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- 5 Umgang mit Texten und Medien
- 5.3 Literarische Texte
- 5.3.1 Erzähltexte
- Detective Stories
EDGAR ALLAN POEs Erzählungen The Murder in the Rue Morgue (1841), The Mystery of Marie Rogèt (1842) und The Purloined Letter (1845, dt. Der gestohlene Brief) bilden den Auftakt für eines der beliebtesten Produkte der Literatur, die Detektivgeschichte. POE führte den Prototypen des great detective in die Literatur ein: Auguste Dupin, ein Exzentriker, dessen außergewöhnliche Beobachtung, dessen Intelligenz und dessen wissenschaftliche Methoden, gleich neben der Figur des Verbrechers, im Zentrum des Interesses stehen.
WILKIE COLLINS schrieb die ersten englischen Kriminalromane: The Woman in White (1860) and The Moonstone (1868).
Zwei berühmte Kriminalautoren des 19. Jahrhunderts sind SIR ARTHUR CONAN DOYLE (1859-1930) und GILBERT KEITH CHESTERTON (1874-1936). DOYLE ist der Erfinder des weltberühmten Sherlock Holmes und seines Partners Dr. Watson. Auch der Amateurdetektiv Sherlock Holmes ist ein Mann von überdurchschnittlicher Intelligenz und exzentrischen Lebensgewohnheiten.
CHESTERTONs Held, der liebenswürdige Father Brown, betrachtet Gesetzesbrecher nicht als Kriminelle, die hinter Gitter gehören, sondern als verlorene Seelen, die der Rettung bedürfen. Die Father Brown Geschichten wurden veröffentlicht in The Innocence of Father Brown (1911) und The Wisdom of Father Brown.
Drei Merkmale machen eine Detektivgeschichte aus:
Von einer Detektivgeschichte erwartet der Leser auch eine gehörige Portion Spannung (suspense). Diese wird durch die Rückschläge und Sackgassen während der Untersuchung des Verbrechens erzeugt. Häufig scheint der Detektiv schon kurz vor der Aufklärung des Verbrechens zu stehen, wenn sich ein Alibi als Irrtum entpuppt oder ein bei den Verhören ausgestreuter Hinweis in die falsche Richtung führt. Diese falschen Fährten werden im Englischen als red herrings bezeichnet.
Der Detektiv, der in der Regel ein schafsinniger Beobachter ist, löst das Verbrechen auf dem Wege der Schlussfolgerung. Alle Fragen, die das Verbrechen aufwirft, werden vollständig beantwortet, um eine lückenlose Beweiskette aufstellen zu können. Nur dann kann der Verbrecher überführt werden. Der Leser begleitet den Detektiv auf seiner Spurensuche, die zur Lösung des Verbrechens führt.
Viele Autoren haben POEs und DOYLEs Vorgehensweise kopiert:
AGATHA CHRISTIE (1891-1976), deren Detektivfiguren weltweit bekannt sind: der exzentrische Belgier Hercule Poirot und die Amateurdetektivin Miss Marple. AGATHA CHRISTIE war eine äußerst produktive Autorin von murder mysteries. Sie schrieb insgesamt 76 Kriminalromane und Erzählbände.
Lord Peter Wimsey ist der vornehme aristokratische Amateurdetektiv in den 14 Romanen und Erzählbänden, die DOROTHY LEIGH SAYERS (1893-1957) seit 1923 geschrieben hat, wie z. B. Whose Body? (1923); Unnatural Death (1927), The Nine Tailors (1934), Gaudy Night (1935).
MICHAEL INNES (1906-94), Pseudonym für JOHN INNES MACKINTOSH STEWART schrieb z. B. Hamlet, Revenge (1937) und Appleby's End (1945)
Die Verbrechen, die die Detektive von P. D. JAMES, RUTH RENDELL und MINETTE WALTERS aufzuklären haben, gehen nicht auf Bandenkriminalität oder berufsmäßiges Verbrechen zurück. In den Romanen der drei Autorinnen geht es um Morde, die in scheinbar normalen Familien stattfinden. Durch besondere Umstände, die manchmal in der Vergangenheit zu suchen sind, gerät eine der Figuren in eine ausweglose Lage. Den Motiven für das Verbrechen wird bei JAMES, RENDELL und WALTERS besonders viel Aufmerksamkeit gewidmet.
P. D. JAMES (1920) ist die große alte Dame unter den Kriminalautorinnen. Die Hauptfigur ihrer Romane ist Commander Adam Dalgliesh of Scotland Yard, z. B. in Original Sin (1994), Death in Holy Orders (2001) und The Murder Room (2003).
