Hochsprache, Dialekt

Wie im Deutschen gibt es auch im Englischen eine allgemein verständliche Hochsprache und zahlreiche Dialekte, die nur in bestimmten Gegenden gesprochen werden. Manchmal ist ein Dialekt aus dem Süden für jemandem aus dem Norden völlig unverständlich und umgekehrt, man denke an den Gegensatz von beispielsweise Bayrisch und Plattdeutsch.

Moderne Dialekte

Im gegenwärtig gesprochenen Englisch existieren viele moderne Dialekte. Der moderne Dialekt mit dem höchsten gesellschaftlichen Ansehen wird als Standard English bezeichnet. Diese englische Hochsprache wird von den gebildeten Muttersprachlern gesprochen, d.h. Menschen, die eine gute Schulbildung und oft zusätzlich einen Universitätsabschluss haben.
Jeder Muttersprachler beherrscht neben dem Standardenglisch auch eine regionale Variante. Die meisten Menschen wachsen an ihrem Heimatort mit einem bestimmten Dialekt auf, den sie automatisch erlernen und im Laufe ihres Lebens schwer ablegen können. Es gibt nur wenige, denen es gelingt, nach der Kindheit noch einen anderen Dialekt zu lernen und diesen so gut zu sprechen, dass er waschecht klingt.
Sprachwissenschaftler bezeichnen einen Dialekt auch als regionale Varietät. Genau betrachtet spricht jeder Muttersprachler zwei Dialekte: eine Varietät, die das Standardenglisch aus dem Fernsehen bzw. Radio ist oder diesem sehr nahekommt. Dieses Englisch wird auch als BBC Englisch bezeichnet (BBC = British Broadcasting Corporation). Die andere Varietät hat typische regionale Merkmale und lässt daher auf den Heimatort des Sprechers schließen.

Traditionelle Dialekte

Neben den modernen gibt es auch traditionelle Dialekte. Sie sind die sprachgeschichtlich älteren Varianten. Nur etwa 10 Prozent der Gesamtbevölkerung sprechen einen traditionellen Dialekt, die Mehrheit der Briten spricht eine moderne Varietät. Man hört traditionelle Dialekte vor allem in ländlichen Gegenden: Die Sprecher sind meist ältere Menschen, die in der Landwirtschaft tätig sind oder waren. Viele Wörter der traditionellen Dialekte stammen daher aus diesem Alltags- und Arbeitsbereich und sind schon für jüngere Muttersprachler nahezu unverständlich, für Ortsfremde sowieso.
Verschiedene Faktoren haben die Rahmenbedingungen für die modernen Dialekte geschaffen. Vor allem die Industrialisierung hat indirekt auf die Sprache gewirkt, da die Zahl der Einwohner in den Städten vor allem im 19. Jahrhundert stark zugenommen hat. Auch der Ausbau des Gütertransports im 19. Jahrhundert hat neue Möglichkeiten für den Sprachkontakt geschaffen: Mittels der Railway wurden nicht nur Waren, sondern auch die Sprache transportiert. Durch die Ausweitung des Verkehrsnetzes wurden Barrieren überwunden, die den Handel und den sprachlichen Austausch bisher begrenzt oder verhindert hatten.
Im 20. Jahrhundert haben besonders die Medien, vor allem Fernsehen und Radio, dazu beigetragen, einen sprachlichen Standard festzulegen und zu verbreiten.

