Auf Figurenebene wird stets ein typisierender Kampf von Gut gegen Böse ausgefochten, wobei am Ende meistens das Gute siegt. Dabei sind häufig fließende Übergänge zu anderen Erzählformen wie der Legende (legend), dem Schwank, der Sage (myth), der Fabel (fable) und der Novelle (novella) festzustellen.
Zunächst wurden Märchen nur mündlich tradiert; daher waren derartige Volksmärchen erst einmal eng an den Vortrag eines Erzählers in einem kleineren Hörerkreis gebunden, wobei vor allem Gestik und Mimik eine beachtliche Rolle spielten. Diese Tradition wird auch heutzutage noch in manchen orientalischen Ländern beibehalten und gepflegt.
Für den deutschsprachigen Raum wurden Volksmärchen, besonders die der Gebrüder JACOB LUDWIG KARL (1785-1863) und WILHELM KARL GRIMM (1786-1859), gesammelt, so auch in ihren Kinder- und Hausmärchen (2 Bände), welche 1812 und 1815 erschienen sind.
Ein bekanntes englisches Märchen oder auch fairy tale ist Hans und die Bohnenranke (Jack and the Beanstalk). Es erzählt die Geschichte des Jungen mit der Bohnenranke, die bis zum Himmel wächst und ihm somit den Zugang zu einer Welt in den Wolken öffnet.
Das Märchen ist eine Entwicklungsgeschichte mit Facetten, Schichten und Erzählvarianten, was das Ganze zu einem spannenden Erinnerungsspiel mit Assoziationen und Repliken auch in die eigene Kindheit macht. Andere deutsche Titel sind: Jack und die Bohnenranke, Die Wunderbohne.
Die drei kleinen Schweinchen (auch Die kleinen Schweinchen, Das Märchen/Die Geschichte von den (drei) kleinen Schweinchen) ist ebenfalls ein englisches Märchen.
In diesem Märchen werden drei Schweine, die jeder für sich in einem Stroh-bzw. Holz- und Steinhaus wohnen, von einem Wolf bedroht. Dabei versucht der Wolf, die Häuser umzupusten, was ihm bei Stroh- und Holzhaus auch gelingt.
Von dem Märchen gibt es auch einige Zeichentrickfilme und Cartoons. Diese greifen das Motiv teilweise auch parodistisch auf.
Märchen hat es schon immer in allen Kulturen gegeben. Aus diesem Grund werden sie auch als Sprache der Seele bezeichnet.
Das Wort Märchen existiert seit dem 15. Jahrhundert und ist eine Verkleinerungsbildung zu dem heute längst veralteten Nomen Mär oder Märe. Bis ins 19. Jahrhundert wurde Märchen in der Bedeutung von Nachricht, Kunde, kleine Erzählung, andererseits aber auch im Sinne von Gerücht benutzt.
Abgeleitet ist das Wort vermutlich von dem mittelhochdeutschen Verb mæren bzw. dem althochdeutschen Verb maren, was soviel wie verkünden oder rühmen bedeutete. Auch im germanischen Sprachgebrauch findet man das Adjektiv mar in der Bedeutung von groß, bedeutend oder berühmt.
Der eigentliche Ursprung des Märchens liegt allerdings noch viel weiter zurück, genauer gesagt im Orient. Von dort aus gelangte es schon lange vor den Kreuzzügen ins Abendland. In der Antike (z. B. bei HOMER und PLATON) und auch im Mittelalter (z. B. in der Kaiserchronik) stellt das Märchen noch keine eigenständige Gattung dar, sondern ist vordergründig Bestandteil anderer epischer Dichtungen. Sogar in der germanischen Heldensage lassen märchenhafte Bestandteile schon auf eine sehr frühe Existenz des Ur-Märchens in unserem Sprachraum schließen.
Auch aus dem keltischen Erbe strömte Märchengut nach England, Schottland und Irland. Sehr reich entfaltete sich das Märchengut bei den slawischen Volksgruppen.
Die Literaturwissenschaft definiert das Volksmärchen als eine kürzere unterhaltsame Prosaerzählung von phantastischen und wundersamen Begebenheiten, welche weder zeitlich noch räumlich festgelegt ist. Die Hauptfigur eines Märchens ist stets so abgebildet, dass sie eine Identifikation ermöglicht und sogar fordert.
Kennzeichnend für das Märchen sind folgende Eigenschaften:
Das Volksmärchen ist aus dem Erzählen des Volkes hervorgegangen und hat aus diesem Grund auch nie den Zusammenhang mit der Erzählweise des Volkes verloren. Es ist daher auch Gegenstand jeder Volkskunde. In der Erzählweise wird die ganze Welt eingeschlossen. Das Volksmärchen kann demnach auf eine einfache, naive Weise als eine erzählerische, in sich geschlossene Bewältigung der Welt bezeichnet werden.
Vorbild für die moderne Märchendichtung wird der dänische Dichter HANS CHRISTIAN ANDERSEN (1805-1875) in seiner typischen Verbindung von Realistik und behäbigem Humor. Seine berühmtesten Werke sind dabei Das hässliche Entlein, Des Kaisers neue Kleider, Die Schneekönigin, Die Prinzessin auf der Erbse und Die kleine Meerjungfrau.
Im 19. Jahrhundert wurden dann noch zahlreiche weitere Märchen der Weltliteratur wie z. B. auch japanische Märchen ins Deutsche übersetzt.
Nicht nur durch das herkömmliche Märchenbuch, sondern auch durch die modernen Medien finden Märchen gerade heutzutage eine noch nie da gewesene Bekanntheit und Mannigfaltigkeit. Besonders Kinder brauchen und lieben Märchen. So ergibt sich die Bedeutung der Gattung Märchen einerseits aus seiner Funktion und Bedeutung für die kindliche Persönlichkeitsentwicklung und andererseits aus ihrer Rolle im Prozess der literarischen Sozialisation.
Die Entwicklungspsychologie ist sogar davon überzeugt, dass der Wert des Märchens für die kindliche Entwicklung auch im 21. Jahrhundert ungebrochen ist und auch bleiben wird.
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