Alfred Wegener

ALFRED WEGENER wird von seinen Mitstreitern als „Ein schweigsamer Mann mit liebenswürdigem Lächeln“ beschrieben.

Biografische Daten

1900–1904: Studium der Astronomie, Meteorologie und Physik in Heidelberg, Innsbruck und Berlin
1905: Promotion in Berlin mit dem Thema „Die Alfonsinischen Tafeln für den Gebrauch des modernen Rechners“
1905: Technischer Assistent am Aeronautischen Observatorium in Lindenberg bei Berlin
April 1906: 52-stündiger Rekordflug mit einem Freiballon zusammen mit seinem Bruder
1906–08: Erste Grönlandexpedition
1909: Habilitation in Marburg mit dem Thema „Die Drachen- und Fesselballonaufstiege bei der Grönlandexpedition“
1912–13: WEGENER gelingt die Durchquerung Grönlands von Osten nach Westen.
1913: Heirat mit ELSE KÖPPEN, Tochter des Hamburger Meteorologen WLADIMIR KÖPPEN
1914–18: Im Weltkrieg wird er zweimal verwundet und dann beim militärischen Wetterdienst eingesetzt.
1919: Professur an der Hamburger Universität
1924: Professur für Meteorologie und Geophysik in Graz
1929–30: Expedition nach Grönland

Der Meteorologe Wegener

Von WEGENER sind 170 Veröffentlichungen bekannt. Die überwiegende Zahl befasst sich mit meteorologischen Themen. Als Meteorologe interessierten ihn aber Wettervorhersagen weniger. Er beschäftigte sich mit der Physik der Atmosphäre. So bestätigt er die helmholtzsche Theorie der Wogenwolken, erforschte die Eisphasen des Wasserdampfes in der Atmosphäre und schrieb über die Entstehung spezieller Wolkenarten. Als einer der Ersten befasste er sich mit Turbulenzen in der Erdatmosphäre und verfasste wissenschaftliche Arbeiten über Staubwirbel, Wind- und Wasserhosen. Auch optische Phänomene in der Atmosphäre, wie das Polarlicht und die Luftspiegelung (Fata Morgana) erweckten seinen Forschergeist.

Für den Flugverkehr über den Atlantik von besonderer Bedeutung waren seine Höhenwindmessungen. Um diese durchführen zu können, entwickelte er Ballontheodoliten, die er vom Schiff aus startete.
ALFRED WEGENER wurde zu einem Pionier der sich damals entwickelnden Aerologie, der Physik der hohen Atmosphäre. So berechnete er erstmals die Luftzusammensetzung mithilfe des daltonschen Gesetzes und der barometrischen Höhenformel. Heute wissen wir, dass diese Berechnungen falsch waren, da die Luft bis in 100 km Höhe gleichförmig durchmischt ist (Homosphäre). Auch an der Berechnung der Temperaturverteilung in der Atmosphäre beteiligte er sich.

Wegener und die Astronomie

WEGENER war auch promovierter Astronom.
Als am 3. April 1916 ein Meteorit in Kurhessen zur Erde fiel, bestimmte WEGENER aus der Analyse zahlreicher Einzelbeobachtungen die Aufschlagstelle. Dort wurde der Meteorit im Frühjahr 1917 tatsächlich gefunden. WEGENER beschäftigte sich mit der Form der Aufsturzkrater, machte Experimente dazu mit Zementpulver und schrieb 1921 eine Monografie über „Die Entstehung der Mondkrater“. Er schrieb darin, dass die meisten Krater durch den Einsturz von Meteoriten entstanden sein müssen. Dieser Meinung waren zu jener Zeit nur wenige Außenseiter, heute aber ist diese Ansicht allgemein akzeptiert.

Wegener der Polarforscher

Für seine wissenschaftliche Arbeit war es WEGENER unbedingt wichtig, an Ort und Stelle zu beobachten und zu messen. Sein ganzes Leben lang faszinierte ihn die Polarforschung. Und so zog es ihn mehrfach insbesondere nach Grönland. Ziel der dänischen Grönlandexpedition von 1906–1908 war die kartografische Aufnahme der Nordostküste. Unter 28 Teilnehmern war WEGENER der einzige Deutsche. Mit Drachen und Fesselballons, die bis in 3000 m Höhe aufstiegen, machte er die ersten aerologischen Messungen im Nordpolargebiet.

An seiner 2. Grönlandexpedition (1912–1913) nahmen nur vier Forscher teil. WEGENER hatte die wissenschaftliche und der dänische Hauptmann JOHANN PETER KOCH die technische Leitung. KOCHS Idee war es, statt Hundeschlitten 16 isländische Pferde mit nach Grönland zu nehmen. Die Durchquerung Grönlands hat allerdings später keines der Pferde überlebt. Auch die Expeditionsteilnehmer verdanken ihre Ankunft am Ziel nur der Hilfe von Inuits, die sie in einem Boot zu der kleinen Siedlung Pröven mitnahmen.
Der großen Grönlandexpedition von 1930 bis 1931 ging eine Vorexpedition zur grönländischen Westküste voraus. Dabei wurde die neue Methode der seismischen Eisdickenmessung erprobt und der günstigste Ort für den Aufstieg aufs Inlandeis Grönlands erkundet.

Die Hauptexpedition bestand aus 20 Teilnehmern. Auf einer Linie von Westen nach Osten quer durch das Inlandeis Grönlands sollten fortlaufend geophysikalische und meteorologische Messungen durchgeführt werden. 
Von Anfang an hatte die Expedition mit widrigen Eisverhältnissen zu kämpfen. Die Propellerschlitten konnten nicht eingesetzt werden. So machte sich WEGENER mit zwei Begleitern zu Fuß auf den Weg zur Station „Eismitte“, die sie nach 40 Tagen erreichten. Ein Begleiter blieb mit erfrorenen Zehen dort. WEGENER begann an seinem 50. Geburtstag mit dem Eskimo RASMUS den Rückweg. Keiner von ihnen wurde wieder lebend gesehen. Man fand nur WEGENERS Grab. Mitte November muss er an Herzversagen gestorben sein. RASMUS blieb verschollen.

Wegener als einer der Pioniere der Plattentektonik

WEGENER hatte auf seinen Grönlandexpeditionen das Hinausdriften riesiger Eisschollen auf das Meer erlebt. Das und seine Beobachtung, dass die gegenüberliegenden Küsten Afrikas und Südamerikas gut zusammenpassten, erregte bei ihm den Verdacht, dass auch die Kontinente auseinandergedriftet sein könnten. Diese Beobachtungen und umfangreiche Literaturstudien brachten ihn auf die Theorie der Kontinentalverschiebung.
Er veröffentlichte 1915 seine Ideen im Werk „Die Entstehung der Kontinente und Ozeane“, das weltweites Aufsehen erregte. Dennoch brauchte es noch 30 Jahre, ehe die Wissenschaft seine Ideen wieder aufgriff, von Irrtümern befreite und zur modernen Hypothese der Neuen Globaltektonik entwickelte.

WEGENER war nicht nur jemand, der auf vielen Gebieten arbeitete, sondern auch einer, der „Zäune“ einriss und der einer ganzen Gruppe von Disziplinen der Geowissenschaften neue Wege wies.

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