Die Wüsten wachsen ...
Unter Desertifikation versteht man den Prozess der Ausbreitung der Wüsten auf der Erde, der im Wesentlichen durch die Menschen verursacht wird. Er findet derzeit weltweit in den wechselfeuchten semiariden Tropen im Übergangsbereich zwischen den Vegetationszonen der Wüsten und der Savannen statt. Jährlich verwüsten auf der Erde rund 6 Mio. ha landwirtschaftliche Nutzfläche. Das größte Ausmaß hat die Verwüstung in Afrika angenommen. In der ca. 400 km breiten südlichen Übergangszone zwischen der Sahara und den Dorn- und Trockensavannen, der sogenannten Sahelzone, wächst die Wüste pro Jahr bis zu 17 km weiter äquatorwärts nach Süden.
... vor allem durch den Menschen verursacht
Die Ursachen für die Desertifikation sind sehr komplex und vielschichtig:
Die Sahel ist klimatisch ein durch Trockenheit außerordentlich gefährdeter Raum. Bei einer durchschnittlichen jährlichen Niederschlagsmenge von nur 200 mm im Norden und 500 mm im Süden können zudem starke Abweichungen und ausgedehnte Dürreperioden auftreten. Zwischen 1968 und 1973 ereignete sich eine besonders verheerende Dürrekatastrophe, die die Wüste einen großen Schritt „voran“brachte.
- Im Norden der Sahel leben vor allem nomadisierende Viehzüchter. Durch die Vergrößerung der Herden in Feuchtjahren infolge raschen Bevölkerungswachstums wird die schützende Grasdecke der Savannen durch Überweidung weiträumig vernichtet. Besonders bedroht sind dabei die Räume um neue Tiefbrunnen: Die Möglichkeit der ständigen Wasserversorgung der Tiere aus diesen Brunnen hat zu einer Vergrößerung der Herden geführt, der die Savannen um die Brunnen nicht mehr gewachsen sind. Da Ziegen und andere Herdentiere nicht nur Gras, sondern auch die Blätter von Bäumen und Sträuchern fressen, wird die gesamte Vegetation mehr und mehr zerstört.
- In dem nun vegetationslosen Gebiet führt die Bodenerosion zur Bodendegradation: Die oberste Bodenschicht wird abgetragen und vom Wind verweht. Die Weideflächen versanden zunehmend und werden zu Wüsten. Auch die Abholzung der Busch- und Baumbestände, um Brennholz für die wachsende Bevölkerung zu gewinnen, trägt zu diesem Prozess bei. Etwa 90 % des Bedarfes an Brennmaterial wird in der Sahelzone durch Holz gedeckt. Dadurch entwickeln sich um Dörfer mit ungefähr 1000 Familien kahle Flächen mit einem Durchmesser bis zu mehr als 100 km.
- Im südlichen Teil der Sahel bearbeiteten seit Jahrhunderten sesshafte Hackbauern den Boden. Um die Fruchtbarkeit des Bodens zu erhalten, gaben sie ihm durch mehrjährige Brachen Zeit zur Erholung. Das änderte sich mit der Explosion der Bevölkerung seit Anfang der 60er Jahre des vergangenen Jahrhunderts. Die Bevölkerung Malis z. B. nahm von 1960 bis 2000 um 8,2 Mio. Menschen zu. Um die Menschen ernähren zu können, wurde einerseits der Ackerbau nach Norden über die agronomische Trockengrenze hinaus auf weniger geeignete Böden ausgedehnt, die rasch auslaugten und dann häufig aufgegeben wurden. Andererseits wurden die Zeiten der Brache verkürzt oder fielen ganz aus. Folgen dieser übermäßigen Bodennutzung waren und sind die weiträumige Bodenauslaugung mit nachfolgender Bodenaustrocknung und dadurch bedingter Auswehung durch den Wind (Winderosion).
Kann der Vormarsch gestoppt werden?
Um der Desertifikation Einhalt zu gebieten, sind eine Reihe von Maßnahmen in der Diskussion, die der Erhaltung der Böden dienen sollen. Dazu gehören u. a. die Verhinderung der Vergrößerung der Herden, die Aufforstung für die Holzgewinnung bzw. die Anwendung alternativer Energien zum Kochen oder der Bau von kleinen Dämmen, um das rasch abfließende Regenwasser aufzufangen. Ob diese Maßnahmen aber greifen werden, das ist unter Berücksichtigung des anhaltenden Bevölkerungswachstums und der wirtschaftlichen Schwäche der Entwicklungsländer in der Sahelzone eher zweifelhaft.
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