- Lexikon
- Geografie
- 7 Regionen
- 7.1 Die Erdteile und ihre Länder
- 7.1.3 Asien
- Islamische Republik Pakistan
Pakistan liegt am westlichen Rand von Südasien. Es ist das zweitgrößte Land des südasiatischen Subkontinentes. Mit einer Fläche von rund 800 000 km² umfasst Pakistan etwas mehr als die Fläche Frankreichs und der Bundesrepublik zusammen. Es ist ein Übergangsgebiet zwischen dem orientalischen und dem südasiatischen Kulturraum. Im Südwesten grenzt es an den Iran, im Westen, Nordwesten und Norden an Afghanistan. Es hat im Karakorum eine gemeinsame Grenze mit China. Im Osten und Südosten ist Indien der Nachbar Pakistans, im Südosten hat es Zugang zum Arabischen Meer.
Die Zugehörigkeit des im nördlichen Himalaja gelegenen Gebietes Jammu und Kashmir ist zwischen Indien und Pakistan umstritten.
Fläche: | 796 095 km² |
Einwohner: | 157,3 Mio. |
Bevölkerungsdichte: | 198 Einw./km² |
Bevölkerungswachstum: | 2,4 %/Jahr |
Lebenserwartung: | 64 Jahre |
Landeshauptstadt: | Islamabad |
Staatsform: | Islamische Republik |
Sprachen: | Urdu, Pandschabi, Sindhi, Paschtu, Balutschi, Brahui, Englisch |
Religionen: | Muslime fast 100 %, Minderheiten von Christen, Hindus, Buddhisten |
Klima: | außertropisch-kontinental mit Monsuneinfluss |
Bodennutzung: | Ackerland 26,3%, Wald 3,8 %, Weideland 6,4 % |
Wirtschaftssektoren: (Anteil der Beschäftigten): | Landwirtschaft 48,4 %, Industrie 18 %, Dienstleistungen 33,6 % |
Exportgüter: | Baumwolle, Nahrungsmittel, Leder, Lederwaren, Teppiche |
Bruttoinlandsprodukt: | 82 324 Mio. US-$ (2003) |
Bruttosozialprodukt: | 520 US-$/Einw. (2003) |
Pakistan hat Anteil an dem den südasiatischen Subkontinent umrahmenden alpidischen Gebirgssystem. Im Hindukusch ist der Tirich Mir mit einer Höhe von 7 690 m der höchste Berg. Im Kaschmir und den angrenzenden Gebieten ragt Pakistan in den Himalaja hinein. Der höchste Berg des Landes ist der K2 mit 8610 m im Karakorum.
Im Osten Pakistans erstreckt sich die wüstenhafte Ebene Thar.
Pakistan hat mit einem Drittel seiner Landesfläche Anteil an der vom Indus und seinen Nebenflüssen gebildeten Stromaufschüttungsebene, dem Industiefland. Es liegt im zu Pakistan gehörenden Teil des Pandschab und bildet dem eigentlichen Lebensraum des Landes.
Der Indus ist mit einer Gesamtlänge von 3200 km der längste Fluss des indischen Subkontinents. Er durchfließt Pakistan auf einer Länge von 2200 km. Der nördliche Teil des Industieflandes wird überwiegend vom Fünfstromland des Pandschab gebildet. Es ist ein überaus flacher Schwemmfächer, in dem fünf Himalajaflüsse vereinigt sind. Der südliche Teil des Industieflandes wird von dem gewaltigen Deltagebiet des Flusses gegen das Arabische Meer gebildet.
Das Klima ist randtropisch kontinental mit Monsuneinfluss. Das typische südasiatische Monsunklima ist in Pakistan jedoch bereits abgeschwächt. Durch seine Nähe zum vorderasiatischen Trockengürtel ist das Klima kontinental beeinflusst. Hitze und Trockenheit sind die Kennzeichen. Besonders trocken sind die tiefer gelegenen Regionen. Im Sommer werden durchschnittlich mehr als 30 °C gemessen, aber auch Tagestemperaturen von 40 °C sind keine Seltenheit. In den Hochgebirgen sinken die Temperaturen im Winter unter den Gefrierpunkt (Bild 3).
Die Niederschläge durch den sommerlichen Südwest-Monsun erreichen den äußersten Nordwesten Pakistans nicht mehr. Die jährlichen durchschnittlichen Niederschläge mit weniger als 500 mm sind gering. Die höchsten Niederschlagsmengen fallen wie für das vorderindische Monsunklima typisch im gesamten Industiefland in den Monaten Juli und August. Im unmittelbaren Vorland des Himalaja tritt eine zweite weniger starke Niederschlagsperiode im Winter auf. Dieser sogenannte „Weihnachtsregen“ ist ein östlicher Ausläufer mediterraner Winterregen. Im Himalajavorland erreichen die Niederschläge mit rund 1000-1200 mm ihr Maximum, sie nehmen in den Tälern der Hochgebirgsregionen rasch wieder bis auf 150 mm Jahresniederschlag ab.
Pakistan wird überwiegend von Steppen und wüstenhaften Landstrichen geprägt. Die extremen Trockengebiete wie z. B. die Wüste Thar und Teile des Hochlandes von Belutschistan sind nahezu vegetationslos. In den Gebirgen des Nordens wachsen dichte Wälder. Sie nehmen etwa 3 % der Landesfläche ein. Im Indusdelta sind Mangroven dominierend. Das Industiefland wird vorwiegend als Kulturland genutzt.