Die Veränderung der Sprache

Wenn es lange Zeit keine englische Standardsprache gegeben hat, sondern viele unterschiedlich traditionelle Dialekte, stellt sich die Frage, welche Wörter den Wortschatz des BBC English ausmachen.
Der moderne Dialekt Standardenglisch ist entstanden, indem sich jeweils ein Begriff aus den traditionellen Dialekten als moderner Standard etabliert hat. Die Bezeichnungen anderer Dialekte sind deshalb nicht verloren gegangen, sondern werden in ihren Heimatregionen weiterverwendet, sind aber für die Mehrheit der Briten nicht unbedingt verständlich. Sprachwissenschaftler nennen Bezeichnungen, die sich nicht als Standardbegriff etablieren können, dialektale Varianten.
Als Beispiel soll das Wort Turnschuhe dienen, die im Standardenglisch meist als trainers oder auch gymshoes bezeichnet werden. In den Varianten der modernen Dialekte hört man zahlreiche andere Begriffe: Im Nordosten werden sie sandshoes genannt, in der Merseyside-Region gollies. Im Norden und in der Mitte Englands nennt man sie pumps, was für deutsche Muttersprachler die Gefahr eines false friend birgt. Im Südwesten hingegen heißen sie daps, zum Südosten hin plimsolls. Die beiden Bezeichnungen des Standardenglisch, trainers oder gymshoes, werden überall im Land verstanden.
Für zahlreiche Wörter aus den traditionellen Dialekten gibt es hingegen oft keine Entsprechung im Standardenglisch. Das kann daran liegen, dass z. B. ein bestimmtes landschaftliches Gerät aufgrund der technischen Weiterentwicklung nicht mehr verwendet wird und seine Bezeichnung daher im modernen Englisch überflüssig geworden ist. So erklärt sich, dass traditionelle Dialekte einen größeren Wortschatz aufweisen als das Standardenglisch.
Diese Tendenz zur Vereinheitlichung der Sprache wird auch an den Bezeichnungen für Mädchen deutlich: Im Standardenglisch verwendet man girl. Neben diesem Begriff ist in anderen modernen Dialekten auch lass verbreitet (die männlichen Entsprechungen dazu sind boy und lad). In den traditionellen Dialekten existieren aber zudem Bezeichnungen wie maiden, wench, mawther. Gerade maiden führt die sprachliche Verwandtschaft des Englischen und des Deutschen vor Augen, da wir die Wörter Maid und Mädel kennen.

Ursprung der sprachlichen Neuerungen

Generell lässt sich feststellen, dass die sprachliche Prägung jeweils von größeren Städten auf die ländlichere Umgebung wirkt. Sprachliche Neuerungen gehen von Städten, nicht von Dörfern aus. So beeinflusst London die angrenzenden sogenannten Regionen Essex, Hertfordshire, Teile von Buckinghamshire und Berkshire, Surrey und Kent (die sogenannten Home Counties).
Die in den Northwest Midlands gelegene Großstadt Manchester beeinflusst ihre Umgebung. Diese Verbreitungsrichtung von sprachlichen Trends ist ebenso in der Gegend um Liverpool nachweisbar, dem städtischen Ballungszentrum der Merseyside-Region und Heimat der Beatles, wie um Birmingham in den West Midlands.
Die meisten sprachlichen Neuerungen gehen in England vom Südosten aus, grob gesagt von der Hauptstadt London und ihrer Umgebung.
Der in der London gesprochene Dialekt heißt Cockney. Typische Wörter und grammatische Eigenarten dieses Dialekts gehen auch mit einer auffälligen Aussprache einher: In London kann man auf engem Raum den starken Kontrast von polite pronunciation, dem im Englischunterricht angestrebten Ideal, und dem Cockney-Akzent hören.
Die Veränderung der Sprache steht in Zusammenhang mit anderen Veränderungen im Land. Während die Größe der Städte und die Zahl von Leuten, die moderne Dialekte sprechen, zunimmt, verringert sich gleichzeitig die Zahl der traditionellen Dialektsprecher. Die Gegenden, in denen traditionelle Dialekte gepflegt werden, nehmen zahlenmäßig und flächenmäßig immer mehr ab. Sie werden also zu einer Art Inseln mit bestimmten sprachlichen Merkmalen im Meer der modernen Dialekte, allen voran das Standardenglisch.

Stand: 2010
Dieser Text befindet sich in redaktioneller Bearbeitung.

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