Die ursprüngliche, aus zurückliegenden Jahrhunderten stammende Folk Music erfuhr mit der Entwicklung der modernen Gesellschaft einen drastischen Rückgang. Dabei spielen z. B. die Industrialisierung, die Zunahme der Städte und der Aufstieg des Kapitalismus eine große Rolle. Die für den Menschen daraus resultierenden sozialen Folgen, das Leben in der Großstadt und der Verlust herkömmlicher Gemeinschaftsgefüge verdrängten das sonst zum alltäglichen Leben gehörende Singen von Folks Songs und machten den Weg frei für die stärkere Entwicklung der Popular Music.
Diese Musikform unterscheidet sich zur Folk Music darin, dass der Fokus nicht mehr auf der aktiven Beteiligung des Einzelnen liegt. Es handelte sich eher um passive Musik, der man zuhört, die aber nicht mehr zur Mitmachen animierte. Die Inhalte der Popular Music wurden nicht mehr wie früher bei der Folk Music an die nächste Generation weitergeben. Die Verbreitung erfolgte schnell über das Radio, später über das Fernsehen, über Schallplatten und CDs.
Als offensichtlich wurde, dass die ursprüngliche Folk Music Gefahr lief, mehr und mehr aus den Traditionen der unterschiedlichsten Kulturkreise zu verschwinden, begannen zahlreiche Bemühungen, durch wissenschaftliche Arbeiten und Folk Revivals wieder an die frühere Musik anzuknüpfen.
Eine bedeutende Wiederbelebung von Elementen der Folk Music entwickelte sich in den 1960er-Jahren, als Musiklegenden wie JOAN BAEZ, BOB DYLAN und PHIL OCHS durch Vermischung von Elementen des Rock 'n' Roll, der Country Music und der traditionellen Folk Music eine neue Form der Popular Music schufen. Neben den üblichen Themen über Natur, Heldentaten, Liebe und Freundschaft rückten nun verstärkt auch politische und sozialkritische Themen in den Mittelpunkt.
Die traditionelle australische Folk Music blickt größtenteils auf anglo-irische Wurzeln zurück und thematisiert das Leben in der rauen Umgebung Australiens in früheren Zeiten. Im späteren multikulturellen Australien, das als klassisches Einwanderungsland gilt, trafen dann die unterschiedlichsten Varianten der Folk Music, welche die Immigranten aus ihren Heimatländern mitbrachten, zusammen.
Die Gewöhnung an ein neues Umfeld, speziell in einem so ungewöhnlichen Land, fiel vielen Einwanderern dann leichter, wenn die Traditionen des Heimatlandes bewahrt und Bräuche weiterhin ausgeübt werden konnten. Dazu gehörte eben auch die Folk Music, die besonders in noch sehr ländlich geprägten Ursprungsländern wie Ungarn oder Irland noch gegenwärtig war und in Australien in den entsprechenden Gemeinschaften weiterhin gesungen wurde. Aus diesem Grund existieren in Australien heute besonders viele Sänger und Gruppen, die entweder die ursprüngliche Folk Music repräsentieren oder Elemente davon mit neuen Einflüssen mischten.
Die wohl bekannteste Folk-Pop-Band sind THE SEEKERS, die sich 1962 gründeten und nach vielen Erfolgen und Konzerten in Australien, Neuseeland und Großbritannien 1968 wieder trennten. Auf einer Revival-Tour in den 1990er-Jahren kamen THE SEEKERS noch einmal zusammen und gaben etwa 100 Konzerte. Ein sehr bekannter Song der Gruppe ist Waltzing Matilda, oft als inoffizielle Nationalhymne Australiens interpretiert, dessen Text 1895 von ANDREW BARTON PATERSON geschrieben wurde und dessen Melodie schottischen Ursprungs ist.
Aber auch heute noch ist die Folk Music durch Solokünstler und Bands wie MIA DYSON, die BILLABONG BAND, CELTIC DREAMTIME oder MY FREIND THE CHOCOLATE CAKE sehr präsent.
Folk Music ist in Australien sehr populär, wie die zahlreichen Clubs und Festivals beweisen. Der Victorian Folk Music Club in Melbourne gehört zu den ältesten Folk Clubs Australiens. Die Ursprünge des Clubs gehen auf die BUSHWACKER'S BAND - später BILLABONG BAND - aus dem Jahre 1955 zurück. Die Band verzeichnete schnelle Erfolge und einen enormen Zuwachs an Fans. Neben monatlichen Sessions für die Fans kam es 1959 dann zunächst zur Gründung des Victorian Bush Music Club, der einige Jahre später in den Victorian Folk Music Club umbenannt wurde.
Ziel der Vereinigung war die Wiederbelebung der australischen Folk Traditions, auch durch den Einschluss neuerer Lieder mit zeitgenössischen Inhalten, die jedoch in traditionellem Stil verfasst wurden. Neben diversen monatlichen Publikationen knüpfte der Club auch Kontakte zu einzelnen Sängern und Bands und organisierte Festivals, wie das heute noch stattfindende Nariel Festival zu Silvester und das National Folk Festival zu Ostern. Jeder Bundesstaat verfügt über eine große Anzahl an Festivals. Die meisten Veranstaltungen finden in New South Wales und Victoria statt, die im Vergleich zu Queensland oder dem Northern Territory über günstigere klimatische Bedingungen verfügen. Aber selbst Tasmania, als kleine Insel im Süden Australiens manchmal übersehen, feiert das Cygnet Folk Festival und das Tamar Valley Folk Festival. Das wohl bekannteste und 2006 zum 30. Mal stattfindende Festival ist das Port Fairy Folk Festival, auf dem alljährlich sowohl nationale als auch internationale Künstler zusammentreffen und an drei bis vier Tagen das kleine Dorf Port Fairy an der Südküste zur Metropole machen. Historisch gesehen auch ein interessanter Ort: Hier an der Südküste Australiens trafen die ersten Schiffe der Einwanderer ein.
Wichtige Instrumente in der australischen Folk Music sind natürlich Banjos, mitunter auch Didgeridoos, Rainmaker, Hurdy-Gurdies (Drehleier), Dulcimers (Hackbrett), Gitarren, Geigen, Harfen, Hornpipes (walisisches Blasinstrument), Marimbas (hölzernes Xylophon), Mandolinen, Bodhrans (flache irische Trommel), Ukulelen und aufgrund der Vielfalt an unterschiedlichen musikalischen Einflüssen noch viele andere mehr.
Stand: 2010
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