- Lexikon
- Geografie
- 7 Regionen
- 7.1 Die Erdteile und ihre Länder
- 7.1.2 Europa
- Königreich Norwegen
Norwegen ist ein Staat Nordeuropas, der auf der Skandinavischen Halbinsel liegt. Er grenzt im Süden an die Nordsee, im Westen an das Europäische Nordmeer und im Norden an die Barentssee. Der stark gegliederten Küste sind zahlreiche Inseln, u. a. die Lofotinseln, vorgelagert. Mit Russland, Finnland und Schweden bestehen Landgrenzen. Zu Norwegen gehören auch die im Nordpolarmeer gelegenen Inseln Spitzbergen und Jan Mayen sowie die Bäreninsel (Bild 1). In der Antarktis beansprucht Norwegen Königin-Maud-Land. Landeshauptstadt und Königsresidenz ist Oslo.
Norwegen nimmt den Westen der Skandinavischen Halbinsel ein. Es erstreckt sich von Norden nach Süden über 1752 km, von Osten nach Westen nur über 430 km. Die reine Küstenlänge beträgt ohne Einbeziehung der zahlreichen Buchten und Fjorde 2650 km, mit ihnen rund 21000 km.
Ein Drittel des Staatsgebiets liegt nördlich des Polarkreises. Für die Besiedlung eignen sich nur die vom Golfstrom begünstigten Küstengebiete und die Täler im Osten Norwegens.
Norwegen und Nachbarländer
Ostnorwegen umfasst das Gebiet zwischen der schwedischen Grenze und dem Skandinavischen Gebirge in Zentralnorwegen. In die kargen Hochebenen des Gebirges, in Norwegen Fjelle genannt, sind breite, landwirtschaftlich intensiv genutzte Täler, etwa das Numedal und das Gudbrandstal, eingesenkt. Nach Süden schließt sich der tiefer gelegene Gunstraum um den Oslofjord an.
Die höher gelegenen Fjelle Südnorwegens können nur als Sommerweiden für eine extensiv betriebene Schafzucht genutzt werden. Bessere Nutzungsmöglichkeiten bietet die Talschaft Telemark und das Setesdal. Landwirtschaftlich am intensivsten genutzt wird die Landschaft Jæren. Den Westen Norwegens kennzeichnen vor allem die an den Küsten tief ins Gebirge eingeschnittenen Fjorde. Der West- und der Nordküste sind darüber hinaus zahlreiche Inseln, u. a. die Lofotinseln, vorgelagert.
Im höchsten Teil des Skandinavischen Gebirges, im Gebirgsmassiv Jotunheim, liegen die vergletscherten höchsten Erhebungen des Landes, der Glittertind mit 2472 m und der Galdhøppig mit 2469 m. Gletscher bedecken insgesamt 3900 km² Norwegens. Meist handelt es sich dabei um fast unbewegliche, Inlandeis ähnelnde Plateaugletscher auf den Hochflächen. Der Jostedalsbre im Südwesten ist mit 486 km² der größte Gletscher des europäischen Festlandes.
Tief eingeschnittene Meeresarme, die Fjorde, prägen die Westküste Norwegens. Bekannt sind der Hardanger-, der Geiranger-, der Nord-, der Romsdals- und der über 200 km lange Sognefjord als längster.
Fjorde sind vom Meer überflutete Trogtäler, die weit unter den Meeresspiegel herabreichen. Ihre geringste Wassertiefe erreichen sie unmittelbar vor der Mündung ins offene Meer. Auch diese typische Schwelle hängt damit zusammen, dass die Fjorde von eiszeitlichen Gletschern „ausgehobelt“ wurden. Die zumeist sehr engen, tief in die kahlen Hochflächen des Gebirges eingeschnittenen Fjorde besitzen kaum ebene Uferabschnitte. Landwirtschaft ist deshalb hier nicht möglich. Selbst die Siedlungen sind oft nur auf dem Wasserweg zu erreichen. Die geschützten inneren Teile der Fjorde haben oft ein sommerwarmes und trockenes Klima.
Das Klima Norwegens weist stärkere Unterschiede zwischen Westen und Osten als zwischen Norden und Süden auf. Der Westen steht unter dem Einfluss des Golfstroms und seiner Ausläufer. Dieser auch als Warmwasserheizung bezeichnete warme Meeresstrom hält die gesamte Westküste Norwegens auch im Winter eisfrei.
