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- William Shakespeare
Ganz im Gegensatz zu seinem Rang in der Welt der Dramatiker stehen die spärlichen Informationen, die über WILLIAM SHAKESPEAREs Leben bekannt sind. Aus einem Gerüst von Daten, die Verkaufsdokumenten und Gemeindelisten entnommen wurden, hat die SHAKESPEARE-Forschung versucht, seine Biografie zu rekonstruieren.
WILLIAM SHAKESPEARE wuchs als eines der acht Kinder von JOHN SHAKESPEARE und dessen Ehefrau, MARY ARDEN, in Stratford-upon-Avon auf. Drei seiner Geschwister waren Brüder, von denen einer GILBERT hieß; außerdem ist eine Schwester namens JOAN bekannt. Drei andere Geschwister starben schon sehr früh.
JOHN SHAKESPEARE nahm in Stratford-upon-Avon die Stellung eines wohlhabenden und angesehenen Mannes ein. Er bekleidete nacheinander mehrere Gemeindeämter, wie Gemeindekämmerer (1561/62), Gerichtsvollzieher (1568) und wurde 1565 zum Ratsherrn gewählt.
Über SHAKESPEAREs Kindheit gibt es keine Aufzeichnungen. Es kann nur auf der Grundlage der Lebensverhältnisse seiner Familie vermutet werden, dass er die Stratford Grammar School besuchte, wo er umfassende Lateinkenntnisse erwarb und einige Beispiele griechischer, französischer und italienischer Literatur lesen musste. Außerdem kann davon ausgegangen werden, dass er aufgrund der Stellung seines Vaters einige Theateraufführungen der reisenden Schauspieltruppen miterlebte, die nach Stratford kamen.
1582 heiratete er als Achtzehnjähriger ANNE HATHAWAY, die acht Jahre älter als er war. Aus den Gemeindebüchern geht hervor, dass am 26. Mai 1583 die gemeinsame Tochter SUSANNA getauft wurde und am 2. Februar 1585 die Zwillinge HAMNET und JUDITH. Der Sohn HAMNET starb bereits im August 1596.
Verschiedene Dokumente weisen darauf hin, dass SHAKESPEARE gegen 1587 Stratford verließ und nach London ging. Die Gründe dafür liegen im Unklaren.
Es gibt keinerlei Spuren von SHAKESPEAREs ersten Jahren in London. Erst im Jahr 1592 wird er in einem Brief des alternden Dramatikers ROBERT GREENE erwähnt. Dieser schreibt von SHAKESPEAREs Erfolg als Schauspieler und Dramatiker in London. 1593 erscheinen seine ersten Gedichte.
1594 wird er als Mitglied der Chamberlain's Men geführt, einer Gruppe von Schauspielern, die von einem Adeligen gefördert wurde. König JAMES I. stellte diese Truppe nach seiner Thronbesteigung unter seinen persönlichen Schutz. Für die Aufführungen der Chamberlain's Men schrieb SHAKESPEARE viele seiner Stücke. Shakespeare war nicht nur Schauspieler und Dramatiker; er beteiligte sich auch finanziell an der Errichtung der neuartigen Theatergebäude, die nun in London entstanden. Wichtig ist seine Beteiligung am Bau des berühmten Globe Theatre, das inzwischen in London nach seinem alten Vorbild wiedererrichtet worden ist.
Am 28. Dezember 1594 fand die erste schriftlich erwähnte Aufführung eines der Dramen SHAKESPEAREs statt, The Comedy of Errors.
Durch seine Schreibtätigkeit und seine Beteiligung an den Theaterprojekten wurde SHAKESPEARE relativ wohlhabend. Er erwarb ein Haus mit dazugehörigem Land in Stratford, wohin er sich 1610 zurückzog. Während seiner Zeit in Stratford schrieb er seine letzten Dramen: Cymbeline, A Winter's Tale und The Tempest.
SHAKESPEARE starb 1616 und wurde am 25. April 1616 in St. Trinity in Stratford beigesetzt.
Die Inschrift auf seinem Grabstein lädt jedes Jahr Tausende von Besuchern ein zu lesen:
„GOOD FRIEND FOR JESUS SAKE FORBEARE
TO DIGG THE DUST ENCLOASED HEARE
BLESSED BE THE MAN WHO SPARES THESE STONES
AND CURST BE HE WHO MOVES MY BONES“.
