ARTHUR MILLER wurde als Sohn eines jüdischen Fabrikanten 1915 in New York geboren. Die zunächst florierende Firma seines Vaters musste in der Depression der 1930er-Jahre Konkurs anmelden. So erlebte MILLER sowohl den wirtschaftlichen Aufstieg wie auch den sozialen Zusammenbruch hautnah in der eigenen Familie mit.
MILLER studierte Theaterwissenschaften an der University of Michigan in Ann Arbor. Um sein Studium zu finanzieren, war er unter anderem als Tellerwäscher, Lastwagenfahrer und Fabrikarbeiter tätig. Nach seinem Studium arbeitete er für das Federal Theatre Project.
Er lebte nach dem Zweiten Weltkrieg als Hörspielautor und freier Schriftsteller in Hollywood und New York. Der Durchbruch gelang ihm mit den gesellschaftskritischen Dramen All my Sons (1947, dt. Alle meine Söhne) und Death of a Salesman.
Während der McCARTHY-Ära (1950-1954), als es in den USA unter dem Senator MCCARTHY zu einer Verfolgungswelle von Kommunisten kam, wurde auch MILLER Opfer, da viele seine Einstellung „unamerikanisch“ fanden. Er wurde wegen „unamerikanischer Umtriebe“ zu einer Geldbuße und zu einer Freiheitsstrafe verurteilt.
Von 1956 bis 1961 war MILLER mit MARILYN MONROE verheiratet und geriet in die Schlagzeilen der Klatschpresse. Für sie verfasste er das Drehbuch zum Film The Misfits (1961, dt. Nicht gesellschaftsfähig), doch die Ehe zerbrach.
1962 heiratete er die österreichische Fotografin INGE MORATH, mit er bis zu ihrem Tod 2002 zusammenlebte. Von 1965 bis 1969 stand er dem Internationalen PEN-Club (Schriftstellerverband) als Präsident vor. MILLER erhielt neben weiteren wichtigen Auszeichnungen den Pulitzer-Preis und den John-F.-Kennedy-Award für sein Lebenswerk. Er verstarb am 10. Februar 2005 im Alter von neunundachtzig Jahren.
ARTHUR MILLER gilt als einer der führenden Vertreter des modernen amerikanischen Theaters, der in Anlehnung an seine Vorbilder, besonders HENRIK IBSEN und EUGENE ÓNEILL, gesellschaftskritische Themen mit neuen technischen Mitteln weitgehend realistisch auf der Bühne darstellt. Das Theater ist für ihn - genauso wie für HENRIK IBSEN - ein Mittel der Aufklärung. Wie für diesen spielt auch für MILLER die Vergangenheit der Figuren eine wichtige Rolle - von hier aus wird deren Entwicklung analytisch beleuchtet. Deshalb vertritt MILLER das traditionelle, realistische Illusionstheater.
Der Eindruck des finanziellen Debakels, den MILLER in seiner eigenen Familie miterlebte, prägte seine kritische Einstellung zum Kapitalismus. Diesen sieht MILLER als System, in dem menschliche Ideale dem Profitstreben geopfert werden, wobei sich die Hoffnungen des kleinen Mannes als illusionär und trügerisch erweisen - so etwa in All my Sons, MILLERs erstem großen Theatererfolg. Es erzählt die Geschichte des nach außen hin wohl situierten und angesehenen Fabrikanten Joe Keller, der von seiner dunklen Vergangenheit eingeholt und vernichtet wird.
In MILLERs bekanntestem Stück Death of a Salesman sieht der Handlungsreisende Willy Loman für sich keinen anderen Ausweg als den Selbstmord, da all seine Lebensziele entwertet wurden. Weil er zu alt ist und keinen Erfolg als Vertreter hat, wird er entlassen.
Seine Söhne haben ebenfalls versagt. Auch in diesem Stück kommt es zur Katastrophe, weil dem Profitstreben alle anderen menschlichen Werte geopfert wurden. Vor dem heutigen Hintergrund gesellschaftlicher Probleme wie Globalisierung, Arbeitslosigkeit und Vergreisung hat das Stück nichts von seiner Aktualität eingebüßt. Mit dem Mittel der Rückblende beschreibt MILLER geschickt Lomans Vergangenheit, in der er und seine Familie noch Illusionen und Träume hatten.
Die politischen, auf Kommunisten gerichteten Verfolgungen des amerikanischen Senators McCARTHY in den 1950er-Jahren bilden den Hintergrund des Theaterstücks The Crucible (1953, dt. Hexenjagd). MILLER verbindet die puritanischen Hexenprozesse von Salem im Jahr 1692 mit den Ereignissen der Gegenwart. Anhand des Stückes wird exemplarisch dargestellt, wie leicht Aberglaube, Intoleranz und Fanatismus eine scheinbar demokratische Gemeinschaft zerstören können.
Die späteren Stücke MILLERs betonen die individuelle Verantwortung des Menschen, so z. B. After the Fall (1964, dt. Nach dem Sündenfall) und The Creation of the World and Other Business (1973, dt. Die Erschaffung der Welt und andere Geschäfte).
Die Dramen MILLERs weisen sich durch Zeitlosigkeit und Aktualität aus: Sowohl Death of a Salesman als auch The Crucible wurden immer wieder neu verfilmt. Das Drehbuch für die Verfilmung von The Crucible im Jahr 1957 schrieb JEAN-PAUL SARTRE (Les Sorcières de Salem/Die Hexen von Salem, Regie: RAYMOND ROULEAU). Als Schauspieler wirkten YVES MONTAND und SIMONE SIGNORET mit.
Der Film zu Death of a Salesman wurde unter anderem 1985 mit DUSTIN HOFFMAN in der Hauptrolle gedreht. MILLER selbst schrieb hier das Drehbuch, und VOLKER SCHLÖNDORFF führte Regie. 1999 wurde das Stück am Broadway wieder aufgenommen und gewann den Tony Award for the Best Revival.
Dramen
A View from the Bridge (1955, dt. Blick von der Brücke)
Incident at Vichy (1965, dt. Zwischenfall in Vichy)
The Archbishop's Ceiling (1984, dt. Im Palais des Erzbischofs)
I Can't Remember Anything (1986), Clara (1986, beide dt. unter dem Titel Danger, memory!)
The Ride Down Mount Morgan (1991, dt. Talfahrt)
Broken Glass (1994, dt. Scherben)
Mr. Peter's Connections (1998)
Erzählung
I Don't Need You Anymore (1988, dt. Ich brauche dich nicht mehr)
Essay
The Theatre Essays (1978, dt. Theateressays)
Drehbücher
Playing for Time (1980, dt. Spiel um die Zeit)
Autobiografie
Timebends (1987, dt. Zeitkurven)
Stand: 2010
Dieser Text befindet sich in redaktioneller Bearbeitung.
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