Rosa (4634 m), deren Gipfel sich aber in Frankreich bzw. in der Schweiz befinden.
Hauptgebirge, gewissermaßen Rückgrat des Landes, ist der Apennin, der die Halbinsel der Länge nach durchzieht. Die Abruzzen, eine Gebirgskette des Apennin, erreichen in ihrem mittleren Teil, im Gran Sasso d'Italia, fast 3000 m Höhe.
Der Apennin trennt die breitere, landschaftlich reicher gegliederte Westseite der Halbinsel von der hafenarmen und flächenmäßig schmaleren Ostseite. Inselitalien umfasst mit Sizilien und Sardinien die größten Inseln des Mittelmeers, die ebenfalls von Gebirgen durchzogen sind. Weitere größere Inseln bzw. Inselgruppen sind Elba, im Golf von Neapel die Pontinischen Inseln, Ischia und Capri sowie vor der Nordküste Siziliens die Liparischen oder Äolischen Inseln. Italien liegt in einer Schwächezone der Erdkruste und besitzt mehrere, z. T. noch tätige Vulkane. Die bekanntesten sind Vesuv und Ätna sowie Stromboli und Vulcano auf den Liparischen Inseln. Relativ häufige Erdbeben und zahlreiche andere vulkanische Erscheinungen deuten auf anhaltende Bewegungen der Erdkruste hin. Nach der Theorie der Plattentektonik driftet von Süden her die nach Nordosten wandernde Afrikanische Platte mit einer Geschwindigkeit von drei Zentimetern pro Jahr auf die Eurasische Platte zu.
Im Jahre 2001 hatte der nach der letzten Messung 3323 m hohe Ätna auf Sizilien einen seiner schweren Ausbrüche.
Kein anderer Vulkan ist in historischer Zeit so häufig ausgebrochen wie der Ätna. Dabei sind seine Ausbrüche relativ harmlos, weil berechenbar. Der Ätna gehört zu den Basaltvulkanen, die den Überdruck ständig abgeben. So kann sich in ihrem Schlot kein Magmapfropfen bilden, der zu einer explosiven Eruption führen könnte, wie das z. B. beim letzten Ausbruch des Vesuv der Fall war.
Charakteristisch für den Ätna sind weiter die vielen Nebenkrater an den Flanken, insgesamt 270. Sie gehen meist auf kleinere Ausbrüche zum Druckausgleich im Hauptkrater zurück. Auch der letzte Lavastrom ergoss sich aus einem Nebenkrater an der Südflanke und bedrohte die Ortschaft Nicolosi. Er kam kurz vor der Siedlung zum Stillstand. Umleitungsversuche konnten aber nicht verhindern, dass die zum Gipfelbereich des Ätna führende Seilbahn zerstört wurde.
Unter den Flüssen Italiens sind Po (652 km), Etsch (410 km), Tiber (405 km) und Arno (241 km) die bedeutendsten. Außer den Alpenrandseen, dem Lago Maggiore, dem Comer See und dem Gardasee, den mit 368 km² Fläche größten italienischen See, besitzt Italien eine größere Anzahl Seen vulkanischen Ursprungs und in tektonischen Einbruchsbecken.
In der Poebene vollzieht sich der Übergang vom sommerfeuchten gemäßigten Klima Mitteleuropas zum sommertrockenen Mittelmeerklima Südeuropas (Bild 4). Bei insgesamt milden Wintern und heißen Sommern gehen die Herbst- und Frühjahrsregen im nördlichen Italien südlich von Rom in Winterregen über. Das Julimittel in Rom liegt bei 25 °C, im Januar werden durchschnittlich 7 °C gemessen.
Die Pflanzenwelt ist im Norden und in den Gebirgen, abgesehen von den oberitalienischen Seen, an denen ein besonders mildes, bereits mediterranes Klima herrscht, noch vorwiegend mitteleuropäisch geprägt. Die ehemals natürlichen Laub- und Nadelwälder sind aber sehr stark durch Weide- und Buschland verdrängt worden.
An der Küste und im Süden herrschen immergrüne Gewächse mit lederartig glänzenden Blättern vor. Diese typische mediterrane Hartlaubvegetation ist aber nur noch an wenigen Stellen zu finden, weil sie landwirtschaftlichen Anbauflächen zum Opfer gefallen ist oder zur niedrigwüchsigen Macchie degradiert wurde.