SHAKESPEARE verfasste insgesamt 32 Dramen und eine Reihe von Gedichten.
Genauso wie andere Autoren seiner Zeit, entwarf er für seine zahlreichen Dramen nicht immer wieder neue Handlungen, sondern verarbeitete bekannte Geschichten auf neue und kunstvolle Weise. Als Stoffquellen für seine historischen Dramen (z. B. Henry VI., Macbeth, Richard II., Richard III., King Lear) dienten ihm die Geschichtschroniken seiner Zeit. Für andere Dramen benutzte er Überlieferungen antiker Autoren oder italienische Erzählungen als Vorlagen.
SHAKESPEAREs Bedeutung liegt nicht so sehr in der großen Anzahl von Dramen, die er produziert hat, sondern in deren Gestaltung. Noch mehr als seinem Zeitgenossen CHRISTOPHER MARLOWE gelang es SHAKESPEARE, in seinen Dramenfiguren komplexe, lebensnahe Persönlichkeiten zu schaffen. Die Konflikte sowie Höhen und Tiefen des menschlichen Lebens, die in seinen Dramen thematisiert werden, können als zeitlos und auch in unsere Zeit übertragbar gelten.
Berühmte Komödien sind u. a. The Taming of the Shrew (um 1594, dt. Der Widerspenstigen Zähmung), A Midsummer Night's Dream (1595/96, dt. Ein Mittsommernachtstraum), As You Like It (um 1601, dt. Was Ihr Wollt).
Zu SHAKESPEAREs Tragödien zählen Romeo and Juliet (1595), The Tragedy of Julius Caesar (1599), Hamlet (1601), King Lear (um 1605), Macbeth (um 1608).
Die berühmte deutsche Übersetzung der SHAKESPEARE Dramen ist die 1843 veröffentlichte Ausgabe von DOROTHEA TIECK und AUGUST WILHELM SCHLEGEL.
Zu SHAKESPEAREs Zeit beschäftigten sich die Theaterstücke mit weltlichen Themen. Aktionsgefüllte Historienspiele waren beliebt, bei denen auf der Bühne Kämpfe und natürlich auch Blut zu sehen waren. Die Bühnenaufführungen fanden in den Innenhöfen der Gasthäuser statt. Dort schob man zwei Bühnenkarren so nebeneinander, dass eine Bühne entstand.
In den 1570-er Jahren begann eine neue Entwicklung in London, die kennzeichnend für die Beliebtheit des Theaters war. Man begann spezielle Gebäude zu errichten, die nur für den Zweck der Theateraufführung bestimmt waren, sogen. Public Playhouses. Die ersten dieser öffentlichen Theater waren The Rose und The Theatre. SHAKESPEARE beteiligte sich am Bau des Globe Theatre, das 1599 eröffnet wurde.
Das Globe Theatre bestand aus einer dreistöckigen Galerie, die einen runden Innenhof umgab. Dieser war nicht überdacht. Die Galerie hatte ein strohgedecktes Dach - vermutlich die Ursache für das Feuer, das 1613 zur vorzeitigen Zerstörung führte.
Zwei Drittel der Zuschauer saßen auf einfachen Holzbänken; die preiswertesten Plätze waren die Stehplätze unmittelbar vor der Bühne, zu der man aufschauen musste. Die Bühne ragte in den Zuschauerraum hinein, sodass sie von drei Seiten einsehbar war. Die Schauspieler betraten die Bühne vom Umkleideraum aus, der sich unterhalb der Bühne befand.
Es gab weder Bühnenbild, noch Lichteffekte; sah das Theaterstück Naturerscheinungen wie Blitze oder Regenbogen vor, so mussten diese von den Schauspielern im Dialog genannt werden, um die Vorstellungskraft der Zuschauer zu beflügeln.
Die Theaterstücke der Zeit SHAKESPEARES sprachen alle sozialen Schichten an; auch die Eintrittspreise waren so gestaffelt, dass sich praktisch jeder einen Besuch im Public Playhouse leisten konnte.
Stand: 2010
Dieser Text befindet sich in redaktioneller Bearbeitung.
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