- Lexikon
- Geografie
- 7 Regionen
- 7.1 Die Erdteile und ihre Länder
- 7.1.2 Europa
- Hauptstadt Madrid
Madrid liegt im Zentrum der Iberischen Halbinsel in einer Höhe von 650 m. Sie erstreckt sich terrassenförmig oberhalb des Manzanares. Die Stadt hat knapp 3,3 Mio. Einwohner. In der autonomen Region Madrid, die den gesamten Ballungsraum umfasst, leben etwa 5,8 Mio. Menschen. Madrid ist das politische und kulturelle Zentrum Spaniens sowie Finanz- und Handelsmetropole.
Seine zentrale Lage macht es zum wichtigsten Verkehrsknotenpunkt. Die Stadt ist Königsresidenz und Sitz der obersten Regierungsbehörden sowie eines Erzbischofs. Sie hat sechs Universitäten, mehrere Akademien, ein Kernforschungsinstitut, ein islamisches Kulturzentrum, die Nationalbibliothek und andere Institutionen. Die mehr als 50 Museen – neben dem Prado u. a. das Archäologische Museum, das Centro de Arte Reina Sofia und die Sammlung Thyssen-Bornemisza im Palacio Villahermosa – ziehen zahlreiche internationale Besucher an. Madrid hat eine Oper, mehrere Theater, ein Observatorium sowie einen botanischen und einen zoologischen Garten.
Prado, spanisch die Wiese, so heißt eines der bedeutendsten Museen der ganzen Welt. Das Museum wurde nach dem Park Prado de San Jerónimo, in dem der Bau 1785 begonnen wurde, benannt. Als königliches Museum für Malerei und Bildhauerkunst wurde es 1819 eröffnet und ist seit 1868 Nationalmuseum. Seine Bestände an alter Malerei, die auf königlichen Besitz zurückgehen, gehören zu den bedeutendsten der Erde. Von den insgesamt 8000 Gemälden können in den mehr als 100 Ausstellungsräumen nur etwa 1500 gezeigt werden. Im Vordergrund stehen die Meisterwerke spanischer Malerei (EL GRECO, D. VELÁZQUEZ, B. E. MURILLO, F. DE GOYA u. a), aber auch viele flämische, holländische, italienische und deutsche Meister sind zu bewundern.
Weitere historische Bauten, darunter der Königspalast, sowie seine Plätze (Puerta del Sol, Plaza España u. a.) und Parkanlagen (Buen Retiro) machen Madrid zu einer der meist besuchten Städte Europas.
Als Sitz zahlreicher Großbanken und einer internationalen Börse sowie Standort internationaler Messen ist Madrid außerdem das wichtigste wirtschaftliche Zentrum Spaniens, obwohl die Industrie gegenüber dem Dienstleistungsgewerbe eine eher untergeordnete Rolle spielt. Einstmals waren die ehemaligen königlichen Teppich- und Porzellanmanufakturen von Bedeutung. Heute dominieren Maschinen-, Fahrzeug- und Flugzeugbau, Metallerzeugung und -verarbeitung, Elektro-, Chemie-, Textil-, Papier-, Nahrungs- und Genussmittelindustrie, das grafische Gewerbe und die Baustoffindustrie. Mit vier Kopfbahnhöfen ist Madrid der zentrale Knotenpunkt der Eisenbahnen der Iberischen Halbinsel. Es hat einen internationalen Flughafen (Barajas) und eine U-Bahn.
Prachtbauten aus dem 17.–19. Jh. sowie weiträumige Alleen und Plätze prägen die historische Altstadt. Mittelpunkt der Stadt ist die Plaza Puerta del Sol, die in westlicher Richtung über die Calle del Arenal mit dem Königspalast verbunden ist. Dieser beherbergt die größte Waffensammlung Europas. Südlich davon liegt die Neue Kathedrale La Almudena, im Nordwesten der Parque de la Montaña mit dem Nubiertempel von Debod, der beim Bau des Assuanstaudammes abgetragen und 1970 hier aufgestellt wurde. Zur Altstadt gehören ferner die arkadengesäumte Plaza Mayor und mehrere Kirchen und Klöster, darunter die Kathedrale, eine ehemalige Jesuitenkirche. Das Museo del Prado liegt am Ostrand an der Prachtallee Paseo del Prado in der Nähe des großzügigen Parque del Retiro und des Triumphbogens Puerta de Alcalá. Ein Wahrzeichen Madrids ist der Kybelebrunnen auf der Plaza de la Cibeles. In neuerer Zeit wurde im Nordwesten die Plaza de España mit dem Cervantesdenkmal (1927) angelegt. Als zentrale Nord-Süd-Achse entwickelte sich der Boulevard Paseo de la Castellana.
Das starke Bevölkerungswachstum an der Wende zum 20. Jh. führte zur Erweiterung des Stadtgebietes im Schachbrettgrundriss. Zahlreiche moderne Zweck- und Hochbauten entstanden, unter anderem der Torre de Madrid (1954–59), der Glasturm des Banco de Bilbao (1979/80) und der Palacio de Congresos mit der 1980 von JOAN MIRÓ entworfenen Wandkeramik.
Madrid wurde im 9. Jh. als Mittelpunkt einer von den Mauren angelegten Vega, einer bewässerten und landwirtschaftlich genutzten Region, gegründet. Die alten Bewässerungssysteme versorgten die Stadt noch bis 1855 mit Wasser. Die maurische Festung wurde 1083 von León aus erobert. PHILIPP II. verlegte 1561 seinen Regierungssitz nach Madrid, das 1606 offizielle Hauptstadt wurde. Seit dieser Zeit galt Madrid als Zentrum des spanischen Weltreiches. Am 2.5.1808 gab ein Volksaufstand in Madrid den Anstoß zum spanischen Freiheitskampf gegen die napoleonischen Truppen. Im Spanischen Bürgerkrieg, der schwere Schäden am historischen Baubestand brachte, konnte sich die republikanische Regierung Madrids bis zum 28.3.1939 behaupten.
Etwa 60 km nordwestlich von Madrid liegt der Escorial, eine Klosterresidenz, die PHILIPP II. von Spanien 1563–1584 errichten ließ. Seit KARL V. ist der Escorial die Grabstätte der spanischen Könige. Das größte Renaissancebauwerk der Erde, eine streng regelmäßige Anlage von 207 x 162 m aus Granitquadern, wird durch eine monumentale Fassade gegliedert und umschließt rund 400 Räume, 16 Innenhöfe, 15 Kreuzgänge und die Basilika, einen Zentralbau nach dem Vorbild der Peterskirche in Rom. Der Escorial besitzt eine wertvolle Bibliothek mit etwa 130000 Bänden, eine kostbare Handschriftensammlung sowie Gemälde- und Gobelinsammlungen. Die UNESCO erklärte die vielbesuchte Anlage zum Weltkulturerbe.
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