Pakistan ist ein Vielvölkerstaat. Seine Einwohner sind Nachkommen der verschiedensten im Laufe der letzten Jahrtausende ins Industal eingewanderten Völker. An Hand ihrer Sprachen, die in Pakistan gesprochen werden, lassen sie sich in vier Hauptbevölkerungsgruppen unterteilen.
Die Pandschabi siedeln im Pandschab und den angrenzenden Gebieten. Sie bilden rund die Hälfte der Bevölkerung Pakistans.
Die Sindhi leben im Süden des Industals. Beide Sprachen gehören zu den indoarischen Sprachen.
Die Belutschen gehören zu den iranischen Völkern, die Pathanen ähneln der größten Volksgruppe Afghanistans, den Paschtunen.
In den Bewässerungsgebieten des Industieflandes, in den Provinzen Sind und Punjab, leben rund 80 % der Gesamtbevölkerung. Seit Jahrzehnten hält die Landflucht in Pakistan an. Slumbildung in den Großstädten ist die Folge.
Eines der größten Probleme Pakistans ist das Bevölkerungswachstum. Zwischen 1970 und 1995 hat sich die Einwohnerzahl des Landes fast verdoppelt. Über 50 % der Einwohner ist jünger als 14 Jahre.
Nach dem Afghanistankrieg 1978 kamen zusätzlich etwa 3 Mio. Flüchtlinge in das Land, vor allem in die städtischen Siedlungen. Die großen Städte wie Karatschi, aber auch Lahore und Faisalbad sind inzwischen Millionenstädte. Bei einem wenig entwickelten Bildungssystem liegt die Analphabetenrate bei 60 %. Die Abwanderung von Akademikern und gut ausgebildeten Facharbeitern macht sich zusätzlich negativ auf die Sozialstruktur des Landes bemerkbar.
Klimadiagramm von Lahore im Pandschab
Pakistan gehört zu den ärmsten Ländern der Welt, obwohl seit den achtziger Jahren nach der Statistik ein Wirtschaftswachstum von 4 bis 6 % zu bemerken ist.
Wichtigster Zweig ist die Landwirtschaft. Der Feldbau ist sehr kosten- und arbeitsintensiv. Durch die Trockenheit des Landes ist die Anlage verzweigter Bewässerungssysteme oder der Bau von Tiefbrunnen notwendig. In der Indusebene liegt das größte künstliche Bewässerungssystem der Erde. Hauptanbauprodukte des Bewässerungsfeldbaus sind Weizen auf 60 % der Anbaufläche, daneben Baumwolle, Reis und Zuckerrohr. In Belutschistan und den nordwestlichen Grenzgebieten wird von den Nomaden Viehzucht betrieben mit Rindern, Schafen, Ziegen und Kamelen. Pakistan ist arm an Bodenschätzen. Nur in Belutschistan und dem Pandschab gibt es reiche Erdölvorkommen. Die wenigen Bodenschätze, wie z. B. Kohle, Uranerz und Kupfer- und Eisenerz, werden nur unvollkommen genutzt.
Für die Energieversorgung sind die Wasserkraftwerke in Verbindung mit den großen Bewässerungsdämmen im Indus und seinen Nebenflüssen von großer Bedeutung. 1972 wurde bei Karatschi ein Kernkraftwerk in Betrieb genommen. Es diente vorrangig der Lieferung von waffenfähigem Uran. Pakistan führte 1998 seinen ersten Atomversuch durch.
Der wichtigste Sektor der verarbeitenden Industrie ist die Textilindustrie. Sie verarbeitet einheimische Baumwolle und bestreitet zwei Drittel des Exportvolumens. Weitere Produktionszweige sind die Lederverarbeitung, Maschinenbau, Nahrungs- und Genussmittelindustrie sowie chemische Industrie.
Nur etwa die Hälfte aller Straßen in Pakistan ist in einem jederzeit befahrbaren Zustand. Hauptverkehrsträger ist die Eisenbahn, seit 1978 ist Pakistan mit Sinkiang in China verbunden. Die Handelsbilanz Pakistans ist negativ, d. h. der Export des Landes bringt nur etwa zwei Drittel der Devisen ein, die Pakistan für seine Importe benötigt.
Im 18. Jh. begann mit der Gründung der Ostindischen Kompanie die britische Herrschaft in Pakistan.
Am 15.8.1947 entstand Pakistan auf Forderung der Muslimliga aus den vorwiegend muslimischen Gebieten der britischen Kronkolonie als neuer Staat neben Indien.
Bis 1971 umfasste es auch das heutige Bangladesch, ehemals Ostpakistan.
Zwischen dem hinduistisch geprägten Indien und dem muslimischen Pakistan gibt es seitdem massive Konflikte. 1947 bis 1948, 1965 bis 1966 sowie 1971 kam es zu Kriegen.
Der Streit um die Provinzen Jammu und Kaschmir im Himalaja führte häufig zu Gefechten, zuletzt 1999. Da seit 1998 beide Mächte Atomwaffen besitzen, sind die Konflikte zwischen Indien und Pakistan von großer Brisanz. Die seit 1996 in Afghanistan aktiven Talibanmilizen sind Afghanistanflüchtlinge, die in Pakistan ausgebildet worden sind. Somit ist Pakistan sowohl in den Afghanistankrieg 1978 als auch in die Auseinandersetzung zwischen den Taliban und den Vereinigten Staaten seit dem 11. September 2001 verwickelt.
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