RUTH RENDELLs (1930) Detektive heißen Inspector Wexford und Detective Inspector Michael Burden, z. B. in Shake Hands Forever (1975) und in Simisola (1994). Sie hat auch Kriminalromane unter dem Namen BARBARA VINE veröffentlicht.
Auch die amerikanische Literatur weist eine Tradition der Kriminalliteratur mit berühmten Autoren auf, deren Bücher in viele Sprachen übersetzt worden sind.
DASHIELL HAMMETT (1894-1961) wurde durch seine Kriminalromane The Maltese Falcon (1930) and The Thin Man (1934) berühmt. Er war in der Lage, seine Fälle mit einer gewissen Authentizität darzustellen, da er selbst zwischen 1915 und 1922 als Angestellter der Pinkerton Detective Agency in Baltimore und San Francisco tätig gewesen war. HAMMETT gilt als der erst wichtige Vertreter der sogenannten Hard-Boiled School of Detective Fiction, die auch Schilderungen von Gewalt und Verbrechen enthält. HAMMETTs Detektiv, das sogenannte Private Eye, wird schon mit den Ermittlungen beauftragt, bevor das eigentliche Verbrechen begangen worden ist. Vielmehr entwickelt sich das Verbrechen im Laufe der Erzählung, ohne dass der Detektiv es verhindern kann. Im Laufe seiner Ermittlungen kommt der Detektive in Kontakt mit der Unterwelt und muss sich selbst gegen die Gewalt der Kriminellen zur Wehr setzen.
RAYMOND CHANDLER (1888-1959), ebenfalls ein Vertreter der Hard-Boiled School, ist der Erfinder des Philip Marlowe, des zähen und hartnäckigen Private Eye, der die Hauptfigur in The Big Sleep (1939), Playback (1958) und vielen Kurzgeschichten darstellt.
EARL STANLEY GARDNER (1889-1970) schrieb ein große Anzahl von Kriminalromanen, in denen der Rechtsanwalt Perry Mason die Verbrechen aufklärt, von The Case of the Velvet Claws aus dem Jahr 1933 bis zu The Case of the Postponed Murder im Jahr 1973.
ELLERY QUEEN ist das Pseudonym für das Autorenteam FREDERIC DANNAY und MANFRED B. LEE. Auf The Roman Hat Mystery (1929), ihren ersten Erfolg, folgten 33 Romane und Erzählbände über Inspector Richard Queen vom New York Police Department und seinem Sohn Ellery Queen.
HARRY KEMELMAN (1908-1996) ist der Autor der Rabbi Small Kriminalromane, in denen der jüdische Rabbi David Small sich neben der Betreuung seiner Gemeinde auch als Amateurdetektiv betätigt, z. B. in Friday the Rabbi Slept Late (1964) und That Day the Rabbi Left Town (1996).
PATRICIA HIGHSMITH (1921-1995) Tom Ripley, ein Krimineller, ist der wohl bekannteste ihrer Romanfiguren, z. B. in The Talented Mr. Ripley (1955; mit Alain Delon in der Rolle des Mr. Ripley verfilmt). Ripley under Water (1991) ist der letzte Titel der Ripley-Serie. PATRICIA HIGHSMITH stellt bevorzugt Figuren mit Persönlichkeitsstörungen oder gespaltenen Persönlichkeiten dar. HIGHSMITHs Romane stellen allgemeingültige Vorstellung von Normalität in Frage. Die Bedrohung scheint allgegenwärtig zu sein. Mit Andeutungen und Anspielungen drückt sie im Beispiel die Bedrohung aus, die von einer der scheinbar normalen Personen ausgeht.
ELIZABETH GEORGE (1949) wählt, obwohl sie selbst Amerikanerin ist, England als Schauplatz ihrer Romane. Sie lässt Inspector Linley und Sergeant Barbara Havers die Hintergründe von Verbrechen aufklären, z. B. in A Great Deliverance (1988); A Place of Hiding (2003).
SARA PARETSKY (1947) schreibt Krimis der Hard-Boiled School mit Privatdetektivin Vi Warshawski als Hauptfigur. Vi Warshawski und ihr ausgeprägter Gerechtigkeitssinn lassen sich, ähnlich wie bei Philip Marlowe, weder durch Drohungen noch durch bloße Gewalt abschrecken. Im Mittelpunkt stehen Verbrechen gegen soziale Randgruppen, Wirtschaftkriminalität und Korruption, wie in Indemnity Only (1982), Blacklist (2003).
Stand: 2010
Dieser Text befindet sich in redaktioneller Bearbeitung.
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