Republik Chile

Chile erstreckt sich zwischen den Kordilleren (Anden) und dem Pazifischen Ozean über 4300 km an der Südostküste Südamerikas. Es reicht von der peruanischen Grenze im Norden bis nach Feuerland im Süden.
Das Land ist durchschnittlich zwar nur knapp 200 km breit, ist jedoch mehr als doppelt so groß wie Deutschland.
Es grenzt im Norden an Peru, im Nordosten an Bolivien und im Osten an Argentinien.

Wichtige Daten zum Land

Fläche:756 626 km²
Einwohner:16 Mio.
Bevölkerungsdichte:21Einw./km²
Bevölkerungswachstum:1,2 %/Jahr
Hauptstadt:Santiago de Chile
Lebenserwartung:
(Männer/Frauen)

72/78 Jahre
Staatsform:Präsidiale Republik
Sprachen:spanisch als Amtssprache regional Quechua u. a. indianische Sprachen
Religionen:89 % Katholiken und ca.
11 % Protestanten
Klima:im Norden tropisches bis subtropisches Wüsten- und Steppenklima, in der Mitte warmgemäßigtes mediterranes Klima mit Winterregen und im Süden kühlgemäßigtes immerfeuchtes Klima
Bodennutzung:21 % Wald, 16 % Weiden,
7 % Ackerflächen
Exportgüter:Kupfer und andere Erze, Salpeter, Wein, Obst, Gemüse, Fischmehl, Wolle, Papier
Bruttoinlandsprodukt:72 415 Mio. US-$ (2003)
Wirtschaftssektoren:
(Anteil am BIP 2003)
Industrie 34 %, Landwirtschaft 9 %, Dienstleistungen 57 %
Bruttosozialprodukt:4 360 US-$/Einw. (2003)

 

Naturraum

Oberflächengestalt

Es ist zumindest ungewöhnlich, dass das schmale, lang gestreckte Land nicht quer, sondern längs in Nord-Süd-Richtung in drei Großräume gegliedert ist:

  • die Haupt- bzw. Hochkordillere der Anden im Osten, über die die argentinische Grenze verläuft,
  • die Küstenkordillere im Westen, die parallel zur Pazifikküste verläuft,
  • das Große Längstal und der Altiplano, die zwischen den beiden Andenketten liegen.

Das Landschaftsbild Chiles wird jedoch vor allem durch die beiden Gebirgsketten der Anden geprägt, die 80 % der Landesfläche einnehmen. Die Hauptkordillere wird von den höchsten Bergen Chiles (Ojos del Salado, 6880 m) überragt. In der Mehrzahl handelt es sich dabei um Vulkane, von denen mehr als 100 noch aktiv sind. Nach Süden hin fällt das Gebirge allmählich zur stark vergletscherten Patagonischen Kordillere ab, in die zahlreiche Fjorde tief eingreifen.
Die Küstenkordillere erreicht Höhen bis zu 2500 m und löst sich im Süden Chiles in Tausende gebirgige Inseln auf. Parallel zur Küstenkordillere verläuft der Atacamagraben, der bis in etwa 8000 m Tiefe reicht. An ihm driftet von Westen her die ozeanische Nazca-Platte unter die Südamerikanische Platte. Diese andauernde tektonische Bewegung ist dafür verantwortlich, dass Chile zu den vulkan- und erdbebenreichsten Regionen der Erde gehört.

Zwischen den Gebirgsketten liegt eine tektonische Senke, das Große Längstal (Valle Longitudinal), welches durch Querriegel in mehrere Becken aufgelöst wird. Innerhalb des Länstals liegt eine der trockensten Wüsten der Erde, die Atacama. Die wenigen Oasen in diesem Gebiet gehören zu den trockensten bewohnten Orten der Erde.
Im Norden befindet sich der Altiplano, der in Chile ein wüstenhaftes Hochland ist, in dessen Zentrum die Atacama-Salzpfanne liegt.
Im zentralen Chile geht das Valle Longitudinal in eine flachwellige fruchtbare Landschaft über, die die wichtigste Wirtschaftsregion des Landes ist. Und weiter im Süden verläuft sich die Senke im Golf von Ancud allmählich in den Pazifik.

Gewässer

Die Flüsse Chiles sind recht kurz. Sie entspringen in den Anden und ergießen sich im Regelfalle in den Pazifik. Nur in den Trockengebieten des Nordens verdunsten bzw. versickern die Flüsse, bevor sie den Ozean erreichen.
In den niedrigeren Teilen der südlichen Anden befinden sich viele größere, im Eiszeitalter entstandene Seen in herrlicher Gebirgslandschaft.

