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- Analyse, Musikvideo
Videoclips zu Musik wurden in den 1970er-Jahren vor allem zu Werbezwecken hergestellt. Es waren sogenannte Promos, mit denen sich die Plattenfirmen ein Bild von der jeweiligen Gruppe machen konnten. Als Prototyp dieser Promos und Vorläufer der heutigen Musikvideos gilt das Video zu dem Titel Bohemian Rhapsody von QUEEN, das 1975 entstand. Bis heute hat sich nicht verändert, dass der Videoclip für den dazugehörigen Song werben soll, nach dem Fertigstellen der Musik entsteht und sich normalerweise den Vorgaben durch die Musik unterordnen muss.
Deshalb reicht es auch nicht aus, sich bei der Analyse von Musikvideos nur auf die Bildebene zu beschränken. Stattdessen muss die Untersuchung der Beziehungen zwischen Musik- und Bildebene im Vordergrund stehen. Denn nur im Zusammenspiel mit der Musik macht ein Videoclip wirklich Sinn.
Das größte Problem stellt dabei die Vielzahl der unterschiedlichen Aspekte dar, die mit einbezogen werden können. Man kann sich unmöglich gleichzeitig auf Tempo und Klangfarbe der Musik, sowie auf Kamerabewegung und Schnittrhythmus konzentrieren. Als hilfreich bei der Analyse von Musikvideos hat sich das folgende Verfahren erwiesen:
Das getrennte Sehen und Hören von Bild und Ton schärft die Wahrnehmung und ermöglicht es, den Fokus auf rein musikalische oder filmische Gestaltungsmittel zu richten. Zusätzlich ist es aber unerlässlich, sich das Video mehrmals anzusehen und anzuhören und sich bei jeder Wiederholung auf jeweils neue Aspekte zu konzentrieren. Eine weitere Hilfe ist das sogenannte Stop-and-Go-Verfahren. Dabei wird das Video immer wieder angehalten und eventuell zurückgespult, um sich Notizen machen zu können.
Der erste Eindruck ist bei einem Musikvideo besonders wichtig, weil es ja auch beim Fernsehpublikum unmittelbar wirken und überzeugen muss. Die folgenden Fragen können bei der eigenen Einschätzung helfen:
Bei der Analyse der Musikebene geht es darum, mögliche Anknüpfungspunkte für die Bildebene zu finden. Leitfragen dazu sind:
Die Analyse der Bildebene lässt sich in inhaltliche und filmtechnische Aspekte unterteilen. In Bezug auf den Bildinhalt der Videoclips hat sich eine grobe Klassifizierung in Performance-Clips und Concept-Clips bewährt, auf die kurz eingegangen werden soll.
Beim Performance-Clip steht die musikalische Aufführung im Vordergrund; die Interpreten werden also beim Musizieren gezeigt. Das kann entweder in Form einer realistischen Musiziersituation (Konzert, Studioaufnahme) oder vor wechselnden Kulissen erfolgen. Diese Kulissen können reale Drehorte sein, werden aber zunehmend auch am Computer nachbearbeitet und verfremdet. Oft werden die gezeigten Aufführungen durch kurze Einblendungen von Filmszenen unterbrochen, die z. B. Assoziationen zum Songtext beinhalten können.
Besteht der Videoclip aus Bilderfolgen, die vom Zuschauer als eine zum Song passende Geschichte verstanden werden können, spricht man von Concept-Clip.
Natürlich gibt es auch zahlreiche Mischformen von Performance- und Concept-Clip.
Neben dieser Klassifizierung gibt es noch weitere inhaltliche Aspekte der Bildebene:
Neben der inhaltlichen Ebene, sollten auch filmtechnische Merkmale untersucht werden, zumindest die wichtigsten. Die folgenden Fragen können dafür als Ansatzpunkte dienen:
Der letzte und wichtigste Schritt der Analyse ist, Musik- und Bildebene aufeinander zu beziehen und das Zusammenwirken der beiden Ebenen zu untersuchen. Gerade in diesem Punkt zeigt sich die Vielfältigkeit und Individualität der Musikvideos, denn auch scheinbar völlig beziehungslose Musik- und Bildebenen können im Extremfall ein gelungenes Musikvideo bilden. Allgemeingültige Hinweise kann es hier deshalb nur ansatzweise geben. Trotzdem kann der folgende Fragenkatalog als Leitfaden genutzt werden:
Letztlich bietet sich an, die Analyseergebnisse in der Beantwortung der Frage zusammenzufassen, in wieweit die einzelnen Aspekte zum Gesamteindruck des Musikvideos beitragen.
Stand: 2010
Dieser Text befindet sich in redaktioneller Bearbeitung.
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