Nordamerika, Durchquerung

Um 1775 drangen Europäer bis zum Athabasca River in das Gebiet westlich des Athabasca Sees (in der heutigen kanadischen Provinz Alberta) vor. Die Region bot gute Voraussetzungen für die Pelztierjagd, war jedoch um die 2 000 km vom nächsten Handelsstützpunkt entfernt, der an den Wasserwegen lag. Der Gedanke lag nahe, einen kürzeren Weg an die Westküste zu finden, um von dort aus die Ware über das Meer nach Europa zu verschiffen.

ALEXANDER MACKENZIE

ALEXANDER MACKENZIE, der das Kommando über das Fort Chipewyan am Athabaska See innehatte, machte sich zweimal auf, um einen Wasserweg bis zum Pazifischen Ozean zu finden. 1789 gelangte er über den Slave River zum Great Slave Lake und stieß auf den später nach ihm benannten Fluss, der jedoch nicht in den Pazifik, sondern in das Nordpolarmeer mündet. Obwohl MACKENZIE nicht das sich gestellte Ziel erreichte, hatte er eine wichtige Verbindung der Wasserwege entdeckt und zur Erschließung des Gebietes beigetragen.
Nur drei Jahre später, 1792, unternahm er eine zweite Reise und wählte den Peace River als Ausgangspunkt. MACKENZIEs Männer, sieben Engländer und zwei Indianer, mussten die Steigungen der Rocky Mountains sowie die Stromschnellen und Wasserfälle der Flüsse in der Gebirgsregion überwinden. Daher legten sie den größeren Teil des Weges zu Fuß zurück und trugen ihr Kanu sowie Proviant, Waffen und Munition. An manchen Stellen folgte Stromschnelle auf Stromschnelle, sodass das Kanu mühsam mit Hilfe von Seilen aufwärts geschleppt werden musste. Entlang mehrerer Flüsse erreichte seine Expedition schließlich am 22. Juli 1793 nördlich von Vancouver, an der Mündung des Bella Coola River, die Küste des Pazifischen Ozeans.
MACKENZIE machte zahlreiche Aufzeichnungen von der Beschaffenheit der Landschaften, durch die seine Reise führte. Daher ist der Reichtum an Büffel- und Elchherden sowie anderem Wild überliefert, auf den er traf.

Die Lewis und Clark Expedition (1804-1806)

Die Lewis und Clark Expedition ist von Bedeutung, weil mit ihr die erste Durchquerung des Landes westlich des Mississippi bis zum Pazifischen Ozean gelang. Sie eröffnete die Erschließung des Missouri-Quellgebietes und verschaffte Kenntnisse über die Höhe und Ausdehnung der Rocky Mountains.
1803 verkaufte NAPOLEON aus strategischen Gründen das zu Frankreich gehörende Louisiana an die Vereinigten Staaten. Louisiana war damals die Bezeichnung für ein nicht genau begrenztes Gebiet westlich des Mississippi bis zu den Rocky Mountains, das weit mehr als 800 000 Quadratmeilen umfasste. THOMAS JEFFERSON, der damalige Präsident der Vereinigten Staaten, erteilte den Auftrag, den Lauf und das Quellgebiet des Missouri zu erforschen und alle Gebiete weiter westlich für die Vereinigten Staaten zu beanspruchen. Er übertrug seinem Privatsekretär Captain MERYWETHER LEWIS sowie Captain WILLIAM CLARK das Kommando über eine entsprechende Expedition. Am 14. Mai 1804 brachen LEWIS, CLARK und weitere 44 Begleiter von St. Louis mit einem Schiff auf, das sie etwa 2500 km den Missouri flussaufwärts trug. Im November errichteten sie Fort Mandan im heutigen North Dakota als Winterlager. Einige Teilnehmer kehrten nach St. Louis zurück. Im Spätsommer 1805 erreichte das Discovery Corps das heutige Montana. Hier war eine Fortbewegung zu Wasser nicht mehr möglich. Die Expedition musste auf Pferde als Transportmittel umsteigen. Sacagawea, eine Schoschonin, die seit Fort Mandan die Expedition begleitete, half, um mit den Schoschonen über Pferde zu verhandeln.
Von nun an spielte diese Indianerin auch durch ihre Kenntnisse von essbaren Pflanzen und Heilmitteln eine wichtige Rolle. Außerdem nahm sie den Indianern, denen die Gruppe unterwegs begegnete, das Misstrauen.

Die Reise durch die Berge der Bitterroots Range (Region, in der die Expedition die Rocky Mountains überquerte) war äußerst beschwerlich. Die Menschen hatten gegen Kälte, Hunger und Krankheiten, die durch Nahrungsmangel verursacht wurden, zu kämpfen. Im September 1805 passierte die Gruppe die Wasserscheide der Rocky Mountains, The Great Divide, die höchste Stelle des Bergrades und das Quellgebiet der Flüsse, die entweder in westliche oder in östliche Richtung bergab fließen. Die Reise konnte auf einem vor Ort gebauten Boot über Clearwater, Snake River und Columbia fortgesetzt werden. Im Oktober 1805 erreichten sie nordwestlich von Portland im Mündungsgebiet des Columbia River den Pazifischen Ozean. Nach einem Winterlager brach die Gruppe zur Rückkehr nach St. Louis auf.

SACAGAWEA, was übersetzt Vogelfrau heißt, war die 17-jährige Ehefrau des Pelzhändlers CHARBONNEAU, der der Expedition als Dolmetscher diente. Ihr Leben hat großes Interesse unter den Amerikanern geweckt und Anlass zu mehreren Legenden gegeben. Sie war als Kind vom Stamm der Hidatsa entführt und später an CHARBONNEAU verheiratet worden. Sie sprach also die Sprache der Schoschonen und die der Hidatsa. Zu dem Zeitpunkt, als sie sich der Gruppe anschloss, war sie schwanger; sie brachte im Winterlager ihren Sohn Jean Baptiste zur Welt. Trotz des Babys begleitete sie mit ihrem Mann die Expedition über 5000 Meilen, sechzehn Monate lang. SACAGEWA starb, als sie Mitte zwanzig war, in Fort Manuel am Missouri nach der Geburt einer Tochter namens Lisette. Captain CLARK sorgte für die Erziehung ihrer Kinder.

Stand: 2010
Dieser Text befindet sich in redaktioneller Bearbeitung.

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