Amerika, Gründungskolonien

The Lost Colony

Es ist ein weitverbreiteter Irrglaube, dass die Besiedlung Amerikas mit den Pilgervätern (Pilgrims) und deren Schiff der Mayflower begann. Tatsächlich startete England unter Königin ELIZABETH I. bereits 1584 seinen ersten Besiedlungsversuch. SIR WALTER RALEIGH organisiert die Überfahrt von 115 Männern, Frauen und Kindern in das noch völlig unerkundete Land. Sie sollten die Besiedlungsbedingungen erforschen und Informationen liefern. Die Siedler ließen sich im heutigen North Carolina nieder und gründeten das Dorf Raleigh. Gouverneur war der mitgereiste JOHN WHITE, der bald wegen einer Schussverletzung nach England reisen musste. Als er 1590 zurückkehrte, war Raleigh menschenleer und verlassen. Bis heute ist ungeklärt, was aus diesen ersten Siedlern geworden ist. Raleigh wurde zur Lost Colony erklärt.

Die Gründungskolonien

Siebzehn Jahre später, es war nun König JAMES I. an der Macht, versuchte England es noch einmal. Unter der Führung CHRISTOPHER NEWPORTs landeten drei Schiffe Anfang des Jahres in der Chesapeakbay. Die Ankömmlinge ließen sich nieder und gründeten am 14. Mai des Jahres ihre erste Stadt, die sie zu Ehren des Königs Jamestown nannten. Das Leben in Jamestown war hart und die ersten Siedler waren schlecht vorbereitet. Eine Hungersnot kam auf.

Die Lage besserte sich erst, als CAPTAIN JOHN SMITH das Kommando übernahm und strenge Regeln einführte: Wer nicht arbeitet, bekommt nichts zu essen, lautete eine davon. SMITH nahm auch Kontakt zu den Indianern auf, lernte von Ihnen neue Anbauformen unter anderem des bis dahin unbekannten Mais. Berühmt geworden ist JOHN SMITH für seine Reiseberichte über seine Landerkundungstouren. Und für seine Schilderung der Gefangennahme durch den Indianerhäuptling POWHATAN und seine Begegnung mit dessen Tochter POCAHONTAS.
Obwohl es SMITH gelungen war, in Jamestown einigermaßen stabile Verhältnisse zu schaffen, brachen dort Chaos und Anarchie aus, als er 1609 nach England ging. Erst als der Tabakanbau als Wirtschaftsform entdeckt wurde und sich damit eine Einkommensquelle auftat, die den Siedlern nicht nur Tauschgeschäfte, sondern auch Exporteinnahmen bescherte, kehrte Ruhe ein.

1616 begann England seine organisierten Besiedlungsmaßnahmen. Interessierte konnten sich in sogenannte Charter-Companies einkaufen, das funktionierte ähnlich wie Aktien. Für das gemeinsam bezahlte Geld bekamen die Firmeninhaber vom König Land übereignet, das sie besiedeln und bewirtschaften konnten. Die erste dieser Companies war die Virginia-Company, in deren Namen Jamestown gegründet worden war. Die Kolonie wurde nach der englischen „jungfräulichen“ (virgin) Königin ELISABETH I. benannt. 1619 wurden den Siedlern in Virginia englische Staatsrechte zugesprochen (The Rights of Englishmen). Außerdem wurde ihnen erlaubt, sich selbst zu verwalten. In sogenannten Assemblies (Versammlungen) durften die Freemen, alle weißen Männer mit Landbesitz, ihre Angelegenheiten regeln. Die oberste Gerichtsbarkeit aber blieb bei der Krone, die durch Gouverneure repräsentiert wurde. 1619 wurden auch 90 Frauen nach Virginia gebracht. Der Fortbestand der Bevölkerung in der neuen Heimat war gesichert.

Wer ohne Geld aber dennoch erpicht darauf war, nach Amerika zu kommen, hatte die Möglichkeit, als Indentured Servant dorthin zu reisen. Die Indentured Servants bekamen eine kostenlose Überfahrt und etwas Land zugesichert. Im Gegenzug verpflichteten sie sich, mehrere Jahre kostenlos für die Companies zu arbeiten. So konnten in kurzer Zeit große Plantagen und Anbaugebiete erschlossen und bewirtschaftet werden. Die ersten Sklaven, die 1619 von holländischen Schiffen nach Amerika gebracht wurden, waren ebenfalls Indentured Servants mit allen Rechten und Pflichten. Bekanntlich änderte sich das aber bald zum Schlechteren für sie.