Wegen der Regen bringenden Westwinde sind die westlichen Luvseiten der Gebirge an der Küste auch besonders niederschlagsreich (Bild 5). Der Osten des Landes ist hingegen kontinental beeinflusst. Es gibt lange, klirrend kalte Winter, aber auch recht temperierte Sommer. So hat Oslo mit seiner geschützten Lage am Oslofjord mit 17,3 °C immerhin das höchste Julimittel Skandinaviens. Nach Norden hin nehmen aber die Sommer- und Wintertemperaturen auch im Zusammenhang mit der zunehmenden Länge der Polarnacht generell ab.
Mittel- und Nordnorwegen gehören zum Nadelwaldgürtel. Nur an der südnorwegischen Skagerrakküste sind noch mitteleuropäische Laubwälder zu finden. Die küstennahen Gebiete sind weitgehend abgeholzt. Oberhalb der Waldgrenze geht der Nadelwald in den Fjellbirkenwald über, der von der Vegetationsstufe des Fjells mit Zwergsträuchern, Stauden, Flechten und Moosen abgelöst wird.
Fläche: | 323 877 km² |
Einwohner: | 4,6 Mio. |
Bevölkerungsdichte: | 14 Einw./km² |
Bevölkerungswachstum: | 0,4 %/Jahr |
Lebenserwartung: (Männer/Frauen) | 76/81 Jahre |
Staatsform: | Parlamentarische Monarchie |
Hauptstadt: | Oslo |
Sprachen: | Norwegisch (Amtssprache) |
Religionen: | Evangelisch-Lutherische (86 %) |
Klima: | gemäßigtozeanisches Westseitenklima (im Westen), im Osten kontinentales Gebirgsklima |
Bodennutzung: | Ackerland 2,9 %, Wald 26,3 % |
Wirtschaftssektoren: (prozentualer Anteil der Beschäftigten) | Landwirtschaft 3,7 %, Industrie 21,4 %, Dienstleistungen 74,9 % |
Exportgüter: | Erdöl und Erdgas, Schiffe, Erze und Metalle, Holz, Papier und Zellulose, Fische und Fischprodukte |
Bruttoinlandsprodukt: (prozentualer Anteil der Wirtschaftszweige) | 220 854 Mio. US-$ (2003) Landwirtschaft 1,5 %, Industrie 37,5 %, Dienstleistungen 61 % |
Bruttosozialprodukt: | 43 400 US-$ / Einw. (2003) |
Klimadiagramme von Bergen und den Lofoten
Die Bevölkerung ist relativ homogen und besteht fast ausschließlich aus Norwegern. Im Norden leben etwa 40000 Samen (Lappen) als nomadisierende Rentierzüchter, sesshafte Fischer oder Bauern und rund 12000 finnische Einwanderer (Kvener), meist Waldarbeiter oder Bergleute. Auf Spitzbergen leben auch Russen. Der Schutz der samischen Kultur ist seit 1988 in der norwegischen Verfassung verankert.
Die Bevölkerungsdichte sinkt in der Finnmark im Norden bis auf 1,5 Einw./km² und erreicht um den inneren Oslofjord mit 96 Einw./km² den höchsten Wert. Relativ dicht besiedelt sind die Küstenplattform, die großen Täler, die Terrassen in den Fjorden sowie die flacheren Gebiete an der Küste oder im Landesinnern.
Charakteristische Siedlungsformen sind neben den Städten Streusiedlungen und Einzelsiedlungen. 75 % aller Norweger leben in Städten, von denen nach der Hauptstadt Oslo die Hafenstädte Bergen, Trondheim, Stavanger und Kristiansand die größten sind.
Norwegen ist seit 1992 Mitglied des Europäischen Wirtschaftsraumes (EWR) und arbeitet in der Europäischen Freihandelsassoziation (EFTA) mit. Seit 1973 ist das Land mit der EU durch einen Freihandelsvertrag verbunden (Bild 7). Einen Beitritt zur EU lehnte die norwegische Bevölkerung 1972 und 1994 in Volksabstimmungen ab.
Auf nur rund 3 % der Landesfläche ist Ackerbau möglich. Hier werden vor allem Futtergerste, Hafer, Kartoffeln und Weizen angebaut. Bedeutender ist die Viehzucht, die zum Teil als Almwirtschaft betrieben wird. Im Norden werden Pelztiere, besonders Blaufüchse und Nerze, gezüchtet. Der Wald befindet sich überwiegend in Privatbesitz und wird stark forstwirtschaftlich genutzt.
