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- Geografie
- 3 Naturgeografische Grundlagen
- 3.4 Reliefformen
- 3.4.3 Reliefgliederung der Erde
- Reliefgliederung der Erde
Damit werden alle die Reliefformen, wie Falten- und Bruchschollengebirge, Grabenbrüche und Verwerfungen oder Bruchzonen auf den Kontinenten und in den Ozeanen, bezeichnet, die im Zusammenhang mit der Plattentektonik (Bild 1) entstehen, folglich primär durch die Wirkung endogener (erdinnerer) Kräfte entstanden sind.
Die großen Kontinente und Ozeanbecken der Erde werden dabei als morphotektonische Reliefformen erster Ordnung bezeichnet, da sie noch in untergeordnete Reliefeinheiten unterteilt werden können (Bild 1):
Bei den Kontinenten sind das einmal die Gürtel aktiver Gebirgsbildung und zum anderen die tektonisch nicht aktiven „Schilde“ alter Gesteine. Während die Gebiete aktiver Gebirgsbildung von seismischen Aktivitäten (Erdbeben) oder von Vulkanismus (meist aber von beiden Prozessen gemeinsam) geprägt werden, fehlen solche Vorgänge bei den kontinentalen Schilden.
Zwei schmale langgestreckte, bogenförmig verlaufende Gebirgsketten sind die derzeit aktivsten Gebirgsbildungszonen der Erde:
Die Kontinentalschilde und Gebirgsrümpfe sind demgegenüber verfestigte und relativ starre Teile der Erdkruste aus sehr alten, z. T. in der Erdfrühzeit entstandenen Gesteinen. Diese Gesteine können an der Erdoberfläche anstehen, wie z. B. beim Kanadischen Schild oder beim Skandinavischen Schild. Man spricht dann von „entblößten Schilden“.
Sie können aber auch von jüngeren Sedimentgesteinen bedeckt sein. Das ist beispielsweise bei der Russischen Tafel im Westen Russlands, der Ukraine und Weißrusslands der Fall, die von eiszeitlichen Sedimenten überlagert und deshalb ein „bedeckter Schild“ ist.
Auch die Ozeanbecken mit ihrem untermeerischen Relief sind nicht einheitlich aufgebaut. Zu unterscheiden sind die Kontinentalränder an den Grenzen zu den Kontinenten, die Tiefseeböden der Ozeanbecken und in die Mittelozeanrücken.
Lithosphäreplatten der Erde
Die Kontinentalränder können tektonisch aktiv oder passiv sein.
Die aktiven Kontinentalränder, z. B. entlang der Westküste Nord- und Südamerikas, weisen meist Gebirgs- und Inselbögen sowie Tiefseegräben auf. Hier kollidieren kontinentale und ozeanische Lithosphäreplatten, in Nordamerika die Pazifische mit der Nordamerikanischen Platte, in Südamerika die Nasca-Platte mit der Südamerikanischen Platte (Bild 2). Das führt in den Grenzbereiche zum Aufschmelzen von Krustenteilen, zu vulkanischer Tätigkeit und zum Druckausgleich u. a. durch Erdbeben.
Der Zusammenhang zwischen aktiven Kontinentalrändern, Inselbögen und Tiefseegräben mit Vulkanismus und den Zentren der Erdbebentätigkeit ist offensichtlich.
aktiver Kontinentalrand am Atacamagraben
Die passiven Kontinentalränder bestehen dagegen morphologisch aus der Küstenebene, dem vorgelagerten Schelf mit seinen Sedimenten, dem oft durch steilwandige Schluchten stark zerschnittenen Kontinentalabhang mit der Fußregion und ihren submarinen Schwemmfächern. Darunter vermitteln Tiefseesedimente den Kontakt zwischen den kontinentalen und den ozeanischen Krusten (Bild 3).
Die Tiefseeböden der Ozeanbecken werden meist von langgezogenen Mittelozeanrücken durchzogen. Alle mittelozeanischen Rücken besitzen einen zentralen Rift. Das sind Großspalten oder -gräben in der Erdkruste mit senkrecht dazu angeordneten Transformations- bzw. Störzonen. Die Rifts
grenzen die großen Lithosphäreplatten voneinander ab (Bild 1). In ihnen dringt Magma aus dem Erdinneren in die Erdkruste ein und „drückt“ die angrenzenden Platten auseinander.
Schnitt durch einen passiven Kontinentalrand
Im Atlantik hat sich beispielsweise der Mittelatlantische Rücken gebildet. Da in seinen Rift immer neues Magma aufsteigt, driften an ihm die angrenzenden Platten auseinander. Der Atlantik dehnt sich folglich west- und ostwärts aus (Bild 4).
Im Mittelpunkt der Betrachtung steht hierbei die gegenwärtige (aktuelle), durch die Wirkung erdäußerer (exogener) Kräfte, (Wind, fließendes Wasser, Verwitterung, Frost und Eis) verursachte Entstehung und Veränderung der Reliefformen (Morphodynamik) an der Erdoberfläche.
Diese exogene Morphodynamik ist in wesentlichem Maße vom Klima abhängig. Deshalb können auf der Erde auch Räume ausgegliedert werden, die eine gewisse klimazonale Anordnung erkennen lassen (Bild 5).
Innerhalb dieser Zonen vollziehen sich, u. a. durch das Zusammenwirken physikalischer und chemischer Vorgänge, Bedingungen und Faktoren, jeweils gleichartige formbildende (geomorphologische) Prozesse. Diese Prozesse wirken in gleichartiger Richtung auf die Formung der Erdoberfläche ein. Sie müssen folglich auch zur Entstehung gleichartiger, zumindest sehr ähnlicher Oberflächenformen führen.
Reliefformung durch erdäußere Kräfte ist also nichts Beliebiges, sondern gehorcht erdweit gewissen Regeln. Nachfolgend sollen in Anlehnung an Bild 5 die erdweiten Reliefformungszonen mit ihren Regelhaftigkeiten dargestellt werden:
Der Atlantik erweitert sich
Zonen gleichartiger geomorphologischer Prozesse auf der Erde
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