Klima/Vegetation

Bedingt durch die Ausdehnung über 39 Breitengrade, gibt es in Chile große klimatische Unterschiede.
Der ganze Norden Chiles ist extrem trocken.
Das hängt damit zusammen, dass die nahezu ausschließlich aus dem Inneren des Kontinentes wehenden Winde keinerlei Niederschläge bringen. Die wenigen Millimeter Niederschlag im Jahr werden nur durch die hin und wieder auftretenden Nebelbänke verursacht, die sich über dem kalten Humboldtstrom bilden und ins Land schwappen.
Der Meeresstrom kühlt außerdem die Küste, denn die Temperaturen dieser am Rand der Tropen liegenden Region betragen im Jahresdurchschnitt nur mäßige 16 bis 18 °C.
Unter diesen Voraussetzungen bestimmt über 1000 km die Atacamawüste, eine der trockensten und unwirtlichsten Küstenwüsten der Erde, den Norden des Landes. In den höheren Lagen der Küstenhänge wachsen unter dem Einfluss des Nebels Sukkulenten und Zwergsträucher.
Mittelchile, die Region nördlich und südlich der Hauptstadt Santiago, besitzt ein warmgemäßigtes, mediterranes Klima. In den ausgeprägten Jahreszeiten fallen in den Wintermonaten (Mai bis August) bei milden Temperaturen um 11 °C bis 2000 mm Niederschlag. Der Sommer ist dagegen trocken und mit 28 °C im Januar heiß.
Hier gedeihen von Natur aus Hartlaubgewächse, doch wird das Gebiet heute sehr stark landwirtschaftlich genutzt.
Südchile, etwa ab Conceptión, hat kühlgemäßigtes Klima. Das ganze Jahr fallen unter dem Einfluss der Westwinde der gemäßigten Breiten ergiebige Niederschläge. Nach Süden hin zunehmend, erreichen die Niederschlagsmengen fast 6000 mm. Die Temperaturen steigen im Jahresmittel nur noch auf kühle 6 bis 8 °C.
Hier wachsen Regen- und Nebelwälder mit Araukarien, den typischen Nadelbäumen der Südhalbkugel, die bis 60 m hoch und bis zu 1000 Jahre alt werden können.
Weiter nach Süden zur Magellanstraße und zu Feuerland hin ist Chile sturmumtost wie kaum eine andere Region der Welt. Schroffe Felsgipfel, eisbedeckte Vulkane und zerklüftete unwirtliche Inseln bilden eine regengepeitschte Wildnis, die kaum ihresgleichen hat.

Bevölkerungszusammensetzung

Die Bevölkerung Chiles besteht zu mehr als 50 % aus Mestizen, gemeinsame Nachkommen von Weißen und den amerikanischen Ureinwohnern. Etwa ein Viertel der Chilenen sind Weiße, vor allem Nachfahren spanischer Eroberer und europäische Einwanderer (in Südchile um Valdivia in größerer Zahl auch deutschstämmige Chilenen). Die kleinste Bevölkerungsgruppe stellen die indigenen Völker, u. a. die Araukaner Mittelchiles und die Aymara, Hochlandindianer des Nordens.

Bevölkerungsverteilung

Die Bevölkerungsverteilung widerspiegelt in etwa die Gunst bzw. Ungunst der natürlichen Bedingungen: Drei Viertel aller Chilenen leben in Mittelchile, während der Norden und Süden nur dünn besiedelt sind.
Die größten Ballungsräume bilden die Stadtregion um Groß-Santiago im Valle Longitudinal und die Stadtagglomerationen um Valparaiso und Conceptión an der mittelchilenischen Küste.

In den 90er Jahren hat sich infolge der Steigerung des Lebensstandards und besserer gesundheitlicher Betreuung die Lebenserwartung der Chilenen erhöht. Damit einher ging die Verringerung der Säuglings- und Kindersterblichkeit. Beide Entwicklungen haben zu dem relativ hohen Bevölkerungszuwachs geführt. Etwa 30 % der Chilenen sind heute jünger als 15 Jahre.

Wirtschaft

Chile zählt zu den stärker industrialisierten Schwellenländern. Seit Anfang der 80er Jahre wächst seine Wirtschaft um mehr als 5 % im Jahr, womit es zu den Ländern Südamerikas mit dem höchsten Wirtschaftswachstum gehört.

