TONI MORRISON wurde als CHLOE ANTHONY WOFFORD 1931 in Ohio (USA) geboren und wuchs als Arbeiterkind in eher bescheidenen Verhältnissen auf. Schon bald entdeckte sie ihre Vorliebe für Literatur, was zu ihrem Studienfach an den Universitäten Howard und Cornell wurde. Nach ihrem Magisterabschluss lehrte sie englische Literatur an verschiedenen Universitäten in den USA. Sie heiratete den aus Jamaika stammenden Architekten HOWARD MORRISON, von dem sie sich jedoch 1964 trennte. Bevor ihre Karriere als Schriftstellerin begann, arbeitete sie lange als Lektorin beim Random House Verlag in New York. Mit der Veröffentlichung von Romanen, die sich mit der Rassenproblematik der Afroamerikaner in den USA auseinandersetzen, machte MORRISON sich seit 1970 in der Öffentlichkeit einen Namen.
1984 wurde sie Direktorin des New York State Writer's Institute in Albany im Bundesstaat New York. Seit 1989 arbeitete MORRISON als Professorin für Geisteswissenschaften an der Elite-Universität Princeton in New Jersey. 1988 erhielt sie den Pulitzer-Preis für ihren Roman Beloved (1987, dt. Menschenkind), 1993 den Nobelpreis für Literatur.
MORRISON zählt zu der wichtigsten Vertreterin der afroamerikanischen Literatur, also der von Afroamerikanern in den USA geschriebenen Literatur. In ihren Romanen geht es neben der Rassenproblematik vor allem auch um die Identitätssuche der afroamerikanischen Frau. Dabei setzt MORRISON sich mit den gestörten menschlichen Beziehungen in afroamerikanischen Familien auseinander und beleuchtet sie als Folge von Unterdrückung und Entwürdigung. Dagegen setzt sie die aus der Solidarität und der Besinnung auf das afrikanische Erbe gewonnene Kraft zu überleben. Daher ist es ihr Hauptanliegen, die afroamerikanische Geschichte, ihre volkstümliche Tradition und Kultur darzustellen, ohne dabei die Protagonisten als bloße Helden darzustellen oder ihre Beschreibungen ins Sentimentale abgleiten zu lassen.
MORRISONs erster Roman The Bluest Eye (1970, dt. Sehr blaue Augen) handelt von der kleinen Pecola Breedloves, die von ihrem Vater vergewaltigt wird. Der Titel verweist auf ihren Wunsch, blaue Augen zu haben, da sie beobachtet, dass Mädchen mit blauen Augen von ihren Eltern geliebt werden.
Es folgte die Romane Zula (1974, dt. Sula), die Geschichte um zwei in Ohio geborene afroamerikanische Mädchen, von denen die eine nach Jahren der Abwesenheit in ihre Heimat zurückkehrt, und Song of Solomon (1977, dt. Solomons Lied) sowie Tar Baby (1981, dt. Teerbaby). Der mit dem Pulitzer-Preis 1988 ausgezeichnete Roman Beloved spielt im 19. Jahrhundert: Ein weggelaufener Sklave bringt seine eigene Tochter um, da er nicht zusehen möchte, wie diese in der Sklaverei aufwächst.
Berühmt wurde MORRISON dann vor allem durch den Roman Jazz (1992, dt. Jazz), bei dem es um den Mord an einer Achtzehnjährigen geht. Der Täter ist ein Mann, der ihr in Leidenschaft und Liebe verfallen ist. MORRISON entwirft ein komplexes Bild der Afroamerikaner in den USA. Die Handlung wird - wie die Musik des Jazz - aus einem Thema heraus entwickelt, das im ersten Absatz des Buches kurz umrissen wird. Danach erhielt MORRISON 1993 den Nobelpreis für Literatur.
Ihr vorletzter Roman Love (2003, dt. Liebe) handelt von der engen Freundschaft zweier Frauen, die sich in Hass verwandelt. Grund ist die Liebe zu einem Mann, der längst tot ist. Obwohl die beiden eine tiefe Abneigung gegeneinander verspüren (MORRISON hätte den Roman auch Hass nennen können, wie sie in verschiedenen Interviews betonte), können sie sich letztendlich nicht voneinander lösen. MORRISON behandelt das Thema der Liebe nicht als Glücksgefühl, sondern als komplexe, unbarmherzige Kraft.
Neben Romanen verfasst MORRISON auch Dramen und literaturwissenschaftliche Arbeiten wie Playing in the Dark: Whiteness and the Literary Imagination (1992, dt. Im Dunkeln spielen: Weiße Kultur und literarische Imagination).
Paradise (1999, dt. Paradies)
A Mercy (2008)
Stand: 2010
Dieser Text befindet sich in redaktioneller Bearbeitung.
Ein Angebot von