1620, zu diesem Zeitpunkt war Virginia bereits voller Leben, erreichten die Pilgrims in der der berühmten Mayflower Amerika. Die religiöse Vereinigung die in England wegen ihrer radikalen Glaubensauslegung verfolgt wurde (Seperatists), kam im November vor der Küste von Cape Cod an und gründete die erste Siedlung in Neuengland. Die Pilgrims ließen sich schließlich in Plymouth nieder. Auch für sie waren die Anfänge hart und beschwerlich. Den ersten Winter hätten sie ohne die Hilfe von Indianern, die ihnen zu Essen brachten, nicht überlebt. Ein Jahr später begingen sie mit den Ureinwohnern ein Dankfest, an dem sie ihnen Nahrungsmittel „zurück“ gaben. Bis heute wird am 26. November mit Thanksgiving an diesen Tag erinnert.

Ebenfalls in England für ihre Religion verfolgt, ließen sich die Puritaner (Non-Seperatists), von denen sich die Pilgrims abgespalten hatten, einige Zeit später in Massachusetts nieder. Heimlich hatten sie sich in die Massachusetts-Bay-Company eingekauft und waren so in offiziellen Landbesitz gekommen.
Massachusetts wurde als Ort gelebter religiöser Freiheit ein begehrtes Ziel für Verfolgte. Es wurde zur Keimzelle für neue Glaubensrichtungen und mit ihnen für neue Kolonien. ROGER WILLIAMS z. B. ging der Puritanismus in Massachusetts nicht weit genug. Öffentlich forderte er eine noch „purere“ Auslegung der Glaubensrichtung - und wurde von den Bürgern der Kolonie verwiesen. Zusammen mit Gleichgesinnten zog er in den Norden und gründete die Stadt Providence (Vorsehung), die zur Hauptstadt der neuen Kolonie Rhode Island wurde. WILLIAMS und seine Anhänger trennten Regierung und Religion streng. Sie führten als Erste in Amerika die Religionsfreiheit verpflichtend ein.

Neben den von den Charter-Gesellschaften besiedelten Kolonien gab es auch sogenannte Proprietor Colonies. Dies waren Gebiete, die der König treuen Freunden schenkte, unter der Bedingung allerdings, dass diese das ihnen übereignete Land besiedelten. Maryland war eine dieser Proprietor Colonies. 1634 schenkte König CHARLES I. das Gebiet nördlich Virginias an LORD BALTIMORE. Dessen Sohn ernannte die Kolonie zur Zufluchtstätte für verfolgte Katholiken. Auch das nördlich von Massachusetts gelegene New Hampshire war eine solche Proprietor Colony. 1629 wurde es an mehrere britische Adelige übereignet. Diese teilten das Territorium später in New Hampshire und Maine auf. Connecticut wurde ähnlich wie Rhode Island von Puritanern aus Massachusetts gegründet. Unter der Leitung THOMAS HOOKERs reisten 1634 Siedler mit Hab, Gut und Vieh in sogenannten Tracks gen Westen, um sich in der Nähe den heutigen Hartford nieder zu lassen.
Neben den Engländern hatten sich zu dieser Zeit auch andere Nationalitäten als Siedler in der neuen Welt ausgebreitet. Während Deutsche, Schotten und Iren dazu neigten, in bereits bestehende englische Kolonien zu ziehen, hatten besonders die Holländer aber auch die Schweden ihre eigenen Kolonien gegründet.

1664 übernahm der britische König CHARLES II. diese Kolonien und erklärte sie zu englischem Gebiet. England hatte nun auf einen Schlag vier neue Kolonien: New Jersey, das zusammen mit New York unter holländischer Besiedlung Neu Niederlande geheißen hatte (aus Neu Amsterdam wurde New York City), Delaware, das ursprünglich von Schweden gegründet, dann von Holländern und schließlich von den Engländern übernommen wurde. Und Pennsylvania, das 1623 ebenfalls von Holländern und Schweden gegründet worden war.