Fläche: | 301 268 km² |
Einwohner: | 57,3 Mio. |
Bevölkerungsdichte: | 190 Einw./km² |
Bevölkerungswachstum: | -0 1 %/Jahr |
Lebenserwartung: (Männer/Frauen) | 75/81 Jahre |
Staatsform: | parlamentarisch-demokratische Republik |
Hauptstadt: | Rom |
Sprachen: | Italienisch (regional Französisch, Deutsch) |
Religionen: | Katholiken 83 % |
Klima: | periodischfeuchtes subtropisches bzw. Mittelmeerklima |
Bodennutzung: | Ackerland 28 %, Weideland 15 %, Wald 22 % |
Wirtschaftssektoren: (Anteil der Beschäftigten) | Landwirtschaft 5,3 %, Industrie 31,9 %, Dienstleistungen 62,8 % |
Exportgüter: | Maschinen, Textilien und Bekleidung, Transportmittel, chemische Erzeugnisse, Nahrungs- und Genussmittel (Gemüse, Früchte und Wein) |
Bruttoinlandsprodukt: (Anteil der Wirtschaftszweige) | 1 468 314 Mio. US-$ (2003) Landwirtschaft 3 %, Industrie 28 %, Dienstleistungen 70 % |
Bruttosozialprodukt: | 21 570 US-$/Einw. (2003) |
Klimadiagramm von Palermo
Im 17. Jh. lebten auf dem heutigen Staatsgebiet Italiens knapp 11,5 Mio. Menschen. Seit dem 18. Jahrhundert wuchs die Bevölkerung rasch. Trotz des großen Verlustes von Emigranten konnte sich die Bevölkerung im Zeitraum von 1860 bis 1960 von 26,3 Mio. auf 50,6 Mio. fast verdoppeln. Seit dieser Zeit ist das Bevölkerungswachstum aber ausgesprochen gering. Die Einwohnerzahl hat sich seit 1960 nur um etwa 7 Mio. erhöht. Für die Zukunft ist mit einem weiteren Rückgang der Geburtenraten zu rechnen, eine Tendenz, die sich auch zunehmend im ehemals geburtenstarken Süditalien abzeichnet.
Armut, Arbeitslosigkeit und hohe Geburtenüberschüsse im wenig entwickelten Süden waren darüber hinaus bis Mitte der 70er Jahre die Ursachen für eine große Anzahl von Auswanderungen. Die in Süditalien bis um die Jahrhundertwende grassierende Malaria verstärkte in den betroffenen Küstengebieten noch diesen Trend.
Binnen 100 Jahren haben so über 10 Mio. Italiener ihre Heimat verlassen. Viele gingen nach Nordamerika. Aber auch in vielen europäischen Ländern gehören Italiener zu den Gastarbeitern der ersten Generation.
Ferner gibt es in Italien eine andauernde starke Binnenwanderung. Ihre Richtungen gehen von Süden nach Norden, aus den Gebirgen in die Ebene und vom Land in die Stadt.
Fast zwei Drittel der Bevölkerung leben in Städten, u. a. in den Millionenstädten Rom, Mailand, Neapel und Turin. Die Stadtregionen in Norditalien nehmen weniger als zehn Prozent der gesamten Staatsfläche Italiens ein, beherbergen aber ein Viertel der gesamten Einwohner und etwa die Hälfte der verarbeitenden Industrie.
Die Bevölkerung des Landes ist sehr ungleichmäßig verteilt.
Die Küstengebiete und die Ebenen im Norden sind sehr dicht besiedelt, das innere Gebirgsland, der Süden und Sardinien dagegen wesentlich dünner.
Italien gehört zu den hoch entwickelten Industrieländern mit leistungsfähiger Landwirtschaft (Bild 6).
Prägend ist der Gegensatz zwischen dem industrialisierten, reichen Norden und dem ländlichen, ärmeren Süden, dem Mezzogiorno. Aus diesem starken wirtschaftlichen und sozialen Gefälle ergeben sich eine Reihe von sozialen Problemen. Sie erklären letztlich auch das Phänomen der berüchtigten kriminellen Vereinigungen, unter denen die Mafia wohl die bekannteste ist.
Die Ursprünge der „ehrenwerten Gesellschaft“ sollen bis ins Mittelalter reichen. In ihrer heutigen Form als kriminelle Vereinigung ist sie aber erst Anfang des 19. Jahrhunderts auf Sizilien als Gegenkraft zur Staatsmacht entstanden:
Nach Aufhebung der Leibeigenschaft trat eine neue Schicht von straff organisierten, bewaffneten Vermittlern auf, die im Auftrag der Großgrundbesitzer deren Eigentum schützen sollten. Außerdem sollten sie die Bauern unter Androhung von Gewalt dazu gewinnen, weiter im Auftrag ihrer ehemaligen Herren den Boden zu bestellen und die Erträge abzuliefern. Im Gegenzug gewährten diese „Patrone“ den Bauern Schutz und halfen ihnen in schwierigen familiären und wirtschaftlichen Angelegenheiten.
