Bangladesch-Bengalen

Bangladesch ist der Name für Ostpakistan, das 1971 seine Unabhängigkeit erklärte. Der Landesname bedeutet Land der Bengalen. Der Staat liegt in Südasien. Er umfasst vornehmlich das riesige Mündungsdelta von Ganges und Brahmaputra. Im Westen, Norden, und Osten grenzt er an Indien, im Südosten an Birma (Myanmar). Seine Südgrenze wird vom Golf von Bengalen gebildet (Bild 1).


Wichtige Daten zum Land

Fläche:143 998 km²
Einwohner:149,7 Mio.
Bevölkerungsdichte:1014 Einw./km²
Bevölkerungswachstum:2 %/Jahr
Lebenserwartung:62 Jahre
Landeshauptstadt:Dhaka
Staatsform:
Parlamentarische Republik
Sprachen:Bengali, indoarische und tibetobirmanische Sprachen, Englisch, Munda-Sprachen, Mhon- Khmer-Sprache
Religionen:Muslime 87 %, Hindus 12 %, buddhistische und christliche Minderheiten
Klima:Monsunklima mit ganzjährig hohen Temperaturen
Bodennutzung:Ackerland 68,2 %, Wald 16 %,
Weideland 4,5 %
Wirtschaftssektoren (Anteil der Beschäftigten):Landwirtschaft 64,8 %, Industrie 10,7 %,
Dienstleistungen 24,5 %
Exportgüter:Textilwaren, Garnelen, Fisch, Häute, Felle, Tee, Jute
Bruttoinlandsprodukt:51 914 Mio. US-$ (2003)
Bruttosozialprodukt:400 US-$/Einw. (2003)


 

Bangladesch

Bangladesch

Naturraum

Oberflächengestalt

Der Staat Bangladesch umfasst den östlichen Teil des Tieflandes von Bengalen. Kernland ist das aus fruchtbaren Sedimenten aufgebaute Delta der in unzählige Mündungsarme und langsam verschlickende Altwasserarme aufgelösten Ströme Ganges und Brahmaputra, bzw. deren Mündungsarme Padma und Jamuna. Das Mündungsgebiet umfasst rund 56000 km². Hier leben 70 % der gesamten Bevölkerung Bangladeschs. Das Delta wird zur Meeresseite hin von den Mangrovesümpfen der Sundarbans abgeschlossen. Dies ist eine von zahllosen Inseln und Wasserarmen gebildete Landschaft. Der Südosten, Osten und Nordwesten des Landes bestehen aus Hügel- und Bergland.
An den Grenzen zu Indien und Birma (Myanmar) ragen Mittelgebirge auf. Die höchste Erhebung ist der Keokradong mit 1230 m.

Gewässer

Der Ganges und der Brahmaputra sind die Lebensspender des Landes. Sie fließen aus dem indischen Himalaja mit gewaltigen Wassermassen durch Nordindien und strömen dann von Nordwesten bzw. Nordosten nach Bangladesch hinein. Sie fächern sich in eine Vielzahl von Wasserläufen auf. Die Hauptmündungsarme des Ganges sind der Padma und der Bhagirathi, die des Brahmaputra der Jamuna und der Meghra.

Klima und Vegetation

Die Temperaturen sind tropisch und die Tagesamplitude ist groß. Im Jahresgang sind die Vormonsunmonate April und Mai am wärmsten, die Wintermonsunmonate Dezember und Januar dagegen am kühlsten. Ganzjährig herrschen hohe Luftfeuchtigkeit und große Schwüle. Zwischen Mai und September weht der Südwestmonsun. Er bringt dem Land vier Fünftel des jährlichen Niederschlages. Dieser liegt bei Werten von 1500 mm im Westen, im übrigen Land bei 3000 bis 5000 mm (Bild 3). Das Zusammentreffen der Monsunregen von Mai bis September mit dem Anschwellen der Flüsse, die in dieser Jahreszeit das enorme Schmelzwasser aus dem Himalaja talwärts transportieren, und tropischen Wirbelstürmen in der Küstenregion führt häufig zu katastrophalen Überschwemmungen. Diesen fallen Tausende von Menschen zum Opfer, die Ernten werden vernichtet und Landflächen weggerissen. Tritt der Monsun verspätet auf, so verursacht er schwere Dürreschäden.

Die natürliche Vegetation ist fast überall verschwunden. Nur noch 15 % des Landes ist bewaldet. Die Regenwälder des ostbengalischen Tieflandes, deren Bäume in der Trockenzeit ihre Blätter abwerfen, sind nahezu gänzlich abgeholzt worden. Ein Teil des Berglandes im Südosten ist mit tropischen Regenwäldern bedeckt. Im Tiefland gibt es noch einige Trockenwälder.
Das Deltagebiet von Ganges und Brahmaputra ist dagegen von ausgedehnten Mangrovewäldern bedeckt. Besonders in den Sundarbans, dem Südwestteil des Deltas mit den unzähligen Wasserarmen und Inseln, nehmen sie weite Flächen ein, Die bis zu 25 m hohen Sundaribäume haben diesem Deltateil seinen Namen gegeben.