Industrie

Eckpfeiler der chilenischen Wirtschaft ist der Bergbau, der die Hälfte aller Exporterlöse des Landes erbringt.
Chile verfügt über ein Viertel der Kupfer-Weltreserven und deckt mit seiner Kupferförderung etwa 40 % des Weltbedarfs. In der Atacamawüste befindet sich der größte Kupfertagebau der Erde. Als Nebenprodukte fallen bei der Verhüttung des Kupfers die Stahlveredler Kobalt und Molybdän an.
Weitere bedeutende Berbauprodukte sind die Edelmetalle Gold und Silber, Eisenerz, Erdöl, Steinkohle und nicht zuletzt Salpeter. Auf der Grundlage riesiger Lagerstätten in der Atacama besaß Chile bis etwa Ende des 19. Jh. das Salpetermonopol.
Salpeter war zu dieser Zeit der wichtigste Ausgangsstoff für die Herstellung von Sprengstoff und Düngemitteln und in der Welt sehr gefragt. Der Salpeterexport ermöglichte dem Land deshalb bis zum Ersten Weltkrieg einen erheblichen wirtschaftlichen Aufschwung. Mit der synthetischen Herstellung von Ersatzstoffen, beispielsweise von Stickstoff, verlor der Salpeterexport als überragender Wirtschaftsfaktor jedoch an Bedeutung.
Dennoch steht Chile auch heute noch an der Spitze der Weltproduktion.
Nur werden die Haupterlöse mit dem Export von Jod erzielt, das bei der Salpeteraufbereitung anfällt. In der verarbeitenden Industrie hat sich in den letzten 30 Jahren ein Strukturwandel vollzogen. Neben der vorwiegend auf den Binnenmarkt orientierten Konsumgüterproduktion gibt es heute viele Betriebe der Holz-, Fisch- und Metall verarbeitenden sowie der Nahrungsmittelindustrie, die konkurrenzfähige Produkte für den Weltmarkt herstellen.
Die Industrie Chiles ist also stark exportorientiert.

Landwirtschaft

Gesamtwirtschaftlich ist die Landwirtschaft von geringerer Bedeutung als die Industrie. Infolge der natürlichen Gegebenheiten kann nur etwa ein Viertel der Gesamtfläche landwirtschaftlich (davon 7 % ackerbaulich) genutzt werden.
Das Anbaugebiet ist im Wesentlichen auf das Große Längstal beschränkt.
Hier gedeihen für die Nahrungsmittelversorgung der einheimischen Bevölkerung Weizen, Mais, Kartoffeln, Hülsenfrüchte und Reis.
Seit einigen Jahren produziert aber auch die Landwirtschaft verstärkt für den Export. Obst, vor allem Äpfel, und Gemüse sowie Zitrusfrüchte, Weintrauben und Wein sind die wichtigsten Exportkulturen. Die Viehhaltung kann den Fleischbedarf des Landes nicht decken. Etwa 10 Mio. Schafe, die vor allem in den südlichen Landesteilen weiden, liefern aber hochwertige Wolle für die Textilindustrie. Der Fischreichtum des Humboldtstroms und eine auf 200 Seemeilen ausgeweitete Fischereischutzzone begünstigen den Fischfang als wichtigen Erwerbszweig. Chile ist mit 7,6 Mio. Tonnen (1995) eine der bedeutendsten Fischfangnationen.

Verkehr

Eisenbahn- und Straßennetz sind in den stark besiedelten Räumen Chiles gut ausgebaut. Im Norden und Süden gibt es dagegen große Lücken. Entlang der Küste durch die Atacama verläuft über mehr als 2000 km der Pan American Highway.
Große Häfen, über die die Exporte und Importe mit den wichtigsten Handelspartnern (USA, Deutschland, Japan, Großbritannien) abgewickelt werden, befinden sich in Punta Arenas, Antofagasta, Valparaiso und San Antonio.

Aus der Geschichte

  • Bis 1535: Nord- und Mittelchile gehören bis zur spanischen Eroberung zum Reich der Inka.
     
  • 1818: Chile wird nach dem Sieg einer argentinisch-chilenischen Armee unter J. DE SAN MARTIN über die spanische Kolonialarmee unabhängig.
     
  • ab 1879: Salpeterkrieg gegen Bolivien und Peru, durch den Chile den Alleinbesitz über die Salpetervorkommen in der Atacama und damit das Salpetermonopol erringt.
     
  • bis 1929: durch das Salpetermonopol begünstigter und durch europäische Einwanderer geförderter wirtschaftlicher Aufschwung des Landes bis zur Weltwirtschaftskrise
     
  • 1970: Sieg des Linksbündnisses Unidad Popular unter SALVADOR ALLENDE in den Präsidentschaftswahlen und Beginn der Verstaatlichung der Schlüsselindustrien mit Fortsetzung von Agrarreformen
     
  • 1973: von den USA unterstützter Militärputsch gegen die Regierung ALLENDE, der mit dem Tod ALLENDES endet und zu einer Militärdiktatur unter GENERAL PINOCHET führt, der in den folgenden Jahren Zehntausende Chilenen zum Opfer fallen
     
  • 1989: Niederlage PINOCHETS in den Präsidentschaftswahlen und Rückkehr des Landes zu demokratischen Regierungsformen

 

Die Auseinandersetzungen um die Verhaftung PINOCHETS in Großbritannien (1998) und um die Versuche, ihn nach seiner Rückführung im Jahre 2000 wegen Menschenrechtsverletzungen juristisch zur Verantwortung zu ziehen, zeigen, dass nach wie vor tiefe Widersprüche quer durch die chilenische Gesellschaft gehen.

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