Im Laufe der Zeit entwickelte sich zwischen Bauern und Patronen ein Sozialverhalten, das einerseits durch absolute Geheimhaltung (omertà), andererseits durch Blutrache (vendetta) bei Verrat gekennzeichnet ist.
Durch Bestechung und Morde gelang es, den Einfluss von Staat und Recht zurückzudrängen.
Die zahlreichen Versuche der Staatsmacht, die Machenschaften der Mafia und ähnlicher verbrecherischer Organisationen zu unterbinden, sind bislang gescheitert. Zu sehr schienen Politik und Wirtschaft durch die Mafia unterwandert zu sein. So wird nach wie vor durch Geldwäsche die kriminelle Herkunft von Gewinnen aus Drogenhandel, Glücksspiel, Prostitution und Waffenschmuggel verschleiert.
Italien – Wirtschaft
Landwirtschaftlich genutzt werden rund 56 % der Fläche. Wichtigste Anbauprodukte sind Weizen, der ebenso wie Reis v. a. in der Poebene kultiviert wird. Daneben werden Mais, Gerste, Zuckerrüben, Obst und Gemüse (Tomaten, Kernobst und Zitrusfrüchte) sowie Oliven angebaut.
Weinbau ist in fast ganz Italien verbreitet. Das Land ist der mengenmäßig größte Weinerzeuger Europas.
Intensive Viehhaltung gibt es in Norditalien Die Fleischerzeugung reicht jedoch für den Bedarf nicht aus. Die Betriebsstruktur in der italienischen Landwirtschaft wird weiterhin von Kleinbetrieben geprägt und von Kleinpachtsystemen bestimmt, da u. a. die Bodenreform in Süd- und Inselitalien zu einer extremen Aufsplitterung des Bodens geführt hatte.
So stehen den kapitalintensiven produktiven Großbetrieben und privaten Höfen in Norditalien eine Vielzahl z. T. extensiv wirtschaftender Kleinbetriebe im Süden und in den Küstenebenen gegenüber.
Wichtige Bodenschätze sind die Erdöl- und Erdgasvorkommen Siziliens, in der Poebene und im Ionischen Meer. Ferner verfügt Italien über Braunkohle und Eisenerz auf Elba sowie über nennenswerte Quecksilber-, Antimon-, Blei- und Zinkerzvorkommen. Weltberühmt ist darüber hinaus der bei Carrara abgebaute hochwertige weiße Marmor.
Die Großunternehmen der Industrie des Landes sind vor allem in Norditalien und um Rom konzentriert. Von großer Bedeutung sind in diesen Räumen besonders die Eisen und Metall verarbeitende Industrie, die elektrotechnische und die chemische Industrie sowie der Kraftfahrzeugbau.
Daneben gibt es viele Kleinbetriebe der Bekleidungs-, Holz-, Textil-, Nahrungsmittel-, Schuh- und Möbelindustrie. Berühmt ist auch das italienische Kunsthandwerk. Wichtigste Handelspartner sind Deutschland, Frankreich und die USA.
Eine bedeutende Devisenquelle des Landes ist der Tourismus. Am meisten werden die Badeorte an der oberen Adria besucht, zudem Venedig, Rom, Südtirol und die Toskana mit der sehenswerten Hauptstadt Florenz.
Das Eisenbahnnetz ist mit rund 20000 km ebenso gut ausgebaut wie das Straßensystem mit über 300000 km Länge. Neben der Autostrada del Sole von Mailand bis Reggio di Calabria gibt es eine weitere durchgehende Autobahnverbindung vom Brenner entlang der Adriaküste. Wichtigste Handelshäfen sind die Erdölimporthäfen bei Genua und Triest, gefolgt von Augusta, Tarent, Porto Foxi, Venedig, Ravenna, Livorno, Neapel, Savona, Syrakus und La Spezia. Der größte Passagierhafen ist Neapel. Die wichtigsten der 24 internationalen Flughäfen sind Rom-Fiumicino, Mailand-Linate und Mailand-Malpensa, Neapel-Capodichino, Turin-Caselle und Venedig-Marco Polo.
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