Der Bruder des Königs, JAMES, HERZOG VON YORK (und Namenspate für Staat und Stadt) übereignete das Gebiet am mittleren Atlantik dem Quäker WILLIAM PENN. Die Quäker waren wie die Puritaner eine religiöse Vereinigung, in ihrer Ausrichtung jedoch insofern radikaler, als dass sie erklärte Pazifisten waren, das heißt Kampfhandlungen und Konfliktlösungen mit Gewalt strikt ablehnten. WILLIAM PENN benannte die neue Siedlung nach seinem Vater, man sagt heute, aus Dankbarkeit weil dieser ihm Geld geliehen hatte. Er machte aus Pennsylvania eine vorbildliche Kolonie. So pflegte Pennsylvania etwa als rühmliche Ausnahme freundschaftliche Kontakte mit den Indianern, trieb Handel und kaufte ihnen Land nur mit entsprechend ausgehandelten Verträgen ab. PENNs Holy Experiment (heiliges Experiment) ging auf. Tatsächlich war PENN so erfolgreich, dass JAMES ihm auch Delaware anvertraute. Dieses sollte erst 1776, im Rahmen der amerikanischen Revolution, zum eigenen Staat werden.

Im Süden der Ostküste gründete eine Gruppe von acht Adeligen als Proprietor-Gemeinschaft, die Kolonie Carolina. Zunächst konzentrierten sie sich ganz auf den südlichen Teil, wo 1669 zu Ehren des englischen Königs die Stadt Charleston gegründet wurde. Der Anbau von Reis und Indigo, der bald auf riesigen Plantagen und nur unter Zwangsarbeit afrikanischer Sklaven zu bewerkstelligen war, verhalf Carolina zu Wohlstand. Da es lange Zeit von britischen Aristokraten dominiert wurde, pflegten die Menschen hier auch einen weitaus gehobeneren Lebensstil als im Norden des Landes, wo religiös motivierte Bescheidenheit vorherrschte. Eine weitere Besonderheit Carolinas, das sich erst 1729 in North- und South Carolina aufspaltete, war seine Verfassung, die LORD ASHLEY, Sekretär des berühmten Staatsphilosophen JOHN LOCKE ausgearbeitet hatte.

Die letzte in Amerika begründete, englische Kolonie war Georgia. 1732 vertraute König GEORGE II. es 21 Treuhändern (trustees) an. Gedacht war die zu diesem Zeitpunkt südlichste Kolonie als „Pufferzone“ zwischen den englischen und den spanischen Ansiedlungen in Südamerika. JAMES OGLETHORPE gründete 1733 die Stadt Savannah. Ab 1759 entwickelte sich auch Georgia zu einer Plantagenkolonie.

Von Neuengland zu den Südstaaten

Die 13 hier vorgestellten Staaten nennt man auch die Founding Colonies der Vereinigten Staaten. Üblicherweise teilt man sie, entsprechend ihrer geografischen Lage, drei Regionen zu. Neuengland im Norden der Ostküste, in dem mit den Puritanern eine eher europäische Lebensart gepflegt wurde, wo die wichtigsten Häfen des Landes lagen und das sich schnell zum geistigen Zentrum des kolonialen Amerikas entwickelte (1636 wurde hier das Harvard College begründet). Zu Neuengland zählen von den Gründungsstaaten New Hampshire, Rhode Island, Connceticut, Massachusetts.
Die mittleren Atlantikstaaten befinden sich unterhalb Neuenglands. Hier wurde Landwirtschaft, aber auch (Pelz-) Handel betrieben. Zu den mittleren Atlantikstaaten zählen Delaware, Maryland, New Jersey, New York und Pennsylvania.
Als Südstaaten werden Virginia, die Carolinas und Georgia bezeichnet. Hier befanden sich die großen Plantagen, auf denen Tabak, Reis, Indigo und Baumwolle angepflanzt wurden, unter großzügigem Einsatz unfreiwillig versklavter Afrikaner. Hier pflegten die Amerikaner einen aristrokratischen Lebensstil als im Norden, mit großzügigen Villen und ausschweifendem Lebensstil.
Betrachtet man diese Gegensätze, verwundert es nicht, dass nach der gemeinsam errungenen Unabhängigkeit eben diese Unterschiede zwischen feudal-verschwenderischem Süden und des religiös-asketischem Norden zum ersten großen internen Konflikt der Nation führten, dem Amerikanischen Bürgerkrieg (Civil War).

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