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- Australien, Bildungssystem
Der am meisten verbreitete Schultyp ist die government school bzw. state school, die der direkten Aufsicht der Bundesbehörde für Erziehung und Bildung unterstellt sind.
Staatliche Schulen sind Tagesschulen, die Schulzeit beginnt in der Regel um 9 Uhr und endet um 15:30 Uhr. Sie erheben keine oder wenn, dann nur geringe Schulgebühren. Neben diesen staatlichen Schulen existieren noch private schools, die, unabhängig einer kirchlichen oder nicht-kirchlichen Ausrichtung, weitaus höhere Schulgebühren verlangen. Privatschulen machen etwa ein Viertel der australischen Schulen aus und unterstehen auch der staatlichen Schulaufsicht, jedoch sind sie unabhängig bei der Wahl des Lehrpersonals und bei der Aufnahme der Schüler.
Die nicht-kirchlichen Privatschulen bieten oft eine Spezialisierung auf eine bestimmte Fachrichtung an (Naturwissenschaften, Sprachen usw.). Katholische Privatschulen sind aus historischen Gründen zahlreich vorhanden, wobei sehr viele eher geringe Gebühren erheben.
Die restlichen Privatschulen sind dann protestant, military und grammar schools.
Neben diesen Schulformen existieren auch in Australien solche, die sich an einem besonderen Erziehungssystem orientieren, wie z. B. Montessori-Schulen. Sie werden privat geführt. Die meisten australischen Schüler tragen Uniformen, wobei dieser dress code in Queensland und dem Northern Territory wegen der extremen klimatischen Bedingungen weniger strikt betrachtet wird.
Das australische Schuljahr beginnt im Januar/Februar und endet im Dezember. Das Schuljahr wird in vier Quartale gegliedert. Zwischen den einzelnen Schulblöcken sind immer drei Wochen Ferien. Beim Schuljahreswechsel haben die Schüler wie in Deutschland sechs Wochen Ferien.
Die erste Bildungsstufe besteht meistens aus pre-kindergarten und kindergarten education, auf die dann die ersten sechs Jahre Schule folgen. Da jeder Bundesstaat seine Bildungspolitik selbst regeln kann, kommt es vielerorts zu unterschiedlichen Einstufungen: Während die meisten Staaten bereits das Kindergartenjahr als Year 1 betrachten und sich die Schüler in der sechsten Klasse folglich in Year 7 befinden, klammert New South Wales die Kindergartenzeit aus und beginnt erst mit dem ersten Schuljahr die Zählweise Year 1. Ein Schüler der sechsten (Schul-)Klasse ist daher in diesem Bundesstaat in Year 6 (ähnlich wie in Deutschland). In den kommenden Jahren ist jedoch in sämtlichen Bundesstaaten geplant, alle Fünfjährigen Kinder in die preparatory school einzuschulen und somit einheitliche Standards für diese Stufe zu setzen.
In der zweiten Bildungsstufe schließen sich an die primary education die junior und senior secondary school an, die allgemein als high school bezeichnet werden. Der Bundesstaat Victoria führte im Jahre 1989 die Bezeichnung secondary college ein.
Die primary und junior secondary school umfassen zusammen zehn Schuljahre. Danach können die Schüler die Schule verlassen, um eine Berufsausbildung an einer berufsbildenden staatlichen oder privaten Berufsakademie (TAFE-Technical and Further Education) aufzunehmen. Die meisten Schüler besuchen aber im Anschluss an die junior secondary school noch die senior secondary school, welche das 11. und 12. Schuljahr beinhaltet und die nach erfolgreichem Abschluss (matriculation) zum Hochschulstudium berechtigt.
Wiederum durch die unterschiedlichen Kompetenzen im Bildungssektor bedingt, haben die Bundesstaaten unterschiedliche Indizes, nach denen die Befähigung zur Aufnahme eines Hochschulstudiums gemessen wird. In jedem Staat gibt es daher andere Abschlussprüfungen, deren Ergebnisse aber im ganzen Land übertragbar sind, wodurch die Schüler vergleichbare Qualifikationen für ein Studium vorweisen können.
