Die Anfänge der neuseeländischen Besiedlung sind noch immer nicht ganz klar: Waren es Angehörige des mittlerweile ausgestorbenen Moriori-Stammes, die das Land als Erste besiedelten? Nachgewiesenermaßen hat dieses polynesische Volk auf den Neuseeland benachbarten Chatham-Inseln gelebt. Manche Forscher sind jedoch der Meinung, dass sie vor den Maori, die heute als Ureinwohner Neuseelands erachtet werden, dort lebten und von ihren Nachfolgern vertrieben wurden. Das Volk ist 1933 mit dem letzten Moriori ausgestorben.
Ungeklärt ist auch, wann Neuseeland erstmals besiedelt wurde. Zwischen 750 und 1000 n. Chr. rangiert die Datierung der Maori-Ankunft. Die Legende besagt, dass die Maori in sieben Kanus von ihrer Heimat, vermutlich dem heutigen Tahiti, nach Neuseeland reisten. Warum ist nicht sicher; möglicherweise war ihre alte Heimat überbevölkert. Sie folgten den Zugvögeln, den Sternen und den Walen. Weil das Land unter einer lang gezogenen Wolke lag, als sie es erstmals sahen, soll ihr Anführer es Aotearoa - die große weiße Wolke - genannt haben.
Im Gepäck hatten die Maori Nutzpflanzen, etwa Süßkartoffeln und Kürbisse sowie Ratten und Hunde. Gut ausgerüstet richteten sie sich in ihrem neuen Land ein und wurden für die nächsten sechshundert Jahre zunächst in Ruhe gelassen.
1642 tauchte Europa in Gestalt des niederländischen Entdeckers ABEL JANSZOON TASMAN am Horizont auf. TASMAN reiste mit zwei Schiffen. Sein Auftrag war, einen Seeweg von Chile nach Südamerika zu finden. Von den Maori vor der Südinsel angegriffen, beschloss er, nicht an Land zu gehen und segelte weiter. Neuseeland aber war entdeckt. TASMAN prägt das Land bis heute: Nach ihm sind ein Nationalpark, Tasmanien und die Meeresstraße zwischen Australien und Neuseeland benannt.
1769 ging die Endeavour, ein englisches Schiff unter Kommando des berühmten Kapitäns JAMES COOK vor Neuseelands Nordinsel vor Anker. COOK, dessen Auftrag die Erkundung des völlig unerforschten Australiens war, bereiste beide Inseln, fertigte Landkarten an und führte detailliert Tagebuch. Im Namen König GEORGE III. erklärte er das Land für eingenommen. Heute trägt der höchste Berg des Landes, der Mount Cook, seinen Namen.
Die ersten Weißen, die sich Ende des 18. Jahrhunderts in Neuseeland niederließen, waren Wal- und Walrossfänger, Händler und Missionare. Neuseeland wurde zur Station bei englischen und amerikanischen Walfangexpeditionen im südpazifischen Raum. Die Maori, ein kriegerisches Volk bestehend aus vielen Stämmen, die sich gegenseitig bekämpften, arrangierten sich mit den weißen Eindringlingen eher schlecht als recht. 1835 gründeten Stammeshäuptlinge die United Tribes of New Zealand (Vereinigte Stämme Neuseelands), um ihre Vormachtstellung als Ureinwohner zu unterstreichen. Da Konflikte und Auseinandersetzungen weiter zunahmen und auch ein Abgesandter der Regierung die Lage nicht in den Griff bekam, erklärte Großbritannien Neuseeland 1840 Kraft des Vertrags von Waitangi (Waitangi Treaty) zu seiner Kolonie.
Für die Maori bedeutete dies eine herbe Überraschung: Auf die rund 2 000 Weißen, die sich bis dahin bereits in Neuseeland niedergelassen hatten, folgten alleine zwischen 1840 und 1860 40 000 weitere Siedler, vornehmlich aus Großbritannien, das Freiwilligen die Überfahrt finanzierte. Zunächst nahmen die Weißen die Nordinsel in Beschlag, bald breiteten sie sich auch auf der Südinsel aus.
In den 1860er-Jahren, als auf der Südinsel Gold gefunden wurde, setzte ein weiterer Ansturm ein; besonders Schotten, Iren und viele Chinesen strömten in einem wahren Goldrush nach Neuseeland.
Dies hatte enormen Einfluss auf die ethnische Zusammensetzung der Bevölkerung. Einerseits bildete sich eine vielschichtige und multikulturelle Gesellschaft heraus. Andererseits verminderte sich die Zahl der einheimischen Maori dramatisch. 1900 war der Bevölkerungsanteil der eingewanderten Neuseeländer auf eine halbe Million angewachsen, der der Maori aber, nach kriegerischen Auseinandersetzungen und von den Einwanderern eingeschleppten Krankheiten, auf 40 000 geschrumpft.
Insgesamt wuchs die Bevölkerung weiter, mehr und mehr Nationalitäten kamen dazu. Ab 1890 erklärten 5 000 Einwanderer aus Dalmatien (im heutigen Kroatien) die Inseln zu ihrer neuen Heimat. Viele von ihnen gründeten Weingüter, die bis heute den gerühmten neuseeländischen Wein erzeugen.
Mitte bis Ende des 19. Jahrhunderts kamen, zusätzlich zu den Goldsuchern tausende von Schotten, teils zwecks freier Religionsausübungen, teils, wie auch viele Iren, wegen sich verschlechternder wirtschaftlicher Umstände in der alten Heimat.
Der bislang letzte nennenswerte Schub europäischer Einwanderer kam in den 1950er-Jahren mit den Holländern nach Neuseeland. Dies geschah nach einem entsprechenden Abkommen zwischen den beiden Ländern. In den 1960er-Jahren waren es Bewohner der benachbarten polynesischen Inseln, die nach Neuseeland kamen, weil dieses unter Arbeitskräfte-Mangel litt. Seit den 1990er-Jahren sind es vor allem Menschen aus Asien, Taiwan, Singapur, Korea und Japan, die es auf die beiden Inseln zieht.
Jede der Einwandererströme hat dem Land seinen Stempel aufgedrückt. Die Schotten gründeten die erste Universität, die Chinesen prägten das Gärtnereiwesen und versorgten die neuseeländischen Truppen im zweiten Weltkrieg mit Lebensmitteln. Die Polynesischen Inselbewohner beeinflussten Essen, Lebensstil und Kunst, die Holländer Gastronomie, Landschaftsarchitektur und die Modebranche.
Stand: 2010
Dieser Text befindet sich in redaktioneller Bearbeitung.
Ein Angebot von