Bevölkerung

Bevölkerungszusammensetzung

Die Bengalen bilden 95 % der Gesamtbevölkerung. Ihre Sprache, das Bengali, gehört zu den indoarischen Sprachen. Minderheiten im Staat sind vom Islam geprägte Volksgruppen, die aus dem hinduistischen Indien geflohen sind. Mongolische Minderheiten leben in den Bergen.

Klimadiagramm von Narayanganj

Klimadiagramm von Narayanganj

Bevölkerungsverteilung

Bangladesch ist der dichtbesiedeltste aller Flächenstaaten der Welt. Die Bevölkerungsdichte beträgt 865 Einwohner pro Quadratkilometer. Das Land ist etwas größer als Griechenland, hat aber mehr als zehnmal so viele Einwohner. Pro Jahr wächst die Einwohnerzahl etwa um 2 %. Die Bevölkerungsverteilung über das Land ist sehr unterschiedlich. Das Deltagebiet der Sundabarans und Teile der Berglandschaften sind dünn besiedelt. Die meisten Menschen von Bangladesch leben in ländlichen Siedlungen. Die Verstädterung nimmt zu, rund 14 % der Bevölkerung lebt heutzutage bereits in den Städten wie Chittagong und der Hauptstadt Dhaka.
 

Sozialstruktur

Der Lebensstandard ist sehr niedrig. Fast die Hälfte der Einwohner leidet an Unterernährung. Gesundheitsvorsorge und Sozialeinrichtungen sind nur schwach entwickelt. Zwei Drittel der Menschen sind Analphabeten. Es besteht keine allgemeine Schulpflicht und nur rund 50 % aller Kinder erhalten eine Grundschulausbildung.
 

Religion

Der Islam ist Staatsreligion, 87% der Bevölkerung sind Muslime. Glaubensfreiheit wird durch die Verfassung garantiert. Die Hindus sind die größte religiöse Minderheit.

Wirtschaft

Bangladesch ist eines der ärmsten Länder der Welt. Einer positiven wirtschaftlichen Entwicklung stehen die durch das Klima und die Landesnatur bedingten Probleme entgegen.
Die dichte Besiedlung ist das Ergebnis von Raumnot. Der Mangel an Bodenschätzen und die absolut unterentwickelte Infrastruktur des Landes hemmen zusammen mit den häufigen Naturkatastrophen den Aufbau einer leistungsfähigen Wirtschaft.
Allein der Aufbau eines Verkehrsnetzes wird durch die Überschwemmungen vereitelt. Das Haupttransportmittel sind Schiffe und Boote auf Binnenwasserstraßen. Die erste Ost-West-Landverbindung über den Brahmaputra durch einen Brückenbau wurde 1994 begonnen und ist inzwischen vollendet.
Nur 10 % der Elektroenergie kann durch Wasserkraftwerke gewonnen werden, für die Bevölkerung ist Holz nach wie vor das wichtigste Brennmaterial.

Landwirtschaft

Reisfelder haben mit 80 % einen hohen Anteil an der landwirtschaftlichen Nutzfläche. Trotz intensiver Nutzung des Bodens kann Bangladesch seine Einwohner nicht aus eigener Kraft ernähren. Es ist auf Importe angewiesen. Neben Reis werden Weizen, Hülsen- und Ölfrüchte angebaut, sowie Zuckerrohr, Tee, Tabak und Obstsorten. Ein wichtiger Rohstoff der weiterverarbeitenden Industrie ist Jute. Bangladesch besitzt das Weltmonopol, mit einem Viertel der Welterzeugung. Jute und Juteprodukte stellen 20 % des Exportvolumens dar.

Industrie

Die Industrie zeigt seit der Unabhängigkeit 1971 kaum eine Weiterentwicklung. Nahrungsmittel- und Textilindustrie sind die wichtigsten Industriezweige. Es wird in Kleinbetrieben gearbeitet, Kinderarbeit ist weitverbreitet.
Chittagong ist mit Stahlwerk, Erdölraffinerie und Schiffbau die führende Industriestadt des Landes
Die wichtigsten Importpartner Bangladeschs sind Japan, die USA, Singapur, Indien und China. Exportpartner sind die USA sowie die EU-Länder, vor allem Großbritannien, Italien und Belgien.
Es besteht ein unausgeglichenes Verhältnis zwischen Import und Export, so dass Bangladesch ein hohes Handelsdefizit hat.

Aus der Geschichte

Seit 1000 v. Chr.: Bengalen besiedeln das Ganges- Brahmaputrabecken
Vom 3. Jh. v. Chr. bis 17. Jh.: Die Landschaft Bengalen steht unter dem Einfluss indischer Reiche.
Vom 17. Jh. bis 1947: Britische Herrschaft
15. August 1947: Ende der Britischen Kolonialherrschaft. Teilung Britisch-Indiens. Westbengalen wurde ein Teil Indiens, Ostbengalen wurde Ostpakistan, ein Teil des neuen pakistanischen Staates. West- und Ostpakistan lagen 1600 km voneinander entfernt. Das einzige einigende Band war der Islam.
1962: Beide Landesteile erhalten nach großen innenpolitischen Spannungen eigene Parlamente.
26.3.1971: Unabhängigkeitserklärung Ostpakistans unter dem Namen Bangladesch
Dezember 1971: Bürgerkrieg und indisch-pakistanischer Krieg. Die Westpakistanischen Streitkräfte werden zur Räumung des Landes gezwungen.
September 1991: parlamentarische Demokratie

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