Stete Diskussionen rufen die selective government schools hervor. Diese Schulen nehmen nur die begabtesten Schüler auf, was dazu führt, dass die Schulen im Rahmen eines Vergleichs der Abschlussprüfungsergebnisse für gewöhnlich an oberster Position wiederzufinden sind. Um auf eine solche Schule aufgenommen zu werden, muss ein schwieriger Test bestanden werden, der in der Öffentlichkeit hinsichtlich seiner Schwierigkeit mitunter als reiner Konkurrenzkampf zwischen den selective government schools kritisiert wird.
Die abschließende Stufe des australischen Bildungssystems zeichnet sich durch einen gut strukturierten und abgestimmten Aufbau aus. Die einzelnen Qualifikationsstufen bauen systematisch aufeinander auf und ergänzen sich. Insgesamt zwölf Abschlüsse bilden das sogenannte Australian Qualifications Framework. Jedem Absolventen der secondary school wird durch die große Auswahl ein auf die jeweiligen Fähigkeiten zugeschnittener, individuell gestaltbarer Ausbildungsweg ermöglicht. Die Studenten können eine Abschlussstufe auf die nächste aufbauen, ohne dabei zu befürchten, dass die vorher absolvierte Ausbildung hinsichtlich des nächsten Abschlussziels ohne Nutzen gewesen wäre. Entscheidet sich der Schulabgänger z. B. für eine Berufsausbildung an der Berufsakademie (TAFE), absolviert diese und möchte danach jedoch noch an eine Universität gehen, so wird ihm der Abschluss des advanced diploma angerechnet und er kann durch die Gewährung des advanced standing mit dem zweiten Studienjahr eines Hochschulstudiums beginnen.
Dadurch wird ersichtlich, dass die Ausbildung an der Berufsakademie nicht vergeudet war, sondern den Einstieg in das Studium sogar erleichterte.
Die Studiengänge an australischen Universitäten bestehen nicht wie in Deutschland aus einem Grund- und einem Hauptstudium. Undergraduate studies nennt sich das erste Studium, das zum Abschluss, dem Bachelor Degree führt. Pro Semester absolviert man meist drei bis vier Kurse, in denen Referate gehalten und Essays geschrieben werden. Eine Abschlussprüfung am Ende des drei bis viere Jahre dauernden Studiums gibt es nicht. Inhalte des Bachelor Studiums sind das Vermitteln wissenschaftlichen Arbeitens, der Erwerb von Strategien und das Aneignen auch fachübergreifender komplexer Zusammenhänge.
Aufbauend auf das berufsqualifizierende Bachelor Degree wird jedes weiterführende Studium postgraduate studies oder auch graduate studies genannt. Ein solches Studium kann auch - mit Ausnahme der Naturwissenschaften - ohne ein vorheriges fachverwandtes Aufbaustudium absolviert werden. Viele Studenten nutzen diese Chance, z. B. nach einem Aufbaustudium und einigen Jahren Berufstätigkeit, zur Vertiefung in ihrem Fach oder zur beruflichen Neuorientierung.
Die postgraduate studies bauen stufenweise aufeinander auf und beginnen mit dem graduate certificate, ein intensives, beruflich-praktisches orientiertes Aufbaustudium. Es dauert meist nur ein Semester und wird zur Aneignung einer beruflichen Spezialisierung und Zusatzqualifikation genutzt.
Ein ähnliches, zwei Semester dauerndes graduate diploma erweitert die Qualifikation noch mehr und ermöglicht den Wechsel in ein master programm, der dritten Stufe der postgraduate studies. Der Master-Studiengang dauert in der Regel zwei bis vier Semester und erfordert ein Bachelor Degree oder mehrjährige Berufserfahrung. Die Master- Studiengänge werden als master by coursework (es werden Kurse besucht) oder master by research (eine Forschungsarbeit steht im Vordergrund) durchgeführt.
Das Doctoral Degree ist schließlich die höchste universitäre Qualifikation. Die dabei zu erstellende Forschungsarbeit umfasst in etwa drei Jahre.
Es zeigt sich somit, dass das flexible System der Anerkennung von Studienleistungen es einer Vielzahl von Studenten ermöglicht, ihren individuellen Qualifizierungsvorstellungen nachzugehen und die unterschiedlichsten erworbenen Abschlüsse aufeinander aufzubauen.
Im internationalen Vergleich bietet das australische Bildungssystem viele Vorteile, eben auch für internationale Studenten, die einen leichten Einstieg in den ihrem Leistungsstand entsprechenden Studiengang finden können.
Stand: 2010
Dieser Text befindet sich in redaktioneller Bearbeitung.
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