Delhi ist nach Mumbai nach der Einwohnerzahl die zweitgrößte Stadt Indiens (Bild 1). Beide sind wie Kolkata (Kalkutta), Chennai (Madras), Bangalore und Haiderabad Megastädte der Republik Indien. Die Einwohnerzahl von Delhi beläuft sich auf etwa 11 Mio. Menschen – die Metropolregion hat sogar über 16 Mio. Bewohner. Auf die indische Hauptstadt New Delhi entfallen davon jedoch nur etwa 300 000.
Delhi liegt im Nordwesten des Landes im gleichnamigen Unionsterritorium, das eine Fläche von 1 483 km² einnimmt und in dem insgesamt etwa 14 Mio. Menschen leben. Es befindet sich auf 215 m Meereshöhe auf einer Ebene zwischen Punjab im Westen und Gangesebene im Osten. In der Nähe Delhis verläuft die Wasserscheide zwischen den Stromsystemen von Ganges und Indus.
Lage Neu Delhis in Indien
Delhi spiegelt die wechselvolle Geschichte des Subkontinents wider.
Zwar gibt es Belege für eine Besiedlung des Gebietes von Delhi bereits im 3. Jh. v. Chr. durch die Rajputen, von größter Bedeutung für die Stadt sind jedoch die islamischen Eroberungen aus Afghanistan, die im schmalen Einfallstor zwischen der Wüste Thar im Süden und den Himalajaketten im Norden erfolgten. So wurde 1193 durch den afghanischen Herrscher MOHAMMED VON GHUR (1150-1206) das erste Delhi als Machtbasis für weitere Eroberungen an strategisch günstiger Stelle zwischen den Hochebenen Afghanistans und der fruchtbaren Gangesebene gegründet. Nach der Ermordung MOHAMMED VON GHURS in Afghanistan 1206 erklärte sich sein Feldherr QUTB-DU-DIN AIBAK zum Sultan und gründete das Sultanat von Delhi, das bis Gründung des Mogulreichs bestand. Aus der Zeit des ersten Delhi stammt das älteste erhalten gebliebene islamische Baudenkmal in Indien, das Qutb Minar, das richtungweisend für die Architektur Indiens war. Das Qutb Minar wurde ab 1199 als Siegessäule errichtet und sollte die östliche Grenze des islamischen Reiches dokumentieren.
Das erste Delhi wurde wie fünf weitere Stadtgründungen im Gebiet von Delhi zerstört, z. B. 1398 durch den Mongolen TIMUR LENK, auch als TAMERLAN bekannt. Erst die siebente Gründung hatte Bestand, das ab 1638 errichtete Shahjahnanbad, das heutige Old Delhi. Die Endung „-bad“ weist auf eine islamische Gründung hin, während Städte mit der Endsilbe „-pur“ hinduistische Städte sind. Shahjahnanbad wurde bereits in der Mogulzeit gegründet, die 1526 begann. Allerdings wurde Delhi erst wieder ab 1658 Residenzstadt, Kaiser AKBAR und seine Nachfolger hatten von Agra aus regiert. Trotz mehrfacher Eroberungen und Plünderungen, u. a. 1739 durch den Perser NADIR SHAH und den Afghanen AHMED SHAH DURANI im 18. Jh., entstanden in dieser Zeit berühmte und prachtvolle Bauten, wie das Rote Fort oder die Freitagsmoschee.
Old-Delhi ist ein typisches Beispiel für eine historisch gewachsene, orientalisch geprägte Großstadt mit verwinkelten Basarvierteln und Verkaufsständen. In der Altstadt befinden sich außer der Jama-Masjid-Moschee (1644–1658), eine der größten Moscheen der Erde, sowie dem Rote Fort auch viele Paläste und Grabmäler. An der etwa 1 km langen Hauptachse der Altstadt, der Chandi Chowk, gruppieren sich Basar- und Wohnviertel.
In diesem eigentlichen Zentrum der Stadt sind aber auch Armut, Not und Krankheiten zu Hause. Nahezu alle großen Elendsviertel Delhis liegen in der Altstadt.
Nachdem ab 1818 die britische Ostindienkompanie zunehmend die Herrschaft über Indien erlangt hatte, 1858 nach der Auflösung dieser Gesellschaft Indien zur britischen Kronkolonie geworden war und 1877 Königin VICTORIA den Titel der Kaiserin von Indien angenommen hatte, verlegten die Kolonialherren die Landeshauptstadt von Kalkutta nach Delhi. Seit 1912 residierten hier die britischen Vizekönige. Neben dem alten Shahjahanabad (Old-Delhi) entstand die neue Metropole New-Delhi. Seitdem ist die Stadt politischer und wirtschaftlicher Mittelpunkt des Landes.
Der Grundstein für das Verwaltungszentrum wurde 1911 durch König GEORG V. gelegt, jedoch erfolgte die Einweihung erst 1931. Die Anlage ist streng geometrisch. Breite, von großen Kreisen radial ausgehende Alleen bestimmen das Bild. Sandsteingebäude im Kolonialstil säumen die Straßen. Arkaden und Parks bestimmen das Bild einer keineswegs typischen indischen Stadt, sondern einer modernen Metropole europäischer Prägung. Neben repräsentativen Regierungsgebäuden finden sich viele Bürohochhäuser mit den Filialen westlicher Firmen.
Delhi besteht folgerichtig aus zwei deutlich voneinander getrennten Stadtteilen, dem planvoll von den Briten aufgebauten New-Delhi und der ehemaligen Mogul-Metropole Old-Delhi, die stark von ihrer islamischen Vergangenheit geprägt ist.
Das heutige Delhi hat nicht nur Hauptstadtfunktion, es ist auch ein bedeutendes Kulturzentrum des Landes. Allein vier Universitäten und zahlreiche technische und andere Hochschulen, aber auch bedeutende Museen befinden sich in Delhi. Nach Bombay und Kalkutta ist die Stadt außerdem das drittgrößte Wirtschafts- und Industriezentrum des Landes. Textilbetriebe und Gummiwerke, chemische Industrie, Fahrzeugbau, Metallverarbeitung und Konsumgüterindustrie sorgen für Arbeitsplätze.
Die Funktionen Delhis als Hauptstadt und als Industriezentrum führen im Zusammenhang mit der enormen Ausdehnung der Stadt zu einem großen innerstädtischen Verkehrsaufkommen. Ein internationaler Flughafen verbindet Delhi und Indien mit den Ländern der Erde.
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