Norwegen – Wirtschaft
Norwegen gehört zu den großen Fischfangnationen der Welt. Die Fanggründe im Nordatlantik sind allerdings seit Jahren überfischt und bieten den hauptsächlich in Nordnorwegen ansässigen Fischern keine ausreichende Lebensgrundlage mehr. Deshalb werden u. a. die begehrten Lachse zunehmend in Fischfarmen gezüchtet. Aquakultur heißt das Zauberwort für die norwegischen Fischer und meint die planmäßige Fischzucht in Netzkäfigen. Die derzeit bereits mehrere Hundert zählenden großen Fischfarmen, die besonders in den geschützten Fjorden liegen, produzieren mittlerweile mehr Farmfisch, als Fisch gefangen wird. Neben Lachsen werden vor allem Dorsche gezüchtet.
Allerdings wird die Belastung der von Farmen genutzten Meeresgebiete durch die Ausscheidungen der Fische und die eingesetzten chemischen Mittel gegen Fischkrankheiten allmählich zu einem Problem.
Größte Bedeutung hat die Erdgas- und Erdölförderung in der Nordsee. Im Norden werden außerdem Eisen- und Kupfererze, im Süden Titanoxid und Molybdän abgebaut. Die großen Steinkohlenlager auf Spitzbergen werden gemeinsam von Norwegen und Russland genutzt. Nahezu die gesamte Elektrizität wird in Wasserkraftwerken erzeugt. Die hohen Niederschläge und das starke Gefälle der meist nur kurzen Flüsse bieten beste Voraussetzungen.
Norwegen verfügt neben Großbritannien über die größten Erdöl- und Erdgasvorkommen in der Nordsee. In der Erdölförderung lag Norwegen 1999 weltweit auf Rang sechs, in der Erdgasförderung auf Rang neun. Norwegen ist das zweitwichtigste Erdöl exportierende Land nach Saudi-Arabien. Die Erschließung der Vorräte begann 1964 nach Aufteilung der Nordsee unter den Anrainerstaaten. Die Förderung setzte 1971 bzw. 1977 ein (Bild 10). Die südnorwegische Hafenstadt Stavanger entwickelte sich zum Zentrum der Erdölwirtschaft und konnte ihre Einwohnerzahl in den letzten 35 Jahren fast verdoppeln.
Die preisgünstige Nutzung der reichen Wasserkräfte ist vor allem für die Elektrometallurgie und die elektrochemische Industrie ein wichtiger Standortvorteil. Von Bedeutung sind außerdem die petrochemische Industrie, Elektronik-, Metall-, Maschinen- und Werftindustrie sowie die Fischverarbeitung. Die Holz verarbeitende Industrie, hier vor allem die Papierherstellung, gewinnt zunehmend an Bedeutung.
Der Tourismus spielt an der fjordreichen Westküste, am Nordkap und zunehmend auf den Lofoten besonders zur Zeit der sommerlichen Mitternachtssonne eine große Rolle. Viel besuchte Städte sind Oslo und Bergen. Haupthandelspartner sind Schweden, Großbritannien und Deutschland.
Im Verkehrswesen hat die Seeschiff-Fahrt große Bedeutung. Norwegen besitzt mit 23,1 Mio. Bruttoregistertonnen (BRT) die siebtgrößte Handelsflotte der Erde. Wichtige Häfen sind Narvik, Tønsberg, Oslo, Kristiansand, Stavanger, Bergen und Trondheim. Fährschiffe verbinden Norwegen mit Großbritannien, Dänemark, Schweden und Deutschland. Die Küstenschiff-Fahrt, besonders bekannt ist die Hurtigroute, wickelt rund 80 % des Frachtaufkommens ab. Eisenbahnnetz und Straßennetz sind vor allem im Süden gut ausgebaut.
1047: Einigung Norwegens unter König HARALD III.
11. Jh.: Christianisierung des Landes
12. Jh.: Grönland und Island werden norwegisch.
1397: Kalmarer Union mit Dänemark (bis 1814) und Schweden (bis 1523)
1814: Personalunion mit Schweden
1905: Das Parlament (Storting) löst die Personalunion mit Schweden. Prinz KARL besteigt als König HÅKON VII. den Thron.
1940: Deutschland besetzt im Zweiten Weltkrieg Norwegen (bis 1945).
1949: Beitritt zur NATO
1994: Die Bevölkerung entscheidet sich zum zweiten Mal in einer Volksabstimmung gegen den Beitritt zur EU.
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